1

„Du bist ein Arschloch“ schrie sie und warf einen Teller nach mir. Ich duckte mich noch rechtzeitig, der Teller segelte über mich hinweg und zersplitterte an der Wand hinter mir. Es war ein guter Teller, einer den wir von meiner Mutter bekommen hatten, keiner von den billigen die wir sonst verwendeten. „Bist du bescheuert?“ schrie ich sie an, ging zu ihr hin und langte ihr eine, dass sie zu Boden ging. Sie lag am Boden, hielt sich ihre Wange und kreischte „Mach dass du hier raus kommst, du impotenter, degenerierter Feigling“, dann begann sie zu weinen. „Nichts lieber als das.“ brüllte ich zurück, ging in den Vorraum, zog meine Schuhe an und ging nach draußen ins Stiegenhaus.

Die Tür knallte ich mit aller Wucht zu, sodass der Knall durch das gesamte Stiegenhaus hallte. Als ich die Treppe nach unten zur Eingangstür ging, öffnete eine ältere Nachbarin ihre Wohnungstür. „Was ist denn los? Alles in Ordnung?“ Ich ging vorbei und schnauzte ihr ein „Kümmern sie sich gefälligst um ihren eigenen Scheiß.“ entgegen. Unten angekommen, stürzte ich durch die Eingangstür nach draußen in die Nacht. Es war zum Glück noch Sommer, daher relativ warm. Ich zündete mir eine Zigarette an und beschloss, eine Runde zu gehen. Nach einer Weile kam ich an einer Parkbank an und ließ mich darauf fallen. Nachdem sich mein Puls wieder einigermaßen beruhigt hatte, atmete ich einmal tief durch. „Immer die selbe Scheiße mit den Weibern“ sagte ich zu mir selbst.

2

Ich erinnerte mich zurück an eine Frau, die ich damals kennengelernt hatte, als ich Ende Zwanzig war. Lyra hieß sie. Sie war ganz hübsch, hatte dunkle, lange Haare, eine schöne Figur, ein atemberaubendes Lächeln und einen tollen Charakter … zumindest am Anfang. Sie war höflich, zuvorkommend, hatte Anstand, war nett .. eine Traumfrau wie sie im Buche stand. Ich weiß gar nicht mehr, wie und wann wir uns eigentlich kennengelernt hatten. Ich weiß nur, dass ich viel Spaß mit ihr hatte. Wir gingen anfangs oft mit meinen Kumpels fort, aber auch ein paar mal mit ihren Mädels. Es gab genau zwei davon, die ihr sehr nahe standen. Zum einen war da Carrie, eine Blondine die hin und wieder das Klischee des naiven Blondchens erfüllte. Sie war zwar oberflächlich recht nett, aber dennoch hatte ich immer das Gefühl, sie könne mich nicht leiden. Aber eines muss man ihr lassen: Sie hatte eine tolle Figur. Und damit mein ich nicht diese Model-Hungerhaken-Figur, sondern eine schöne, weibliche Figur mit tollen Kurven. Lyra wollte mich zu anfangs mit ihr verkuppeln, doch da ich nicht auf Blondinen stand, sah ich mir Carrie nur flüchtig an und widmete mich dann wieder Lyra. Vielleicht kam daher Carrie's Abneigung mir gegenüber, ich weiß es nicht.

Die zweite Freundin von Lyra, die ebenfalls oft mit uns unterwegs war, hieß Nora. Sie war das komplette Gegenteil von Carrie. Sie hatte dunkle Haare, war jedoch auch recht ansehnlich. Jedoch besaß sie eine Art Arroganz, die sie für mich sehr unattraktiv machte. Sie sah zwar gut aus, aber nicht so gut, um sich darauf etwas einbilden zu können. Dennoch strafte sie, wenn sie betrunken war, einen oft mit Nichtbeachtung, zumindest was uns Männer anging, wenn man ihr nicht attraktiv genug war, oder sie wurde extrem abfällig. Aber zumindest mir gegenüber legte sich das mit der Zeit und wir kamen eigentlich ganz gut miteinander aus. Da die drei oft miteinander unterwegs waren, nannten meine Freunde und ich sie immer „Die drei Brustgetiere“. Die drei konnten nie wirklich darüber lachen.

3

Nach ein paar durchzechten Wochenenden, landete ich irgendwann mal bei Lyra zu Hause. Wir quatschten viel und verstanden uns gut. Nach vielen Stunden des Redens, fuhr sie mich mit dem Auto nach Hause und wir küssten uns das erste Mal. Ein paar Tage später war sie bei mir zu Hause zu Besuch. Wir küssten uns wieder und ich bekam meinen ersten Blowjob von ihr. Das fehlen eines Kondoms verhinderte unseren ersten Sex, also führte sie mir ihre Saugkünste weiter vor. Ein paar Minuten später war der Spaß auch schon wieder vorbei, was daran lag, dass ich schon länger keine Frau mehr hatte. Sie fuhr danach zu sich nach Hause um sich für den Club schön zu machen. Ich dachte noch „Nach der miesen Vorstellung von mir seh ich sie bestimmt nicht wieder.“ Aber ich irrte mich, wir gingen trotz meiner miesen Performance am Abend gemeinsam in den Club, und im laufe des Abend steckte sie mir ein Kondom zu, welches sie von zu Hause mitgenommen hatte. Ein paar Minuten später waren wir schon in die Tiefgarage verschwunden und wir fickten uns das Hirn aus dem Schädel. Nur dass diesmal der Spaß nach ein paar Minuten nicht endete, sondern etwa eine Stunde dauerte. Da unsere Freunde uns schon SMS schickten, mit der Frage wo wir denn abgeblieben sind, beschlossen wir zu sagen, dass sie mich nach Hause gefahren hatte, weil es mir nicht so gut ging. Sie glaubten es.

Danach war sie Mittwochs immer bei mir und das Wochenende verbrachten wir bei ihr. Wir vögelten herum, unternahmen etwas mit ihren oder meinen Freunden, bis auf einmal das Wort „Beziehung“ im Raum stand. Sie sagte, sie wolle keine, da sie emotional noch nicht bereit dafür ist. Also beschlossen wir, eine oberflächliche Sex-Beziehung zu führen. Einige Wochen lang funktionierte das auch sehr gut, aber irgendwann waren wir dann plötzlich doch ein Paar. Keiner von uns beiden wusste genau wie es geschah, es geschah einfach. Wir hatten jedoch den Vorteil, dass wir den Punkt mit der Rosa Brille nicht hatten und uns deswegen auch mehr auf die wichtigen Dinge konzentrieren konnten. Sex an öffentlichen Orten zum Beispiel. Irgendwann lernte ich auch ihren Vater kennen und ich wusste von Anfang an, dass der Alte mich nicht leiden konnte. Er versuchte zwar nett zu mir zu sein, zumindest wenn Lyra dabei war, aber ein Blick in seine Augen reichte und man sah den puren Hass darin. Nicht weil er mich nicht mochte, das war nicht der Grund. Eher weil ich seine Tochter vögelte. Lyra war in seinen Augen ein braver, unschuldiger Engel und ich war der Teufel, der sie entweihte. Und das gefiel mir.

4

Mit der Zeit kamen aber wie in jeder Beziehung kleinere Streitigkeiten zu Tage. Eigentlich waren sie nicht der Rede wert, aber sie machte immer aus einer Mücke einen Elefanten. Und immer war es das selbe: Ich war an allem Schuld. Sie machte nie irgendwelche Fehler. Nach und nach mutierte meine einstige Traumfrau zu einem verzogenem, selbstgefälligen, streitsüchtigen, überheblichen Prinzesschen. Irgendwann wurde ihr die ganze Streiterei zu viel und sie fuhr für zwei Wochen in den Urlaub, ohne mich. Als sie zurückkam, war sie vollkommen verändert, sagte mir, es hätte ohnehin keinen Sinn mit uns und dass wir uns trennen sollten. Ich versuchte nicht mal sie umzustimmen, es schien mir ohnehin keinen Sinn zu machen. Ich vermutete, dass sie ohnehin schon einen Neuen an der Angel hatte. Also trennten wir uns. Ich nahm mein Zeug welches ich bei ihr in der Wohnung hatte und trat durch die Tür aus ihrem Leben.

Kurze Zeit später erfuhr ich von ihren Freunden, dass sie nicht mal zwei Tage nach unserer Trennung schon einen anderen gevögelt hatte. Da wusste ich, was ich ihr wirklich bedeutet hatte. Nichts. Aus Rache vögelte ich ihre Schwester. Zweimal. Ein paar Monate später verließ ich die Stadt und zog in eine andere. Dort lernte ich dann nach ein paar Jahren voller enttäuschender Beziehungen Francine kennen. Nette Frau, ähnlich wie Lyra, nur mit roten Haaren und etwas schlanker gebaut. Wir waren etwa ein Jahr zusammen, bevor wir heirateten. Und nun, 7 Monate später, war wieder alles im Eimer. „Doch dieses mal“ dachte ich mir „geb ich nicht so einfach auf. Dieses mal kämpf ich um sie, so wie sie es verdient hat.“ Ich stand von der Parkbank auf und ging zurück zu unserem Wohnhaus. Ich ging durch die Eingangstür, blieb abrupt stehen und warf einen Blick in meinen Geldbeutel. 120 Euro und ein paar Cent waren darin. Anstatt nach oben in unser Apartment zu gehen, ging ich in den Keller hinunter. Durch eine Tür gelangte ich zur Tiefgarage. Ich holte meinen Autoschlüssel heraus, öffnete meine Autotür, stieg ein und fuhr aus der Garage raus in die Nacht. Ich beschloss, erneut die Stadt zu wechseln, den ganzen Scheidungskram konnte man ja zum Glück auch per Post erledigen. „Beim nächsten Mal dann, kämpf ich aber wirklich um die Frau, die mir am Herzen liegt. Oder bei der Übernächsten. Oder bei der danach ..“

Ende

Nachwort:

Das hier war eine meiner allerersten Kurz-Geschichten. Damals war ich noch sehr von den Werken Bukowskis geprägt und beeinflusst, was sich glaub ich auch ein wenig in meinem Schreibstil bemerkbar macht. Es gibt hierzu noch eine Fortsetzung mit dem Titel "Duni und Lyra". Und wer weiß, vielleicht poste ich sie mal wenn mir danach ist. "Duni und Lyra" kam immerhin bei meinen Test-Lesern bis jetzt auch am besten an. Wahrscheinlich, weil ich da schon meinen eigenen Schreibstil entwickelt hatte.

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