Es ist Samstag später Vormittag. Heerscharen von Globalisierungsverlierern flanieren über die neue Mariahilferstraße. Menschen, die teilhaben wollen am Konsum, an Markenartikeln und der verblassenden Erfolgsgeschichte des österreichischen Wirtschaftswunders.
Ich kenne die Mariahilferstraße, seit ich mich erinnern kann. Als Gumpendorfer war sie mein Hood und Schulweg bis Mitte der 80er Jahre. ich erinnere mich an jedes Geschäft, an die Straßenbahn, an die Bananenläden und Elektronikshops nach dem Fall des Eisenen Vorhangs.
Kaum ein Gewerbebetrieb oder Geschäft aus jener Zeit ist noch existent. Denn die Mariahilferstraße hat sich gewandelt. Das mittelständische Umfeld mußte weichen. Jenen, die mehr Verkaufsfläche brauchen. Denen, die mehr Umsatz bringen und die Mieten zahlen können.
Heute präsentiert sich die Mariahilferstraße als Boulevard des Proletariats. Als potemkinsches Dorf des Konsums. Als Versprechen an die, die heute noch mitflanieren, aber schon morgen nicht mehr. Wie ein kanalisierter Strom von anonymen Konsumenten gleiten die U-Bahn Reisenden über Marmor, durch Security Gates und Body Guards abgeschottet von den verlockenden Konsumgütern internationaler Konzerne.
Die #Fuzo #Mahü ist ein einziges politisches Missverständnis. Eine kindliche städteplanerische Fehlinterpretation. Autos raus, Platz für den Menschen.
In Wirklichkeit präsentiert sich die neue Mariahilferstraße als Kapitulation, als Manifestation der Ideen- und Konzeptlosigkeit, wie urbanes Leben funktionieren kann und soll. Eine isolierte kapitalistische Furche in gewachsenem städtischen Ambiente, eine Trennlinie zwischen Mariahilf und Neubau.
Dieses kapitalistische Mahnmal entgleister Stadtplanung der 1970er Jahre wird nur so lange funktionieren, wie die am Boulevard dahinschlürfenden Konsumenten noch Geld haben, die Paläste zu füttern. Versickert diese Quelle, bleibt die #Mahü als Betonwüste gesichtslos und trennend zurück.