Die Buzzwords-Welt der Selbstdarsteller (Linkedin, Facebook,Twitter....und die drei Siebe des Sokrates)

Leider gibt es heute zuviele Selbstdarsteller, deren Worte nur heiße Luft sind, denen dann keine Taten folgen. Die Spezies der Selbstdarsteller benötigen wir heute immer weniger, sondern wir brauchen Menschen mit Zivilcourage, die anpacken können, entscheidungsfreudig und teamfähig sind.

Leider fällt mir zunehmend auf, dass sich auf sozialen Netzwerken wie Linkedin, XING, Twitter oder auch Facebook immer mehr Menschen bewegen, deren einziges Ziel die Selbstdarstellung ist. Viele Worte und wenig bis nichts steckt dahinter.

Auch wenn ich am Wochenende den „Karriere-STANDARD“ (Leadership-Standard) querlese, die Chefin dieser Seite Karin Bauer ist sehr bemüht mit Durchblick, ich schätze Sie und ihre Zusammenfassungen. Aber die beigefügten Beiträge der Netzwerker und Consulter sind oft himmelschreiend, Buzzword-Wirrwar und Worthülsenjournalismus und Freundschaftsdienste für Anzeigekunden.

Daher meine Warnung vor Personen, die nachstehend hier nur beispielhaft angeführten Buzzwords gehäuft verwenden – da steckt i.d.R. nicht viel dahinter, eine kleine Auswahl aus dieser Buzzwords-Welt:

Conference Floating:

Man sollte bei Vorträgen nicht zuviel mitschreiben, sondern diese Gelegenheit eher für Networking und Kommunikation nutzen. Aktivitätsfeed auf Facebook, balanced authenticity, Impression Management, Personal Brands, Profile Work, Identity Management, Self-Presentation, Self-Expression, Selbstkonstitution, Self-Monitoring, Identity Performance, Digital Body, Agilitätsmöglichkeiten, Paradigmenwechsel, Narrative, Dechiffrieren von Corporate Codes, Corporate Mouthpieces Phrasen, Stayle Switch, Beziehungsstrukturen, Resilienz, Leadership Revisited, ...den materiell physischen Kontrakt zwischen Mitarbeiter und Unternehmen immer wieder ausbalancieren, Committment, Metaerzählungen, Changemanagement, orchestrieren, Management designen, psychomentale Kräfte mobilisieren, Cross functional Teams, Enabler, Co-Creator, Matching, etc…

Instagram gleicht einer selbstkuratierten Dauerausstellung der eigenen Identität. Man konstruiert einen „Digital Body“.

Bei Netzwerken wie Snapchat ist das nach und nach erweiterte Museum (‚Memories“) nur eine Zusatzfunktion. Im Zentrum stehen die Foto- oder Videosnippets, die Ausstellung des Ichs wird durch die Performance des Ichs erweitert.

Die Kür der Identity Performances bilden Plattformen, die Video Live Streaming ermöglichen, wie Facebook Live, Periscope oder YouNow. Bei Live-Videos ist Inszenierung und Kontrolle nur mit hohem Aufwand zu erreichen, hier herrscht radikale Authentizität. Die Videos löschen sich auch nicht automatisch bzw. lassen sich einfach abspeichern.

Von der Identity Performance zur Live Presence, die nächste Stufe der Selbstdarstellung, die dritte Dimension. Snapchat hat das Start-Up Seene gekauft. Seene hat eine Technologie entwickelt, mit der die Smartphone-Kamera zum 3D-Scanner wird, der Gesichter, aber auch Objekte erfassen und rendern kann. Damit könnte die angelernte vorteilhafte Selfie-Pose passé sein, der 3D-Scanner erfasst schonungslos das gesamte Gesicht, jedes Wimmerl.

Das nächste Level der Identity Performances:

Digitale Fernanwesenheit in Echtzeit, einer Art Live Präsenz. Wir können in der virtuellen Realität und in Verbindung mit körpernahen Endgeräten andere Personen um uns 3D wahrnehmen und spüren (den Herzschlag, etc..) . Dadurch wird jedoch die Kontrollmacht über die eigene digitale Version der Selbstdarstellung immer kleiner, wenn wir bereit sind, sogar unser Herzklopfen online zu teilen. Wenn es dann soweit ist, müssen wir den Stellenwert von Authentizität neu verhandeln und uns überlegen, wie wir unsere Selbstdarstellung überhaupt noch lenken können. Worin liegt dann der Unterschied zwischen mir und meiner Live Presence? Vielleicht steigt dann im Sinne eines Gegentrends wieder die Nachfrage nach Plattformen, die den Nutzern genau diese Kontrolle über ihre „Profilpflege“ zurückgeben.

o Akademiker wissen viel, können aber wenig!

Der Akademisierungswahn bei Orchideenstudien mit aufgeblähtem, nutzlosen Fachchinesisch befördert diese Entwicklung. Binsenweisheiten versucht man damit oft durch unverständliche Satzkonstruktionen und übertriebenem akademischen Wording zu verschleiern.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/akademisierungswahn-bachelor-proletariat-statt-duale-bildung-ist-der-verkehrte-weg-ruemelin-19457

Der Goldschatz heißt daher "duales System", welches jedoch zugunsten der Akademikerschwemme zunehmend geopfert wird. Was wir brauchen, sind hochqualifizierte Fachkräfte im MINT-Fächerbereich, um die digitale Transformation zu meistern, die viel Expertenwissen benötigt. Die Akademikerschwemme führt heute schon so weit, dass ein Meisterbriefinhaber wesentlich mehr verdient als ein Bachelor-Absolvent. Akademische Freelancer bewegen sich zunehmend in der Welt der Präkariate.

o Anforderungsprofile in Stellenanzeigen:

Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd all diesen Anforderungsprofilen idR. entspricht. Eine kabarettreife Anhäufung von Buzzwords, cui bono?

o Die "3 Siebe des Sokrates":

Sokrates hat gemeint, dass ein "unreflektiertes Leben nicht

lebenswert sei" - womit er natürlich Recht hat.Bevor wir etwas schreiben oder sagen, sollen wir unsere Wort möglichst oft durch drei Siebe gehen:

1) Sieb der Wahrheit (ist alles wahr, was Du mir erzählst)

2) Sieb der Güte (kannst Du von guten Dingen berichten)

3) Sieb der Nützlichkeit (war es nötig, nützlich)

Wenn Du danach richtig bemerkst, dass Deine Worte durch

keines oder auch nur eines der 3 Siebe nicht hindurchkommen,

dann behalte solche Worte lieber für Dich, weil sie dann

laut Sokrates reine Zeitverschwendung sind.

Die akademisierte Welt des Fachchinesisch und der Buzzwordwelt bleiben spätestens im Sieb der Nützlichkeit stecken.

Resumee:

Diese Geschichte soll vor Augen führen, dass wir uns

nicht mit dem Worthülsenjournalismus innewohnenden Nichtigkeiten beschäftigen, sondern unseren Blick im Leben vielmehr hin zum Nützlichen und Positiven wenden sollten für ein glücklicheres und auch weniger stressiges Leben. Wir befassen uns viel zu lange mit

Nichtigkeiten, die uns als Zeiträuber für die relevanten, wichtigen

Dinge dann in Stress versetzen, wofür uns dann die Zeit und Energie fehlt.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 30.08.2016 13:09:55

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