INDIENS noch weiter Weg vom Schwellenland zur Weltspitze

Etwa 30% der Bevölkerung leben noch immer unter der Armutsgrenze von 1 USD pro Tag und 70% haben weniger als 2 USD pro Tag zur Verfügung, obwohl es die meisten Milliardäre der Welt beheimatet. Die Schere zwischen städtischer Mittelschicht und verarmender Landbevölkerung ist groß. Nur 10% haben Arbeitsverträge, die restlichen 90% werden dem sog. "informellen Sektor" zugerechnet und haben keine Versicherung gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle, auch keinen Anspruch auf soziale Leistungen oder Altersversorgung.

Wachstum und Wohlstand verdankt Indien vor allem dem Dienstleistungssektor mit einem Anteil von über 60% am BIP. Hiervon profitiert aber bei einem Beschäftigungsanteil von etwa 30% nur ein kleiner Teil der Bevölkerung

Indien hat sich jedoch zum wichtigsten Hoffnungsmarkt entwickelt, wenn es um Waren, Investitionen und (digitale) Dienstleistungen geht. Zu Indiens Zielen gehört der weitere Ausbau des digitalen Indiens, ein sauberer Ganges und über eine Million neue Toiletten als Hygienemaßnahme. Massive öffentliche Investitionen in Bildung, Ausbildung („Skill India“-Initiative) und Gesundheitswesen sind notwendig.

Im vergangenen Jahr hat das Wachstum mehr als 7 Prozent betragen - international ein Spitzenwert. Stimmen die Prognosen der diversen Forschungsinstitute, wird sich in den kommenden Jahren wenig daran ändern und Indien mehr Dynamik zeigen als China.

Die national-konservative und Hindu dominierte Regierung mit Min.Präs. Modi an der Spitze (Wahlsieg 2014) in Neu-Delhi hat sich vorgenommen, das Land mit seinen über 1,2 Milliarden Menschen grundlegend zu modernisieren und von der Armut zu befreien. Ihr fehlt jedoch für mehr Effizienz eine Mehrheit im Oberhaus des Parlamentes. Im Herbst 2015 rief Modi die "Make in India" - Kampagne aus, um ausländische Investoren bei niedrigstem Lohngefüge anzuziehen. Indien hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend gegenüber dem Ausland geöffnet. In den meisten Bereichen der Wirtschaft sind mittlerweile ausländische Direktinvestitionen zugelassen und die Obergrenzen für ausländische Beteiligungen wurden entweder ganz abgeschafft oder ausgeweitet.

Nach China mit rd. 1,4 Mrd. EW ist Indien das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Über mehr Wachstum und Wohlstand soll der Subkontinent nach und nach vom Schwellenland zu einer Nation von Weltrang aufsteigen. Der Nachholbedarf ist enorm - von der Infrastruktur über Bildung, Gesundheit und Hygiene bis hin zum Klima- und Umweltschutz. Österreichischen Firmen eröffnet der ambitionierte Kurs neue Chancen.

Die seit 2 Jahre vorherrschende Euphorie steckt jedoch infolge der allgemein schwierigen Weltlage im Moment etwas im Abwartemodus, die Dynamik ging 2016 etwas verloren. Auch sind nationale Besonderheiten und Traditionen Haupthindernisse für ausländische Unternehmen in Indien. Trotzdem wäre das größere langfristige Risiko, in Indien nicht zu investieren, als umgekehrt.

Das über-und unterirdische Bahnnetz wird auch mit Hilfe der VOEST (Schienen aus Donawitz) ausgebaut, wie Eder berichtete. In Neu Dheli, Bangalore und Hafenstadt Mumbai (vormals "Bombay";) wird die Infrastruktur massiv ausgebaut und eine Schnellzugvernetzung geplant, denn der Verkehrskollaps ist Alltag und wird immer schlimmer. Andritzchef Leitner sieht hohe Chancen für den Ausbau der Wasserkraft im Norden Indiens Richtung Himalaya. Die Luftverschmutzung (CO2 und Feinstaub) ist ein großes Problem und nur 16% der Bevölkerung haben sanitäre Anlagen.

Korruption, Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren stellen ein besonderes Probelm in Indien dar, es besteht großer Reformbedarf. Banken sollen jede Menge fauler Kredite in ihren Bilanzen haben. Kastenwesen, massive Geschlechterunterschiede und große Ungleichheit bzw. auch Armut sind negative Merkmale dieses aufstrebenden Landes.Auch die religiösen Eigenheiten sind für Ausländer oft schwierig zu begreifen.Die immer wieder tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems haben auch wieder stärker zugenommen.

Arbeitskräfteüberschuss und deswegen auch geringste Lohnkosten machen global den komperativen Kostenvorteil aus. Das macht Indien daher v.a. über die Lohnkosten wettbewerbsfähig. Ein Drittel der Bevölkerung verdienen weniger, als 30 € pro Monat.

Der Tiroler Werkstoffhersteller Plansee hat sich mit einem Tochtebetrieb nähe Bangalore angesiedelt mit 700 Arbeitern in der Spezialdrahterzeugung und 48 Stunden-Woche. Duale Ausbildung wird von Österreich kopiert, an der Werkbank arbeiten und daneben Schulbesuche. Auch die deutsche Fa. Bosch hat in der Nähe ein Werk. Im Süden finden sich High Tech Oasen ("Electronic City";) nach Silicon Valley Vorbild mit allen Annehmlichkeiten.

KTM-Motorräder werden in Mumbai gefertigt.In Indien benötigt man unbedingt einen Partner. Jn Verträgen muss alles ins Detail ausverhandelt werden, sonst kommt es sofort zu Nachverhandlungen. Mit der EU wartet ein Freihandelsabkommen auf seinen Abschluss - leigt jedoch im Moment brach. Europa wird Indien verstärkt als Abnehmer-Hoffnungsland im Auge behalten müssen. Indien greift häufig auf Protektionismus zurück, um die eigene Wirtschaft zu stützen. Neben der Regulierung und Überwachung von Auslandsinvestitionen sind dies vor allem Anti Dumping-Maßnahmen, Steuern und Zölle. Gleichzeitig bemüht sich die Regierung seit mehreren Jahren mit einer Vielzahl von Hilfsmaßnahmen die eigene Exportindustrie zu stärken.Ohne Investitionen im großen Stil in beschäftigungsintensiven Branchen wird sich Indien nicht aus Armut und Unterentwicklung befreien können. Indien setzt hierfür auf die Förderung des verarbeitenden Gewerbes („Make in India“).Defizite im Infrastrukturbereich erschweren die Wachstumsaussichten.

Bereits über 2500 Jahre vor Chr. befanden sich in Indien schon Hochkulturen (Stadt Harappa) mit Kanalisation, Seehäfen, Bädern, etc..., jedoch 1.700 v. Chr. zerfiel aus unbekannten Gründen die Indus-Kultur. Eine Renaissance setzte 1500 v.Chr. mit der vedischen Zeit ein, wo sich um 500 v.Chr. eine Achse zur griechischen Kultur über die Kaufleute der Seidenstraße bildete mit regem Kulturaustausch zwischen Indien (Veden, Upanishaden, Hinduismus, Buddhismus und chin. Konfuzianismud und Daoismus)und Griechenland-Alexandria (Milet, Vorsokratiker, später Aristoteles).

Nach der Unabhängigkeit 1947 vom Britischen Empire kam es zur Teilung Indiens in das islamische West/Ost-Pakistan über einer Million Toten und Grausamkeiten. 10 Mio. Hindus und Siks wurden aus Pakistan vertrieben und etwa 7 Mio. Muslime aus Indien. Nach Mahatma Gandhi und Nehru wurde Indira Ghandi Staatschefin und 1984 von den separatistischen Siks wegen der Räumung eines Sikhs-Tempels in Amritsar ermordet. Ost-Pakistan nennt sich seit 1971 Bangladesch nach dem dritten indisch-pakistanischen Krieg.

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Aysel Stern

Aysel Stern bewertete diesen Eintrag 28.02.2016 20:52:28

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