„Instant Articles“ – zukunftsträchtiges Journalismusmodell auf Facebook und "Paywallvarianten".

Was sind „instant articles“?

Wenn ich Qualitätsmedien, wie Handelsblatt, NZZ, Süddeutsche Zeitung, Spiegel, NYT, Guardian, FAZ, etc…online lesen will, muss ich die Website der jeweiligen Zeitung besuchen. Beim neun „instant articles“-Modell spielen die Zeitungen ihre wichtigsten Beiträge gleich online in das Facebook ein.

Um die 50% sind lt. Umfrage sind schon jetzt bereit, auf dieses neue Facebook-Modell aufzuspringen. Man muss den Leser dort abholen, wo er sich aufhält, nämlich 1,5 Mio. (korr.1,5 Mrd.!) nutzen inzwischen schon Facebook. Dort ist der künftige Markt zu Hause.

Mit einer sog. „Messenger-App“ will man die Facebook-Hauptanwendung jedoch ausgliedern, weil es damit einfacher wird, sie sortenrein weiterzuentwickeln". Ich muss daher nicht mehr die Website der jeweiligen Zeitung besuchen. Auch gewinnen multimediale Beiträge (Video, Audio) immer mehr an Bedeutung, die natürlich nur „online“ und nicht „print“ darstellbar sind.

Bisher haben Zeitungen idR. nur sog. „Teaser“ veröffentlicht, das sind kurze Inhaltsangaben als Anreißer, um auf den Artikel neugierig zu machen. Alles ist natürlich Tablet und Smartphone fähig.Nunmehr hat Facebook sogar angekündigt, dass ab 12.April 2016 alle Verlage unabhängig von ihrer Größe „instant articles“ veröffentlichen können.

Vor-u. Nachteile dieses Geschäftsmodells:

Es heißt zwar: „ wir nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht ist dieses neue Modell in meinen Augen noch nicht gegessen, es führt aber auch kein anderer Weg daran vorbei. „Todgeweihte beugen sich vor dem Kaiser“. Facebook wird damit quasi zum Verleger und die Zeitungen zu Content-Gratislieferanten.

Es ist leider so und alte „Printdinosaurier“, die noch "Mauern bauen, statt die Segeln nach dem Wind des Wandels zu richten" (Konfuzius!), wie die Exchefredakteurin der NYT, bringen diesem neuen Modell naturgemäß größte Skepsis entgegen. Interessant zu wissen wäre auch, wie sich der österr. Zeitungsmarkt (Standard, Presse, KlZ, Kurier, etc..) dazu verhält?. Der Standard vermied es, in einem kürzlichen Beitrag darauf einzugehen.Die Arroganz von Redaktionen zu bestimmen, was der Leser wissen darf und was nicht, zieht bei Online-Usern nicht mehr – ein Klick und ich bin schon auf der Konkurrenzseite oder in der Blogger-Community. Man wundert sich dann, wenn Stammleser abwandern.

Facebook stellt den Platz zur Verfügung, bezahlt aber nichts für den Content (Inhalt). Der Vorteil für Facebook, es bindet mit interessantem Content eine noch größerer User-Schar und braucht ihn nicht selbst produzieren. Die Zeitungen erhalten neben dem Marktplatz nur die Werbeerlöse auf der jeweiligen Facebook-Seite, jedoch bezahlt Facebook nichts für die Bereitstellung der Zeitungsartikel (Content).

Der Nachteil für die Zeitung liegt einerseits darin, dass ihre Websites, die oft aufwenig programmiert werden mussten, gar nicht mehr direkt angesteuert werden müssen – ein Branding-Verlust (Branding = Marke).

Ein weiterer Nachteil ist, dass es fragwürdig ist, ob die Kosten für die Bereitstellung dieser Artikel überhaupt ausreichend durch die zu erwartenden Werbeeinnahmen gedeckt werden können. Jedoch bereits bisher haben die Onlinemedien das Problem, dass in der Gratiskultur des Internets Bezahltmodelle nicht die große Masse ansprechen. Ich glaube nicht,dass Paywall-Modelle erfolgreich laufen, die Wahrheit erfährt man nicht. Wenn Medien das behaupten, ist eher der Wunsch Vater des Gedanken.

Die Medien werden ihre Kostenstrukturen an die neuen Gegebenheiten anpassen müssen, das tut und wird noch weh tun, wie derzeit auch bei den Banken infolge der Strukturveränderungen durch das Onlinebanking (im Klartext: "Costcutting" und "Stuffcutting" um ein Drittel). Ich besuche das ganze Jahr keine Bankfiliale mehr und in den Banken findet infolge des Onlinebanking ein ähnlicher Kahlschlag statt. Printmedien mit ihren stark rückläufigen Verkaufszahlen sind ja schon wegen der 4P-Kosten (paper, production, placement = Vertriebskosten, Personal) kaum mehr finanzierbar.

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"Die ZEIT" feiert ihren 70.Geburtstag

in Hamburg mit Ungemach:

Streikdrohung mit VERDI-Gewerkschaftsunterstützung nach 5. erfolgloser Gehaltsverhandlungsrunde. Die Onlineredakteure fordern gleiches Geld für gleiche Leistung.

Die Unverschämtheit:

120 Onlinejournalisten verdienen trotz mehr Zeitdruck nicht einmal die Hälfte von dem, was ihre Printkollen (=Printdinosaurier) vereinbart im Kollektivvertrag verdienen.

Auch in allen anderen Verlagen läuft es ähnlich, zumindest ist Online überall schlechter bezahlt, als Print.

Im Herbst wird auch die ZEIT eine Paywall einführen, eine sog. "metered Paywall" = nach zuerst einigen Gratisartikeln (idR. 10 bis 20 p.m.) ensteht Zahlungspflicht) . Die Berliner "taz" setzt dagegen auf "social Payment", man wird durch "nudging"(= beim schlechten Gewissen anstubsten) aufgefordert, freiwillig eine Beitrag zu zahlen. Beim STANDARD gibts vergleichbar das "fair use-Abo" (entweder Werbeblocker deaktivieren oder freiwillig einen fairen Beitrag zahlen).Ein weitere Paywallmodell. Beim "Freemium - Modell" sind wiederum nur redaktionell bearbeitete Beiträge zahlungspflichtig, wie zB. beim Handelsblatt. Eine eigene Plattform unter dem Namen "Blendle" bündelt int. Medien mit ausgewählten Artikeln, worin jeder Artikel zahlungspflichtig ist. Blendle soll dafür "räuberische" 30% Provision kassieren.

Wie unwillig Leser dies Paywall-Modelle annehmen, zeigte die Londoner "TIMES", sie verlor deswegen 2010 weit über zwei Drittel ihrer Leser!!.Deswegen sprangen auch viele prominente Werbekunden (zB. "Sunday Times Wine Club";)ab.

Wenn daher ein Medium von einer erfolgreichen Paywall berichtet, sollte man skeptisch bleiben, was den Wahrheitsgehalt betrifft.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 19.02.2016 10:50:52

Joachim Eberhard

Joachim Eberhard bewertete diesen Eintrag 19.02.2016 10:48:44

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