"Nichts wirst du sehen, aber auch gar nichts", so haben sie mich davon abbringen wollen, ausgerechnet jetzt in der Regenzeit eine Safari in Tansania zu machen. Dass Filippo die Geschichte mit einem breit zufriedenen Grinser erzählt hat einzig und allein einen Grund: Der Italiener hat viel gesehen. Sehr viel sogar. Tatsächlich kann ich aufgrund meiner Erfahrung nur bestätigen: Allen Unkenrufen und anderweitigen Gerüchten zum Trotz macht eine Safari in den Monaten März bis Mai, aber auch November - während der Regenzeit also - durchaus Sinn. Nachdem ich einmal im trockenen Dezember und einmal im verregneten April im ugandischen Murchison Falls Nationalpark war, ausserdem den Gorillas im Bwindi Nationalpark zur Regenzeit einen Besuch abgestattet habe und jetzt auch noch im tansanischen Serengeti und Umgebung war, kann ich sogar sagen: Safari zur Regenzeit?! UNBEDINGT! Und das sage ich nicht einfach so, dafür gibt es gute Gründe:
1) Das liebe Geld: Safaris sind verdammt teuer, zumindest in Ostafrika (und überall sonst vermutlich auch). In der Off-Season aber fallen die Gebühren. Bei den berühmten Berggorillas bedeutet das sogar Halbpreis: im April und Mai zahlt man in Uganda statt 600,- USD "nur" 350,- USD für den Parkeinlass und die geführte Wanderung zu den wunderbaren Tieren.
2) Abwechslung in der Landschaft: Ganz ehrlich, der Regen bringt das Schönste aus der Natur raus. Überall sprießt es, es ist grün und farbenprächtig, die Gräser sind üppig - mag vielleicht nicht dem Bild der afrikanischen Steppe entsprechen (,das ohnehin nur Klischee ist), aber ist einfach atemberaubend toll.
3) Nix sehen?! Ja, in der Trockenzeit laufen die Wildtiere vermehrt zu den Wasserstellen - darauf können sie in der feuchten Regenzeit verzichten. Zu sehen kriegt man sie (dennoch): Weil sie sich aufgrund der Hitze nicht verstecken, sondern zeigen können. Weil sie nicht wegen der Trockenheit faul rumlungern, sondern dank des angenehmeren Klimas Energie haben und sich vermehrt bewegen. Und das erhöht wiederum die Chancen, Elefanten, Giraffen, Zebras, Löwen und Co. zu sichten.
4) Weniger ist mehr: Da sich das Gerücht noch immer hält, Safaris wären zur Trockenzeit besser, bieten nicht alle Touroperator Safaris an. Das heißt wiederum weniger Autos, mehr Platz auf den Wegen der Parks und statt dreissig auf Tiere starrenden Augen vielleicht nur zehn. Im Serengeti Nationalpark kommen in der Hochsaison 200 (!!!) Jeeps mit Touristen, zur Regenzeit tummeln sich nur 15 Fahrzeuge auf dem Gelände.
5) Interessantere Mitreisende: Klingt komisch, aber auch das spricht für die Regenzeit - zumindest für mich. Statt spendierfreudigen Luxustouristen spricht die Jahreszeit eher Leute an, die in Uganda, Kenia oder Tansania arbeiten oder Freunde besuchen. Solche, die nicht immer abgetrampelte Touristenpfade suchen. Ich will nicht behaupten, dass es so sein muss, aber ich hatte bei meinen Safarigruppen immer dieses Glück.
6) Keine Massenabfertigung: Klar, Safaris sind "Standard" in Afrika - und doch habe ich den Eindruck, dass es Off-Season persönlicher zugeht. Es gibt weniger Gedränge und somit Eile, in die Parks zu kommen. Die Guides sind noch nicht so ausgebrannt wie zur Hochsaison und bemühen sich mehr, um zu ihrem Trinkgeld zu kommen - schließlich haben sie ja weniger Gelegenheit, dieses zu bekommen.
Mein Fazit: Der Regen macht nicht nur die Natur frischer, er tut auch dem Safarierlebnis rundum gut! Wers nicht glaubt, soll Filippo fragen. Der wird das seit dieser Woche nur bestätigen.