"Trigger-warning" - dieser Beitrag könnte "Gutmenschen" provozieren. Scheinbar stehen alle auf das coole Crowdfunding, dabei gibt es jedoch auch zunehmend Schattenseiten, dieses neue Schwarmfinanzierungsinstrument wird oft auch missbraucht.

Alle sagen: "Crowdfunding ist ja so toll“ und so „disruptiv“ und eine „Demokratisierung des Konsums“. „Und ich kann ja da mitmachen“ und „ich bewege was“ und "ich tue etwas Gutes". So schalmeit es, wenn man mit Freunden und Bekannten darüber spricht, insb. auch mit den "Gutmenschen", die eine Woche euphorisch Flüchtlingen helfen und sich dann wieder unauffällig zurückziehen, nur die Flüchtlinge sind auch danach oft oder für immer auch noch da und dann brauchen wir die " guten Menschen", die sich um sie kümmern.

Kritiker sagen wiederum: „Crowdfunding ohne mich" - ich bin nicht eure Laborratte; und ich will nicht euer Marketing-Tool sein oder Opfer für irgendwelche "versteckten Immobilienfinanzierungen". Wenn ein Crowdfunder erzählt, er habe über "Kickstarter" einen super Rucksack oder sonst irgendeine blöde Tasche „gefundet“ und alles sei so super ... naja...

Es gibt auch die üblichen Opfer (in der Branchensprache „Unterstützer“ genannt), die hier und da Crowdfunding „unterstützen".

Was sollte Crowdfunding ursprünglich eigentlich sein?

Eine Form der "Schwarmfinanzierung", um Projekte mit Geld zu versorgen, das sich bei Banken ohne Sicherheiten nicht auftreiben lässt. Finanziert werden soziale Projekte, Produkte, Services oder Geschäftsideen in Form eines Darlehens, das in wie auch immer gearteter Art zurückfließen sollte in Form von "reward-based" oder "lending-based" - Crowdfunding; auch Spenden sind durchaus üblich.

Künstlerische, soziale und innovative Projekte sollten dabei eigentlich im Fokus stehen bzw. standen im Blickpunkt, bevor Crowdfunding Teil der digitalen Popkultur wurde. Studenten sollten gefördert werden, die mit Herzblut ihre Ideen verwirklichen wollten, Enthusiasten, die für ihre Sache gebrannt haben. Und auch einige Öko-Weltverbesser-Spinner sind immer auch dabei.

Jedoch mit dem blühenden Erfolg des Konzepts beginnt sich dieses Modell schon wieder abzunutzen, weil es häufig auch missbraucht wird.

In weit über 50% der Fälle ist billiges Marketing, um über einen bestimmten Weg eine bestimmte Zielgruppe zu adressieren, in den Dialog einzubinden und zum Konsum bestimmter Produkte mit dem Öko- und Bioettikette zu verführen.

Oft werden gar keine richtigen Innovationen vorgestellt, sondern 0-8-15 Produkte clever positioniert und vermarktet. Beim Onlineshopping lassen sich User bei Kickstarter und Konsorten einlullen bzw. „inspirieren“.

Crowdfunding ist Marktforschung am lebenden Objekt. Es ist Kundenbindung und Markterweiterung. Anzutreffen sind irgendwelche „world’s first watch-size subwoofer for your body“ oder der ultimative „DIY Back & Body Shaver“ wird einem schmackhaft gemacht, nichts anderes als "China-Ware.“

Andererseits lässt sich vom Marketing der „Produktdesigner“ viel lernen. Es lassen sich viele Elemente auf klassisches Produkt- und Servicemarketing als Best Practice identifizieren und ableiten. Angefangen bei der Produktpräsentation und dem Kundendialog über Produkt- und Servicedifferenzierung zur Adressierung unterschiedlicher Preispunkte bis hin zum "Aftersales-Management" zur Reduktion von Kaufreue. Das alles läuft oft sehr perfekt.

Was bleibt von Crowdfunding?

Ja, es gibt sie noch heute, die sozialen Projekte! Eine an sich gute Sache. Daneben gibts die kreativen Handwerks- und Kunsthandwerksprojekte , die man auch unterstützen kann oder soll.

Aber Rückenhaarrasierer und der hundertste „Lost & Found-Schlüsselanhänger“ stiften keinen Nutzen und keinen Mehrwert. Das sind sicher alles Produkte, für die es einen Markt gibt, in denen auch Erfindergeist steckt, „Dinge“, die Menschen wollen.

Mit diesen Produkten rettet jedoch niemand die Welt und ihr seid dabei nichts anderes, als Objekt einer definierten Zielgruppe.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/crowdfunding-nein-danke-altfg-novelle-9-2015-14535

Schon einmal erntete ich wilde Kritik zum Inhalt dieses Links, aber ich kanns nicht lassen:)

Da weder die Banken, noch der Staat willens sind, für dieses hohe Risiko Kredite zu vergeben bzw. durch staatliche Haftungen zu besichern, sucht man als letzten Ausweg die Dummheit der Masse (crowd), man müsste es "Stupid Funding" bezeichnen für "Menschen, die Feind ihres Geldes" sind.

Um ein Minimum an Investorenschutz trotzdem zu gewährleisten, gibt es das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG 9/2015). Erst ab 5 Mio. Umsatz besteht volle Prospektpflicht, darunter light oder unter 1,5 Mio. Ums. gar nichts (= die Katze im Sack). Ein Investor darf nicht mehr, als 5.000 € pro Jahr in ein CF-Projekt investieren, außer der Investor hat mehr, als 2.500 € Jahreseinkommen, dann jeweils bis zu einem doppelten Monatsgehalt, jedoch mit Einkommensnachweis.

Für Start-Ups etwas zu spenden, wäre ja ein edles Motiv, aber ich lasse mir Crowdfunding nicht immer als ideale Geldanlage einreden, wenn von 10 Startups bis zu 8 Schiffsbruch erleiden und wenn eine IDEE dann wirklich aufgeht, bin ich dann an der Wertsteigerung nicht beteiligt, was ja eigentlich die Prämie für mein hohes Risiko wäre.

INZWISCHEN gibt es ein neues Förderpaket für Startups, ein immerhin guter Start für den neuen Bk. Kern.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/neues-foerderpaket-fuer-innovative-start-ups-22787

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/startups-klingt-cool-9-von-10-gehen-jedoch-daneben-20041

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 26.07.2016 11:26:06

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