Aloha!
Bitte lest euch diese kurzen Texte durch, wie heute angekündigt, und sagt mir, wie ihr sie findet. Kritik willkommen. Danke.
Euer Duni!
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Short cuts
1.
"Frank saß da und ließ sein Leben Revue passieren. Nächsten Monat würde er 40 werden und es schien, als würde er in eine Midlife-Crisis rutschen. Er schwelgte in Erinnerungen, vermisste die alte Zeit, als er 16 war und ein wildes Leben führte. Frauen, Alkohol, Drogen – alles wurde ausprobiert. Bis zum Exzess. Der erste Dreier, den er mit zwei Frauen hatte. Gut, sie waren zwar hässlich wie die Nacht, aber im Drogenrausch sind alle Katzen grau. Und als ihm zwei Frauen den Schwanz lutschten, war es ihm auch ziemlich egal, ob sie hässlich oder schön waren. Es fühlte sich einfach großartig an. Besonders, da beide die Kunst des Blowjobs beherrschten und nicht nur lustlos herumlutschten."
Tom stand mit seinem leeren Glas von seinem Stuhl auf und ging zu seiner Hausbar. Er öffnete sie, holte eine Flasche Whiskey heraus, goss ein wenig Inhalt in sein Glas und kippte ihn hinunter. Erneut goss er Whiskey in sein Glas, diesmal machte er das Glas aber fast randvoll und begab sich wieder zu seinem Schreibtisch. Er stellte sein Glas hin, ließ sich in den Stuhl fallen, nahm nochmal einen Schluck vom Whiskey und begann weiter zu lesen. Es war erst die zweite Geschichte, die er las und es kotzte ihn schon an. Die unkreativen Einsendungen von talentfreien Idioten, die sich einbildeten, Star-Schriftsteller zu sein. Oder, die sich zumindest einbildeten, dass ihre Geschichten auch nur ansatzweise gut waren. Bei diesem Gedanken entkam Tom ein kleines Lachen. "Oh Mann, ihr seid noch so weit weg davon, gute Literatur zu verfassen."
2
Tom las die Geschichte etwa bis zur Hälfte, dann legte er sie beiseite. Er schrieb den Namen des Autors auf und machte ein großes "X" daneben. Nächste Geschichte. Diesmal schien sie von einem Kind zu kommen. "Willi der wilde Wilderer wilderte sich durch die wilden Wälder Wiens auf der Suche nach wilden Wildschweinen." Tom seufzte und nahm einen großen Schluck von seinem Whiskey. Er merkte, dass er schon eine leichte Schlagseite bekam, daher schob er sein Glas etwas weiter weg. Auch Tom musste sich eingestehen, dass er, ähnlich wie Frank aus der vorigen Geschichte, nicht mehr der jüngste war. Eigentlich sollte man glauben, dass man, wenn man Mitte fünfzig war, schon etwas mehr Alkohol vertragen konnte als früher, da man ja schon ein wenig "geeicht" sein sollte. Aber dem war nicht so. Zudem war Tom bis vor drei Monaten noch ziemlich abstinent. Hin und wieder gabs mal ein Glas Rotwein oder zwei, aber das auch meistens nur einmal die Woche. Vor drei Monaten fing Tom wieder mit dem Whiskey an. Exzessiv. Die erste Flasche trank er fast in einem Rutsch, was ihm aber einen Kater der übelsten Sorte bescherte und er das Gefühl hatte, den Tag danach nicht zu überleben. Whiskey war wahrlich nichts für Anfänger. Seitdem drosselte er den Whiskey ein wenig und trank stets nur soviel, dass er berauscht war, das Leben ausblenden konnte, nichts mehr fühlen musste ausser dem Schwindelgefühl in seinem Kopf.
3
Erneut legt Tom die "Geschichte" ad acta und versah den Autor davon mit einem großen, fetten "X". Nächste Geschichte. Diesmal von einer Frau. Sie schrieb irgendetwas über "Perfekte Zubereitung von Wild", was Toms Magen veranlasste, zu knurren. Tom sah auf die Uhr. 23:44 zeigte sie an. Er griff zum Hörer und bestellte sich eine Pizza. Salami wie immer. Tom hatte keine Lust zu kochen. Hatte er selten. Deswegen aß er nur alle drei Tage etwas und dann auch nur Fastfood. Die Zeiten, in denen er stundenlang in der Küche stand und ein Essen zubereitete, wofür man in einem Haubenlokal fast schon sein Haus verkaufen musste um etwas von derartiger Köstlichkeit serviert zu bekommen, waren vorbei. In seiner Küche stapelten sich Plastikgeschirr und Pizzaschachteln, der Kühlschrank war meist nur mit irgendwelchen Fastfood-Resten gefüllt. Whiskey und Fastfood, daraus bestand Toms Leben seit drei Monaten. Während er auf seine Pizza wartete, las er noch ein wenig in den Zubereitungsvorschlägen für Wild-Fleisch. Erneut legte er den Text beiseite und versah ihn mit einem "X". Mittlerweile wurde Tom schon etwas müde. Der Whiskey war daran natürlich nicht ganz unschuldig, denn Tom merkte schon, wie seine Welt einen sanften Drall bekam.
4
Tom fiel in einen sanften Schlaf, als er seine Augen schloss "um ihnen mal eine Pause zu gönnen". Er träumte sehr häufig in letzter Zeit, meistens liefen sogar alle Träume gleich ab bis zu einem bestimmten Punkt. Zuerst fand er sich in jungen Jahren wieder, vermutlich Anfang zwanzig. Er ging über eine große grüne Wiese, deren Farbe beinahe schon ins Neonfarbene ging. Tom schien ohne Plan und Ziel unterwegs zu sein, hatte es aber auch nicht eilig, sondern schlenderte einfach vor sich hin. Irgendwann kam er bei einem Baum an. Einem einzelnen großen Baum, mitten auf der Wiese. Es war ein sonniger Tag, daher war der Schatten den dieser mächtige Baum spendete etwas sehr willkommenes für den jungen Tom. Er setzte sich unter den Baum, lehnte sich mit dem Rücken gegen seinen mächtigen Stamm und schloss die Augen kurz. Als er sie wieder öffnete, blickte ihm ein wunderschönes Mädchen, in etwa seinem Alter, in die Augen. Ihre hellblauen Augen schienen einen kompletten Ozean aufgesogen zu haben und ihr Lächeln schien Kriege beenden zu können. Ihr blondes Haar wehte sanft im Wind, genauso wie ihr weißes Sommerkleid, was das ganze aussehen ließ, als sei es eine Szene aus einem Film. Es schien, als wäre das Mädchen schon sein ganzes Leben an seiner Seite, da sie eine so vertraute Aura ausstrahlte. Sie beugte sich ein wenig vor um Tom zu küssen. Doch die Szenerie wurde durch ein extrem lautes, beinahe schrilles Geräusch unterbrochen. Der Himmel verdunkelte sich, der Baum begann seine Blätter zu verlieren und auch die saftig grüne Wiese verlor ihre Farbe. Der Wind wurde ständig stärker, die Wolken am Himmel wurden immer mehr und rasch dunkler und der Baum verlor schneller und schneller seine Blätter. Regen setzte ein, Blitze durchzuckten den mittlerweile schwarzen Himmel. Der Baum besaß auch schon kein einziges Blatt mehr und durch den immer stärker werdenden Wind begannen kleinere Äste abzubrechen. Der Regen bestand nun auch nicht mehr aus Wasser, sondern roten Tropfen die wie Blut aussahen. Das Sommerkleid des blonden Mädchens war binnen Sekunden blutgetränkt, ebenso wie ihr blondes Haar. Ihre vormals strahlenden blauen Augen schienen zu verblassen und ihr Lächeln war längst vergangen. Da ertönte dieses laute, schrille Geräusch nochmals und Tom wachte auf.
5
Träge erhob er sich aus seinem Sessel und ging zur Haustüre. Er gab dem etwas gestresst wirkenden, jungen Pizzaboten sein Geld, nahm wortlos seine Pizza an sich und schlug die Türe wieder zu. Der Appetit war ihm vergangen. Er warf die Pizza samt Schachtel auf den Küchentisch und begab sich wieder zu seinem Schreibtisch, wo er sein halbvolles Whiskeyglas in einem Zug austrank. Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und beugte sich über die letzte Geschichte, die noch auf seinem Schreibtisch lag. Er las sie durch, absolut regungslos, und legte sie ab. Selbes Prozedere wie davor. Namen des Autors aufschreiben und mit einem "X" markieren. Danach setzte er sich an den Computer und begann einen Standardtext zu verfassen. "Vielen Dank für die Teilnahme an unserem Autoren-Wettbewerb zum Thema "WILD". Wir haben unzählige Einsendungen bekommen, die allesamt großartig waren. Doch leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sie eine starke Konkurrenz hatten und dass es für Ihre Geschichte leider nicht gereicht hat, unter die besten zehn zu kommen. Aber lassen Sie sich nicht entmutigen und versuchen Sie es beim nächsten mal einfach wieder." Tom speicherte den Text ab, kopierte ihn und fügte ihn in einer E-Mail an alle Autoren ein, die er zuvor mit einem "X" versehen hatte. Die Ausbeute an guten Geschichten war sehr rar an diesem Tag. Die beste Geschichte war von einer Frau, die über ihre "wildesten und schrägsten Date-Erlebnisse" schrieb. Bei der Stelle an der ihr einmal ein Typ eine Sonnen-Creme statt einem Gleitmittel in ihren Intimbereich geschmiert hatte, musste sogar Tom ein wenig schmunzeln. Besonders weil am Anfang erwähnt wurde, dass alle Geschichten auf wahren Begebenheiten basierten.
6
Tom fuhr den Computer runter und warf die Ausdrucke der mit "X" markierten Geschichten in den Papierkorb. "Ein Autoren-Wettbewerb zum Thema 'WILD' .. wem fällt denn eigentlich so eine Scheisse ein? Und warum hab ich mich da eigentlich gemeldet, einen der Juroren zu machen?" murmelte Tom vor sich hin während er in sein Schlafzimmer ging. Er zog sich aus, ließ seine Kleidung auf den Boden fallen und legte sich in sein Doppelbett auf die rechte Seite wie er es immer tat. Auch wenn seit drei Monaten niemand mehr auf der linken Seite lag. Tom brachte es einfach nicht übers Herz, ihr ganzes Hab und Gut wegzuräumen. Das einzige was sich in dem Schlafzimmer geändert hatte, war, dass auf Toms Nachtkästchen nun ein Bild von ihr stand. Ein etwas älteres Bild, als sie noch Mitte vierzig war. Aber ihre blauen Augen hatten nichts an ihrer Schönheit verloren. Auch ihr Lächeln war noch immer dasselbe. Lediglich ihre Haarfarbe war etwas blasser und sie hatte ein paar Falten im Gesicht. Aber für Tom sah sie immer noch wie die Zwanzigjährige aus seinen Träumen aus. "Ich vermisse dich" flüsterte Tom noch leise, bevor er das Licht seiner Nachttischlampe ausknipste.
Ende