"Crowdfunding" - nein danke! (AltFG-Novelle 9/2015).

Crowdfunding ist in meinen Augen ein Spendenmodell und kein seriöses Investmentmodell. Bei höchstem Risiko erwirbt man idR. nicht einmal Anteile am Unternehmen, sondern nur Genussscheine, trägt aber dennoch volles unternehmerisches Risiko. Auch ist der Investorenschutz bei diesen Modellen in keinster Weise ausreichend.

Neu Start-Ups sind jedoch oft Motor innovativer Ideen, wir brauchen sie.

Ihr Problem dabei ist, dass Banken infolge neuer, verschärfter Basel-Vergaberichtlinien immer weniger bereits sind, Risikokredite an junge Start-Ups mit meist fehlenden Sicherheiten zu vergeben. Jedoch nicht nur Basel III ist schuld daran, sondern vielmehr sollte sich jeder Geldgeber für Crowdfunding-Projekte bewusst sein, dass in der Start-Ups Szene oft 6 bis 8 von 10 Neugründungen nicht überleben.

Die "Alternativfinanzierungsgesetz-Novelle"/AltFG ist Murks, wie auch auch Teile der Steuerreform (Registrierkassen, GrESt-Bmgrl.).

Da weder die Banken, noch der Staat willens sind, für dieses hohe Risiko Kredite zu vergeben bzw. durch staatliche Haftungen zu besichern, sucht man als letzten Ausweg die Dummheit der Masse (crowd), man müsste es "Stupid Funding" bezeichnen für "Menschen, die Feind ihres Geldes" sind.

Um ein Minimum an Investorenschutz trotzdem zu gewährleisten, gibt es das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG 9/2015). Erst ab 5 Mio. Umsatz besteht volle Prospektpflicht, darunter light oder unter 1,5 Mio. Ums. gar nichts. Ein Investor darf nicht mehr, als 5.000 € pro Jahr in ein CF-Projekt investieren, außer der Investor hat mehr, als 2.500 € Jahreseinkommen, dann jeweils bis zu einem doppelten Monatsgehalt, jedoch mit (typisch österreischisch) Einkommensnachweis.

Für Start-Ups etwas zu spenden, wäre ja ein edles Motiv, aber ich lasse mir Crowdfunding nicht als Geldanlage einreden.

Mit der Alternativfinanzierungsgesetznovelle 9/2015 können sich nunmehr nicht nur "Start-Ups", sondern ganz legal auch klassische, mittelständische Unternehmen Geld von der "Crowd" holen. Crowdinvestoren hab grs. kein Mitspracherecht bei den Unternehmen und es handelt sich oft um risikoreiche Projekte, wo ein Totalverlust eingeplant sind.

Damit Crowdfunding besser klingt, spricht man von verschiedenen Varianten, wie "Donation based" (zB. Kultursponserin, wie zB. "Oma-Projekt";), "Reward based" (ohne Geld zurück), "Lending based" Crowdfunding (Zinsrückfluss) oder Equity based Crowdfunding (Genussscheinbeteiligung, Nachrangdarlehen).

Ein Beispiel für "Crowdfunding" ist die Finnest-GmbH (www.finnest.at) , bei der in 4 Firmen, darunter Fertighaus ELK finanziert werden kann. Ihr Geschäftsführer weist darauf hin, wie toll Crowdfunding sei, weil es "mittelständischen Unternehmen die Arbeitsplätze sichert".

Den Investor interessiert jedoch, wie sicher sein Geld ist!

Zum Beispiel ELK-Haus: Elk hat zwischen 2010 und 2014 ein "Mitarbeiterbeteiligungsmodell" aufgelegt, mit dem die Beschäftigten herbe Verluste erleiden mussten. Demnach hätten damals die Arbeitnehmer sieben Prozent ihres Bruttolohnes eingezahlt, die versprochene Rückzahlung der Beträge sei aber bis auf geringfügige Beträge ausgeblieben, so die Gewerkschaften. Weiter sollten die Mitarbeiter für eine England-Expansion auf 4% des Lohnes verzichten, die Gewerkschaft wurde alamiert. (http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/4703645/ElkHaus-fordert-Lohnverzicht-von-Mitarbeitern?parentid=5080134&showMask=1)

Auch wenn Crowdfunding aus makroökonomischer Sicht die Sicherung der Arbeitsplätze ein wichtiges, vorrangiges Thema ist, interessiert mich als Geldanleger jedoch nur eines: "Wie sicher ist mein Geld und trägt es auch Früchte", wenn ich es in "Crowdfunding-Projekte" anlege?.

Meine private Meinung dazu: Ein ganz klares NEIN!!!

Im Schnitt würden um die 5% Zinsen dafür geboten. Allein daran ist schon das hohe Risiko in Zeiten der Nullzinspolitik erkennbar. Die Finnest habe allein in den letzten Monaten 60 Firmen aus Bonitätsgründen abgelehnt. Rund 40.000 mittelständische Unternehmen in Österreich sind ein Zielmarkt für Crowdfunding. Je kleiner die Crowdfunding-Plattform ist, umso höher das Ausfallsrisiko. Der Finnest-Geschäftsführer will an eine Erfolgsquote von 100% (sprich kein Ausfall) herankommen. Allein diese Aussage bei Finanzierungen mit höchstem Risikograd sollten jeden Investor, der nicht Feind seine Geldes ist, stutzig machen. Auch für Spendenprojekte wird Crowdfunding herangezogen, so beispielsweise die Kärntner "www.fuer-kärnten.at" unter dem Titel "Deutsch für die Zukunft". Die letzte Crowdfunding-Pleite war der Holzspezialist "Woodero", wo 175 Investoren 166.000 € in den Sand setzten. Die "Krautreporter" - ein Onlinejournalismusprojekt - waren ebenfalls ein Flop mit hoher Beteiligung.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 07.01.2016 11:52:35

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