Ich mache mich langsam in meinem Geburtsbezirk Mariahilf, genauer gesagt in meinem Hood Gumpendorf unbeliebt. Vor Kurzem sah ich mich zu strengen Worten über die Mariahilferstraße genötigt, heute kommt leider der Naschmarkt dran.
Wie meine Instagram Follower wissen, verkehre ich gerne im Cafe Drechsler und komme so immer wieder an den Naschmarkt. Nach einem kleinen Schwarzen kam ich heute auf die Idee, die Linke Wienzeile zu überschreiten, um ein paar Fotos zu machen. Keine gute Idee.
Durch den Wechsel der Perspektive vom Flaneur zum Beobachter wechselte wohl auch meine Sicht der Dinge. Was ich vor ein paar Monaten oder auch Sommern vielleicht noch gelassen hinnehmen konnte, frustriert mich plötzlich.
Der Naschmarkt präsentiert sich als belangloser Touristentrampelpfad, als betonierte Futterstraße, garniert mit bunten Souvenierbuden. Im 6.Bezirk scheint die Beton und Marmor Lobby zu sitzen, was sowohl Mariahilferstraße als auch Naschmarkt beweisen.
Mein Versuch, Fotos von Marktständen mit Obst und Gemüse zu machen, war auf 4 oder 5 Stände beschränkt. Dazwischen die immer gleichen Anbieter von Gewürzen, wobei leider mein uriger Gewürzestand beim Durchgang an der Ecke schon lange aufgegeben hat und einer Weinbar mit Käseverkostung gewichen ist.
Irgendwie habe ich mich heute am Naschmark verloren gefühlt und auch nicht mehr zugehörig, so wie in den 70er Jahren, als ich mit meiner Mutter am Samstag Gemüse einkaufen war. Und es ist auch nicht mehr so, als der Naschmarkt hip wurde und die ersten Stände zu kleinen Lokalen umgebaut wurden.
Der Naschmarkt hat sich verbraucht. Eine offensichtlich lasche Vergabepolitik hat dem Wandel Tür und Tor geöffnet.
Der Markt hat seinen Marktcharakter verloren und damit auch seine Identität.
Eine Attraktion für Bustouristen aus aller Welt. Ein austauschbarer Platz, der von seinem Namen und seiner Vergangenheit lebt.
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