Aloha :)

Gestern war ein besonderer Tag für die Amis und da sie ja gerne ihren Patriotismus preisen, dacht ich mir, ich widme diesem Thema einen Blogbeitrag. Und zwar war gestern, am 12.9., der "National Video Games Day". Und wenn man sich die Verkaufs-Zahlen so ansieht, welche Spiele werden am öftesten gekauft/gespielt? Richtig, Kriegsspiele.

Im Kriegsspiel-Sektor gibt es zwei Franchises die hier herausstechen: "Call of Duty" und "Battlefield". Eigentlich sind die beiden (besonders im kompetetiven Multiplayer) aber nicht wirklich zu vergleichen. Während man in CoD immer recht Actionlastig als Amerikaner die Welt rettet, neuerdings auch im Weltraum oder mit Cyborg-ähnlichen Augmentierungen, so tut man dies in BF eher in einer realistischeren Umgebung, in realistischeren Kriegen. Aber das Ende ist meistens immer gleich: Amerika hat wieder mal die Welt vor einem bösen Terroristen oder Kriegsherrn gerettet, yeah!

Dann gibts noch Spiele wie "Homefront" oder "Spec Ops: The Line" die sich ein wenig unterscheiden. In Homfront rettet man Amerika vor einer Invasion der Koreaner (Nord- und Südkorea haben sich in diesem Szenario nämlich verbündet und sind in Amerika eingefallen) und in Spec Ops spielt sich die ganze Geschichte in Dubai ab, wobei der Story-Twist am Ende zu dem Besten gehört, was ich je gesehen hab. Und dann gibts da noch "This War of Mine"

http://vignette3.wikia.nocookie.net/this-war-of-mine/images/5/50/Wiki-background/revision/latest?cb=20150104045038

"This War of Mine" unterscheidet sich hier durch vielerlei Dinge. Erstens: Es ist kein Shooter wie die anderen. Und zweitens kommt es nicht von einem großen Publisher wie "EA" oder so, sondern es ist ein Indie-Spiel. Also ein Spiel mit einem (verhältnismäßig) kleinem Budget und einem Team das nur aus ein paar Leuten besteht. Und dann ist man hier kein Held der Amerika und die Welt rettet. Der Krieg tobt und man versucht einfach nur zu überleben bis der Krieg zu Ende ist. Man spielt hier auch keinen Soldaten, sondern ganz normale Menschen. Der eine ist ein guter Koch, der andere war mal Fußballer und ist dadurch ein schneller Läufer. Diese Fähigkeiten erklär ich gleich. Zuerst kommt noch ein Bild davon, wie das Spiel aussieht.

https://lh3.googleusercontent.com/KIk9uQRMHdrkBOn4X_DgoZa2aaWIlOVVEwn1VPdak0fyacUEaTwy2BUjX2H7m0cDeBI=h900

In dieser trostlosen Umgebung verbringt man die nächsten paar Stunden und versucht einfach nur zu überleben. Man beginnt mit 3 - 4 zufälligen Personen in einem zufällig generiertem Haus und plündert erst mal alles was es darin zu finden gibt. Denn man merkt schnell: Materialien und Nahrung sind rar. Materialien werden benötigt um Dinge zu bauen wie z.B. Betten, damit die Leute nicht auf dem Boden schlafen müssen. Oder eine Werkbank, um eine Schaufel herzustellen, damit man den Schutt der einem im Weg liegt schneller beiseite räumen zu können. Oder einen Herd um darauf Essen zuzubereiten, wenn man wiederum die nötigen Dinge dafür findet. Aber man merkt schnell: Alles was man im Haus findet, reicht niemals um den Krieg zu überleben. Wie soll man also die nächsten Tage überleben? Die Antwort kommt sobald der Tag vorbei ist und die Nacht hereinbricht.

Mit beginn der Nacht hat man nämlich die Option, Häuser in der Nähe zu plündern. Auf der Suche nach etwas zu Essen. Auf der Suche nach Rohstoffen um weitere Dinge zu bauen. Und hier kommen auch die Talente ins Spiel. Es gibt Charaktere, die sind gute Plünderer und haben deswegen 15 Inventar-Slots zu verfügung, die man auf seinen nächtlichen Plünderungen füllen kann. Die anderen haben z.B. nur 8 Slos zur Verfügung. Dafür kann der Koch (wenn man einen hat) das Essen mit weniger Zutaten und Materialien zubereiten. Und der Feilscher kann, bei den hin und wieder an eure Tür klopfenden Händlern, mehr von den wertvollen Waren ergattern. Geld gibt es übrigens keines im Spiel. Wenn ihr etwas von einem Händler braucht, muss es gegen einen anderen Gegenstand getauscht werden, damit sich der Wert ausgleicht. Konservendosen sind z.B. sehr teuer und erfordern etwas, was ebenso wertvoll ist, wie etwa Medikamente. Doch wie gesagt, das alles ist Mangelware also sollte man gut überlegen was man tauscht.

Aber man kann ja wie gesagt noch plündern gehn. Dazu hat man die ganze Nacht zeit (ca 10-15 Minuten grob geschätzt). Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Manche Häuser sind nämlich nicht unbewohnt. Und hier hab ich meinen ersten "Holzhammer"-Moment erlebt. Als ich zum ersten Mal gespielt hab, bin ich in ein Haus rein, hab mich überall leise umgesehen und mitgenommen was ich tragen konnte .. bis ich von einem älteren Herren dabei erwischt wurde. Er bat mich ihn und seine Frau in Ruhe zu lassen und einfach zu gehen. Da er mir aber nichts tat/mich nicht angriff, hab ich in aller Seelenruhe weiter geplündert. Da etwas zu Essen erbeutet. Dort ein paar Medikamente und Bandagen. Hinter mir immer der alte Mann, der mich aufforderte, das Zeug liegen zu lassen und einfach zu gehen. Als meine Taschen voll waren, hab ich das auch gemacht. Als ich dann mit meiner Figur in unserem Haus ankam, passierte aber plötzlich etwas, was ich noch nie erlebt hatte in einem Videospiel.

Meine Figur hat sich große Selbstvorwürfe gemacht, weil er die alten Leute beklaut hat. Weil die jetzt selbst nichts mehr zum überleben hatten. Und in der rechten unteren Ecke, in der angezeigt wird wie es meiner Figur so geht (ob sie hungrig, müde, krank oder verletzt ist) erschien plötzlich "deprimiert". Auch alle anderen Bewohner meines Hauses haben sich geäußert, ob es wirklich notwendig war, diese alten Menschen auszuplündern. Die Figur war tagelang depressiv, lies sich teilweise nicht mehr von mir steuern deswegen und hat auch hin und wieder nicht schlafen können oder wollen wegen seiner Selbstvorwürfe, was ihn noch weniger nützlich am Tag machte. Er konnte auch nicht mehr plündern gehen, er wollte teilweise nichts essen und so weiter. Das Ende vom Lied war, dass er eines Morgens (beim Wechsel von Nacht zu Morgen bekommt man immer eine kleine Zusammenfassung was in der Nacht geschehen ist, ob unser Haus von anderen Banditen attackiert wurde und so etwas) einfach Selbstmord beging und sich am Dachboden erhängt hatte.

Und das hatte ich noch nie in einem Spiel gesehen. Dass eine Figur mir klarmacht, dass meine Handlungen ernsthafte Konsequenzen haben konnten. Das ein Videospiel mich dazu brachte, mich schlecht zu fühlen, für das was ich getan habe. Ich hab eigentlich nur daran gedacht, meine Figuren möglichst am Leben zu halten, ihnen etwas zu Essen zu organisieren und ihnen Medikamente für ihre Krankheiten und Bandagen für ihre Wunden (sind alles übrigens sehr teure Dinge, würde man sie im Tauschgeschäft erhalten wollen) zu bringen. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich dann auch noch mal, als ich beim plündern überrascht und angegriffen wurde .. und gezwungen war, meinen Angreifer zu töten. Aber hier hatte ich das Glück, das jemand mit der Fähigkeit "Mut machen" in meinem Team war, der ihm diesmal gut zureden konnte, bis er sich wieder gefangen hatte (hat aber auch einige Ingame-Tage gedauert) Und das alles in einem Videospiel. Einem Spiel, das doch eigentlich Spaß machen sollte. Aber Spaß sucht man hier vergebens. Würde ich "This War of Mine" mit einem Wort beschreiben müssen, wäre es "bedrückend" oder "deprimierend". Oder "realistisch". Denn hier sieht man nicht wie man im Alleingang die Welt rettet. Hier ist man ein Opfer. Jemand, der diesen Horror einfach nur überleben will. Und das ging mir näher als alle anderen "Kriegsspiele" zuvor.

Ich hab es auch noch nicht geschafft den Krieg zu überleben. Ich hab bis jetzt zwei mal gespielt und hab 29 und 36 Tage überlebt. Das sind im Schnitt 3,5 Stunden Spielzeit pro Durchlauf. Vielleicht schaff ich es ja mal bis zum Ende des Krieges zu überleben. Aber das kann noch dauern. Denn recht oft kann und will ich das Spiel nicht spielen. Und das, obwohl es ein ausgezeichnetes Spiel ist.

In modern war... you will die like a dog for no good reason.

euer Duni

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