CASINOKAPITALISMUS - die Welt der Derivate einfach erklärt!

CASINOKAPITALISMUS - die Welt der Derivate:

“Casinokapitalismus-Produkte” mussten aufHochdruck in den Banken verkauft werden, von Kundenbetreuern oft nicht ausreichend und vom Kunden oft gar nicht verstanden insbesondere, was die Riskoeinschätzung betraf. Man spricht auch von “Alternative Investments” oder “Strukturierten Finanzprodukten” mit einem Risikomix (= Codewort “strukturiert “) nachstehender Instrumente.

Eine Salzburger Finanzreferentin verzockt 340 Mio. € Buchverlust im Laufe von Jahren und keinem sei etwas aufgefallen, obwohl bereits seit 2008 Banken auf Auffälligkeiten hinwiesen. Schieflagen bei den Gemeinden erreichten im Fall Salzburg ihren Höhepunkt mit dem Rücktritt Gabi Burgstallers/LH Salzburg 2012.

Das intransparente, kameralistische System der Gemeinden ermöglichte keinen klaren Überblickt, man vermutetSchieflagen um die 6 bis 8 Mrd. in ganz Österreich. Gehört hat man in letzter Zeit davon nichts mehr und mit den Banken wurden stille Vergleiche geschlossen. Es war aber schick!!, damit zu handeln und die Kundenbetreuer der Banken mussten ihre Zielvorgaben erfüllen.

Begriffserklärung zu einigen Derivaten:

Derivate = sind handelbare Rechte, die von der Kursentwicklung von Basiswerten wie Aktien, Indices, Devisen oder Rohstoffwerten abgeleitet (derivare) werden und davon abhängig sind.

Die Kursentwicklung dieser Rechte ist durch eingebaute Hebelkonstruktionen sehr volatil mit hohem Gewinn-oder Verlustrisiko.Mit diesen Produkten kann man entweder spekulieren, oder Risken absichern. Natürlich sind die Spekulanten in der großen Überzahl. Jedenfalls haben sie den Charakter einer Wette (“Casinokapitalismus”).

SWAPS = Zinstauschverträge, ich tausche vertraglich fixe gegen variable Zinssätze und mache Gewinne, wenn die variablen Zinsen dann sinken umgekehrt .

Zins-Caps = Durch “Zins-Caps” sichere ich mich gegen steigend Zinsen ab, kostet aber eine Prämie.

Optionen = Bei Optinsgeschäften/CALL-Optionen werden mir Rechte (keine Pflichten) eingeräumt, einen Basiswert (zB. Aktie, Devise, etc..) zu einembestimmten Preis auf Termin zu kaufen oder bei einer PUT-Option allerdings schon die Pflicht gegen eine Prämie, um einen vorher bestimmten Preis zu verkaufen (STILLHALTER-Position) gegen Prämie. Der Gewinn oder Verlust ergibt sich dann am Verfallstag in zB. 3 Monaten aus der Differenz zwischen Tageskurs (=Kassakurs = Spotpreis) und dem Terminkurs.

OTC = ist gibt wegen der besseren Marktgängigkeit “standardisierte Terminkontrakte”, ansonsten kann man aber auch individuelle, Kontrakte“over the counter” abschließen.

SWAPTION = eine Option (Recht) auf einen SWAP, die ich ausüben kann aber nicht muss gegen Prämie natürlich. Hebelbeispiel = Um 2€ räume ich jemandem heute das Recht ein, innerhalb der nächsten 3 Monate eine Aktie mit heutigem Kurs 100 weiterhin auf 3 Minate Termin um100 zu kaufen.a) Die Aktie steigt auf 110,ist somit um 10% gestiegen. b) Das Optionsrecht ist statt 2€ jetzt plötzlich 10€ wert, somit Hat sich der Optonspreis verfünffacht (5x2€ = 10) =Hebelwirkung. Dies nur zum Verständnis, es funktioniert etwas komplexer, weil weitere Preisfaktoren, wie Restlaufzeit, Pricing ("at", "on" oder "out of" market), etc….

FUTURES = Funktionieren ähnlich, wie Optionen mit dem Unterschied, das beide Vertragspartner Erfüllungspflichten haben zu liefern, zB. bei einem Devisentermingeschäft im Gegensatz zu Devisenoptionen. In Salzburg wurde mit Türkischer Lira, Mexikanischem Peso, Brasil. Real und CHF spekuliert.

Long/Short-Position = In der Finanzwelt (Optionsgeschäfte, Termingschäfte) werden:

a) Käuferpositionen als "LONG"

b) Verkäuferpositionen als"SHORT" bezeichnet.

Positionen können durch Kauf einer gleichartigen Gegenposition wieder neutralisiert, sprich aufgelöst werden. Man spricht von „Glattstellung“. Bei einem LONG profitiert der Käufer von steigenden Kursen, bei einemSHORT profitiert der Verkäufer von fallenden Kursen.

Beispiel „LEERVERKAUF“ (short selling)=

a) gedeckt

b) ungedeckt (naked)

ad a) Der Verkäufer borgt sich eine Aktie zB. auf 3 Monate aus (gedeckt) gegen eine Gebühr (Prämie), verkauft sie am Markt und hofft, dass der Kurs in den nächsten 3 Monaten sinkt. Nach 3 Monaten kauft er die Aktie mit nunmehr gesunkenem Kurs billiger am Markt und gibt sie wieder zurück. Die Differenz zum ursprünglichen Kurs abzüglich der Transaktionskosten ist sein Gewinn.

ad b) In diesem Fall verkauft er eine Aktie, die er weder besitzt noch ausborgt. Wurde nach der Krise zeitweise in div. EU-Ländern verboten, weil sie unnatürliche, makroökonomisch nicht erwünschte Preisverzerrungen am Markt auslösen können. Die Position eines Stillhalters (er muss zu best. Preis liefern) bei einer „Put-Option“ wir als SHORT bezeichnet, der Inhaber einer Call-Option profitiert als Käufer von steigenden Kursen (Tageskurs abzgl.Terminkurs = Gewinn) und wird als LONG bezeichnet. Er kauft die Aktie zum billigeren, vereinbarten Terminkurs und verkauft sie mit Gewinn zum höheren Tageskurs (= Kassakurs).

SZ: Die Vizechefin der Salzburger Landesfinanzabteilung hat 340 Millionen Euro verspekuliert. Mal eben so. Sie ist geständig, aber wie die Katastrophe genau passieren konnte, darüber rätselt nun ganz Österreich. Zehn Jahre lang häufte die Beamtin mit Zinsgeschäften Schulden an, offenbar von keiner Kontrollinstanz gestoppt, von keiner Aufsicht überwacht. “Exotische Zinsderivate”. Meist passierte das auf Anraten von Banken, und die kommunalen Finanzmanager gingen das Risiko bewusst ein. In Salzburg bemerkte man - offiziell - erst im Sommer 2012 , dass die Referatsleiterin dem Land 340 Millionen Euro an Verlusten beschert hatte. Sie hatte offenbar erste Fehlspekulationen eigenmächtig ausgleichen wollen - und machte noch mehr Verluste. Finanzlandesrat David Brenner gibt sich fassungslos: “Wir müssen davon ausgehen, dass die Referatsleiterin über drei Legislaturperioden, unter drei Finanzreferenten sämtliche Kontrollinstanzen der Republik, des Landes, sämtliche Sicherheitsnetze, die die Finanzabteilung hat, getäuscht hat.” Sie habe Geschäfte vertuschen wollen, für die sie keine Berechtigung hatte und die sie verschwiegen habe.Um nicht aufzufliegen, habe sie Unterschriften und Protokolle gefälscht. Offenbar habe die mittlerweile entlassene Beamtin, der nun eine Haftstrafe droht, die Verluste auf sogenannten Durchlaufkonten versteckt, die nicht regelmäßig bilanziert werden mussten - und zur Verschleierung Geschäfte mit sage und schreibe 34 Banken gemacht. Allerdings werden Zweifel an diesen Schilderungen laut.Insider berichten laut Salzburger Nachrichten, dass schon 2008 Bankmanager beim Land vorstellig geworden seien, die auf hohe Verluste hinwiesen und Positionen glattstellen wollten.

Der Standard meldet, die “wilden Spekulationen” seien sogar am Finanzplatz Frankfurt Thema gewesen und die Vorgesetzten der Beamtin von Banken informiert worden.

NZZ: Zentrale Aufzeichnungen über Swapgeschäfte von Gemeinden und Städten gibt es nicht, doch schätzt die auf Beratung geschädigter Kommunen spezialisierte HLC Communications, dassÖsterreichs Kommunen mit bis zu 8 Mrd. € in Schieflage sein könnten.

Oft ist das Muster ähnlich:

Ein hochkomplexes Produkt, dessen Risiko von den Banken meist nicht klar dargelegt wurde, auf der anderen Seite überambitionierte Gemeindevertreter, welche die Goldgräberstimmung auf den Finanzmärkten nutzen wollten. Endstation sind dann Gerichtewie auch in den Fällen St. Pölten oder Linz.

LINZ hat gegen die Deutsche Bank auf Nichtigkeit eines auf 67 Optionsgeschäften beruhenden Swapsgeklagt. Der Barwert sei wegen der Komplexität für die Stadt gar nicht zu errechnen, nur die Bank habe über den Stand des Deals Bescheid gewusst.

Linz wiederum schloss 2007 zur Absicherung einer auslaufenden Kreditlinie über 195 Mio. Fr. (zum damaligen Kurs 152 Mio. €) mit der Bawag eine Kurs-Zins-Wette ab. Durch den Kursanstieg des Frankens stieg der Wert des Swaps auf mehrere 100 Mio. €. Als die Stadt die Zahlung einstellte und klagte, kündigte dieBawag ihrerseits den Vertrag und klagte gegen Linz auf 418 Mio. €. Ein Ende nach langem hin und her glaube ich ein Vergleich geworden.

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