Die Karre der Globalisierung und neoliberalen Eliten-Kapitalismus fährt zunehmend gegen die Wand. Trump u.Clinton beginnen sich abzuwenden.

In den USA rücken sowohl Trump als auch Hillary Clinton vom Freihandel ab, weil die Globalisierung in einer tiefen Krise steckt. Wenn selbst in Amerika, dem Mutterland der Globalisierung sich die US-Präsidentschaftskandidaten sowohl der Republikaner als auch Demokraten gegen Freihandel aussprechen, dann gibt es ein ernsthaftes Problem mit dem Weltsystem der Globalisierung, das auf Integration der nationalen Ökonomien aufgebaut ist.

Die USA waren immer das Rückgrat der Globalisierung und haben seit dem Ende des 2.Weltkrieges den Freihandel propagiert und auch weitgehend durchgesetzt aus ökonomischen und strategischen Erwägungen. Die Öffnung von Grenzen für eine möglichst freie Bewegung von Waren, Kapital, Menschen und Information sollte der modernen Welt mehr Frieden bringen, nachdem sie gleich in zwei Weltkriegen ihre selbstzerstörerischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatte.

Jedoch was ist schief gelaufen?

Das System der Globalisierung und des degenerierten, neoliberalen Kapitalismus hat in den 90er-Jahren sein soziales Antlitz abgelegt und zu einer verstärkten Ausbeutung der arbeitenden Menschen geführt. Die Grosskonzerne haben immer mehr Macht kumuliert, es gilt das Primat des Finanz- und Konzernkapitalismus vor der Politik und wir erleben insgesamt eine "Corporatocracy" (Konzernkapitalismus). Die Länder sollen sukzessive durch supranationale Integration ihre nationalen Souveränitäten verlieren, jedoch wie die Praxis zeigte, nur zum Nutzen von wenigen.

Menschen sollen rund um die Uhr erreichbar und abrufbar sein und immer mehr werden ins Burnout getrieben und werden zum schlecht funktionierenden Material, das man dann einfach wegwirft, entsorgt gegen neues Material. Die Wirtschaft entwickelte sich zum Raubtierkapitalismus per se.

Katastrophale politische Leadership an 3 Beispielen:

Beispiel 1):Donald Trump

reif für den Kinderpsychologen, auf einer Wahlkampfveranstaltung rief er indirekt zur Beseitigung seiner Rivalin Hillary Clinton auf, weil sie das Recht zum Waffenbesitz abschaffen wolle:

"Niemand könne dann etwas dagegen tun, außer vielleicht die Waffenbesitzer selbst. „Aber ich sage euch: Das wird ein furchtbarer Tag.“......so ein niveauloser Kandidat unvorstellbar für das "Weiße Haus". Trump will die Steuergesetzgebung zugunsten der 1% Reichen ändern und das Volk lässt sich für dumm verkaufen und ist es auch.

Beispiel 2): Hillary Clinton, die große "Wahlkampfversprecherin" hofft damit auch auf die "dummen" Wähler:

Sie ist Teil des Establishments und Geldadels geworden und verspricht den im Provinzstädtchen Des Moines, Iowa, die armen Menschen ohne Arbeit und Menschen mit geringer Bezahlung ins Zentrum ihrer Politik zu rücken (mir kommen die Tränen!). Sie kündigte das größte staatlich finanzierte Investitionsprogramm seit Ende des zweiten Weltkrieges an, quasi einen "New Deal". Straßen, Brücken, Schulen, vor allem aber die Energieinfrastruktur Amerikas solle damit erneuert werden, obwohl die USA schon jetzt massiv verschuldet ist. Der Ghostwriter ihrer Rede war John Maynard Keynes. Nichts von all ihren Versprechen wird sie umsetzen.

Beispiel 3): Merkel, die spiritualisierte Pfarrerstochter im TTIP-Wahn:

Kanzlerin Merkel geht in der Debatte über das geplante transatlantische Freihandelsabkommen TTIP weiter auf Distanz zur Wirklichkeit. Das 25-seitige Gutachten des Wirtschaftsministeriums berichtet von einem völlig ernüchternden Verhandlungsstand. All das lässt die "Willkommenskultur-Predigerin" völlig unbeeindruckt. Sie hält am eisernen Ziel fest, „die TTIP-Verhandlungen bis zum Jahresende abzuschließen“, sagte eine Merkel-Sprecherin. Wie das nach drei Jahren erfolgloser Verhandlungen gelingen soll, verriet die Sprecherin nicht. Merkel hat sich offenbar einen Ausspruch des bekennenden Zynikers Rudolf Augstein zu eigen gemacht: "Die Hand, die den Wechsel fälscht, darf nicht zittern".

Internationalisierung (Beibehaltung nationaler Souveränitäten) ja, Globalisierung (Abbau nationaler Souveränitäten) nein:

Wirtschaftliche Integration war eine Methode, Feinde in Partner zu verwandeln. Nach 1945 wurde, unter amerikanischer Führung, erst der Westen ökonomisch und politisch integriert. Nach 1989 dann drängten die Länder des vormaligen Ostblocks in die Institutionen des Westens. Die liberale Ordnung des Westens wurde globalisiert.

Die Eliten des Westens haben seit der Finanzkrise 2008 bewiesen, welch kriminelles Potential sie mit Neoliberalismus, Casinokapitalismus, Finanzkapitalismus, etc...in der Lage waren zu entfalten.

Die Eliten (Oligarchen)des Ostens in Russland und China haben zwar die Regeln der Marktwirtschaft zumindest selektiv übernommen, jedoch eine politische Liberalisierung fand nicht statt und wurde von ökonomischer abgespalten.

Donald Trump ist auch deshalb erfolgreich, weil er den Wunsch vieler Amerikaner nach Renationalisierung, Abgrenzung und Abschliessung repräsentiert und die Kriegseinsätze der USA in den verschiedensten Krisenherden der Welt waren oft kein Ruhmesblatt.

Dennoch blieben die USA bis dato noch die Lokomotive der Globalisierung: Mit dem Drängen auf Freihandel und der Schlüsselrolle in internationalen Institutionen, aber auch durch ihre weltpolitische Ordnungsfunktion, ihre Rolle als Quasi-Hegemon ("Pax Americana"). Während die Wirtschaftsräume sich ins Globale erweiterten, blieben die Staaten in ihren Zuständigkeiten regional begrenzt. Amerika schloss diese politische Lücke ansatzweise, als Krisenmanager wie auch Anführer von Koalitionen mit anderen mächtigen Staaten, insbesondere mit den Europäern.

Was haben wir als einfache Bürger gelernt:

Von den Eliten lernten wir die "jeder für sich - Mentalität". Höhere Gedankengüter, die über das primitive Konsumdenken hinausgehen, sind der Menschheit abhanden gekommen (Humanismus, Solidarität, Toleranz, etc....das archaiische "EGO" ist wieder zurückgekehrt. Fressen und gefressen werden, Konsum und noch mehr Konsum, ist die Devise und dabei unbemerkt die suzzessive, geistige Verblödung!!.

Wenn nun die USA selbst skeptisch gegenüber der Globalisierung werden, sich von Freihandel möglicherweise auch abwenden beginnen, wie von der amerikanischen Rolle als globale Ordnungsmacht, dann verliert die liberale Ordnung weltweit an Geltung.

Russland und China reagieren auf die amerikanische Identitätskrise bereits, indem sie ihre eigene, autokratische Politik aggressiver durchzusetzen versuchen. Die Konflikte in der Ukraine, in Syrien und im Südchinesischen Meer sind auch Testballons:

Moskau und Peking wollen herausfinden, wie weit sie in ihrer Nachbarschaft gehen können, ohne entschlossene amerikanische Gegenwehr herauszufordern.

Donald Trump ist also erfolgreich, weil er den Wunsch vieler Amerikaner nach Abgrenzung und Abschliessung repräsentiert. Seine populistische Botschaft besteht darin, Amerika könne die mit der Globalisierung verbundenen Probleme bewältigen, indem es egoistischer, narzisstischer auf der Weltbühne agiere.

Hillary Clinton dagegen fehlt eine klare Gegenstrategie. In Reaktion auf den Populismus von links und rechts hat sie die Unterstützung für das transpazifische Freihandelsabkommen (TPP = Trans Pacific Partnership) für 11 asiatische Staaten , das die Obama-Regierung vorbereitet, schon aufgegeben. Clinton steht für das inzwischen zunehmend verhasste, politische Establishment und schafft es nicht, aus der Defensive herauszukommen. Es fehlt ihr ein kraftvolles Narrativ, da sie entgegensetzen könnte.

Die Globalisierung wäre dann kein Problem und vielleicht sogar wünschenswert, wenn sie Hand in Hand mit Freiheit und Gerechtigkeit gehen würde und entschleunigter vor sich ginge. In der Praxis hat sie zu unerwünschten Machtzentren, Zentralismus, Machtmissbrauch und Korruption durch lobbyistische Eliten-Kulturen, dem Finanzkapitalismus und politischem Primat der Großkonzernen geführt und verliert damit sukzessive ihre historische Legitimation.

Ich selbst war ein Anhänger der Globalisierung, inzwischen gehöre ich zu den Enttäuschten und beginne umzudenken. Die soziale Marktwirtschaft löste sich langsam auf. Inzwischen erleben wir eine unverschämte Kumulation von Reichtum in der Hand weniger ohne soziale Marktwirtschaft. Da stimmt doch etwas in der Umverteilung schon lange nicht mehr.

Noch sind Globalisierung und Neoliberalismus nicht gestorben, dazu muss die Karre noch weiter an die Wand gefahren werden. Erst wenn die Gesellschaft völlig im Eimer ist, der Friede schlechthin dahin ist, die halbe Welt in Bewegung und auf der Suche nach einer besseren Zukunft ist, dann könnte sich vielleicht wieder etwas verändern - ob dann zum Besseren, diese Frage bleibt unbeantwortet und kann ebenso bezweifelt werden, jedoch die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 11.08.2016 16:19:50

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