Ist das noch Horror oder kann das weg?

Aloha :)

Horrorfilme sind eine komplexe Sache. Nicht nur gibt es unzählige Unterkategorien (Subgenres) wie Slasher, Splatter, Tierhorror, Zombies, B-Movies, Trash, Found Footage, Torture Porn, Rape 'n Revenge, usw. usf., jeder hat auch ein eigenes empfinden dafür, was er als Horror ansieht. Leute mit Arachnophobie leiden wahrscheinlich Höllenqualen bei "Arachnophobia", Leute die Angst vor Clowns haben wahrscheinlich bei "Es". Ihr wollt rausfinden ob ihr an Claustrophobie leidet, seht euch "The Descent" an. Angst vor Hunden? "Cujo" ist euer Film.

Was mir aber in letzter Zeit auffällt: Horrorfilme setzen mehr auf Schreckmomente als auf Grusel. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein ziemlicher Fan von Horrorfilmen bin. Keine Ahnung warum, vielleicht wegen dem Nervenkitzel. Aber genau der fehlt mir in moderneren Filmen. Während die Technik und die Effekte immer besser werden, fühlt es sich so an als würden die Filme immer schlechter werden. Wenn einmal im Jahr ein guter Horrorfilm rauskommt bin ich froh. Zumindest ein für mich guter Horrorfilm. Denn das aktuelle Horrorpublikum scheint sich mehr von Jumpscares aus dem Tiefschlaf reissen lassen zu wollen, als sich einer grusligen Atmosphäre hinzugeben.

Nicht dass wir uns hier falsch verstehen, ich seh mir auch gern die neuesten Torture Porn Werke wie "Saw" an, jedoch empfinde ich hierbei keinen Grusel. Oder Angst. Hier wird lediglich an der "wie weit und grausam können wir gehen"Ekel-Schraube gedreht. Wenn du die ganzen Folter-Szenen aus den "Saw"-Filmen nimmst, was bleibt dann noch? Eine mittelmässige Seifenoper mit einem neuen Cliffhanger in jedem Film, damit der Zuseher beim nächsten Mal wieder einschaltet. Was auch der Grund war, warum ich mir Saw nach dem dritten Teil nicht mehr im Kino angesehen hab, weil mir das Geld zu schade dafür war.

Dass es auch anders geht, beweisen die französischen Filme "High Tension", "Frontier(s)", "Martyrs" und "Inside". Filme die einen derartigen Härtgrad in ihrer Gewalt aufbringen, dass sie in unserem lieben Nachbarland gar nicht erhältlich sind, oder zumindest nur unter der Ladentheke. Außer bei Inside, der ist laut § 131 StBG (Gewaltdarstellung) beschlagnahmt und darf somit nicht mehr vertrieben werden. Aber der Punkt ist, dass hier die Brutalität nur Stilmittel ist. Die Filme würden auch ohne sie funktionieren. Und Terror verbreiten.

Aber für alle denen solche Filme zu hart sind, gibts ja noch die psychologischen Horrorfilmchen. Filme, die viel mit Atmosphäre arbeiten und deren Horror meist in dem liegt, was du dir selbst vorstellen kannst. Was aber zu einem neuen Problem führt: Die Leute finden sie nicht mehr gruslig. Ich hab mir mal ein paar Amazon-Rezensionen durchgesehen zu modernen Horrofilmen die ihren Grusel nicht mit billigen Jumpscares oder literweise Blut erzeugen und war erschüttert. Hier zeig ich euch warum:

It Follows

5 Sterne: 29%

1 Stern: 35%

The VVitch

5 Sterne: 33%

1 Stern: 37%

The Babadook

5 Sterne: 35%

1 Stern: 28%

Cabin in the woods

5 Sterne: 38%

1 Stern: 28%

Alleine "It Follows", für mich einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre, fanden über ein Drittel der Amazon-Rezensenten sterbenslangweilig. Und zwar nach der Anfangsszene gings für viele bergab. Wisst ihr was es in der Anfangsszene zu sehen gab? Eine ziemlich brutal getötete junge Frau. Davon hat man im restlichen Film übrigens dann eher nichts mehr gesehen. Genauso wird kritisiert, dass in dem Film nicht aufgeklärt wird, was "It" eigentlich ist, warum es tut was es tut (warum es "followed" ). Aber ganz ehrlich .. muss ich das wissen? Zur Erklärung: Im Film wird der Hauptcharakter von einem Wesen verfolgt, das immer langsamen Schrittes auf sie zu geht. Erreicht es sie, ist sie tot. Dabei kann nur die Hauptdarstellerin das Wesen sehen. Dumm nur, dass es jederzeit seine Erscheinung ändert. Was bewirkt das? Wenn man genau hinsieht, merkt man, wie in den meisten Szenen die sich draussen abspielen im Hintergrund immer jemand auf den Hauptcharakter zu geht.

Aber auch Babadook und VVitch sind gute psychologische Horrorfilme. Und auch sie werden mit "langweilig" und "langatmig" abgestraft. Dürfen Horrorfilme kein Atmosphäre mehr haben? Da frag ich mich schon, was hier für komische Horrorfans grade heran gezüchtet werden. Vielleicht liegts an meinem Alter, was weiß ich. Aber wenn Filme wie "Annabelle", die eigentlich nur eine Ansammlung von Jumpscares sind um die Zuseher aus dem Wachkoma zu reißen, über 250 Millionen Dollar weltweit einspielt, während sich "It Follows" mit 15 Millionen begnügen muss, dann werden diese Art von Horrorfilmen leider immer mehr produziert. Und die wirklich guten Horrorfilme, die findet man dann am Ramschtisch. Für einen Sammler wie mich hat das wiederum was gutes wenn ich so drüber nachdenke.

Ich hab hier noch eine Liste von Rotten Tomatoes mit den 100 besten Horrorfilmen (laut Kritiken) und ich geh mit der eigentlich recht konform. Hier findet ihr einen etwas älteren Blog von mir, in dem ich schonmal auf die Thematik eingegangen bin, aber ich wollt das Thema mal wieder mit einem neuen Blog zu Tage bringen.

Wer englisch versteht, kann sich zu dem Thema auch noch dieses Video ansehen, es ist sehr empfehlenswert ;)

Also denn, bleibts gruslig,

euer Duni

P.S.: Wenn ihr brav seids (und ich motiviert), dann hab ich vielleicht zu Halloween eine kleine Überraschung für euch ;)

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Isra Keskin

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