Aloha :)

Eigentlich sollte heute ein angenehmer, toller Tag für mich werden. Ich hatte heute meinen letzten Arbeitstag in meiner alten Firma und ab 1. August fang ich bei einer neuen Firma zu arbeiten an. Doch leider wurde der Tag von den gestrigen Vorfällen in Nizza überschattet.

Bevor ich mich gestern bzw heute gegen 00:30 Uhr zur Nachtruhe begeben wollte, hab ich noch schnell einen Blick auf Facebook geworfen. Beim schnellen durchscrollen der Startseite fiel mir ein Video auf. Entsetzte und traurige Smileys waren in Massen darunter zu finden. Das Video selbst kam von einer französischen Seite. Also hab ich nichtsahnend draufgeklickt. Etwas, was ich in Zukunft tunlichst unterlassen werde. Denn was ich zu sehen bekam, war ein Amateur-Video, in dem jemand durch Nizza ging und die grausige Realität einfing. Menschen lagen tot und blutüberströmt auf der Straße. Hier einer. Dort einer. Dort zwei. Am Rand saßen andere und weinten und schrien. Irgendwas auf französisch. Es war ein Video, dass in mir ein Gefühl der Übelkeit und des Unbehagens auslöste.

Ich wurde letztens mal gefragt, wie ich eigentlich damit zurecht komme, ein Horrorfilm-Fan zu sein. All die Gewalt und das alles, wie könne man da noch ruhig schlafen? "Es ist nur ein Film", so hab ich das erklärt. Ich bin mir sicher, in meinem Leben hab ich bestimmt schon mehr Horrorfilme gesehen, als so mancher Mensch normale Filme. Ich hab Schauspieler schon auf soviele verschiedene Arten ihren Charakter sterben lassen sehen, so dass mich kaum noch ein Film überraschen kann. Manche schaffen es dennoch, so wie "A Serbian Film", mich zu schockieren. Dennoch: Es ist nur ein Film. Viele Menschen glauben, weil ich Horrorfilme anschaue, bin ich emotional abgestumpfter. Weil ich selbst eine Horrorgeschichte geschrieben hab, kann ich denken wie ein Psychopath. Aber das Video gestern zeigte mir, dass ich sehr wohl noch zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Dass ich sehr wohl noch eine Menge Empathie aufbringen kann, für Menschen, die ich nicht mal kenne. Nur weil ich viele brutale Filme anschaue, bin ich nicht anders als jemand, der nur Heimatfilme sieht. Die Realität lässt niemanden kalt.

Was mir dann noch aufgefallen ist, nachdem ich google angeworfen hatte um rauszufinden was in Nizza passiert ist, war, dass das Wort "Terror" oft zu finden war. Terroranschlag in Nizza. Die Terrorfahrt von Nizza. Solche Dinge eben (auf englisch, weils zu dem Zeitpunkt noch keine deutschen News dazu gab). Aber mein erster Gedanke war: "Es wirkt für mich nicht wie ein typischer Terrorangriff." Also Wiki aufgerufen und nach "Terrorismus" gesucht. Wiki antwortete mir wie folgt: "Unter Terrorismus (lat. terror „Furcht, Schrecken“) sind Gewalt und Gewaltaktionen (wie z. B. Entführungen, Attentate, Sprengstoffanschläge etc.) gegen eine politische Ordnung zu verstehen. Der Terror dient als Druckmittel und soll vor allem Unsicherheit und Schrecken verbreiten oder Sympathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen. Terrorismus ist keine militärische Strategie, sondern primär eine Kommunikationsstrategie. Terroristen streben zunächst nach Anerkennung, doch greifen sie nicht militärisch nach Raum (wie z. B. der Guerillero), sondern wollen das Denken besetzen und dadurch Veränderungsprozesse erzwingen."

Für mich sah schon gestern der Angriff nicht nach einem Terrorakt aus. Für mich sah es eher nach einem Amoklauf aus. Auch Wiki bestätigte meine Vermutung hier wieder: "Als Amok (von malaiisch amuk „wütend“, „rasend“) wird ein psychischer Ausnahmezustand mit blindwütig zerstörerischem Verhalten einer Person bezeichnet, die plötzlich und willkürlich Personen lebensgefährlich angreift oder tötet, oft in einer Kette von Gewalttaten mehrere.

Täter, die in solchen Situationen mit Hieb-, Stich- oder Schusswaffen Straftaten begehen, nennt man Amokläufer bzw. Amokschützen oder auch Amokfahrer, falls sie Fahrzeuge als Tötungsmittel einsetzen."

Aber ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und bin zu Bett gegangen. Am morgen darauf hab ich wieder etwas gegoogelt. Noch nichts genaueres über den Täter in Erfahrung gebracht, bin ich zur Arbeit.

Als ich nach Hause kam, sah ich erneut nach (Quellen: Link1 und Link2 ). Diesmal fand ich schon mehr Infos über den Täter: 31 Jahre alt. Tunesier. Drei Kinder. Getrennt lebend von seiner Frau. Beruf Lieferwagenfahrer. Stiller Einzelgänger. Nicht besonders religiös. Ermittlungen gegen ihn wegen Gewaltdelikten. Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung. 6 Monate auf Bewährung wegen Waffengewalt. Geheimdienste stuften ihn als nicht politisch radikalisiert ein. Und außerdem: noch keine Terrorgruppe bekannte sich zu dem Angriff.

Terror hat die Verbreitung von Angst und Schrecken zum Ziel. Warum hat sich also noch keine Terrororganisation dazu bekannt? Wahrscheinlich, weil es kein Terrorangriff war, sondern ein simpler Amoklauf. Wenn man die Fakten ein wenig unter die Lupe nimmt, macht das auch mehr Sinn, klingt viel logischer. Vielleicht haben ihn die Aufrufe zur Gewalt seitens IS inspiriert, das ist durchaus möglich, aber ich denke nicht dass das ein geplanter Terrorakt sein soll, viel eher ein geplanter Amoklauf. Wenn man das vergleicht mit anderen Terrorakten wie in Atatürk, Brüssel oder im Bataclan, so fällt auf, dass a) es immer mehrere Täter gab. b) sie mit automatischen Waffen ausgerüstet waren (Der Täter von Nizza hatte "nur" eine Pistole) und c) sie oft auch Sprengstoff dabei hatten.

Und wenn ich so drüber nachdenke .. was ein LKW wohl anrichten könnte, wenn er mit Sprengstoff beladen gewesen wäre .. die Opferzahl wäre um einiges höher. Das klänge dann für mich eher nach einem Terrorakt. Zuerst soviele Menschen wie möglich überfahren und wenn ich merke dass es meinem Ende zugeht, weil ich auf Polizisten treffe, den LKW in die Luft sprengen.

Wie auch immer, es soll nur mal ein kleiner Denkanstoß sein. Wir sollten wieder viel mehr hinterfragen. Gerade wenn es um solche Themen geht.

Und damit dieser Blog nicht gar so düster und ernst endet, hier ein humoristischer Song von Blumio, der Antigewaltsong.

euer Duni