"Der Mönch in mir" (Nussbaumer, Liessmann und Gott, Wecker und Anselm Grün)

1) Liessmann und Gott:

PROTAGORAS:

"Von den Göttern weiß ich nichts,weder, dass sie sind, noch dass sie nicht sind"

Es geht bei der Gottesfrage um das Verhältnis zwischen Gott/Glaube und Vernunft. Der Gläubige muss sich als moderner Zeitgenosse auch die Frage stellen, die sich FREUD gestellt hat, ob Religion nicht eine Neurose sei oder nach NITZSCHE eine menschliche Schwäche oder Wille zur Macht oder ob nach Karl Marx der Glaube nicht ein Opiat sei. HEGEL hat wiederum gemeint, die Vernunft sei der von Gott abgeleitete Weltgeist und die Offenbarungsreligionen geben uns Auskunft über Gott. Tatsächlich wissen sie natürlich genausowenig über Gott.

Liessmann vertritt die Auffassung, dass die Unversöhnlichkeit zwischen Vernunft und Glaube produktiver sei, weil sie mehr erklärt und verhindert und dass sich das Pendel wieder vor die Zeiten der Aufklärung zurückbewegen könnte, da brauchen wir die Vernunft als Korrektiv. Es wird heute teilweise in religiösen Kreisen schon wieder als gotteslästernd angesehen, wenn man den Koran als Philosoph nur analytisch zu interpretieren versucht.

Für den aufgeklärten Menschen ist Gott spätest seit FEUERBACH Gott eine Projektion des Menschen, jedoch auch Ausdruck LEGITIMER menschlicher Bedürfnisse nach Religiosität und spiritueller Betätigung , verortet im affektiven Bereich des Menschen. Darin stecken menschliche Sehnsüchte, menschliche Illusionen, Hoffnungen dass es auch nach dem Tod noch etwas gäbe, etc....weshalb es gar nicht so wichtig ist, wer und was Gott immer auch sein mag, wie richtig oder falsch eine Offenbarungslehre das sein mag, weil hier nicht die Kategorien der Vernunft, sondern das Glaubens im Vordergrund stehen.

Bei den Pueblo-Indianern in Arizona ist nicht die Sonne an sich, sondern das "Aufgehen" der Sonne, weil sie davon so ergriffen sind, das Göttliche. "Ergriffenheit" als Metapher für das Göttliche ohne Theologen und ohne monotheistische Offenbarungstheologien. Auch die Theologen wissen absolut nicht über Gott. Was sagte Ghandi über Theologen? "Zu den größten Lügenmächten der Welt gehören die Theologen"

Die Ergriffenheit über das Geheimnisvolle der Existenz und den Lebenssinn geben sie sich dadurch, indem sie der Sonne helfen, sie über den Tag zu tragen und dabei Gutes für die Menschheit und sich tun. Das finde ich einen schönen, meditativ spirituellen Approach an das Göttliche. Atheisten jedoch nicht bloße Agnostiker würden vermutlich auch das schlechtmachen.

Im "Philosophicum LECH 2016" (Patronanz Liessman)... NZZ und STANDARD berichteten darüber ging es auch um die Frage:

"Wie sich Gott begreifen lässt"?.

C.G.Jung (Mystiker im GGs. zu Freud) hatte auf seiner Eingangstür in Küsnacht stehen:

"Vocatus atque non vocatus, deus aderit" (Gerufen oder nicht gerufen, Gott wird da sein";)

Ich halte von Jung nicht viel, gehöre eher zu den Freudianern. Was ich unbedingt empfehlen kannn einen Talk mit Stefan Aust/Spiegel :

"Ohne Religion wäre die Welt besser dran"

(Moderiert in Berlin)

https://www.youtube.com/watch?v=9Kdqmo1pDJQ

hörenswert!!!

http://derstandard.at/2000045031297-629/Wie-sich-Gott-begreifen-laesst

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/liessmann-philosophicum-lech-gedankenwirrwar-wie-ein-tennisspiel-ohne-ball-25968

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o 3 Beispiele auch spiritueller Zugänge

1) Liessmann (s.o.)

2) Konstantin Wecker mit Mystiker und Benediktinermönch Anselm Grün http://tvthek.orf.at/program/Religionen-der-Welt/1656/Religionen-der-Welt/13812238 (6 Tage unter "Sendungen verpasst" nachhörbar)

3)Heinz Nußbaumer ("Der Mönch in mir" )

Zu 2)

"Der Mönch in mir" ist für Konstantin Wecker, der begabte Liederschreiber, wenn er ganz bei sich ist, die kreativen Phasen, die kommen und gehen - kein Dauerzustand sind. Phasen der inneren Glückseligkeit, wo man sich (sein Selbst) gefunden hat, "der sein, der man ist". Es ist "ein Drängen von innen heraus", für viele auch die Suche nach dem unerklärbar Göttlichen.

Für Bendiktinermönch, Managertrainer, Mystiker Anselm von Grün ist "der Mönch in mir" die lebenslange Suche nach Gott, eine nie abgeschlossene Suche, die sein ganzes Leben lang dauert. Der Himmel ist kein physischer Ort, sondern eine "Daseinsweise" (Offenheit, Werte, Natur, Schönheit,etc..) den/die man empfinden kann oder auch nicht. Ein Ort des "ganz bei sich Seins".

Zu 3)

Nußbaumer war Sprecher von BP Klestil und Kirschläger schrieb das lesenswerte Buch: "Der Mönch in mir" (Berg Athos). Journalist beim Kurier - viel im Nahen Osten - und Furche, leitet das ORF-Philosophikum und hat mehrmals die Intensivstation (Krebs) erlebt, als er mit dem Tod rang. Er meint, ddas Gebet der Mönche am Berg Athos für ihn hätten ihn getragen und sein Leben gerettet.

Mit Dorner/Oe3 organisierte er große Spendenaktionen für ein abgebranntes Kloster und Athos war später seine zweite Heimat.

Am Berg Athos gab es beim EU-Beitritt ein großes Problem wegen des nicht EU-konformen Frauenverbotes und der fehlenden Niederlassungsfreiheit , bis man eine Ausnahme auf der aus 20 Klöstern und 3000 (internationalen) Mönche (einige aus USA mit vielfach vorals akademischen Berufen, die ausstiegen) zählenden Insel erwirkte. Nicht zugelassen neben den Frauen werden die "Bartlosen" - den Eunuchen gleichgesetzt - auf Athos, ich müsste mir daher einen Bart ankleben, wollte ich dorthin.

Athos ist eine autonome Mönchsrepublik unter polit. Oberhoheit Griechenlands mit eigenem Parlament. "Schisma 1054" = Bruch der Ost- mit der Westkirche, wobei die römische Kirche als Rache Raubzüge (wertvolle Kunstschätze) machte und dabei tausende Mönche tötete. Bis heute hat man das nicht vergessen.

Einige Gedanken der Weisheit (Quellen menschlicher Überlieferungen ) aus diesem Buch:

1) Tu das, was du gerade tust, mit deinem ganzen ICH (..."mit deinem ganzen Herzen" heißt's in der asiatischen Philosophie)

2) Wir haben es verlernt, uns unter den Schatten eines Baumes zu setzen ("Geschenk der Stille")

3) Weisheit des "leichten Gepäcks" auf deinem Lebensweg, "verzichte auf alles Überflüssige".

4) Die wichtigste Stunde ist die Gegenwart - sagen die Mönche - grüble daher nicht in der Vergangenheit oder Zukunft. Das macht deine Seele unruhig. (= nichts anderes, als das Gedankengut des ZEN, seine Gedanken auf die Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft = Gegenwart zu fokusieren).

5) In festen Riten (="Regelmäßigkeit will unser Körper";) fühlt sich die Seele wohl, nur der Geist will immer etwas Neues. Daher es muss auch feste Bräuche geben.

6) Geschenk des Schweigens, Geschenk der Stille (Der ewige Lärm

unserer Tage ist ein schweres Hindernis auf dem Weg zur

Selbstbegegnung , Loslassen, Staunen,Dankbarkeit und Freude, zu wissen dass alles menschliche unvollkommen ist, neugierig zu sein, aus der Stille wächst das Gebet, aus jedem Verzicht wächst Kraft,

Schönheit der Natur als Kleid Gottes (zB. ein Mohnblumenfeld),

Demut/Dankbarkeit und Lebensfreude für die Schönheit der Schöpfung

7) "Den Kopf zum Herzen neigen" bedeutet, die Athosmönchen legen

keinen Wert auf Theologie und Intellektuelle.Eine theolog. Fakultät wurde nach wenigen Monaten auf Wunsch der Mönche wieder zugesperrt. Athos ist eine Lebensform, bei der man auf sein Herz hört. (Vergleich "Man sieht nur mit dem Herzen gut" - was Saint-Exupéry auch nur von taoistischen Weisheiten abschrieb).

Denn Gedanken eilen immer dem Herzen voraus.

Voltaire:

4000 Bände über Metaphysik werden uns nicht sagen können, was die Seele ist

8) Dankbarkeit und Lebensfreude für die Schönheit der Schöpfung. Jede Blume weist über sich hinaus, sie ist zu verschwenderisch angelegt, um nur Selbstzweck zu sein.

9) Schlimmsten Versuchungen des Lebens = Genusssucht, Hochmut, Neid, Stolz, Geltungsstreben

10) Der Weg nach innen ist der Weg nach Hause

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Weitere Gedanken dazu:

Unser westliches, abendländisches Denken orientiert sich grs. an rationalen, pragmatischen Denkmustern , die ihre Wurzeln in der griechischen Philosophie haben, sieht man von den dogmatischen Heilslehren der Religionen ab.

Der "dualistische Platonismus" (sterblicher Körper,unsterblicher Geist - Lehre von zwei getrennten Welten) hat sich nach dem neuesten Stand der Neuroscience als Trugschluss herausgestellt. Trotzdem gibt es noch viele, die sich diesen neuesten Erkenntnissen verschließen. Die katholische Theologie hat ihr Fundament im (Neo)Platonismus. Religionen werden für mich dann ein Problem, wenn sie sich organsieren und zu einem Instrument der Macht werden und damit auch schon viele Kriege ausgelöst haben.

Ein Trugschluss ist es jedoch zu glauben, dass uns philosophische Gedanken über die Welt automatisch der Wahrheit näher bringen müssen. Wir müssen daher mit Sokrates bescheiden bleiben, wenn er sagt:

"Der wahre Philosoph ist kein Besitzer der Wahrheit,

sondern nur ein Liebhaber der Weisheit”.

Er empfindet Freude am philosophischen, politischen und intellektuellen Diskurs und auch von einfach gestrickten Menschen können wir viel Weisheit lernen, denn jeder Mensch ist einzigartig und trägt ein Geheimnis in sich.

Bereits Sokrates, Vater der griechischen Philosophie, forderte die

Menschen auf, sich eben dieser engen Grenzen des Wissens

gewahr zu werden mit dem ihm zugeschriebenen Ausspruch:

"Ich weiß, dass ich nichts weiß".

Er meint damit eigentlich, sich der Grenzen seines Wissens bewusst zu werden. Glaube sei für Sokrates wiederum keine Antwort auf Nichtwissen, führe zu Scheinwissen und behindere die Suche nach Wahrheit.

Nicht erst die moderne Hirnforschung hat Platons dualistische zwei

Weltenlehre (sterblicher Körper, davon losgelöst unsterblicher Geist) als Irrlehre erkannt, sondern bereits Aristoteles vermutete Ähnliches, indem er über den Aristokratenspross Platon sagte:

"Ich schätze Platon als Freund, aber noch lieber ist mir die Wahrheit".

Trotz allem können wir nur Suchende der Wahrheit sein mit der

Gewissheit, dass sie sich uns nie zur Gänze offenbaren wird.

Wer glaubt, im Besitz der Wahrheit zu sein, ist in Wirklichkeit

ein Narr. Da Narren nicht mit Schellen herumlaufen, sind sie für uns oft auch gar nicht sofort zu erkennen.

Protagoras: “Der Mensch ist das Maß aller Dinge” und warum ich mit Platon keine Freude habe ?

Weil er Fürsprecher eines hierarchischen Gesellschaftssystems war, oben die Weisheit und das Licht (= Aristokratie, Klerus im Klartext) und unten das Böse, die Höhlenmenschen (= Sklaven, rechtlose Frauen - heute das Proletariat und die Unterschicht im Klartext).

Damit war er auch Vater der Theologie . Auf seinem heute von der

Neuroscience widerlegten, "dualistischen Gedankengut" baute

(Augustinus/Vorbild Papst Benedikts, Thomas von Aquin, etc…)

die heutige Theologie auf und hat die ansonsten wunderbare, den

Menschen in den Mittelpunkt gestellte griechische Philosophie ,

wonach gegolten hatte:

Protagoras: “Der Mensch ist das Maß aller Dinge”

zur Magd der scholastischen Theologie degradiert .

Den Menschen wurde unter Platon noch eine kosmische und später in

der christlichen Theologie ”gottgewollte Ordnung” verkauft und

aufgezwungen, somit ein hierarchisches Gesellschaftssystem ohne

Freiheit, ohne Gleichheit, jedoch mit einer privilegierte Aristokratie (=Klerus,Adel) und unten das meist in Armut lebende, gemeine Volk. Erst unter Maria Theresia 18.Jh. und Sohn Joseph II wurde überhaupt erst die Leibeigenschaft zumindest de jure langsam aufgehoben.

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Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 02.10.2016 08:30:57

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