Der britische „The Guardian“ führt in Berlin zu Irritationen. Die Tageszeitung hatte geschrieben, Finanzstaatssekretär Jens Spahn sei der Mann, der Merkel als Bundeskanzler ablösen könnte.
Jens Spahn: "The man who could replace Merkel as chancellor – Germany’s new chancellor in waiting
The conservative rebel touted as a future German leader is young, combative and ‘burkaphobic’ . Europe’s refugee crisis changed Merkels situation.
Davon soll angeblich in Berlin noch keine Rede sein; dennoch verdient der 36-jährige Finanzexperte unsere Aufmerksamkeit. Spahn ist eines der wenigen Naturtalente der CDU – eloquent, gebildet, Empathie-begabt, burkaphob und mit vitalem Machtinstinkt („Dreitagesbart“) ausgestattet. Wenn ich den Guardian richtig gelesen habe, scheint er auch eine stark EU-kritische Ader zu haben.
Mit ihm muss gerechnet werden. Oder anders ausgedrückt: Der „Guardian“ hat sich vermutlich nicht im Mann, nur im Timing geirrt.
Der burkaphobe Spahn sagte: "Germany may not be the right country for those who want to keep their wife in a burka or niqab, especially now that we have become such a sought-after destination (= begehrtes Zielland) for so many. We need to send some strong signals about what is acceptable and what isn’t."
Übrigens: Spahn schien für die Idee von Großbritanniens BREXIT großes Verständnis zu haben, also dafür, den Binnenmarkt zu verlassen und stattdessen ein maßgeschneidertes "Kanada-style" Handelsabkommen mit der EU zu verhandeln.
Die EU-Idee ist nicht mehr sakrosankt, weil zuviele Regeln und Richtlinien zentral in Brüssel entschieden werden, ohne dass der Bürger das Gefühl eines politischen Mitspracherechtes hat.
“Both sides, and especially Germany, have a great interest in strong economic ties. If you can have a free trade agreement with the US, with Canada, and even with communistic Vietnam, then we’ll get a sensible trade agreement with Great Britain if the will is there.”
Spahn dismissed the EU’s delays in ratifying a free-trade deal with America and Canada as uniquely German reservations rooted in anti-American prejudice. Striking a deal with Britain, he said, would be easier to communicate politically. “Most Germans have a positive image of Britain, and I don’t think the majority of Germans are against free trade, per se.”
Da Spahn homosexuell ist (2012 His homosexuality made public in an article in the Süddeutsche Zeitung), wird es von der wachsenden liberalen Einstellung der deutschen Bürger abhängen, wieweit das für ihn noch ein Nachteil bei der inoffiziellen Suche von Nachfolge-Kanditaten sein könnte.
Stephan Baumann https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Portrait_of_jens_Spahn_MdB.jpg