“Geliebtes Leben und gelebte Liebe” (David Steindl-Rast, 88-jähriger Benediktinermönch)

Wertvollste Währung im Leben. Der “Sinn” des Lebens ist dann erfüllt, wenn das Herz Ruhe findet, jedoch keine Grabesruhe, sondern eine lebendige, dynamische innere Ruhe (“Gelassenheit”). Auch das Wachsen, Lernen und Protestieren gehören zu dieser Lebendigkeit.

Im “Jetzt” leben, das “Geschenk der Dankbarkeit für das Leben” annehmen, in “Achtsamkeit” leben und die innere “Ergriffenheit” als das Göttliche erkennen. Mit den “falschen Bildern der Offenbarungstheologien” haben wir im Sinne Nietzsches zwar “Gott getötet” , nicht jedoch das “Göttliche an sich”. Es manifestiert sich in der Ergriffenheit über das Geheimnis der Welt und des Lebens…..ein spirituell meditativer Aproach des David Steindl-Rast, 88-jähriger Benediktinermönch und Grenzgänger zwischen Christentum und Buddhismus (Wien/USA).

Im Zeit-Raum: Jetzt! - Zeit für Dankbarkeit: Über die Quellen eines erfüllten Lebens. Johannes Kaup im Gespräch mit dem Benediktinermönch David Steindl-Rast (aufgenommen am 4. Dezember 2014 im ORF RadioKulturhaus).

In Wien 1926 geboren und als Widerstandskämpfer in der Nazizeit sodann nach New York in ein Benediktinerkloster ausgewandert geht nicht von Offenbarungen, sondern der existenziellen Erfahrung des Daseins/Lebens als das eigentlich Göttliche aus, das “Ergriffen sein über das Dasein”, ein spiritueller, meditativer Approach.

Die tägliche Todesgefahr im Widerstandskampf lehrte ihn, im JETZT leben zu müssen und nur dieses Leben im Jetzt mache uns lebendig.

Dieses “stop-look-go”, das man Kindern beim Überqueren einer Straße lehrt, gilt auch für uns. Zuerst muss ich still werden, innehalten (stop), die Wahl aus mehreren sich bietenden Gelegenheiten treffen (look) und die Umsetzung, die Aktion, die Gelegenheit wahrnehmen (go) . Sich auf das Leben einlassen, was bietet mir das Leben im Augenblick, sich darauf verlassen, Ängste überwinden und das Urvertrauen auf das Leben stärken. Jeden Augenblick neu den Sinn finden.

Im Flow und frei bin ich, wenn ich nicht mehr wählen muss. Wenn das ICH mit dem SELBST verschmilzt (nach Nietzsche, wenn “ich der geworden bin, der ich bin”).

Da das Leben so reich an Gelegenheiten ist, soll man keiner verlorenen Gelegenheiten nachweinen, es bieten sich laufend neue. Man muss sie nur erkennen und nutzen.

Wenn man sich bei Christen, Buddhisten und selbst bei so manchen Agnostikern umhört, wer für sie einer der faszinierendsten spirituellen Lehrer der Gegenwart ist, dann fällt oft der Name David Steindl-Rast. In über 100 Ländern der Erde hat der heuer 88 Jahre alt gewordene Steindl-Rast Menschen in Meditation, Achtsamkeitspraxis und Gebet unterrichtet.

“Bruder David”, wie er sich selbst bescheiden nennt, wird als in der christlichen Mönchstradition tiefverwurzelter Grenzgänger gesehen. Er gilt als einer, der es versteht, scheinbare Gegensatze und weit verbreitete Dualismen zu überwinden – zwischen Glaube und Naturwissenschaft, Alltag und Mystik, Christlichem und Nichtchristlichem.

David Steindl-Rast geht nicht !!!! von religiösen Ideen, Glaubenssätzen und Offenbarungsreligionen aus, sondern von der existenziellen Erfahrungsmöglichkeit , die allen Menschen offen steht bei den Pueblo-Indianern war es die “Ergriffenheit” über das "tägliche Aufgehen der Sonne", wobei nicht die Sonne, sondern die "Ergriffenheit" das Göttliche war) .

Die Erfahrung des Daseins, des Lebens als Geschenk und der jeden Augenblick neu gegebenen Gelegenheit, selbst etwas im Leben anfangen und gestalten zu können.

Diese “Erfahrung des Daseins” als Gabe birgt zugleich “ein tiefes Geheimnis, das sich aller Inbesitznahme entzieht”, ist David Steindl-Rast überzeugt. Die ursprünglichsten religiösen Gesten sind für Steindl-Rast Dankbarkeit für das Gute und die Freude am Leben.

Heute bestimmt der Markt, was gut ist, der Konsum und die Werbung, die Religion verdunstet. Die Egoismusfalle, das Überangebot an Optionen, der verloren gegangene größere Lebensrahmen, die Optionenvielfalt ohne Tabus, das macht vielen das Leben schwer.

Tatsächlich wird die “Dankbarkeit” in jeder religiösen Tradition hoch geschätzt. Im Christentum drückt sich das u.a. in der sonntäglichen Feier der Eucharistie aus, was aus dem Griechischen wörtlich übersetzt “Dankbarkeit für das Gute” bedeutet.

Aber auch in den nicht-theistischen Religionen ist Dankbarkeit wichtig. Häufig hört man auch von nicht-religiösen Menschen, dass Dankbarkeit ihre Lebenshaltung ist. David Steindl-Rast ist der Überzeugung, dass Dankbarkeit eine Verbindung zwischen den Religionen und Kulturen schaffen und konfliktreiche Gegensätze auflösen kann.

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Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 10.05.2016 11:41:06

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