Seine Gedanken (hier kurz skizziert) habwen mich sehr beeindruckt. Dieses Buch - vor vielen Jahren gelesen - handelt von einer herausragenden Persönlichkeit , Alfred Herrenhausen, Boss der Deutschen Bank und 1989 (von der RAF oder CIA ermordet - diesmal könnte es der CIA gewesen sein, die RAF hat sich auch niemals dazu bekannt). :
„DENKEN, ORDNEN, GESTALTEN“
Wir müssen das, was wir denken,auch sagen.
Wir müssen das, was wir sagen,auch tun.
Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.
Kerntugenden einer Persönlichkeit sind Authentizität und Verpflichtung zur Wahrheit. Die Wahrheit zu sagen, können sich nur große Persönlichkeiten leisten in einer verlogenen Gesellschaft. Er hat Kant (Verpflichtung zur Wahrheit) und Popper (kritischer Rationalismus) studiert, seine Interviews sind rhetorisch brilliant und fehlerfrei, ein Genuss, sie anzuhören:
Journalistenfrage an H.:
Wenn Ihnen jemand 50 DM schenkt, wie würden Sie diese als Banker anlegen?
“Ich würde mir damit Bücher kaufen und diese lesen”.
Dazu fällt mir auch Casanova ein:
“Die beste Kapitalanlage ist das ,was man erlebt hat"…
wenn mich Leute als Exbanker fragen, wie sie ihr Geld anlegen sollen…reisen, reisen, reisen….auch das Leben ist eine Reise(J. Paul).
o Die meiste Zeit geht dadurch verloren, daß man nicht zu Ende denkt.
o Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.
o Entscheidend ist nicht die Frage, ob man Macht hat, entscheidend ist die Frage, wie man mit ihr umgeht.
o Die täglichen grenzüberschreitenden Geldbewegungen sind heute 25mal größer als die grenzüberschreitenden Güterbewegungen. Geld wird nicht mehr nur als Transaktionsmittel benutzt zum Zwecke der Finanzierung, sondern Geld wird gehandelt wie eine eigene Ware,eine Commodity geworden.
o Wer sich selbst nicht zu führen versteht, kann auch andere nicht führen.
Auf seiner Grabstele steht ein für Herrenhausen typischer Spruch, jedoch von Ingeborg Bachmann stammend:
"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar”!!!!
Wohltuend in einer verlogenen, kleinbürgerlichen Gesellschaft, finde ich. Natürlich sind damit nicht die vielen, kleinen Sozialisierungskomplimente, oder dass man einem Todkranken nicht die Wahrheit sagt, er habe nur noch wenige Tage zu leben, gemeint - versteht sich glaube ich von selbst.
Aber immer nur lügen, um Konfrontationen aus dem Wege zu gehen, keine Zivilcourage zu zeigen, das ist nicht das Meine!!
Wer war Dr. Alfred Herrenhausen?
Boss der Dtsch.Bank, als Berater Helmut Kohls hat er wesentlich durch seine Reisen zu Gorbatschow zur Wiedervereinigung beigetragen, Aufsichtsratsvorsitzender bei Daimler Benz.
Er führte die Dt.Bank zu Weltruhm durch Zukäufe, jedoch der Zukauf eines britischen Investmenthauses eckte im anglikanischen Finanzmachtkartell an, weil dadurch die Dt.Bank
auch zum Global Player im Investmentbanking aufstieg.
ERMORDET trotz (fingiertem?) Bekennerschreiben höchstwahrscheinlich nicht!!! durch die RAF (Rote Armee Fraktion, die die 68er-Bewegung in Misskredit brachte).
Er setzte sich für einen Schuldenerlass für die 3.Welt ein zum Entsetzen der US-Banken, der Washingtoner Konferenz und der Bilderberger-Konferenz, wo Herrenhausen teilnahm…….das kostete ihm möglicherweise das Leben.
Wenn ein späterer Dt.Bank-Boss Ackermann in einem Interview bemerkte, ein Schuldenerlass für die 3. Welt komme für ihn deswegen nicht in Frage, weil er dafür nicht so enden wolle, wie Herrenhausen, dann scheint Herrenhausens Todesurteil in mächtigen Wirtschaftskreisen entstanden zu sein, die Herrenhausen und seinen überlegenen, hervorstechenden Intellekt hassten und es konnte nie bewiesen werden, wer seine Mörder waren.
Ein paar Gedankensplitter aus seinem Buch: “Denken, Ordnen, Gestalten”:
o Es gibt Menschen, die stärker vom Verstand gelenkt werden und andere, die stärker von ihren Gefühlen gelenkt werden und die Ratio deswegen oft vermissen lassen. In meinen Augen ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Vernunft und Emotion, die idR. unterschiedlichen Gesetzen gehorchen, immer wieder zu finden.
H. war ein Verstandesmensch, ein Kantianer und Popperianer. Er kämpfte gegen die Verlogenheit der kleingeistig kleinbürgerlichen Gesellschaft und eckte damit auch an.
Poppers Hauptwerk, die ”Offene Gesellschaft” ist u.a. von der“Falsibilitätsthese” getragen, wonach es keine absoluten Wahrheiten und auch keine Dogmen gibt, denn wir wissen zwar viel, aber nichts sicher, alles kann irgendwann wieder widerlegt werden.
Deshalb war er nicht nur religionskritisch , sondern lehnte auch Platons Ideen, oder Hegel und Karl Marx mit ihren Behauptungen, die Geschichte laufe nach Gesetzmäßigkeiten ab (“Historischer Materialismus” bei Max, wonach wir in einer “klassenlosen Gesellschaft”enden - da war Karl Marx wohl blauäugig trotz seines Intellekts undauch die Frankfurter Schule glaubte dies/Adorno, Habermas…Positivismusstreit).
Popper warnt vor dogmatischen Erkenntnisquellen, was heute für wahr gehalten wird, kann morgen schon wieder falsch sein. Jede Erkenntnis ist durch trial&error verbesserbar. Popper war auch ein Relativist.
o Herrenhausen: Wir leben in begrenzten Räumen (Umweltschutz) und Freiheit geht für alle dann verloren , wenn sie ohne Verantwortung gelebt wird.
Freiheit und Verantwortung sind “siamesische Zwillinge”, wer Freiheit ohne Verantwortung auslebt, hat Freiheit nicht verstanden.
o Die Politik muss der “res publica” dienen, das Gemeinwohl muss immer im Auge behalten werden.
o Er versuchte der Wirtschaftselite vergeblich zu erklären, dass man bei den Entwicklungsländern durch Schuldenerlass nicht sofort ein “do ut des” - ich gebe, damit du gibst - erwarten darf. Erst wenn sie sich entwickelt haben, werden sie auch unsdere Märkte. Dieser Standpunkt kostete ihm vermutlich auch das Leben.
o Auch wenn wir in einer pluralistischen Gesellschaft mit zunehmender Vielfalt leben, dürfen wir das vernünftige Maß nicht aus den Augen verlieren.
o Geduld und Gründlichkeit, Selbstdisziplin und Kameradschaft i.S. von Teamgeist, Sport und Freude an der Leistung - das waren seine “preußischen” Kerntugenden
o Wir müssen uns am Ende des Tages immer wieder vor uns selbst und auch gegenüber der Res Publica Rechenschaft darüber abgeben, was wir richtig und was wir falsch gemacht haben, wobei fehler etwas typisch Menschliches sind, wofür wir uns nicht zu schämen brauchen (Fehlerkultur). Er zitiert Popper, wonach man nach seinen eigenen Irrtümern suchen muss, um sich von ihnen zu befreien (Poppers kritische Rationalismus mit seiner Falsibiliätsthese).
Hätte Herrenhausen die anhaltende Finanz-u. verschuldenskrise seit 2008 erlebt und die staatlichen Rettungsaktionen (“too big to fail Dogma”, “Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren), hätten Popper und er auf Grund der Falsibilitätsthese dem ”Invisible Hand”-Dogma des A.Smith der sich selbst regulierenden Marktkräfte und das nur auf Eigennutz gerichteten, rational denkenden“homo oeconomicus”-Modell der Neoklassik mit seiner davon sich ableitenden, hypertrophen quantitativen Wirtschaftmathematik, die Selbstzweck ist, längst abgeschworen. Als Banker habe ich nie mehr, als Prozentrechnen können müssen und den Unterschied von “in Hundert” und “auf Hundert” zu realisieren bei Aufschlagsrechnungen.
Jedoch die Neoklassiker und Neoliberalen kämpfen um ihren Besitzstand auch mit unredlichen Argumenten, damit ihr Gedankengebäude und ihre Existenzberechtigung nicht einstürzt, so wie die Philosophen auf der UNI die Neurowissenschaften völlig geradezu lachhaft verdrängen.
o Man muss Sachverhalte erkennen, scharf analysieren lernen, daraus Schlüsse ziehen und dabei ist es ganz wichtig, dass man Konzepte vorher zu Ende denkt, bevor man sie noch in die Wirklichkeit umgesetzt hat (Buchtitel: Denken = analysieren, Gedanken Ordnen, Gestalten=entscheiden)
o Res Publica (Gemeinwesen/Gemeinwohl) =H. fühlte sich immer für das Ganze verantwortlich, nicht nur für sich und seine Bank und er hatte die Fähigkeit und den Mut, diese Verantwortung zu leben. Er wollte Beiträge leisten zur Verbesserung der Welt und vertrat die Meinung, das Weltbiotope wie der tropische Urwald Welteigentum seien und nicht von nationalen Egoisten abgeholzt werden darf (Weltverantwortung, globales Denken!).
Er dachte mit Verstand und Herz und machte die großen Weltprobleme gleichsam zu seinen eigenen.
o H.trat für eine freiheitliche Wirtschaftsordnung und offene, pluralistische Gesellschaft ein und stets bekannte er sich zur Demokratie als einzig in Frage kommende, staatliche Ordnung. Für diese Freiheit und Ordnung muss man täglich Verantwortung übernehmen und sich täglich dafür einsetzen, Demokratie ist nichts Statisches und kann rasch wieder verloren gehen. Kämpfen wir um sie.
o H. war auch bei der jungen Gneration anerkannt, weil glaubwürdig im GGs. zu den heutigen Politikern, wenn ich mir die letzte Sonntagspressesrunde so anschaute, disgusting
die EU-Kanditaten in ihrem selbstgefälligen Karrierewahn (Waldheimschwiegersohn Karas und Freund) und eingelernten Floskeln aus den Parteiakademien und immer wieder Fragen unverschämt ausweichendwie Vermögenssteuer ja/nein, Wollen sie Kommissar werden ja/nein,etc…keine Antworten. Bürger und Föderl-Schmid wirkten schon leicht angezipft, aber die Kandidaten ordentlich zur Schnecke machen, da waren sie auch wieder zu feige. Res Publica ist den Kanditaten trotz gegenteiliger Beteuerungen eher lästig, sie haben nur ihre Karriere im Auge, also das “politische Kartell” gegen die “Zivilgesellschaft”.
Brauchen wir Eliten? (Ja. aber!)
Menschen, die mehr von sich fordern, die mehr Verantwortung bereit sind zu tragen, als andere, die durch Leistung herausragen, sollen auch verantwortungsvollere, höhere Aufgaben in der Gesellschaft erfüllen.
Aber:
Elite darf nicht so verstanden werden, dass Kindern aus privilegiertem - früher aristokratischem, adeligem - Elternhaus dank ihrer dadurch privilegierten Geburt Führungspositionen in unserer Gesellschaft zu teil werden, sondern nur durch eigene Leistung und Begabung.
o Macht:
Macht verstanden als die Möglichkeit zu herrschen, anderen befehlen zu können und seinen Willen aufzuzwingen, das war seinem Wesen völlig fremd. Wo er Macht ausgeübt hatte, tat er es mit Verantwortung, Gefühl und Augenmaß als engagierte Demokrat, Verfechter des Wettbewerbs, denn ohne Konkurrenz gibt es auch keine Weiterentwicklung.
Apropo Weiterentwicklung:
Sloterdijk, den ich persönlich nicht mag, weil er unverständlich wie Adorno schreibt, hat einmal von der ”vertikalen Streckung” des Menschen gesprochen, womit er Recht hatte. Wir sind anthropologisch offenbar so angelegt, dass wir uns weiterentwickeln wollen, nach oben, nach Höherem streben und nicht stehenbleiben wollen und nicht “in die Breite” gehen wollen.
o Wettbewerbsfähigkeit:
Wettbewerb ist noch mehr in einer globalisierten Welt infolge der modernen Kommunukations- und Transporttechnologie ein unverzichtbarer Bestandteil der freien Marktwirtschaft.
Der Wettbewerb setzt jene Kräfte frei, die technischen und ökonomischen Fortschritt bewirken (Vorbild USA). Wirtschaftliche Erfolge müssen ständig in einer sich permanent verändernden Welt neu erarbeitet werden.
Im Wettbewerb zu bestehen, ist für die Volkswirtschaft und auch Arbeitsplätze von existenzieller Bedeutung. Dies bedingt lfd. Ersatzinvestitionen, lfd. Modernisierung und Kosten-Controlling und auch staatliche Hindernisse müssen abgebaut werden (=Deregulierung).
Schumpeter (Graz, Wien, Harvard) sprach von der “schöpferischen Zerstörung" die dem Kapitalismus innewohnt.
Jedoch alles mit Maß und Ziel, denn es gibt auch eine soziale Verantwortung, die für die Gesellschaft wahrzunehmen ist, daher dürfen Unternehmen das Gemeinwohl neben dem Staat nicht aus dem Auge verlieren.
o Sir Karl Popper/in Wien geborener Philosoph - Lieblingsphilosoph Herrenhausens:
Die Geschichte kennt keine vorherbestimmten Gesetzmäßigkeiten, auch sind weder Fortschrittstheorien, noch Rückschrittstheorien noch Zyklentheorien oder Untergangs-Prophezeihungen (Spengler: Untergang des Abendlandes) haltbar.
Was die Geschichte ist, was sie zu Tage fördert, hängt davon ab, was wir aus ihr machen, wie wir und entscheiden. Wir bestimmen durch unser Handeln ihren Lauf und nicht irgendwelche mystischen, dialektischen oder kosmischen Mächten.
o Irrtum des (Intellektuellen) Karl Marx (Bewegungsgesetz der Geschichte):
Nach Marx verlaufe die Geschichte nach gewissen Gesetzmäßigkeiten, wobei die menschliche Gesellschaft durch einen Klassenkampf zwischen Kapitalisten (Besitzer der Produktionsanlagen) und Arbeitern (Proletariat) am Ende des Tages die “Klassenlose Gesellschaft” stehen wird (= the “Marxist’s subsitute for god”, für die Marxisten war ja ”Religion Opium für das Volk”.
Das ist Blödsinn sagt Popper und aus den Erfahrungen des Sowjetkommunimsus und seines Zusammenbruches nach dem Berliner Mauerfall ist klar, dass es diese Gesetzmäßigkeiten (auch “Historischer Materialismus” genannt), nicht geben kann.
Popper und Herrenhausen und die meisten vernünftigen Menschen sagen:
Es gibt keine Gesetzmäßigkeiten, sondern wir leben mit einem ”Ungewissheitsphänomen”, was die Zukunft betrifft und können sie durch unsere Entscheidungen gestalten, sie ist nicht determiniert.
Hätte Herrenhausen 2008 ff. erlebt, wäre er vermutlich zur Auffassung gelangt, dass auch das "invisible hand”-Dogma der sich selbstregulierenden Marktkräftesich infolge massiv notwendiger Staatsinterventionen falsifiziert hat, auch wenn’s unsere neoklassischen Ökonomen noch immer nicht glauben wollen, weil ihre Gedankengebäude auch mit dem “homo oeconomicus” und ihre “daraus abgeleiteten, hypertrophen quantitativen Rechenmodelle”dazu, die keiner in der Praxis benötigt, zusammenbrechen.
o Besitzstandswahrung (Unser Vermögenssteuerthema fällt da hinein):
Die ökonomische und ethische Maxime in unserer Gesellschaft muss lauten, größter Nutzen für die größte Zahl (utilitaristisch). Für Ludwig Erhard, Vater des Deutschland-Wirtschaftwunder galt diese Maxime.
Eine sinnvolle Vermögensbesteuerung zur Entlastung der Besteuerung von Leistungs-Einkommen ist für H. kein tabu!
Die BDR hat der DDR gezeigt, wie sozialistische Planwirtschaft mit staatlicher Verwaltung hinführt im GGs. zur Wohlstandsmehrung des Dtsch. Wirtschaftwunders der Nachkriegszeit.
General Clay von den Besatzern hatte Erhard vorgeworfen, das Rationierungssystem aufzuweichen, weil es wegen des Nahrungsmittelmangels zu Plünderungen führt.
Darauf Erhard: “Herr General, ich habe das System der Rationierung nicht aufgeweicht, sondern abgeschafft. Von nun an wird die DM das einzige Rationierungsmittel sein, warten sie es ab”. Mit seiner Voraussage hatte Prof. Erhard Recht.
o Zukunft:
Bereits in den 80er-Jahren erkannte H., dass unser behavioristisch/kartesische/newtonsche
linere Denken, worauf wir konditioniert sind, die Probleme der Zukunft nicht lösen kann.
Wir müssen unser Denken in ein multikausales, nichtlineare transformieren. Eine Erscheinung kann viele Ursachen und nicht nur eine haben. Die vielen Interdependenzen lassen keine einfache Kausalität mehr zu, sondern erfordert ein Denken in Systemen und Regelkreisen.
Auch die moderne Hirnforschung (siehe Vormail) musste ihr lineares in ein multikausales Denken transformieren gegen Ende des ersten Jahrzehntes des 21.Jh. (Singer)
"Economy of Scale”:
Durch Massenproduktionen kommt es zu Fixkostendegressionen und damit Ertragsvorteilen somit allein durch die Größe.("scale" =Maßstab nicht mit "scales"= Waage verwechseln)
Ich sehe das im digitalen Zeitalter schon etwas differenzierter, aber das ist ein anderes Thema.
Weltwirtschaft im Wandel:
Insofern ein Pleonasmus ( wie “nasses Wasser”) , weil Wirtschaft etwas sich laufend Wandelndes, etwas Prozesshaftes und nichts Statisches ist. Wandel ist ihr Wesen, Umbrüche nicht Ungewöhnliches, weshalb wir auch keine Zukunftsangst entwickeln müssen. Zukunftsangst müssten wir dann haben, wenn Veränderung ausbleibt und Stillstand herrscht, keine Entwicklungsunruhe, keine Innovation.
Lassen wir uns von Wirtschaft-u. Kulturpessimisten nicht beeinflussen (Spengler, Servan Schreiber, Orwell, etc..), die immer wieder einen Untergang herbeireden. Die wirtschaftl. Kräfte sind immer in Bewegung, einmal gehts bergauf, dann wieder bergab.
Die USA erlebte bis zur Mitte des 20.Jh. einen einzigartigen Aufschwung natürlich mit Unterbrechungen (Weltwirtschaftskrise 30er Jahre), die Roosevelt mit dem keynsianischen "New Deal" bekämpfte, denn wirklichen Schub brachte aber auch erst die Rüstungsindustrie.
Nach der Kriegswirtschaft erlebte die USA sukzessive einen Rückgang von 40% (1955) auf 24% (1980) an der Weltwirtschaft. Reagan versuchte das Ruder sodann herumzureißen (Reagenomics).
Japan dagegen erlebte einen Boom mit seiner Industrialisierung in atemberaubendem Tempo, sein Anteil an Weltsozialprodukt hat sich auf 9,5% von 1955 bis 1980 vervierfacht. In den 90erJahren platze die japanische Immobilienblase, wovon sich Japan bis heute nicht wirklich ganz erholt hat (bubble-economy und bubble bursting; über 200% Staatsverschuldung). Deshalb wir der YEN-Zinssatz schon sehr lange künstlich so niedrig gehalten und die Versicherungen werden gesetzlich gezwungen, einen hohen Anteil jap. Staatspapiere zu kaufen/besitzen. Gläubiger sind fast nur die Japaner selbst.
Am pazifischen Erfolg sind natürlich auch die Tigerstaaten massiv beteiligt gewesen (Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapur) und der Wettbewerb wurde über die dort niedrigen Lohnlosten geführt.
China blieb bei H. noch unerwähnt und im Außenhandel liegt es heute bereits im 1. Rang vor USA und hat auch schon Japan und Deutschland überholt.
Deutschland erlebte das Erhardsche Wirtschaftswunder, auch der Marshallplan war hilfsreich. Ein Schockerlebnis brachten die beiden Erdölschocks 1973 und 1978, die OPEC hat es dem Westen gezeigt mit massiven Preiserhöhungen und Kontingentierungen. So gabs zB. in Österreich den autofreien Tag für jeden.
Russland konnte seinen Aufschwung mit seinem Rohstoffreichtum und Rohstoffpreissteigerung (Erdgas, etc..) finanzieren und bereitet wiederum politische Probleme mit der Ukraine und der Putinbesuch in China könnte im worst case aus einer inzwischen multipolar gewordenen Welt wieder eine in Blockdenken verfallende bipolare Welt einleiten. Ich persönlich glaube es nicht, weil China die EU und auch USA als Absatzmarkt benötigt.Aber nach Popper gilt das “Ungewissheitsphänomen” für die Zukunft, keiner kann die Zukunft seriös voraussagen.
Europa insgesamt erlebte den Zusammenschluss zur EG und dann EU mit der Folge starker Wachstumsgewinne. Bei den Entwicklungsländern blieb in Afrika ein Durchbruch versagt, die Situation hat sich in den letzten 3 Jahrzehnten noch verschlechtert (“verlorener Kontinent”, failed continent).
Südamerika hat eine bemerkenswerte politische Entwicklung in Richtung Demokratie weitgehendst geschafft und große wirtschaftliche Anstrengungen unternommen. Wenn Herrenhof davon spricht, dass man immer das Ende mitbedenken soll, so kann dieses “respice finem” nicht für die Zukunft der Wirtschaft gelten, denn auch die Finanz/Verschuldens-u.Bankenkrise ab 2008 wurde nicht vorausgesehen, weltweit mussten Geldmengeninterventionen von ca. 3500 Mrd. USD erfolgen und bis heute fehlt die Finanzmarktstabilität, hohe Volatilitäten sind die Folge und die Macht der Finanzbranche müsste politisch beschränkt werden, weil trotz Krise alles wie bisher weiterläuft.
Von Banken “bailing outs” auf Kosten der Steuerzahler hat H. nichts gehalten.(Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren)
o Hayek, Keynes, Schumpeter, Popper, Kant, Ludwig Erhard und viele mehr waren so die Namen, mit denen sich H. auseinandersetzte, er warnte vor übertriebenem Keynsianismus und scheint stark Hayek-beeinflusst gewesen zu sein, jedoch mit Blick für das Ganze, das Gemeinwohl (res publica), der Eigennutz darf den Gemeinnutz nicht übersehen, Hayek war das egal:
a) Senkung der Unternehmenssteuern
b) Abbau administrativer Hemmnisse (Deregulierung)
c) nur Strukturwandelfördernde Subventionen
d) der Staat soll sich fernhalten
e) supplyside oriented (angebotsorientierte Wirtschaft)
o Reaganomics (Antithese zu Roosevelts “New Deal”, Abkehr vom Keynsianismus):
1982: hohe Arbeitlosenrate USA (rd. 10%); verminderte Kapazitätsauslastungen Industrie; Die neoklassischen Ökonomen (Hayek, Mieses, etc…Chicago boys) feierten Auferstehung, wir sprechen auch vom Neoliberalismus, in GB der Thatcherismus.
Abkehr vom staatl. Interventionismus, Senkung der Sozialkosten, massive Senkung der Unternehmenssteuern. Trotz unerfreuliche Sozialkürzungen gelang es Reagan, das angeschlagene Selbstvertrauen (Initiative, Wagnis, Pioniergeist) der Amis wieder zurückzugewinnen. Die Arm/Reich-Schere vergrößerte sich natürlich, Verteilungskämpfe wurden härter, wo spielen sich Verteilungskämpfe ab:
a) zwischen Arbeit und Kapital (Lohntarifkonflikte)
b) zwischen öffentlicher/privater Wirtschaft (wachsende Staatsquote)
c) Nord/Südkonflikt (Industrieländer/Entwicklungsländer)
d) zwischen Lebenden und künftigen Genrationen (Generationengerechtigkeit)
o H. vertritt noch unbedingtes Wachstum,
jedoch eigenes Thema, wieweit für das 21.Jh. auf Dauer kompatibel, oder Transformation zu Elementen der shared-economy, Gemeinwohlökonomie, etc…(siehe Attac)….Der Leidensdruck durch die Umweltbelastung muss noch viel stärker werden, vorher wird sich in Richtung sharde-economy nicht viel bewegen.
o Mit H. bin ich auch der Meinung, dass trotz NSA-Skandal aus heutiger Sicht die Beziehungen zu den USA immer fortbestehen und gepflegt werden müssen, die EU allein ist ohne USA kaum wehrfähig und wir müssen die Demokratie ggü. autoritären Systemen (China, Russland) um jeden Preis verteidigen.
Persönlich zur Weltwirtschaft möchte ich noch ergänzen:
o Ohne gemeinsame Wirtschafts/Steuerpolitik droht die EU eine Randerscheinung zu werden
o Das nicht ganz? aktuelle Ranking zur Wirtschaftleistung:
1)USA, 2) China, 3) Japan,4) BRD, 5) Indien,6) GB.
o trotz des Aufstiegs von China und auch Indien darf nicht übersehen werden, dass 80% Inder und 45% Chinesen in Armut leben.
o kein Nationalstaat kann heute die Eigendynamik der Weltwirtschaft mit ihrer Globalisierung mehr aufhalten, weshalb wir uns auch nolens-volens dem Wettbewerb stellen müssen, wir sind keine Insel der Seeligen mehr
o vereinfacht gesagt besetzen in der globalen Welt
a) China den “billigen Arbeitsmarkte” mit der Frage, wie lange noch…
b) USA und Indien den Technologiemarkt
c) arabischen Ölländer den Rohstoffmarkt
d) Europa sollte Wissen/Forschung/Bildung weiter ausbauen, jedoch mit Outsourcing könnten ala-long auch diese assets nach China wandern, denn in China hat aus konfuzianischer Tradition Bildung einen hohen Stellenwert.
o die USA wird trotzdem noch lange Global Player bleiben allein schon wegen des Quadrumvirates: Google, Apple, Facebook und Amazon, digitale Weltherrschaft mit etwa 800 Mrd. Börsenwert und rd 200 Mrd. Umsatz.
o USA leistet sich wegen der USD-Leitwährungsfunktion eine unverschämte Verschuldung, Gläubiger sind asiatische Notenbanken (insb. China) mit über 3000 Mrd. USD-Papieren. Bricht der USD-Kurs stark ein, kann die chinesische Notenbank sehr hohe Wertberichtigungen in ihrer Bilanz machen.
Abschließend ein ZITAT von Konfuzius:
“ Durch Bildung verschönert der Mensch sein eigenes ICH”