Eintauchen in die Welt der philosophischen Gedanken

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Sokrates verhalf seinen Schülern durch dialektische Gespräche zur Geburt neuer Gedanken, Aristoteles lehrte uns logisches Denken und Vieles mehr. Unser westliches, abendländisches Denken orientiert sich grs. an rationalen, pragmatischen Denkmustern , die ihre Wurzeln in der griechischen Philosophie haben, sieht man von den dogmatischen Heilslehren der Religionen ab. Auch der dualistische Platonismus (sterblicher Körper, unsterblicher Geist - Lehre von zwei getrennten Welten) hat sich nach dem neuesten Stand der Neuroscience als Trugschluss herausgestellt. Trotzdem gibt es noch viele, die sich diesen neuesten Erkenntnissen verschließen. Die katholische Theologie hat ihr Fundament im (Neo)Platonismus.

Ein weiterer Trugschluss ist zu glauben, dass uns philosophische Gedanken über die Welt automatisch der Wahrheit näher bringen müssen.

Bleiben wir wie Sokrates bescheiden:

“Der wahre Philosoph ist kein Besitzer der Wahrheit, sondern nur ein Liebhaber der Weisheit”.

Er empfindet Freude am philosophischen, politischen und intellektuellen Diskurs und auch von einfach gestrickte Menschen können wir viel Weisheit lernen, denn jeder Mensch ist einzigartig und trägt ein Geheimnis in sich.

Bereits Sokrates, Vater der griechischen Philosophie,forderte die Menschen auf, sich eben dieser engen Grenzen des Wissens gewahr zu werden mit dem ihm zugeschriebenen Ausspruch:

“Ich weiß, dass ich nichts weiß”.

Er meint damit eigentlich,sich der Grenzen seines Wissens bewusst zu werden. Glaube sei für Sokrates keine Antwort auf Nichtwissen, führe zu Scheinwissen und behindere die Suche nach Wahrheit.

Nicht erst die moderne Hirnforschung hat Platons dualistische zwei Weltenlehre (sterblicher Körper, davon losgelöst unsterblicher Geist) als Irrlehre erkannt, sondern bereits Aristoteles vermutete Ähnliches,indem er über den Aristokratenspross Platon sagte:

“Ich schätze Platon als Freund, aber noch lieber ist mir die Wahrheit”.

Raffael Philosophen-Bild von der Athener Agora: PLATON weist mit dem Finger zum metaphysischen Himmel, ARISTOTELES weist mit der Hand zum Boden als wollte er zu Platon sagen: „Bleib lieber am Boden der Erkenntnis und Wirklichkeit“

Trotz allem können wir nur Suchende der Wahrheit sein mit der Gewissheit, dass sie sich uns nie zur Gänze offenbaren wird.

Wer jedoch glaubt, im Besitz der Wahrheit zu sein, ist in Wirklichkeit ein Narr. Da Narren nicht mit Schellen herumlaufen, sind sie für uns oft auch gar nicht sofort zu erkennen.

Warum ich mit Platon keine Freude habe ?

Weil er Fürsprecher eines hierarchischen Gesellschaftssystems war, oben die Weisheit und das Licht (= Aristokratie, Klerus im Klartext) und unten das Böse, die Höhlenmenschen (= Sklaven, rechtlose Frauen - heute das Proletariat im Klartext).

Damit war er auch Vater der Theologie . Auf seinem heute von der

Neuroscience widerlegten, “dualistischen Gedankengut” baute (Augustinus/Vorbild Papst Benedikts, Thomas von Aquin, etc…)die heutige Theologie auf und hat die ansonsten wunderbare, den Menschen in den Mittelpunkt gestellte griechische Philosophie, wonach gegolten hatte: Protagoras: “Der Mensch ist das Maß aller Dinge” zur Magd der scholastischen Theologie degradiert .

Den Menschen wurde unter Platon noch eine kosmische und später in

der christlichen Theologie ”gottgewollte Ordnung” verkauft und

aufgezwungen, somit ein hierarchisches Gesellschaftssystem ohne

Freiheit, ohne Gleichheit, jedoch mit einer privilegierte Aristokratie (=Klerus,Adel) und unten das meist in Armut lebende, gemeine Volk. Erst unter Maria Theresia 18.Jh. und Sohn Joseph II wurde die Leibeigenschaft zumindest de jure langsam aufgehoben.

Was sagte Ghandi über Theologen?

“Zu den größten Lügenmächten der Welt gehörten die Theologen”

Die große Zeit der Religionskritik war das 19.Jh. verbunden mit Namen, wie Feuerbach, Marx (“Religion ist Opium für das Volk”), Nietzsche (“Gott ist tot”), wobei Nietzsche meinte, wir Menschen haben Gott in uns getötet. Heute ist durch asiatische Einflüsse das religiöse Feld einerseits vielfältiger in Europa geworden, andererseits hat die religiöse Bindungskraft der christl. Kirchen nicht zuletzt auch ausgelöst durch Missbrauchsskandale katholischer Geistlicher an Kindern (Rücktritt Kardinal Groer/Wien) und Callboy Skandalen im Vatikan nachgelassen.

Diese Skandale und auch Vatikanbankskandale (Geldwäsche) haben auch Papst Benedikt (Ratzinger) als ersten Papst zum Rücktritt bewogen, er war es jedoch auch, der die Missbrauchsskandele in seiner früheren Funktion immner wieder gedeckt hat.

In England hat sich in den letzten Jahren ein neuer Atheismus (Dawkins:”Gotteswahn” Bestseller) fanatisch breit gemacht, andererseits fällt auf, dass es in der Postmoderne auch spirituelle Gegenbewegungen gibt. Das spirituelle Bedürfnis vieler Menschen scheint so stark zu sein, dass auch die größten Skandale und auch die menschliche Vernunft dem keinen Abbruch tun.

Keine plausible Antwort bis heute habe ich auf die Theodizee-Frage (warum hat ein ein gütiger, allmächtiger Gott einen Holocaust und all die Grausamkeiten des 21.Jh. zugelassen) erhalten und der Vorwurf auch eines ExBk. Helmut Schmidt, wonach die monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) bis heute ihre Verantwortung für den Weltfrieden nicht wahrgenommen haben (Nahostkrieg, etc..). Goethe, Einstein, etc…haben auch an keinen persönlichen Gott geglaubt, sie waren Spinozianer.

Erste Globalisierung:

Um die Mitte des 1. Jahrtausends vor Chr. - Seidenstraße):Karl Jaspers ”Achsenzeit-Theorie” ist für mich trotz Mangels an Schriftquellen sehr plausibel, wonach durch den regen Handel zwischen Orient und Okzident ein reger Gedankenaustausch auch philosophisch mit Kaufleuten der Seidenstraße herrschte und somit asiatisches Gedankengut (es gibt keinen persönlichen Gott, wir sind aber Teil eines kosmischen Ganzen, Idee der Wiedergeburt, das daoistische Nichts ohne Anfang und Ende - weshalb es auch keiner Schöpfung der Welt bedurfte, ein Rad würde sich ohne die Existenz des Nichts (= Radnarbe) in der Mitte nicht drehen, etc..)….Das asiatische Gedankengut (Brahamismus, Veden, Hinduismus,Buddhismus, Daoismus und pragmatischer Konfuzianimus) ist uns trotz Mode-ZEN-und Lifestyle-Buddhismus nicht wirklich zugänglich, behaupte ich zumindest einmal, außer man lebt längere Zeit in einem indischen Kloster:

Kastenwesen (nur die “Unberührbarkeit” wurde 1947 von Ghandi

gesetzlich abgeschafft, wurde aber mit Ausnahme natürlich bei der

Prostitution) nicht eingehalten. Ghandi hat zumindest versucht, die Parias (Unberührbaren) unter die 4. Kaste zu bringen, chancenlos; eine völlig andere Sozialisierung. Weiters der Wiedergeburtsglaube (alles ist ein Werden, Vergehen, Wiedergeboren werden - weshalb es keinen Anfang und kein Ende gibt, daher auch keinen Schöpfer-Gott; der platonische Dualismus scheint hier Anleihen genommen zu haben.

Der Europäer denkt linear und kausal, der Inder zyklisch ohne Anfang und Ende, deshalb ohne klare Abgrenzungen, ohne klare Identitäts-Kriterien. Ein Nein ist kein Nein, ein Ja ist kein Ja - kann aber vieles dazwischen sein. Schwierig für Geschäftsverhandlungen, kein Land ist für Europäer so verwirrend infolge seiner Diversität, wie Indien.

Unser westliches Vernunftdenken ist jedoch auch von starken Emotionsblockaden geprägt, auch fehlt oft die richtige Balance zwischen rationaler und emotionaler Welt. Wir können die indische Traumsprache als emotionenerweckende Symbolsprache nicht deuten und fehlinterpretieren die bunte Bildersprache aus Unverständnis als Primitivität und Kitsch. Ich hab aus Interesse die hinduistische “Bagavatgita" (= “erhabener Gesang”, vedisches, upanischadisches Gedankengut und Ghandis Lieblingsbuch)gelesen und infolge der Symbolsprache nicht viel davon verstanden, es war mir nicht zugänglich.

Auch darin der Dualismus ”GITA/2,Gesang Vers 18”:

“Vergänglich sind die Körper nur,der ewige Geist, der sie beseelt,

ist ohne Maß und ohne Ende,drum kämpfe unverzagt als Held” keine Angst, der Geist kann also nie getötet werden,

Der daoistische Leere-Begriff (“sunayata”), das Nichts ist für uns Westler deswegen nicht verstehbar, weil es etwas genuin aus der Meditation Kommendes ist, die in Wirklichkeit als Fülle empfunden wird. Eine transzendente nur über Meditation erfahrbare Verkörperung, das “Nichts” ein nicht mehr von etwas anderem Abhängigen.

Es wird berichtet, dass Lao Tse in die Heimatlosigkeit gegen Ende seine Lebens aufbrach. Er nahm den Wanderstab und ging gen Westen. Beim Überschreiten des Gebirgspasses bat ihn der Kommandant der Grenzfeste, Jin=Hi (ein Schüler Lao’s) durch die feierliche Überreichung einer Schale mit Tee ihn ehrend und begrüßend , Lao Tse möge ihm vor seinem Scheiden eine Darstellung des Weges zur Vollendung überlassen. Lao-Tse entsprach der Bitte und schrieb in der Einsamkeit der Berge das Tao-Te-King (Die Tugenden der Weisen) in der ihm eigenen lapidaren Kürze in neun mal neun Sprüchen nieder. Er übergab das Werk dem Freunde als sein Vermächtnis, um danach seine Reise fortzusetzen und der Urheimat näher zu kommen, in die er zwischen dem 90. und 95. Lebensjahr zurückkehrte.

“Niemand weiß, wo er geendet”.

Richard Wilhelm (hat aich das "iGing"/Buch der Wandlungen erstmals ins Deutsche übersetzt)

I. Tao (Textprobe!):

Das Tao das man beschreiben kann - ist nicht das wirkliche Tao •Der Name den man nennen kann - ist nicht des Ewigen Name •Das Namenlose ist der Ursprung des Himmels und der Erde; Das Namhafte ist die Mutter aller Dinge •Wer ohne Begehren ist - sieht das Innere; Wer voll Begehren ist sieht nur das Äußere •Das Äußere und das Innere - obgleich verschieden im Namen - sind eins im Wesen • Diese Einsheit ist das Geheimnis des Tao - das Unergründliche des Urgrunds (bei Sokrates ist diese Unergründlichkeit die Grenze unseres Wissen ) ist das Tor aller Offenbarung •

Alle Dinge entstehen und vergehen - betrachte ihre Wiederkehr• Alles kehrt zum Ursprung zurück - die Rückkehr zum Ursprung ist Stille• dies ist der Weg der Natur - der Weg der Natur ist ewig •

Ehe Himmel und Erde entstanden - war das EINE - zeitlos - unoffenbar - vollkommen - schweigender unergründlicher Urgrund

Unbewegt ist es ohne Wechsel und Wandel - alldurchdringend - doch undurchdringbar - Urschoß der WeltNamenlos ist das EINE - ich nenne es TAO •Formlos ist es - ohne Eigenschaften - ich nenne es das Grenzenlose - der Kreis der in sich selbst zurückkehrt •

Weisheit ist unendlich - der Himmel ist unendlich - die Erde ist unendlich - der Mensch ist unendlich - das sind die vier Großen des Alls • Der Mensch ist einer davon • Sein Gesetz ist die Erde - der Erde Gesetz ist der Himmel - des Himmels Gesetz ist das TAO - das TAO ist sich selbst Gesetz •

etc……

Das TAO ist der Urgrund für alles Seiende und hat selbst keinen Urgrund mehr, es unterbricht die ewige Kausalkette unseres Denkens. Christen hinterfragen auch nicht, wer unseren christl. Schöpfergott erschaffen hat, er war offensichtlich auch immer da, der letzte Urgrung des Seins.

Lao-Tse - Das TAO erklärt am Beispiel “Fotografieren”:

(das “Hier und Jetzt”)Ein Bus voller Touristen steht vor den agyptischen Pyramiden.Alle zücken ihre Kameras, drängen sich aus dem Bus und fotografieren wild drauf los. Jeder steht jedem im Weg.1 Fahrgast bleibt still im Bus sitzen und blickt beim Fenster hinaus. Verwundert wird er von den anderen gefragt: Fotografieren sie nicht?Seine Antwort: “Nein, ich sehe mirs gleich hier an”

TAO bedeutet, mit seinen Sinnen im hier und jetzt zu schwelgen (nicht in der Vergangenhgeit oder Zukunft).

Was ist ZEN?

Ein Schüler fragt seinen Meister:

Was tust du eigentlich, um dich zu entspannen?Der Meister: “NICHTS”

“Wenn ich GEHE, dann gehe ich (denkt nicht schon an das Essen)wenn ich ESSE, dann esse ich (und lese nicht glz. eine Zeitung)wenn ich ARBEITE, dann arbeite ich (denke nicht ans Wochenende)wenn ich SCHLAFE, dann schlafe ich (denke nicht schon an das Aufstehen am nächsten Tag)DAS IST ALLES, das ist ” ZEN“

Der Buddhismus dagegen glaubt an die Bedingtheit von allem und im GGs. zum Hinduismus auch an ein Ende der Wiedergeburt mit dem Eintritt ins Nirwana. Dies alles ist nur über der westlichen Kultur nicht zugänglichen Meditationstechniken zu erreichen. Bedingtheit: zB) Ein Auto wird nicht als Ganzheit, sondern Summe von Teilen gesehen, die einander bedingen; fehlt ein Teil, ist es nicht mehr als Auto betriebsbereit.

Globalisierung - sieht man vom Kolonialismus ab -im neuen Jahrtausend:

Seit den 1960er-Jahren taucht dieser Begriff (Naisbitt/“Megatrends 1982) langsam auf und bezeichnet die zunehmende internationale Verflechung. Vorläufer Seidenstraße (Achsenzeit v. Chr.), Hansestaaten-Kaufleute, British Empire, Kolonialismus, etc… Globalisierung der Finanzmärkte, Zunahme der global Player (TNK/Transnationale Konzerne = Multis), Welthandelswachstum, Abbau Freihandelsbarrieren, Zollabbau, Direktinvestitionen, Globalisierung der Politik. Global-Governance Konzepte….

Warum ich persönlich die indische Kultur als Lebensmodell

ablehnen würde? Weil der Hinduismus und daraus vermutlich hervorgegangene Buddhismus eine von mir abgelehnte Lebensmüdigkeit ausstrahlt, dieser Defaitismus - man lebt für das Jenseits und verneint das diesseitige Leben als vorübergehendes Leid.

Nützlich erscheinen mir hingegen einige zenbuddhistische Meditationstechniken (Atemtechnik, Yoga, autogenes Training, etc..) als Entspannungstechniken gegen Stress, sofern es gelingt, sie richtig anzuwenden.

Der Konfuzianismus hebt sich davon positiv ab , weil er nicht an eine Wiedergeburt glaubt und ebenso nicht an einen Schöpfergott und daher das richtige Leben im Diesseits einen viel wichtigeren, positiveren Stellenwert einnimmt - ich verweise im ZITATE-Anhang auf die vorbildlichen ethischen Regeln ("Analekten";) - die natürlich auch eingehalten werden müssten. Was ich am Konfuzianismus verurteile, ist seine Hierchiegläubigkeit, die immer wieder zu Machtmissbrauch und Verletzung der Menschenrechte führt.

Das daoistische Denken des “NICHT’s” zeigt aber auch die Probleme unseres Denkens und damit Grenzen unseres Wissens auf. Auch der Daoismus kennt keinen Gott und aus ihm kommt auch die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin).

Apropo Kastenwesen: dieses gibts nur im Hinduismus und auch das nicht genuin und zwangsläufig nur bei den 0,8% Buddhisten, die noch in Indien leben. Im GGs. zur christlichen Religion missionieren die asiatischen Religionen nicht, wodurch es auch nicht zu Buddhadarstellungen der Hl. Maria als Frau , wie bei christlichen Missionaren in China erfolgt. Zum Thema indischer Tantrismus (ritualisierter Sex) sei nur klargestellt , dass es sich hier um nichts anderes, als Frauenprostitution handelt - keine Befreiung als Frau, sondern Sexobjekt.

Der Orient fand also Eingang ins griechische Denken der Vorsokratiker und Sokratiker . Die Achsenzeit (Jaspers) liegt zwischen 800 und 200 vor Chr. und war die Zeit der ganz großen Philosphen:

Konfuzius, Lao Tse, Zarathustra,Buddha, Talmud, griech. Philosophen

Sokrates, Platon, Aristoteles/Hellenismus (Lehrer des Diktators Alexander d. Großen (5./4.Jh. v. Chr.), der Griechenland bis zum Indus ausbreitete ) bis späterin Rom Seneca, Cicero, Marc Aurel, etc.. die stoischen Denker (Gelassenheit, wie vermeide ich Leid fälschlich von der diesseitsfeindlichen christl. Theologie als Hedonismus - ein Leben in Sünde - diskreditiert, etc..).

Mit der “Konstantinischen Wende” (4.Jh.n.Chr,) hat Kaiser Konstantin die christliche Lehre zur Staatsreligion gemacht und somit hielten Theologie und Dogmatismus (Augustinus, et..) Einzug, machten die reine Philosophie zur Magd der christlichen Theologie und legte sie bis zur Aufklärung in Ketten.

Statt “cogito ergo sum” hieß es “credo, ut intellegam”, dem Glauben war alles unterzuordnen und kulturelle Finsternis (Mittelalter, Inquisition, Kreuzzüge, Folter,etc..) hielt in Europa Einzug.

Maurisches Spanien – kulturelle Hochblüte (Mezquita-Moschee Cordoba)In dieser Zeit befand sich im GGs. zu heute der Islam in seiner geistigen Blüte und strahlte bis Andalusien (spanische Maurenzeit). Erst die spanische "Reconquista" der Christen setzte diesem multikulturellen Treiben zwischen Islam, Judentum und Christentum spätestens im 15.Jh. (Granada, Cordoba, Sevilla, Toledo) ein Ende. Das islamische Mittelalter begann erst durch Einflüsse rigider, persischer Kalife im Laufe des zweiten Jahrtausends nach Christus und dauert trotz “arabischen Frühlings” 2012 (Muslimbrüder, Salafisten,etc..) bis heute noch an, man denke nur an die Stellung der Frau, Ehrenmorde, Missachtung der Menschenrechte, Hass auf den Westen, Scharia, grausame Bestrafungen, etc….

Der ECONOMIST (siehe Beitrag Nr. 113//26) spricht von einer bis heute gegebenen “shortage of essentials“ .

Spinoza (bemerkenswerter, jüdischer Philosoph des 17.Jh.) sagte:

“Es gibt keinen persönlichen Gott und die Seele ist nicht unsterblich”, deshalb musste er vor der Inquisition fliehen, aber auch vor dem jüdischen Bannfluch, weil er den orthodoxen Spruch von den “Juden als auserwähltes Volk” ablehnte und in der Bibel “keine Offenbarung der Wahrheit, sondern nur eine Allegorie” sah. Man sieht, der Gebrauch vernünftigen Denkens war damals lebensgefährlich.

Auch Einstein glaubte an Spinoza’s Gottesverständnis eines nicht persönlichen höchstens in der Natur immanenten Gottes. Als Atheist durfte sich Einstein ja nicht zu erkennen geben, das wäre ein “no go" in der US-Gesellschaft.

Kant ist der Verdienst zuzuschreiben, dass er neben dem schon abgedroschenen, kategorischen Imperativ, wonach unsere praktische Vernunft moralisches Handeln erkennen kann, das jederzeit universelle Gültigkeit auch haben, also zu einem allgemeingültigen Gesetz werden kann. Mir interessanter erschien sein Versuch, eine Synthese im Spannungsfeld zwischen Rationalisten/Idealisten und Empiristen herzustellen. Übrigens alles was nach empiristisch riecht, bezeichnen wir als materialistische Philosophie.

Für den Empiriker (Hume, Locke, Hobbes, etc..) galt die sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung des Menschen als Grenze des Wissens,wogegen die Rationalisten (Descartes, Leibniz, Spinoza, etc..)weitergingen, wonach die geistige Welt eine “eigene,selbständige Wesenheit” habe. Aber immerhin transformierte sich das “credo, ut intellegam” schon zum “cogito, ergo sum” , pervertierte sich in der heutigen Konsumgesellschaft jedoch zum “shopping, ergo sum”.

Was ich Descartes (“cogito, ergo sum”) gerne gefragt hätte?

Wenn ich gerade nicht denke, ob ich dann auch oder nicht mehr bin:)

Trotzdem glaubte auch er noch an den Dualismus, der Geist habe eine vom Körper unabhängige, eigene Wesenheit (Entität).

Die moderne Hirnforschung sagt Unfug zum Dualismus, stirbt der Körper, stirbt auch der Geist (“aus Maus”), weil er keine eigene Wesenheit habe.

Das Zeitalter der Aufklärung - Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776, Französische Revolution 1789 - 1796 , die auch ihre Kinder wiederum gefressen hat, weil die Anarchie in der jakobinischen Schreckensherrschaft und danach wiederum Napoleanischen Absolutismus endete, aber die Glut der Aufklärung erlosch nicht.

Forderungen: Trennung Kirche/Staat, Menschenrechte, etc…Abschaffung der Adelsprivilegien, etc….Die Wut gegen das ”ancien regime” wuchs, der Adel/Klerus machte 3% der Bevölkerung aus, hatte jedoch 50% Landbesitz und lebte in Saus und Braus.

Aufklärer wie Rousseau und Montesquieu stellten dabei erste wichtige Ideen vor, wie eine Gesellschaft auf Vernunft basierenden Gesetzen aufgebaut werden könnte.

o Menschenrechte: Da alle Menschen vernunftsbegabt sind, sollen auch alle Menschen Grund- und Menschenrechte genießen, die ihr Leben, ihren Besitz und weitere Rechte schützen.

o Volkssouveränität: Die Legitimation durch Gottesgnadentum wird durch die Legitimation durch das gesamte Volk ersetzt. Sie wird durch Wahlen in die Tat umgesetzt.

o Gewaltenteilung: Da es in einem Staat immer drei Gewalten gibt (Legislative = gesetzgebende Gewalt, Exekutive = gesetzausführende Gewalt, Judikative = richtende Gewalt), sollte keine Person oder Personengruppe zwei Gewalten gleichzeitig ausüben, sonst führt dies zu Machtmissbrauch. Die drei Gewalten sollten nicht nur getrennt bleiben, sondern sich auch gegenseitig kontrollieren und so ausbalancieren („Check & Balances“ – Prinzip).

Rousseau:

“Der Mensch ist frei geboren, liegt aber überall in Ketten”, etc…

gedenken wir all jenen Menschen, denen wir heute unsere Freiheit verdanken:

Kopernikus, Galilei, Gutenberg, Newton, Montaigne, Giordano Bruno, Spinoza,Voltaire, Rousseau (geistiger Vater der Frz.Revolution), Montesquie (Gewaltentrennung), etc…

Ein paar ZITATE zwischendurch:

Einsamkeit und das Gefühl, unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut“ (Mutter Theresa). Mutter Theresa aus ihren Briefen:

Ihr Lächeln war Ausdruck des Schmerzes. Trotz ihres tiefen Glaubens klagte sie Gott an mit den Worten: „Ich werde fortwährend bei dir im Himmel fehlen, um für jene (gottlosen) da zu sein,die auf Erden in Dunkelheit leben“ (Kalkutta/Indien)

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier“ (Ghandi)

„WER UNRECHT, DAS IHM ZUGEFÜGT WIRD, SCHWEIGEND HINNIMMT, MACHT SICH MITSCHULDIG“(Ghandi)

„Es gibt nur einen Weg zur Wahrheit. Den Weg durch unsere Irrtümer“ (Popper)

„Es sind nicht die Dinge, die uns unglücklich machen, sondern die Sicht unserer Dinge“(Epikur)

„EIN TAG OHNE LÄCHELN IST EIN VERLORENER TAG“ (Charlie Chaplin)

Wittgenstein: “Wofür wir keine Worte haben, darüber sollten wir lieber schweigen” sollten sich so manche Mitmenschen hinter ihre Ohren schreiben.

Nietzsche hat die Philosophen beschimpft, weil die meistenvon ihnen Kohl-und Hohlköpfe und Moralisten gewesen seien.Keuschheit war für ihn übrigens “Sünde am Leben” und das “Weib war unsäglich böse, jedoch klüger als der Mann”.Nicht von Nietzsche war der ihm zugesprochene Ausspruch “Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht”,er übernahm diesen Spruch nur und war als “Ironie auf die Männerherrschaft” gemeint.

Philosophen “sui generis”:

Mit Schopenhauer und Kierkegard hat Nietzsche eine Zeitenwende

erstmals auf den Spuren des Unbewussten,Triebhaften (="Wille" bei Nietzsche), etc...wandernd, eingeleitet, glz. Vorbilder für (nicht nur)Freuds Entdeckung des Unbewussten und was man verdrängt, kommt in anderer Gestalt (Neurosen) wieder.

Der Mensch als in die Welt Geworfener ist Schöpfer seiner selbst, so sahen es die Nachkriegszeit geschädigten Existenzialisten (Camus, Sartre).

Sartre:

“Der Mensch ist sein eigener Schöpfer. Er gibt keinen Gott”

Lebensgefährte die Mutter aller Feministinnen Simone de Beuvoir,ihr Stammcafe war das Le Flore in Paris, wo sie ihren Bestseller “Das andere Geschlecht ” schrieb und wo auch Picasso Stammgast war. Dort traf sie sich auch mit Marion Dönhoff zu Gesprächen.

Die linkslastige Frankfurter Schule (20.Jh.) hat sich mit der Entfremdung des Lebens durch die moderne Industriegesellschaft auseinandergesetzt, Namen wie Habermas, Horkheimer, Adorno, Marcuse sind aufgetaucht und mit Sir Karl Popper gabs den Positivismusstreit, weil Popper nichts von der hegelschen Gesetzmäßigkeit der Entwicklung der Geschichte hielt, wie es der

historische Materilalismus der Marxisten auch behauptete.

Popper (kritischer Rationalist) warnte vor dogmatischen Erkenntnisquellen!!, wie er sie bei Platon, Hegel und Mark zu erkennen glaubte - es gibt auch keine historischen Gesetzmäßigkeiten (zB. dialektischer Materialismus/Marx). Sein Buch “Die offene Gesellschaft" war mir zu umfangreich, soll aber empfehlenswert zu lesen sein. Mit seiner “Falsibilitätsthese” vertritt er den Standpunkt, dass durch trial&error jede Erkenntnis noch weiter verbesserbar ist. Wir können auch die Zukunft niemals voraussagen "Offenstehungsprinzip der Zukunft".

Die Postmoderne wurde durch Lyotard, Foucault und Derrida geprägt. Dabei ging es offensichtlich um Diskurskultivierung zur Auslebung der Vielfalt, Heterogenität und des Relativismus. Radikale Pluralität wird gefordert, Dogmen und Ideologien werden radikal abgelehnt/dekonstruiert, alle Ismen und geschlossenen Denksysteme wurden „dekonstruiert“ (Dekonstruktivismus) und es gibt keine absoluten Wahrheiten. Zweifel am Fortschrittsoptimismus und ins seicht Irrationale abstriftend mit Dekonstruktion.

Resumee:

In aller Kürze habe ich versucht, einen Bogen zu spannen von der:

Zeit bis 800 v.Chr. (Vorsokratiker, Naturphilosophen, Mythologie) über die philosphisch produktivste Achsenzeit (800 bis 200 v.Chr) mit Berührung OkzidentOrient bis die “Weisheit” nach den Griechen/Römern mit der Konstantinischen Wende 4.Jh.n.Chr.) ihr jehes Ende fand und die reine Philosophie zur Magd der Theologie wurde (“credo, ut intellegam”).

Nicht umsonst hat Sokrates, Vater der Philosophie gesagt, dass:

“Glaube für ihn keine Antwort auf Nichtwissen sei und nur zu Scheinwissen führe, welches die Suche nach der Wahrheit behindere”.

Er ab dem 15.Jh. begann sich der kritische Geist über das finstere, theologische Mittelalter zu erheben und mit der “Aufklärung" bzw. ”Renaissance” ( Neuzeit) setzte wieder vernünftiges Denken ein, welches dann in die “Moderne des 19./20.Jh.” mündete mit den Auswirkungen der industriellen Revolution (Emanzipation der Arbeiterschaft) fand auch die Monarchie mit privilegiertem Adel und Klerus ihr Ende.

Die von der Informationsgesellchaft geprägte ”Postmoderne” im Unfeld der Globalisierung und des Neoliberalismus hat neues, teilweise auch irrationales, dekonstruktivistisches Gedankengut entwickelt - einen radikalen Relativismus.

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Weitere Gedanken:

Statt den äußeren Erfolgen nachzulaufen, sollten wir mit zunehmendem Alter - auch ich habe die 60 bereits geknackt - die innere Erfüllung suchen,

“der werden, der wir sind” (Nietzsche)!!!.

Tun wir der Welt dabei auch einen Gefallen und nehmen wir uns ein bisschen weniger wichtig, als wir glauben zu sein. Altpolitiker sollten ihre Eitelkeit überwinden und einen Ausspruch von Konfuzius beherzigen, wonach sich: “jemand zurückziehen solle, der seinen Job getan hat und nicht mehr gebraucht werde; so sei das Gesetz des Himmels”.

Ratsam ist es auch, bei den Stoikern (Marc Aurel’s “Selbstbetrachtungen” oder bei Seneca) ein bisschen die Gelassenheit und Gleichmut im Leben abzuschauen. Das stoische Gedankengut korrespondiert auch am ehesten mit der modernen

Hirnforschung. ExBk. Helmut Schmidt nennt Mark Aurels “Selbstbetrachtungen” sein Lieblingsbuch, woran er auch sein Leben orientierte. Auf den Punkt gebracht geht es dabei darum, dass der Mensch mit seiner Vernunft die oft negativen Einflüsse der Emotionen immer wieder zurückdrängen muss. Vernunft und Logik seien wichtig für ein gelungenes Leben und schützen vor falschen Urteilen.

Ich las einiger Bücher von Helmut Schmidt, er verurteilt auch die

”monotheistischen Weltreligionen”, weil sie ihre Verantwortung für den Weltfrieden bis heute nicht wahrgenommen haben, womit er natürlich völlig Recht hat.

Ein markiger Ausspruch Marc Aurels, wie Recht er hat:

“Vor anderen Menschen zu kriechen sei Ausdruck mangelnder Fähigkeiten”

Die Evolution hat uns biologisch mit dem ”Selbsterhaltungstrieb” ausgestattet, was bei vielen Menschen nicht immer zu sozial verträglichen Verhaltens- und Denkmustern” führt. Nutzen wir die Chance zu Verhaltensänderungen, denn unser “ICH” braucht die anderen, um uns selbst zu verstehen und unsere eigene Identität zu finden. Dabei ist die Freiheit und das Glück des anderen eine Voraussetzung, um unser eigenes Leben in Glück und Freiheit bewältigen zu können.

Was hat das Leben für einen Sinn?

Dazu ist zu sagen, dass unser Leben nur soviel Sinn hat, als wir selber im Stande sind, es mit Sinn zu füllen (Hesse). Wer auf der Suche nach einem objektiven Sinn ist, oder Heilslehren zum Opfer fällt, landet in einer Sackgasse. Hermann Hesses “Siddharta” ist ein typisches Sinnsuchebuch.

Wie geht ein sinnerfülltes Leben?

“Dem Neugierigen erschließt sich die Welt”. An der Buntheit des Lebens partizipieren, die ” vielen tausend Dinge wahrnehmen, die auf unserem Wege liegen”, um mit Lao-Tse zu sprechen. Die Kunst der offenen Begegnung mit Mensch und Natur, neugierig zu sein an unseren Mitmenschen. Jeder noch so vermeintlich einfache Mensch hat eine Botschaft und hat auch ein Geheimnis, das er in sich trägt und jeder ist einzigartig ausgestattet mit menschlicher Würde, die immer zu respektieren ist. Freude zu haben an dem, was man tut in Beruf und Freizeit, gelingt die nicht, das Risiko einer Veränderung in Kauf nehmen.

Unserer Arbeit sollen wir Sinn geben, aber trotzdem nicht völlig in ihr aufgehen zu Lasten unserer Freunde, Familie, Gesundheit, Hobbys, unserer Freude und unseres Glücks. Auch dürfen wir uns unserer Verantwortung der Familie und Mitmenschen gegenüber nicht entziehen.

Obwohl ich persönlich meinen Zugang zur Welt auf möglichst rationalem Fundament aufbaue, habe ich auch Tiefen erlebt, die erst mein besonderes Interesse für die Philosophie und Neuroscience entstehen ließen, aber das ist eine andere Geschichte.

Leben lernen!!!

Ich bin u.a. zur Erkenntnis gekommen, dass wir das Leben lernen müssen. Dieses Arbeitsbuch ist kein Lebensratgeber, dazu gibt es eine Unmenge von Büchern in Buchhandlungen.

Simone de Beauvoir (über das Alter):

“Wollen wir vermeiden, dass das Alter eine spöttische Parodie unserer früheren Existenz wird, so gibt es nur eine einzige Lösung, nämlich weiterhin Ziele zu verfolgen, die unserem Leben einen Sinn verleihen:

Hingebungssvolle Tätigkeiten für Einzelne, für Gruppen oder für eine Sache, Sozialarbeit, politische, geistige oder schöpferische Arbeit. Im Gegensatz zu den Empfehlungen der Moralisten muss man sich wünschen, auch im Alter noch starle Leidenschaften zu haben, die uns ersparen, dass wir uns nur mit uns selbst beschäftigen. Das Leben behält einen Wert, solange man durch Liebe, Freundschaft, Empörung oder Mitgefühl am Leben der anderen teilnimmt. Dann bleiben auch Gründe zu handeln und zu sprechen.

Albert Camus:

Erwachen mit Fragen nach dem WARUM!!

“Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen, vier Stunden Arbeit, Straßenbahn, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, immer dersselbe Rythmus (Hamsterrad!”!!! - auch wenn man den Lebensunterhalt damit verdient). Eines Tages aber steht das WARUM da mit diesem Überdruss fängt alles an. Arbeit ist nur solange gut, als man dabei nicht vergisst zu leben”.

Ein paar Gedanken dazu möchte ich jedoch trotzdem verlieren:

o Karin Bauer/Chefin Karriere-STANDARD schrieb mir u.a. einmal einen schönen Satz:

…..„Wie die Bärenmutter, die ihr Kind lehrt, einen Fisch zu fangen: sie macht es vor, sie fuchtelt nicht mit der Tatze und belehrt“.

o Die “Bologna-Bildungsreform” hat aus Studenten keine “selbständigen Denker” gemacht, sondern “Bulimie-Lerner”. Bei der Jagd auf ECTS den Lernstoff auswendig in sich hineinfressen und dann wieder ausspucken. Eine fatale Entwicklung auf Kosten der Urteilskraft im Kant'schen Sinne.

KANT: “Bildung heißt selbst denken zu lernen”

Die zunehmende Komplexität unserer Gesellschaft macht Urteile schwieriger, verunsichert die Menschen und die Fragen der Welt wird man nicht durch Auswendiglernen von Prüfungsstoff klären/beantworten. Eltern sind selbst unsicher geworden, welche Werte für ihre Kinder die richtigen sind.

o Der Messbarkeits-u. Quantifizierungswahn: Alles was nicht durch Zahlen belegbar oder quantifizierbar ist, hat in unserer Gesellschaft keinen Wert mehr. Damit werden alle humanen Werte (Kunst, Malerei, Musik, Literatur, Philosophie, etc..) an den Rand gedrängt, der Siegeszug des neoliberalen Werteethos.

Wir leben in einer opportunistisch und egozentrisch gewordenen Gesellschaft und haben im Berufsleben Ängste, aus der Reihe zu fallen (bei den Journalisten aus dem Mainstream zu fallen). Wir trauen uns keine eigene Meinung am Arbeitsplatz mehr zu vetreten aus Angst, den Job zu riskieren.

Was benötigen wir:

Martin Walser: “Der Mangel ist meine Muse, was mir fehlt, das treibt mich an”

o Wir müssen den Wert des Gesprächs wieder hochhalten (offene Diskurskultur)

o Loyalität ist einer der wichtigsten Werte. Freunde oder Mitarbeiter, die nicht loyal sind, auf die man sich nicht verlassen kann, sollten wir vergessen!!!.

o Wir müssen Hedonismus und Genussfähigkeit mit Maß wieder lernen. Die Natur hat uns mit Sinnen ausgestattet, die nicht zum Verkümmern da sind. Ein gutes Essen, ein guter Wein, ein Sonntagsbraten, Musik, Mußestunden, ein gutes Gespräch, etc…

o Wer nicht genussfähig ist, ist es auch für seine Mitmenschen nicht…ein wichtiger Punkt!. Die Tugend des guten Maßes der Antike ist verlorengegangen. Als Hobbymusiker oder Hobbymaler wieder einen Anfang setzen, jeder Diletantismus ist erlaubt und es muss nicht die teure Hochkultur ab 200 € aufwärts der Salzburger Festspiele sein. Erst wenn ich etwas Neues ausprobiere, weiß ich, ob mich etwas interessiert. Wir müssen wieder lernen, Genüsse wahrzunehmen, wieder genussfähig zu werden.

o Wir müssen aus dem sich immer schneller drehenden Hamsterrad irgendwie herauskommen. Es darf nicht sein, dass eine zweistündige Arbeit im Folgejahr nur mehr eineinhalb Stunden dauern darf. Wir müssen all unsere Sinne wieder kultivieren, Hedonismus in Maßen ist eine der großen Gaben für die Menschheit. Die Religion versuchte uns das auszutreiben

o Denken mit Heiterkeit und lernen wir wieder “selber denken”!! (Kant, "sapere aude";).

o Eros = der beste Liebhaber ist nicht der, der am längsten durchhält.

o Religion = die Menschen suchen nach etwas, was sie in dieser Welt hält. Nicht die Religion an sich, sondern ihre Dogmatiker und Interpreten sind das Problem.

o Reflexion = viele Menschen befällt ein zunehmendes Sinndefizit im Leben, sie müssen immer schneller und schneller funktionieren. War es das, hat sich das Bisherige überhaupt gelohnt, beginnen wir etwas ganz Neues, etc…Alles im Job gegeben und war es das wert?

o Wir müssen einen neuen Wertediskurs führen. So wie es dzt. läuft, kann es nicht weitergehen. Wir flüchten vor der Vergangenheit und haben Angst vor der Zukunft.

Wir müssen Werte in jeder Generation neu diskutieren. Meiner Meinung können wir den gesellschaftlichen Veränderungen nur dadurch Rechnung tragen, indem wir unsere Werte immer wieder neu ausbalanzieren (“rebelancing”) und anpassen.

o Bleiben wir beweglich im Denken und Leben, halten wir uns die Wege vor uns offen.

o Befreien wir uns durch Reduzierung, lernen wir mit "leichtem Gepäck" zu leben, wir haben von allem zuviel.

Da geht der berühmte Philosoph und Sternengucker Thales von Milet in der Abenddämmerung spazieren, weil er den Lauf der Sterne erkunden will. Und als er versonnen in den Himmel schaut, stolpert er und fällt in einen Brunnen. Seine Magd, die vermutlich gerade die Philosophenwäsche macht, lacht schallend auf und meint: “Wie kannst du, oh Thales, erkennen was am Firmament ist, weit weg von dir, wenn du nicht einmal siehst, was vor deinen Füßen liegt?” Diese thrakische Magd verurteilt den großen Wissenschafter nicht, sie stellt ihm nur eine kluge Frage - und dann lacht sie (kluge Heiterkeit).

o “Das Fragezeichen ist die Hausmarke der Philosophie”, sagt Ursula Pia Jauch, die Philosophie, Linguistik und Ältere Deutsche Literatur an der Universität Zürich studiert hat, an der sie mittlerweile selbst unterrichtet. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit war sie lange Zeit Feuilleton-Mitarbeiterin bei der NZZ, außerdem ist sie gelegentlich als Radiomoderatorin tätig und als Gesprächsleiterin der Fernsehsendung “Sternstunden der Philosophie.” In den “Gedanken” versucht Ursula Pia Jauch Antworten zu geben auf die Frage: Was zählt wirklich? Welche Werte sind es tatsächlich wert, das Leben nach ihnen auszurichten. Blutfettwerte? Sachwerte? Ästhetische, religiöse oder andere Werte?

Unsere Gesellschaft - so Jauch - verfällt derzeit dem Zahlenglauben. Alles müsse zählbar und berechenbar sein. Aber humane Werte wie Verantwortung, Anstand, Gerechtigkeit, Frieden und Mitmenschlichkeit lassen sich nicht in Zahlen messen.

Wer Orientierung erlangen will, sollte sich daher wohl am besten von der eigenen Sehnsucht nach Sinn leiten lassen und seine Fähigkeit, selbst zu denken (= Hausverstand) bemühen.

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