"Islamic Economy" - scheinheilige Welt der 1,7 Mio. Muslime (World Islamic Economic Forum/WIEF) Jacarta.

Das "World Islamic Economic Forum" in Jakarta und die schöne heile muslimische Welt, es wurden keine heiklen Themen adressiert, dafür Unverfängliches, wie die schwer fassbare «Islamic Economy». Die Liste an Konflikten, die das Image der «islamischen Welt» derzeit massiv beeinträchtigen, ist lang, niederschmetternd und unverständlich, berichtete die NZZ.

Ein endloser Bürgerkrieg in Syrien, der gescheiterte arabische Frühlinge, ein Stellvertreterkrieg in Jemen. Die Türkei befindet sich in Angst und Aufruhr und Erdogan verlässt den Pfad der Demokratie. Überdies eine Häufung von Anschlägen im Namen Allahs, dem Allmächtigen.

Es besteht ein großer Reformbedarf in den vorwiegend muslimischen ölproduzierenden Staaten. Die Halbierung des Ölpreises seit bald einem Jahr führte zu einem massiven Ausfall von Erdöleinnahmen.

Malaysia wird von einem 3,5 milliardenschweren Staatsfonds-Betrugsskandal erschüttert. Keiner weiß, wohin die vielen Milliarden veschwunden sind. Dabei hat sich Malaysia gebrüstet, ein Erfolgsmodell in der islamischen Staatengemeinschaft zu sein.

Und vielerorts grassieren Armut und Chancenungleichheit.

Die Liste unbequemer Themen beim World Islamic Economic Forum (WIEF) könnte noch fortgesetzt werden, auch wenn es sich um eine ökonomische Veranstaltung handelt. Sie ist aus der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) hervorgegangen und orientierte sich seinerzeit am Davoser WEF.

Die Welt zählt formell aus 1,7 Mrd. Muslime zählt. Dies taugt jedoch wenig als Maßstab für die Ökonomie. Nach Islamic Banking mit über 2000 Mrd.USD Assets tauchte der Begriff «Halal» am häufigsten auf, der Nahrungsmittelmarkt mit 1128 Mrd. $ als globaler Markt für entsprechend zubereitete Nahrungsmittel geschätzt und werde weltweit zunehmend als Qualitätslabel verstanden. Der Reisesektor und der Medienkonsum tauchen mit 179 Mrd. $ in den Zahlenwerken auf, die Pharma- und Kosmetikverkäufe mit 75 Mrd. $.

Bei dieser zum zwölften Mal stattfindenden Konferenz (2. bis 4. August 2016) - diesmal in Jakarta - wollte sich an unliebsamen Themen niemand die Finger verbrennen, auch nicht der korrupte Regierungschef Malaysias Razal Najib, wo die Fäden des WIEF zusammenlaufen. Er wies in seiner Rede zwar auf grosse Herausforderungen hin, denen sich die muslimische Welt gegenübersehe, etwa Ausbildungsdefizite, Armut sowie die Ausgrenzung von Frauen. Jedoch das politische und wirtschaftliche Chaos, das von Nordafrika bis in den Irak herrsche, führte er auf ausländische Interventionen zurück. Sie hätten die Büchse der Pandora von ethnischen bis zu religiösen Konflikte geöffnet.

Damit deutet er einen subtilen Seitenhieb gegen die USA an, sich mit juristischen Untersuchungen nicht zu sehr in die malaysischen Angelegenheiten bezüglich 1MDB einzumischen. Es handelt sich dabei um den größten Korruptinsskandal seiner Wirtschaftsgeschichte. Die "1Malaysia Developement Berhad" (1MDB) ist ein staatliches Unternehmen zur Entwicklung von Projekten auf dem Gebiet Energie, Grundstücke, Tourismus und Agrobusiness. Das Wall Street Journal (...according to lawsuits filed last week by the United States Department of Justice (DoJ), at least $3.5bn has been stolen from MDB..). machte Anschuldigungen über 3,5 Millarden gestohlenen USD, die verteilt auf Privatkonten des Präsidenten Razak und seinem Clan geflossen sind vebunden mit einigen Ermordungen. https://www.theguardian.com/world/2016/jul/28/1mdb-inside-story-worlds-biggest-financial-scandal-malaysia

Die zeigt , wie krass islamische Bekenntnisse und Realität mitunter auseinanderklaffen.

In Indonesien (Hauptstadt Jakarta), dem Land mit der grössten muslimischen Bevölkerung, zählen 99% der Unternehmen zur Kategorie der Klein- und Kleinstbetriebe; diese erarbeiten etwa 60% des BIP – und dennoch haben sie oft kaum Zugang zu Banken. Präsident Joko Widodo bekräftigte seinen Willen, dieses weit verzweigte Rückgrat der indonesischen Wirtschaft zu stärken und mit der modernen Wirtschaft besser zu verknüpfen.

Das muslimische Indonesien ist eine Republik und der weltgrößte Inselstaat sowie mit rund 240 Millionen Einwohnern der viertbevölkerungsreichste Staat der Welt. Das Land verteilt sich auf 17.508 Inseln.

Bezeichnend ist, dass Indonesiens Präsident Widodo kaum Anspielungen auf den Islam machte, obwohl sein Land über 200 Mio. Muslime beheimatet. Der Grund scheint darin zu liegen, dass von dieser Religion wenig wirtschaftliche Rezepte ausgehen, diese mit der Globalisierung nicht Schritt halten und Indonesien voranbringen können.

Indonesien setzt ja auch nicht auf den arabischen Raum, sondern bezüglich Handelsverbindungen und Investitionen auf China, Indien, Japan und den Westen.

Wie schon bei früheren WIEF-Konferenzen in Dubai und Kuala Lumpur nahm "Islamic Banking" einen breiten Raum ein mit eindrücklichen Wachstumsraten!

Scharia-konforme Investitionen (Assets) haben gemäss Reuters 2015 die Schwelle von 2000 Mrd. $ überwunden, in fünf Jahren rechne man mit 3000 Mrd. $.

Zu den tonangebenden Ländern zählen hier neben Malaysia die sich im politischen im Konflikt liegenden Staaten Saudiarabien und Iran; die Relationen dürfen indessen auch hier nicht übersehen werden: Die Assets, in die gemäss islamischen Grundsätzen investiert wird, machen anteilsmässig weltweit knapp über 1% aus.

Islamic Banking als Nische

Scharia-Bonds mögen zum heilen Weltbild einer «Islamic Economy» passen, das nicht wenige Teilnehmer in Jakarta zu zeichnen versuchten. Islamic Banking sei mit 1% bis 2% weltweiten Assetanteil noch eine Nische, jedoch im Aufwind. Dabei ist man jedoch von globale Qualitätsstandards weit entfernt. Eine Positivliste, welche Sektoren es zu fördern gelte oder Kriterien wie Umwelt- und Arbeitsschutz (CSR) fehlten beim Islamic Banking völlig.

Noch bleiben die in Jakarta tonangebenden Länder wie Indonesien und Malaysia und Gaststaaten wie Sri Lanka und Guinea den Beweis schuldig, dass sie wirtschaftliche Impulse setzen oder nachhaltige Ideen kreieren können.

Vertreter anderer Staaten islamischer Prägung, Ägypten, Iran, die Emirate, Saudiarabien, waren hier dagegen kaum vertreten. Ein Zeichen für die tiefe Spaltung der islamischen Welt. Schein-Konferenzen mit zweifelhaften Inhalt ohne wirklich kritische Diskurse.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 05.08.2016 03:33:12

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