Banken stehen unter Margendruck und verschieben deshalb Stellen in die Billiglohnländer, in sog. "Shared-Service-Center", wo alle Backoffice-Arbeiten ausgelagert werden. Tausende Bankangestellte verlieren bei uns bald ihren Job, denn auch die physischen Bankfilialen verlieren in Zeiten des Onlinebanking ihre Berechtigung, umso mehr bei der Ausbildung auch schon massiv gespart wird. Eine Wertpapierberatung ist in vielen Bankfilialen schon lange nicht mehr das Gelbe vom Ei.
Wer früher einmal für eine Bank tätig war, brauchte sich keine Sorgen um seine Stelle zu machen; der Geschäftsalltag ging jahraus, jahrein seinen geordneten Gang. Diese Gewissheit ist mittlerweile zerstört. Auch die schweizer UBS und Credit Suisse haben tausende Stellen am Heimmarkt gestrichen und Back-Office-Arbeitsplätze in Dumpinglohnländer verschoben, wo die Löhne noch viel niedriger sind als im Heimmarkt (in Polen und in Indien werden Shared-Service-Center mit Tausenden von Angestellten betrieben). Ebenso die Bank Austria, wo Kreditabwicklungen/backoffice teiweise im Ausland erfolgen.
Die Erträge der Institute sinken von Quartal zu Quartal, ohne dass eine Wende absehbar ist. Krampfhaft wird von den Managern versucht, die Effizienz zu steigern. Weitere Stellen dürften daher in die Shared-Service-Center verschoben werden und der massive Stellenabbau nagt auch an der Gesundheit der Mitarbeiter.
Eltern sind gut beraten, ihren Kindern keinen Job in einer Bank mehr zu empfehlen, auch nicht den eines Journalisten. Durch ein ähnliches Jammertal gehen die Journalisten, weil die Online-Werbeerlöse gegenüber den Printerlösen massiv eingebrochen sind, Printwerbeerlöse einen starken Rückgang verzeichnen und daher die Kosten nicht mehr ausreichend gedeckt werden können. Die Bilanzen der Medien sehen großteils äußerst unerfreulich aus.
"Shared-Service-Center" werden auch in anderen Branchen zunehmen und die Mitarbeiter dieser Center gewinnen an Erfahrung, sodass die Arbeitsqualität steigt – auf Kosten der Arbeitsplätze der Heimmärkte. Banken wissen immer besser, wie mit dem Problem der Schnittstellen zwischen Zentrale und Peripherie umgegangen werden muss. Sie kommen so in die Lage, den Wertschöpfungsanteil eines Shared-Service-Centers zu erhöhen. Checklisten abarbeiten könne man auch an einem günstigeren Ort als bei uns , sagt dazu ein Arbeitnehmervertreter einer Bank. Die Großbanken haben im letzten Jahrzehnt schon beinahe ein Drittel der Stellen gestrichen.
Vor Jahren haben die Banken sehr aktiv Personal für die Betreuung osteuropäischer Kunden gesucht, inzwischen ist die Euphorie für Osteuropa wieder ziemlich abgeklungen. Expatriats kommen in die Heimat zurück und kriegen hier keine Jobs mehr.
Unabhängig vom angepeilten Markt stellen die Banken an ihre Berater viel mehr Ansprüche als früher. Wer mit Kunden zu tun hat, durchläuft heute ein Zertifizierungsprozedere, und gerade altgediente Private-Banker tun sich damit manchmal schwer. Vielen von ihnen missfällt auch, dass der Anlageprozess heute weitgehend zentralisiert ist.
Hoch sind die Ansprüche auch bei der Kundenakquisition. Da die Institute ein Ertragsproblem haben, sind Berater, die auf diesem Gebiet Stärken besitzen, bei den Banken sehr gefragt. Weniger Geduld hat man mit Angestellten, die bloß ihr Kundenportefeuille bewirtschaften, sonst aber zurückhaltend agieren. Gerade solche Berater trifft es auch besonders hart, wenn sie in reifem Alter Opfer der häufigen Restrukturierungen werden.
Bei unabhängigen Vermögensverwaltern, die als Auffangbecken für gestandene Relationship-Manager gelten, kommen sie nicht unter, denn das Zeitalter des "Bankbeamten" ist längst vorbei.