Aloha :)
Heute möchte ich mich mal einem etwas ernsterem Thema widmen. Ernster, als bei meinen üblicherweise leicht bekömmlichen Blogs die die meiste Zeit der Unterhaltung dienen sollen. Da mir dieses Thema sehr wichtig ist, möcht ich, bevor ich hier anfange, auch in den Kommentaren zur Zurückhaltung aufrufen. Ich möcht hier keine Diskussionen drüber haben, welche der Heilungstherapien, sei es per Anti-Depressiva, Homöopathische Kügelchen oder sonst was, die Beste sei. Dafür gibts sicher besser geeignete Plattformen um über sowas zu diskutieren. Ebenso werd ich jede Person von meinen Blogs ausschließen, die Kommentare in Richtung "Depressionen sind gar keine Krankheit" und so weiter von sich geben. Und nein, da gibts keine Diskussion drüber. Sollten solche Kommentare trotzdem Überhand nehmen, werd ich die Kommentarsektion schließen.
Bevor ich über das Thema "Videospiele und Depression" rede, kurz zu mir und meiner Hintergrund-Geschichte: Ich litt auch mal eine Weile (ein paar Jahre) an Depressionen. Daher kenn ich einige der schwierigen Phasen die man da durchmacht. Ich bin aber auch der Meinung, dass sich die schwere eben dieser Phasen für jeden Menschen anders anfühlt. Niemand empfindet eine Depression so wie der andere. Klar, der Grund-Tenor einer Depression ist immer gleich, aber es sind die Feinheiten, die die depressiven Menschen voneinander unterscheiden. Der eine kommt zum Beispiel mit der Tatsache dass er von seiner Freundin verlassen wurde besser klar, als damit, einen Test in der Schule versemmelt zu haben. Oder umgekehrt. Depression ist meiner Meinung nach nichts, was sich einfach beschreiben lässt, einfach verallgemeinern lässt. Besonders nicht jemanden gegenüber, der noch keine Depression erlebt hat, durchgestanden hat. Und ich möchte hier auch nochmal unterscheiden zwischen: Eine schlechte Woche haben und Depressionen haben. Nur weil ich mal nen Tag oder ne Woche schlecht drauf bin, bin ich nicht depressiv. Auch wenn ich aktuell nicht mehr an Depressionen leide, gibt es trotzdem noch Phasen, in denen mich alles ankotzt. Mir gefühlt jeder einfach nur auf die Nerven geht. Aber das ist normal. Das Leben ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen.
Ich glaub zum Beispiel auch, dass das Ego bei einer Depression eine wichtige Rolle spielt. Je geringer das eigene Ego bzw. das Vertrauen in sich selbst ist, desto anfälliger ist man für Depressionen. Man sucht die Fehler nämlich dann eher bei sich selbst, statt einfach einfach drüber zu stehen. Als kleines Beispiel: Viele meiner "Stammleser" wird der Name "Butterfly" noch was sagen. Eine Freundin von mir, die mir eigentlich recht nahe steht. Zumindest ich seh das so. Vor ein paar Wochen hab ich mal nach einem erneuten Treffen gefragt, inklusive Kino und Cocktails, um mal wieder ausführlich zu quatschen. Es wurde von ihr immer wieder verschoben, bis von "Zuerst Kino und dann Cocktails" nur noch "schnell auf einen Cocktail" übrigblieb. Und dann kam der Punkt, an dem ich keine Lust mehr hatte, mich mit ihr zu treffen. So kams, dass unsere letzten Konversationen immer mit meinen Worten "Können wir ja irgendwann mal machen" enden. Eine Variation eines Satzes, den ich immer anwende, wenn ich absolut keine Lust habe, mich mit jemandem in näherer Zukunft zu treffen. Und warum bin ich so? Wegen meinem Ego. Weil ich nicht versteh, warum immer ICH derjenige sein soll, der sein Leben nach dem Terminplan anderer richten soll. Kompromisse, ja klar. Aber jemanden nachlaufen, nein danke. Klar, mein Ego ist auch etwas "beleidigt" weil ich eigentlich dachte, dass die Menschen von denen ich glaubte sie würden mir nahe stehen, auch Zeit mit mir verbringen wollen und mich nicht "abfertigen" wie einen Geschäftstermin. Klar schwingt da etwas Enttäuschung mit. Aber nun stellt euch mal vor, ich hätte kein Ego. Ich würde mich ständig fragen, was ich wohl falsch gemacht hätte, warum sie sich nicht mit mir treffen will, ob es ihr peinlich ist sich mit mir zu treffen .. ich könnte diese Spirale noch viel weiter spinnen, aber ich glaube, ihr versteht worauf ich hinaus will. Depressive suchen den Fehler immer bei sich und sind der Meinung, dass die Welt (grob gesagt) ihnen nur schlechtes will und prinzipiell scheisse ist.
Und was haben da Videospiele damit zu tun? Einiges. Aber auch hier bezieh ich mich mal wieder auf mich, weil es mir letztens aufgefallen ist und ich etwas lachen musste darüber. Ende letzten Jahres hab ich angefangen "Dark Souls 2" zu spielen. Ein Spiel, das dafür bekannt ist, einen sehr anspruchsvollen (oft auch als "frustrierend hoch" betitelten) Schwierigkeitsgrad zu haben. Ich spielte das Spiel eine Weile, bis etwa Ende Jänner 2016. Danach kam lange Zeit nichts, erst Mitte Juli fing ich wieder mit "Dark Souls 3" erneut an, mich den frustrierenden Kämpfen hinzugeben. Und warum erzähl ich euch das jetzt? Als ich anfing mit DS2, war ich nicht gerade in guter Stimmung. Ich weiß nicht mehr warum, aber Weihnachten und Silvester waren sehr enttäuschend für mich. Als ich aufhörte mit DS2 war ich besserer Laune. Warum? Weil ich da meine Beziehung zu meiner Hamburgerin (<3) zu festigen begann. Diese endete dann etwa Mitte/Ende Mai. Und ich muss ehrlich sagen, dass hat mir schon etwas zu schaffen gemacht. Bis ich Mitte Juli wieder mit DS3 anfing. Das geschulte Auge erkennt hier ein Muster ..
Ich hab diesen Zusammenhang sehr lange Zeit nicht realisiert, aber dadurch dass ich mir mehr Videos über die "Souls"-Spiele auf Youtube angesehen habe, bin ich irgendwann auf Videos (sind verlinkt, nur auf englisch) mit den Titeln "Dark Souls and Mental Health", "Dark Souls and Depression", "Dark Souls and Progression in Life", "Dark Souls Helped Me Cope With Suicidal Depression" und "Don't You Dare Go Hollow - Dark Souls As An Allegory For Depression" gestoßen.
Moment mal .. ein Spiel, welches einen frustrierend hohen Schwierigkeitsgrad hat, hat Menschen geholfen ihre Depressionen zu überwinden? Ich hab mich mit dieser Thematik etwas näher befasst und mir die ganzen Geschichten angehört. Und die Schlussfolgerung der meisten sieht in etwa so aus: Dark Souls ist eine Metapher die für das Leben steht. Denn sehr viele "Mechaniken" sind ähnlich. Du weißt anfangs nicht wirklich was du tun sollst, du musst erst den richtigen Weg finden und so weiter. Und dann ist da noch der Punkt mit den Bossgegnern. Boss-Gegner repräsentieren hier die verschiedenen Hürden, mit denen wir im Leben konfrontiert werden. Es kann vorkommen, dass du oft sehr lange scheiterst bis du den richtigen Dreh raus hast und diese Hürde auch meisterst. Und das ist ein essentieller Punkt, warum ich (allen Ernstes) Leuten mit Depressionen empfehlen würde "Dark Souls" zu spielen. Denn hier bekommen sie etwas, was sehr wichtig für den Heil-Prozess einer Depression ist: Das Gefühl des Erfolgs.
Aber nicht nur der Erfolg ist hier ausschlaggebend, sondern auch die (Eigen-)Motivation es immer wieder zu probieren. Und immer wird man ein Stück besser. Es steht hier niemand hinter dir, der dir sagt dass du das jetzt schaffen musst. Du machst es, weil du es so willst. Weil du so lernst, dich durch Fehlschläge nicht unterkriegen zu lassen. Es gab in DS1 und DS3 einen Boss, an dem ich jeweils zwei Stunden oder mehr gescheitert bin. Obwohl ich mich immer sehr geärgert hab, wenn ich gescheitert bin, hat mich das immer mehr angespornt es erneut zu versuchen. Solange bis ich schliesslich einen Sieg errungen hatte. Und dieses Gefühl, nach einer Reihe von Fehlschlägen endlich siegreich hervorzugehen ist, wie ich finde, sehr sehr wichtig für die Behandlung von Depressionen. Denn dieses Gefühl, dieses "es ständig erneut versuchen" prägt sich in dein Unterbewusstsein ein und es macht dir klar, dass es auch im Leben keine unlösbaren Probleme gibt. Manche lassen sich nicht einfach so lösen. Manche brauchen mehrere Anläufe um sie zu lösen. Manche brauchen eben Zeit und Geduld. Aber unlösbar ist nichts. ALLES lässt sich früher oder später bewältigen. (Hier noch ein englischsprachiger Artikel mit dem Titel "How Videogames can teach your brain to fight depression" .. sehr lesenswert. Verfasst von Jane McGonigal, Ph.D. und Autorin von SuperBetter: A Revolutionary Approach to Getting Stronger, Happier, Braver and More Resilient--Powered by the Science of Games)
Einer in den oben genannten Videos berichtete auch, dass er sich mal Zeit nahm um sich nur die Umgebung und die (virtuelle) Schönheit von Dark Souls mal zu betrachten und zu geniessen. Er lief teilweise nur herum und genoß den Ausblick eines Sonnenuntergangs .. was ihn wiederum dazu bewegte, das selbe auch mal im echten Leben zu machen. Und er ging vor die Tür, raus in die Natur und genoss einfach nur mal die Schönheit derselbigen.
Ein weiter wichtiger Punkt ist das soziale Miteinander. Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Online-Spiele wie "World of Warcraft" so beliebt sind? Diese Spiele, in denen Spieler oft stundenlang ihre Zeit verbringen? Sie sind so beliebt, weil manche von den Spielern im echten Leben nicht viele Freunde haben. Vielleicht sogar gar keine. Online aber, spielen sie mit anderen echten Menschen und fühlen sich somit nicht allein. Sie fühlen sich gebraucht, sie fühlen sich als Teil einer Gemeinschaft. Sie fühlen sich wertgeschätzt. Ich möchte hier nochmal anmerken, dass ich meine Hamburgerin ebenfalls in einem ähnlichen Online-Spiel kennengelernt habe. Also lassen sich durch solche Spiele durchaus auch reale Freundschaften knüpfen.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass Videospiele ebenfalls ein großer Faktor sind, wenn es um Stressabbau geht. Oder um Kreativität. Viele Spiele haben eine Fanbase, die Videos auf Youtube produziert, Fanzeichnungen macht, Musik komponiert und so weiter. Kurz: Videospiele fördern auch die Kreativität von den Leuten.
Ich weiß, viele sehen Videospiele immer noch als "Zeitverschwendung" oder durch die teilweise sehr einseitige Berichterstattung von Medien als "gefährlich" an. Aber Videospiele haben auch bestimmt schon sehr vielen Menschen geholfen. Videospiele haben bestimmt schon viele Menschen zusammengeführt. Übrigens haben Videospiele schon Dinge geleistet, von denen ihr nicht mal was wisst. Sucht mal nach "Fold It" (oder klickt den Link ^^) und ihr werdet vielleicht überrascht sein, dass Videospiele sogar schon mal der Forschung von Nutzen waren.
Abschließend möcht ich noch sagen, dass trotzdem kein Videospiel ein Gespräch ersetzen kann. Daher solltet ihr immer jemanden haben, mit dem ihr reden könnt, sollte es euch mal schlecht gehen. Wenn ihr wollt, so könnt ihr mir auch eine PN schicken, solltet ihr sonst niemanden wissen, dem ihr euch anvertrauen könnt. Oder aber ihr ruft die (österreichweit kostenfreie) Telefonnummer 142 an, die Telefonseelsorge. Mehr Infos erfahrt ihr auch hier auf ihrer Homepage. Wer nicht gern reden will, kann auch ihre Online-Chat-Beratung nutzen. Wichtig ist nur: Redet mit jemandem, wenn es euch nicht gut geht. Denn ihr seid nicht alleine. Und ihr habt einen Sinn im Leben, auch wenn er nicht immer gleich erkennbar ist. Und ihr seid wundervoll <3
euer Duni