Die Macht der "Kränkung" - Vater aller Kriege und Gewalt

Ein äußerst gefragtes Buch (250 Seiten) von Reinhard Haller , auch die “Narzissmusfalle” stammt von ihm

Die "Macht der Kränkungen"ist ein äußerst interessantes, jedoch unterbeleuchtetes Phänomen mit oft dramatischen Auswirkungen in unserer Gesellschaft. Strindberg führt Ehen als Beispiel an, wonach "Ehen Hinrichtungen seien, die man auf Jahre vollstreckt" (die Kumulation von Kränkungen im Laufe von Ehen führen zu einer fast 50%-igen Scheidungsquote) und Goethe meinte, dass "Worte noch mehr verletzen als heilen könnten".

Ich selbst habe Journalisten mit ihren oft ignoranten Beiträgen beleidigt, wenn sie bei der Elitenkritik blind sind und Agatha Christie ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen, indem sie sagte: "Ich habe sie alle Journalisten in meinen Büchern sterben lassen".

H.v.Bingen, die gläubige Mystikerin : “Was kränkt, macht krank”

Albert Schweizer: “Verzeihen ist die schwerste Liebe” (letzte Ausweg einer Kränkung, damit sie nicht im Unbewussten hängen bleibt)

Anhand ausgewählter Beispiele aus der Historie und der Praxis veranschaulicht der Vorarlberger Arzt und Psychotherapeut Reinhard Haller, welche Macht Kränkungen über uns ausüben können.

"Was kränkt, macht krank, was kränkt, löst Krisen aus, Kränkungen führen zu Kriminalität und Krieg" - so lautet die Hauptthese des Buches.

"Narzissmus - der Vater der Kränkung"; "Gekränkte Partnerschaften" oder "Kränkungen im Berufsleben" sind nur einige Unterkapitel .

Man schämt sich über Kränkungen zu sprechen, um nicht als “Warmduscher” hingestellt zu werden. Kränkungen sind nicht nur für Unterschichten typisch, sondern überall zu Hause.

Keiner wollte mit mir am Schikurs in ein Doppelzimmer gehen, Schülerselbstmord. Der Vater sagte zur dicklichen Tochter: “friss nicht soviel” - diesen Satz der Kränkung bereute er wenige Jahre später, als ihr Leben wegen Anorexie.

Narzissten sind besonders kränkbar (dazu auch ZEIT-Link im Anhang). "Narziss verliebte sich in sein Spiegelbild beim Blick in einen See. Er kam nicht mehr los davon, wollte sein Spiegelbild küssen und ertrank dabei in den See stürzend".

Es gibt auch Gerechtigkeits-Narzissten, man nennt sie Querulanten, die jeden Cent reklamieren gehen und damit wertvolle eigene Zeitressourcen vergeuden.

Auch der Erblasser kann durch ungerechte Erbaufteilung Kränkungen auslösen, weshalb Erben mit auf 150.000 € Prozesskosten angelaufenes Erbe von nicht einmal 100.000.- € prozessieren. Gerichte verdienen mit Kränkungen, sie arbeiten auch in Österreich profitabel.

Nachhaltige Selbstbilderschütterungen oder wenn meine Werte zu sehr getroffen werden, können Hass auslösen, auch die Verweigerung jeglicher Wertschätzung, wenn ich einen Menschen nur negativ darstelle.

Der Narzisst ist ein Egomane ohne empathisches Empfinden für den Mitmenschen, den er nur als Objekt betrachtet , aber selbst besonders leicht gekränkt ist. Er beschreibt den Narzissten als einen Menschen, der nur dadurch überleben kann, indem er alles tut, um seinen Selbstwert zu erhöhen, seine emotionalen Defizite durch Leistung zu kompensieren oder - wie es beim malignen Narzissten der Fall ist - andere zu entwerten. Der Narzisst ist absolut rücksichtslos sowie mitleidslos, lügt und betrügt, um seine Interessen zu verfolgen und durchzusetzen. Er ist ein Mensch mit einem verkümmerten Selbstwertgefühl und braucht die ständige Demütigung und Erniedrigung seines Opfers wie die Luft zum Atmen.

Die 4 E des Narzissten:

o Egozentrizität

o Empfindlichkeit

o Emphatiemangel

o Entwertung

Narzissmus begleitet uns auch in Chefetagen, Castingshows, Selfies....., wobei ein bisschen Narzissmus nicht unbedingt schaden muss (Selfies), nur zuviel macht einsam.Narzissten haben ein übersteigertes Bedürfnis nach Statussymbolen, weil sie unter einem Minderwertigkeitsgefühl ihres Selbstbildes leiden.

Helocopter-Eltern, die wie eine Glucke über ihre Kinder behüten, machen sie nicht resilient gegen später andauernde Frusterlebnisse im Berufsleben (Frusttoleranz). Er schreibt brillant darüber, was Kränkungen bei einem Menschen auslösen können, wie sie das Lebensglück des Gekränkten trüben, wie sie Verbittertheit auslösen können und welches Leid sie verursachen nahezu jedem menschlichen Problem liegt eine Kränkung zugrunde.

Denn Kränkungen greifen unsere Selbstachtung, unser Ehrgefühl und unsere Werte an. Sie treffen uns im Innersten, können uns aus der Bahn werfen, uns krank machen und sogar zu den grausamsten Verbrechen und Kriegen führen!!!.

Auch die Verletzung kultureller Ehrbegriffe lösen in patriarchalischen Ländern Ehrenmorde (7000 pro Jahr) und heute seltener die Blutrache aus.

Herr Haller beschreibt nachhaltige Kränkungen als das Ende von sorgsam aufgebauten Beziehungen. Er zeigt, wie jahrelange Freundschaft durch eine unbedachte Kränkung in Feindschaft umschlagen kann, er zeigt auf, dass eine Kränkung einmal ausgesprochen die Macht hat, familiäre Bande zu zerschneiden, wie Kränkung Zuneigung in Verachtung verwandeln kann.

So lösen Kränkungen neurotische Entwicklungen und Suchtprozesse, depressive Störungen und Angstattacken aus. Kränkungen können Menschen an den Rand des Wahnsinns und in den Selbstmord führen.

Wie reagiere ich auf Kränkungen:

Sich der Kränkung (und dem Kränkenden) stellen, die Kränkung nicht hinunterschlucken und zB bei Hasspostings daran denken, was Haller über deren Urheber schreibt - dahinter stecke ein "unsicherer, ängstlicher,im persönlichen Kontakt gehemmter, eigentlich feiger Mensch, der lediglich im Schutz der Anonymität fähig ist, seine Meinung kund zu tun und seine Frustrationen abzusondern..."

Wenn einer einen verletzenden Kommentar schreibt, schaue ich immer auf die Autorseite: "da steht dann immer, anonym an sage nichts über mich", dann denk ich mir, je eh typisch.

"Verzeihen ist die schwerste Liebe" (Albert Schweitzer) - aber dies hilft einem wahrscheinlich (dem Gekränkten). Kränkungen sind in unserer heutigen Gesellschaft meist ein Tabuthema, über das man nicht gern redet (Gekränkte könnten womöglich "Warmduscher" sein). Dabei ist jeder Mensch ein kränkbares Wesen, schreibt Reinhard Haller in seinem Buch. Deshalb kommen Kränkungen sehr häufig vor und können großen Schaden anrichten, wenn man sie nicht anspricht und rechtzeitig aus der Welt schafft. Genau das will der Autor mit seinem Buch erreichen.

Seit Jahrzehnten insgeheim angesammelte Kränkungen können einmal das Fass voll machen und dann zu monströsen Verbrechen mutieren! Denken wir, in Österreich, an Fuchs, Fritzl, Priklopil…

Warum wollte Fuchs morden (“Briefbomben”):

Das "einmal im Leben zeig ich’s Euch"- Motiv, dann werdet ihr alle schauen. Fuchs war ein Genie, wollte Atomphysiker werden und konnte wegen eines abgewiesenen Stipendiums nicht studieren. Aus Kränkung ging er als Hilfsarbeiter ins Ausland und später aus Kränkung wurde Hass. Das Motiv von Mördern ist dieser Hass, wie ihn kürzlich auch der Kriminalpsychologe Müller in einem Artikel in der bilanz.ch schrieb.

Fuchs war einer der genialsten Verbrecher, es gab weder die Bayuwarische Befreiungsarmee, er spielte alle Rollen und schaffte es ohne Hände in der best bewachtesten Zelle noch Selbstmord zu begehen. Sein Fehler war, dass er sich verfolgt fühlte, pathologisch gekränktes Genie. Sein Extremhass entwickelte sich aus einer Kleinigkeit in seiner Biografie.

Haller zeigt an Extrembeispielen, was passiert, wenn Kränkungen nicht rechtzeitig angesprochen werden, wie sie dann beim Gekränkten im Unterbewusstsein zu wuchern beginnen und negative Fantasien auslösen.

Kleptomanie bei bürgerlichen Frauen, die keine Not leiden sind wiederum pertnerschaftliche Kränkungen in der Ehe, Mann betrügte, etc….

Auch Brandlegungen sind ich zeigs euch - Reaktionen bei sich gekränkt fühlenden Menschen, die nicht ernst genommen wurden.

So bringt er etwa das Beispiel eines Schülers, der Amok gelaufen ist und als Grund für seine Tat angibt, dass bei einer Klassenfahrt Jahre vorher niemand mit ihm das Zimmer teilen wollte. Haller schätzt, dass mindestens zwei Drittel aller Verbrechen aus sich nachher noch auswuchernden Kränkungen resultieren.

Im Buch wird auch deutlich, dass es nicht nur individuelle Kränkungen gibt, sondern auch kollektive. Haller bringt hier das Beispiel der Deutschen nach dem Versailler Vertrag als ihnen extreme Lasten als Kollektivstrafe auferlegt wurden. Und während Kränkungen auf individueller Ebene oft zu Verbrechen führen, so führen sie auf kollektiver Ebene oft zu Kriegen, wenn sich dann Demagogen wie Hitler dieses kollektive Gefühl der Demütigung zu Nutze machen und die Menschen an ihrem wunden Punkt packen. Daher warne ich immer vor extremistisch rechtspopulistischen Führerparteien.

Mobbing:

Nicht beantwortete Mails, Anweisungen wider besseres Wissen, Gerüchte, tuscheln hinter vorgehaltener Hand, das kennen viele Menschen aus dem Berufsleben oder privat. Was aber macht es mit einem? Wir denken nahe liegend oft an schlechter Kommunikation, Missverständnisse oder letzten Endes gar Mobbing. Was aber als eigentliche Emotion dahinter steckt, ist das Gekränktsein mit seinen Gefühlen von Wut, Hass und Hilflosigkeit.

"Die Macht der Kränkung", man sollte sie nicht unterschätzen, die Kränkung selbst lädt Betroffene ein zu mehr Empathie und Selbsterkenntnis - wenn man will, so das positive Fazit des Autors gegen Ende.

Natürlich führen nur die wenigsten Kränkungen gleich zu Verbrechen oder Kriegen. Aber auch im Alltag eines jeden können sie negative Gefühle schaffen und damit die Lebensfreude stark beeinträchtigen.

Um dies zu vermeiden, rät der Autor dazu, mehr Gelassenheit und Souveränität zu entwickeln, und auch mehr Achtsamkeit gegenüber anderen - und sich selbst. Denn wenn man die Kränkungsgrenze des anderen erkennt, und auch seine eigene, dann kann man die Dinge so rechtzeitig ansprechen, dass es eben nicht zu langfristigen, negativen Folgen kommt. Rosenkriege sind auch Ausfluss von jahrelangen Kränkungen.

Auch Suchterkrankungen können ihre Ursache in Kränkungen haben, die damit betäubt werden sollen.

Kriminalstatistisch am gefährlichsten sollen 20 bis 30-jährige Männer sein etwas alkoholisiert, da lauerte bei Kränkungen oft die größere gefahr als im finsteren Park.

Das “Kain/Abel”- Bibel Motiv:

Kain opfert Gott Unmengen an goldenem Getreide, Abel nur ein billige Lamm. Gott nahm nur das Lamm Abels an und Kain war gekränkt. Er tötet Abel aus dieser Kränkung heraus. Trotzdem verzieh Gott Kain. Verzeihung ist ein wenn auch schmerzhafter Weg gegen Kränkungen. Gott zeigt, dass Kränkung nur durch Verzeihung heilbar sei.

Kränkungen wirken wie ein lauerndes Tier im Unbewussten des Menschen fort. Daher sind auch 80% der Morde lt. Kriminalpsychologen Kränkungsdelikte. Verbrechen beginnen somit mit einer Kränkung.

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Narzissten/Psychopaten in Chefetagen (ZEIT) Hoffmann:

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-05/psychopathen-interview-psychologe-jens-hoffmann/komplettansicht

……….Sie denken nicht an das Unternehmen, sondern handeln nur in ihrem eigenen Interesse. Sie haben Spaß an Dominanz und Kontrolle. Sie demütigen gern andere und mögen es oftmals auch, wenn andere Angst vor ihnen haben. Selbst haben sie keine Angst. Gerade das macht sie in Führungspositionen gefährlich, denn sie treffen hochriskant oft ruinöse Entscheidungen, die ein Unternehmen in den Ruin treiben können. In Führungspositionen können Psychopathen ihr Dominanzbedürfnis natürlich gut ausleben. Man geht davon aus, dass je höher die Ebene, desto höher auch der Anteil der Menschen mit auffälligen Persönlichkeiten ist.

Narzissten sind extrem ich-bezogen. Sie erzählen gerne und viel von sich – immer nur sehr positiv. Sie halten sich für grandios. Sie sind charmant, können andere oft mitreißen.

Auf der anderen Seite sind sie extrem kränkbar. Auch sachliche Kritik verletzt sie zutiefst, dann reagieren sie meist sehr aggressiv. Narzissten liegt sehr viel an ihrer Außenwahrnehmung. Sie wollen im Mittelpunkt stehen und bewundert werden. Darum sind sie oft auch sehr leistungsbereit. Zugleich sind sie nur wenig empathisch. Die anderen sind für sie oft nur Instrumente.

Allerdings sind sie durchaus in der Lage, Bindungen einzugehen und Gefühle zu entwickeln. Bei Psychopathen ist das anders.

Sie sind kalt, aber sie können anderen Gefühle vorspielen. Sie sind sehr gut im Lügen. Darum sind sie oft auch sozial erfolgreich. Sie können Netzwerke aufbauen, andere stark und schnell begeistern. Besonders intelligente Psychopathen machen oft Karriere. Sie können andere extrem gut manipulieren. Sie ziehen die Strippen hinter den Kulissen. Oft merken die Manipulierten das überhaupt nicht. Menschen mit einer psychopathischen Persönlichkeit überschätzen sich und lieben in der Regel den Nervenkitzel. Sie gehen allerdings keine echten, engen Bindungen ein. Auch für sie sind andere Menschen eher Werkzeuge. Und wenn sie angegriffen werden, schlagen sie massiv zurück. Oft endet das in der Zerstörung des Angreifers, beruflich, finanziell oder auch sozial und persönlich.

ZEIT ONLINE: Gibt es Beispiele für prominente Psychopathen, die Karriere gemacht haben?

Hoffmann: Der österreichische Politiker Jörg Haider hatte vermutlich eine psychopathische Persönlichkeitsstruktur, wie ein Psychologe berichtete, der ihn persönlich kannte. Auch bei Silvio Berlusconi kann man von extrem psychopathischen Zügen ausgehen, ebenso laut einer US amerikanischen Studie bei George Bush Junior, wenn auch in abgeschwächter Form oder jetzt Trump.

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