Liebe XXXXX, mich hat in Ihrem Email an mich ein bisschen überrascht, dass Sie keine Medienkampagne für eine Demokratie-Erneuerung oder mehr Demokratie ins Auge fassen würden, weil es nicht die Aufgabe einer Qualitätszeitung sei.
Dazu möchte ich anmerken, dass:
o zunehmend autokratische Tendenzen nicht nur in islamistischen Ländern wie Ägypten, etc…sondern auch in Europa (Russland, Türkei, Ungarn, Polen, etc..) unabhängige Medien massiv unter Druck setzen, wodurch ein Qualitätsjournalismus stark behindert wird und damit die Selbstzensur gefördert wird (vorauseilender Gehorsam)
o Es gibt keinen "Presse-Kanon", der es einer Qualitätszeitung verbietet, sich durch geeignete Maßnahmen für den Erhalt und auch notwendige Erneuerung der Demokratie einzusetzen. Nur dann wird auch in Zukunft das Recht auf Meinungs-u. Informationsfreiheit gem. Art. 10 EMRK und Art.13StGG gelten und den Medien damit eine freie Berichterstattung sicherstellen.
o Es läuft immer mehr politisch falsch in der EU und auf nationaler Ebene. Die Europäische Zentralbank hat noch immer nicht realisiert, dass sie bisher ohne Problemlösung nur Zeit gekauft hat, dass Negativzinsen eine Steuer auf Kapital sind und dass damit das gesamte europäische Finanzsystem geschädigt wird, weil die Kosten der Banken infolge verlorengegangener Zinsmargen nicht mehr ausreichend getragen werden können, die Vorsorgen der Sparer enteignet werden und überdies die digitale Transformation tausende Arbeitsplätze bereits vernichtet und vernichten wird.
o Das Volk begehrt mit Recht auf, es geht um mehr demokratische Selbstbestimmung, um Dezentralisierung und um Distanzierung von einer politischen Elite mit ihrem bisher für nicht bremsbar gehaltenen Globalisierungsprozess, der in seiner gegebenen Form mit echtem Liberalismus und einer sauberen Demokratie nur mehr sehr wenig gemein hat.
o Die globale politische Elite hat den Faden verloren, liest man in den int. Medien und steuert mit ihren Aktionen auf den nächsten Baisse-Markt und ins politisches Chaos zu. Der Brexit habe dies deutlich gemacht und ist erst der Anfang. Das EU-Projekt in seiner derzeitigen politischen und monetären Union hat die Demokratie beschädigt.
o Sie haben mir zum Thema „Anzeigenkunden“ vorgeworfen, dazu keine Ahnung zu haben - ich bin Außenstehender, aber wie kommt es, dass Reporter ohne Grenzen Österreich beim Thema Pressefreiheit von Platz 7 auf 11 zurückgereiht hat mangels Transparenz und auffallend großer Menge an Regierungsinseraten in diversen Medien.
o Eine zunehmende Gefahr für die journalistische Unabhängigkeit geht in einigen europäischen Ländern von Großkonzernen aus, die nicht nur immer mehr Medien kontrollieren, sondern auch das Primat der Wirtschaft über Politik und Demokratie zunehmend an sich reißen oder "Content Marketing" und "Native Advertising" (= als Journalismus getarnte Firmenzeitungen) betreiben auf Kosten des redaktionellen Journalismus. Die lobbyierte Malström will CETA mit ähnlicher Investitionsschutzklausel wie TTIP beim EU-Parlament vorbeischleusen.
Wenn das passiert, dann werde auch ich zum EU-Gegner. Weiteres siehe auch http://www.rog.at/press-freedom-index/
o Österreich wird auf nachstehendem Bild noch mit „good situation“ ausgewiesen. Aber wie lange noch. Wenn bei den nächsten Wahlen der rechtspopulistische Mob die Mehrheit macht, werden auch die österr. Medien unter Druck kommen.
Rep.o.Grz.
Daher haben Sie mit allen Mitteln!! für die Demkratie zu kämpfen und erlauben Sie mir, liebe XXXXX, Ihre Meinung, "wonach es nicht die Aufgabe eines Qualitätsmediums sei, Kampagnen zur Erneuerung der Demokratie zu starten", bei aller Bescheidenheit zu korrigieren. Wer sonst? Ich könnte keine Partei gründen ohne big Spender und nur eine Zeitung kann massenwirksam auftreten.
PS:
Seit Jahren versuche ich mit viel Idealismus via Emails beizutragen, damit das Zusammenspiel, die Proportionen und Balancen Ihres Weltbildes jenen Reifegrad erlangt, wo man beim Wein dann in der Verkostung von in einem langen Abgang oder Finale spricht. Ich schätze trockene, alkoholreiche Weine (Chardonay, Weißburgunder), bin jedoch in den letzten Jahren weitgehender Antialkoholiker geworden.
Ich lese gerade eine Neuerscheinung:
"Auf Kosten der Freiheit" vom Herausgeber des "Jahrbuches Internat. Politik" (Josef Braml), Weltbankconsultant, USA-Experte u. US-Abgeordnetenhaus-Berater, Aspen Institut Berlin, etc.....
Er stellt sich die Frage, ob die freiheitliche Demokratie des Westens am Ende ist? Er zeigt den erschreckenden Zustand der US-Gesellschaft auf und die negativen Folgen über den Transmissionsriemen Globalisierung auf Europa. Wenn ich das Buch gelesen habe, werde ich darüber berichten.
Der amerikanische Traum ist ausgeträumt.
Statt Freiheit, Gleichheit und Streben nach Glück: wachsende Ungleichheit und schwindende Chancen auf sozialen Aufstieg. Anstatt dagegen anzukämpfen, betreibt die Regierung Klientelpolitik im Interesse der Wahlkampffinanciers. So ist aus der Musterdemokratie längst eine Geldherrschaft geworden, in der diejenigen, die die Finanzen kontrollieren, bestimmen, was geschieht. Allein ein Problem Amerikas? Mitnichten.
Der Autor erläutert nüchtern anhand vieler Beispiele, wie der "moderne Adel" (Finanz-, Energie- und Waffenkonzerne) dieses Land in Besitz genommen hat und zur Steigerung privater Vermögen ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl nutzt.