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Aloha :)

Gibt es nicht auch Momente, in denen ihr euch das denkt? "Früher war alles besser!" Was ich früher als abgedroschene Phrase meiner älteren Mitmenschen wahrnahm, nimmt nun Form an. Mischt sich immer öfter in meine Gedanken. Egal, ob das Leben als Kind, die Musik oder die Filme. Früher war alles besser. Aber ich bezieh mich mal nur auf ein Thema. Nämlich das, wovon ich am meisten versteh. Filme. Genauer gesagt Horrorfilme.

Ich hab mir letztens einen (meiner Meinung nach) ziemlich guten Horrorfilm namens "It Follows" angesehen. Okay, nennen wirs Gruselfilm, Horror geht ein wenig anders. Aber egal. Der Film war aufgebaut wie ein guter klassischer Gruselfilm von früher: Atmosphäre statt Jumpscares. Handlung statt unzähliger Meucheleien. Ja ich weiß, nicht alle Filme waren damals so. Es gibt auch unzählige Gurken, keine Frage. Jedenfalls, ganz knapp worum es in dem Film geht: Mädel schläft mit einem Jungen. Nach dem Akt erzählt er ihr, dass er durch den Beischlaf eine Art Fluch an sie weitergegeben hat. Sie wird nun von einer "Person" verfolgt, die sie töten will. Und nur sie (und alle "infizierten" vor ihr) kann diese Person sehen. Die Person geht gemächlich voran im Schritt-Tempo, bis sie ihr Ziel erreicht. Sie schläft nicht, bleibt nicht stehen, gibt nicht auf. Und sie kann jederzeit ihre Erscheinung ändern. Der einzige Weg den Fluch loszuwerden, ist, ihn sexuell an jemand anderen zu übertragen. Stirbt derjenige jedoch, so widmet sich der Fluch wieder dem vorigen Infizierten. Und so weiter.

Was sich zuerst ein wenig schräg anhört, funktioniert verdammt gut. Die konstante Gefahr jede Person, die auf dich zukommt, könnte die falsche sein, hält die Spannungsschraube den ganzen Film über konstant angezogen. Wenn man genau hinsieht, sieht man in den meisten Szenen immer eine Person im Hintergrund, die sich langsam der Protagonistin nähert. Ob es immer die Person ist die sie töten will, sei dahingestellt. Jedenfalls, diese Art von Suspense ist es, warum ich Horrorfilme so liebe. Solche Filme sind für mich ohne Zweifel die besten der besten.

Und dann geht man auf Amazon und liest sich die 1-Stern Kundenbewertungen durch (die etwa 30% der Gesamtbewertung ausmachen). Der Film sei langweilig, biete keine Slasherszenen oder Schockmomente. Er wird nach 20 Minuten abgeschaltet weil er langatmig sei und so weiter und so fort.

Und genau hier ist der Punkt an dem ich mir denk: Wann genau wurde festgelegt, dass ein guter Horrorfilm Unmengen an Blut bieten muss? Einen hohen Bodycount haben muss? Möglichst brutal und sadistisch seine Opfer dahinmeucheln muss? Ja, das Torture-Porn-Genre ("Saw", "Hostel" ) hat vieles verändert. Horrorfilme gehen immer weiter in Punkto Brutalität, weil es schockierend ist, wozu die menschliche Vorstellungskraft (des Regisseurs) imstande ist. Manche Filme gehen dabei auch ein wenig zu weit (Stichwort: "A Serbian Film" ). Aber ist es für die aktuelle Generation wirklich langweilig, einen Horrorfilm anzusehen, der durch seine gruslige Atmosphäre besticht?

Wenn ich eine Top 10 der besten Horrorfilme machen würde so würden sich unzählige alte Filme darauf finden. Angefangen von "Nosferatu" mit Max Schreck, über "Psycho", "Bei Anruf Mord", oder "Die Vögel" von Hitchcock zu John Carpenters Meisterwerk "Halloween". Und natürlich meinem Lieblings-Horrorfilm Of-All-Time: "Bis das Blut gefriert". Nur wenige aktuelle oder neuere Horrorfilme würden sich darauf finden. Obwohl diese alten Filme schon in die Jahre gekommen sind, haben sie für mich nichts an Schrecken und Spannung verloren.

Und wenn den aktuellen Filmemachen nichts mehr einfällt, dann machen sie Remakes von alten Filmen. Möglichst brutaler, denn heutzutage ist dies ja dank moderner Computer-Technik einfacher möglich. Aber mir persönlich fällt kein einziges Remake ein, dass seinem Old-School-Original das Wasser reichen könnte. Egal ob "Texas Chainsaw Massacre", "The Hills Have Eyes", "Halloween", "Freitag der 13.", "Nightmare on Elmstreet", "Das Omen", "Poltergeist", "Psycho", "Prom Night", "Carrie" oder andere. Die einzigen Filme die ich als "gut" einstufen würde sind die Remakes von "Ring" und "Evil Dead". Alternativ noch das US-Remake vom österreichischen "Funny Games". Aber dann wirds schon dünn. Diese Filme werden auch meist von der Presse (zu recht) verrissen. Viele Momente die das Original ausgemacht hatten und zu dem gemacht haben, was uns heute noch immer im Gedächtnis bleibt, sind über Bord geworfen worden, für Splatter-Effekte und billige Jumpscares.

Und bitte komm mir jetzt keiner damit, dass "die Jugend eben zu abgestumpft sei" .. so etwas glaub ich nicht. Ich glaube, den Jugendlichen die sich (so wie wir früher) die Horrorfilme ansehen die sie eigentlich nicht sehen dürften, wurde durch die Art der stetig ansteigenden Brutalität in den aktuellen Filmen eine wichtigte Komponente eines Horrorfilms geraubt: Die Atmosphäre. Was wäre "Halloween" ohne die bedrohliche Präsenz des Michael Myers? Was wäre "Die Vögel" ohne die Szene mit den unzähligen Raben an der Schule, während Tipi Hedren die Kinder vorsichtig aus der selbigen geleitet? Was wäre "Bis das Blut gefriert", wenn man die "Geister" sehen könnte (wie in dem Remake "Das Geisterschloss" ) anstatt den von ihnen ausgehenden Horror durch Geräusche und Kamerafahrten auszudrücken? Richtig, langweilig. Diese Szenen sind es, die mir das Gefühl von Angst, von Grusel, von Horror geben. Nicht die Liter an Kunstblut die verwendet werden. Und schon gar nicht die Jumpscares. Jumpscares sind für mich das furchtbarste Horror-Element. Zudem die meisten schon verhersehbar sind für jeden, der in den letzten Jahren ein oder zwei Horrorfilme gesehen hat. Die Spannung auf einem Diagram sieht deswegen aus wie eine Sinuskurve (also ein auf und ab), während sie bei einem alten Horrorfilm stetig konstant erhalten blieb. Jumpscares sind nicht gruslig und nur eine billige Methode um den Zuschauer für einen kurzen Moment aus seinem Wachkoma zu reißen.

Oder irre ich mich? Habt ihr eine andere Meinung? Lasst es mich wissen, ich würde da verdammt gerne drüber diskutieren.

"Spannung ist Kaugummi fürs Gehirn." - Alfred Hitchcock

euer Duni