Mein Gott, es ist ja schon ewig lang her, aber der Juni war für mich als Schüler und natürlich für meine bedauernswerte Mutter großteils ein Stressmonat. Mein Vater ist ja nie auf die Elternsprechtage gegangen, nur immer meine Mutter und das war gut so. Und sie hatte das Problem 3fach, weil auch meine älteren Brüder ihre Schulzeit nach dem Prinzip „je länger, desto besser“ voll ausgekostet haben. Es ist aus uns aber dennoch, mehr oder weniger, etwas geworden.
Für unserer Mutter waren diese Elternsprechtage immer ein Canossagang und sie musste ihren ganzen reichlich vorhanden mütterlichen Charme aufbieten um einige unserer Lehrer dahin zu bewegen, uns noch eine letzte Chance einzuräumen. Ich habe diese letzte Chance, nach der Überwindung innerer pubertärer Spannungen großteils genutzt, nur bei meiner Englisch-Matura nicht, die musste ich nachholen. Warum musste der komische Vorsitzende auch gerade diese kotzlangweilige Pearl.S. Buck und ihr noch kotzlangweiligeres Eastwind-Westwind Elaborat und andere als Lieblings- Bücher haben, die ich zwar auf meiner Leseliste, aber natürlich nie gelesen hatte! Gut ich bin dann Autostopp nach England gefahren, wurde zum Hobby-Anglisten und die Nachmatura wurde für mich als Problem „a slight flatulence” oder ein Lärcherlschas!
Später, als sich meine Schulergebnisse bei meinemSohn indirekter genetischer, vielleicht aber auch solidarischer Nachfolge wiederholten, ist natürlichimmer meineFrau zu diesen Elternsprechtagengegangen. Nur einmal hat sie sich geweigert, weil es großteils Lehrerinnen waren, deren Leistungsbeurteilungen so negativ ausgefallen waren. Ich musste also hin und wartete in einem Chor von zwitschernden Müttern, die sich über die Leistungen ihrer Mustertöchter, die teilweise sogar anwesend waren, alterierten und mich mit Seitenblicken in ihre Tagesthemen einbanden.
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Danke!
„Wissen sie“, twitterte da die Eine, “unlängst hat sie mir einen 2er nach hause gebracht, da war ich richtig böse!"
„Wissen sie“, habe ich darauf geantwortet, “meiner hat unlängst eine 3er geschrieben, da habe ich sein Taschengeld erhöht!“
Ab da war ich eine Unperson bei Müttern und Töchtern, aber die Lehrerinnen haben mich getröstet. Ich war ja der einzige Mann am Sprechtag