Chinas Festland-Börsen brachen zum zweiten Mal in dieser Woche so stark ein, dass der Handel vorzeitig beendet wurde. Die staatlich verordneten, dilettantischen Kursstopps (Circuit-Breakers) verbreiten jedoch eher Panik als dass sie kalmierend wirkten. Der entscheidende Index CSI 300 (Composite Shanghai Index) mit seinen 300 wichtigsten Unternehmen verlor ein weiteres Mal 7 % Prozent.
Die int. Märkte sind generell auch deswegen nervös, weil ebenso im Westen infolge der exzessiven Notenbank-Geldpolitik (EZB) große Blasen entstanden sind und jeder rationale Anleger weiß, dass auch diese einmal platzen werden. Ein Flügelschlag an den Börsen Chinas kann dazu schon ausreichen.
Der US-Investor Soros hat wieder einmal Befürchtungen, die chinesische Entwicklung könne sich zu einer schweren Finanz-und Wirtschaftkrise auswachsen. Ich würde höchstens eine etwas
abrupte Kurskorrektur ohne echte Krise in Chinas Kurssturz erblicken, eine Überreaktionen infolge des Herdentriebes an den Börsen.
Neben anderen Börsen ist auch der DAX deutlich ins Minus gerutscht und unterschritt die 10.000 Marke. Am stärksten erwischte es die Autokonzerne (MBW, Daimler, VW) und das Rohöl brach auf 32 USD ein. Der YUAN wurde weiter abgewertet, was jedoch Chinas Exportwirtschaft zu gute kommt, wenn auch damit nur über den Preis.
Was die Weltreservewährungen betrifft, liegt der YUAN hinter USD, EURO und YEN bereits an vierter Stelle und der kürzliche Beitritt Chinas zum IWF verschafft dem Land ebenfalls Sonderziehungsrechte. Chinas Notenbank sitzt auf 3.300 Mrd. Devisenreserven großteils in USD denominiert.
Seit den 90er-Jahren, wo Japan in eine Wirtschaftskrise verfiel (Immobilenblase platzte), begann Chinas unhaltbarer Aufstieg.
China wurde plötzlich weltgrößter Devisenreservenbesitzer im asiatischen Raum. Dann verdrängte China mit dem zweitgrößten BIP der Welt Japan auf Platz 3. Washington musste spätestens seit Clinton akzeptieren, dass Peking mit den USA in Augenhöhe umging.
Die von China initiierte asiatische Entwicklungsbank als Alternative zu den US-dominierten Institutionen Weltbank und IWF führt zu einer weiteren Machtverschiebung zugunsten Chinas. China ist dabei, mit seinem 300 Mrd. Seidenstraßen-Investitionsprojekt wirtschaftlich auch auf Zentralasien zuzugreifen. Europa würde gut daran tun, diese Entwicklung nicht zu verschlafen.
Die Ursachen der Börsenkrise scheinen somit in einer seit Monaten aufgebauten Liquiditätsblase an Chinas Börsen zu liegen. China hat trotz robuster Wirtschaft auch noch viele strukturelle Reformen ausständig. Der Yuan muss völlig frei handelbar (frei konvertibel) werden und die Kurse dürfen nicht de facto vom Staat gemacht werden. Man misstraut auch den offiziellen Wirtschaftsdaten Chinas. Viele Großunternehmen sind regulierte Staatsunternehmen mit hoher Verschuldung beim Staat und riesigem Wertberichtigungsbedarf. Vor einem dringenden Deregulierungsbedarf fürchtet sich wiederum der Staat wegen des damit einhergehenden Machtverlustes.
Trotzdem sind die Volksrepublik China und ihre großen Konzerne voll und ganz in der Weltwirtschaft angekommen.
Für die Hausgerätesparte von General Electric (GE) legt der chinesische Mischkonzern Haier fünf Milliarden Dollar auf den Tisch. Und niemand in den USA regt sich darüber auf, wo früher in einem solchen Fall von einem Ausverkauf nationaler Interessen die Rede gewesen wäre. Partner, mit denen sich Geschäfte normal abwickeln lassen. Und dann wird eine GE-Waschmaschine eben chinesisch und die USA verliert Arbeitsplätze (GE-Sparte hat 12.000 MA).