Liebe Hofer-Wähler und -Wählerinnen

Liebe Hofer-Wähler und -Wählerinnen,

ich kann gut nachvollziehen, wie ihr euch im Moment fühlt. Ich kann verstehen, dass ihr jetzt verzweifelt seid und euch aus ganzem Herzen wünscht, die Wahl wäre anders ausgegangen. Ich selbst bin überzeugte Van der Bellen-Wählerin und würde mich sicher ähnlich fühlen wie ihr jetzt, hätte nicht Van der Bellen, sondern Hofer die Wahl gewonnen. Ist ja auch vollkommen menschlich. Ich verstehe auch, dass ihr euch Sorgen macht oder vielleicht sogar Angst habt, schließlich wünschen wir uns doch alle nur eines: Frieden und Sicherheit.

Aber eines verstehe ich aus genau diesem Grund nicht: Mit welch einer Wut, ja sogar  Hass manche von euch auf das Ergebnis der Wahl reagieren. Da werden Drohungen ausgesprochen, die Hofburg und das Parlament anzuzünden. Da wird davon gesprochen, dass es die "linken Gutmenschen" eh verdient hätten, von Ausländern erschlagen und vergewaltigt zu werden. Alexander Van der Bellen wird als Wahlbetrüger hingestellt, der ins Gefängnis gehört. Und vieles mehr habe ich gehört und gelesen. Und bin schockiert.

Ihr sprecht davon, dass ihr Sicherheit wollt, seht diese unter anderem oder vor allem durch die Zuwanderung von Flüchtlingen gefährdet und wählt aus diesem Grund Hofer. Aber wenn in euren Reihen davon gesprochen wird, die Hofburg anzuzünden oder den "linken Gutmenschen" gewünscht wird,vergewaltigt oder erschlagen zu werden, solltet ihr vielleicht darüber nachdenken, ob wirklich die Flüchtlinge unsere Sicherheit gefährden. Oder ob wir das nicht auch ganz alleine schaffen. Durch den Hass, der den Wählern und Wählerinnen des jeweils anderen Kandidaten entgegengebracht wird. Aber dieser Hass ist gefährlich. Er gefährdet unsere Sicherheit letztendlich wahrscheinlich viel mehr, als die Flüchtlinge, vor denen ihr solche Angst habt.

Es ist an der Zeit, wieder an einem gemeinsamen Österreich zu arbeiten, an einem Österreich, in dem jeder und jede seine Meinung haben darf und diskutiert werden kann, ohne den Respekt und die Achtung vor der anderen Seite zu verlieren. In dem das Ergebnis einer Wahl anerkannt wird, auch wenn es nicht den eigenen Wünschen entspricht. Denn das ist Demokratie und in so einer haben wir das Glück zu leben. Und Hand aufs Herz: Genau das hättet ihr von den Van der Bellen-Wählern und - Wählerinnen erwartet, wenn der neue Bundespräsident Norbert Hofer geheißen hätte. Schließlich habt ihr einen Kandidat gewählt, der damit geworben hat, dass das Recht vom Volk ausgeht. Nun, das Volk hat sich entschieden - für Alexander Van der Bellen.

Im übrigen, wenn die Wahl wirklich manipuliert worden wäre, was ich stark anzweifle, werden Norbert Hofer und seine innerparteilichen Unterstützer das schon regeln. So viel Vertrauen müsst ihr eurer Partei schon entgegenbringen. Aber was lässt euch eigentlich so sicher sein, dass Wahlbetrug vorliegt? Gibt es dafür irgendwelche Anhaltspunkte, außer einem Ort in Niederösterreich, von dem irrtümlich eine zu hohe Wahlbeteiligung angegeben wurde, ein Vorfall, der schon längst geklärt wurde? Oder könnt ihr das Ergebnis einer demokratischen Wahl einfach nicht anerkennen, wenn sie nicht zugunsten euch und eurer Wünsche ausfällt?

Liebe Hofer-Wähler und -Wählerinnen, es ist an der Zeit, wieder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Es ist an der Zeit, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Es ist an der Zeit, gemeinsam unser schönes Land zu gestalten. Ich bitte euch, gebt unserem neuen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen eine Chance. Urteilt nicht schon über ihn, bevor ihr nicht seine Taten gesehen habt. Er braucht auch euch und eure Unterstützung, um sich erfolgreich für unser Land einsetzen zu können.

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