Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Wenn Medien ihrer Aufgabe in der Demokratie gerecht worden wollen, müssen sie zuerst einmal ihrem Publikum vertrauen und unabhängig von jedweder "political correctness" und vermeintlicher "Mainstreamvorgaben" nur einem verpflichtet sein: der Wahrheit.
Mediennutzer sind nicht so naiv, jeder Propaganda hinterher zu rennen, sie können Recherche und Effekthascherei unterscheiden. Wenn Leser das Gefühl haben, Journalisten berichten fürsorglich oder auch lenkend, weil sie irgendwelchen politischen Interessen oder Geldgebern verpflichtet sind, füttern sie genau das Monster "Misstrauen", das eigentlich jeder fürchten sollte.
Das Jahr der Flüchtlingskrise hat gezeigt, dass viele Journalisten ihrem Publikum nicht trauen. Sie berichteten nicht, was Sache ist, aus Furcht vor Applaus von der falschen Seite. Das haben die Leser durchschaut und seitdem kämpfen sie gegen Vorwürfe, wie Lügenpresse und Mainstreampresse. Lügenpresse halte ich für einen ungerechten Vorwurf, jedoch Mainstreampresse und ja nirgends zu sehr anstreifen aus eigener Jobverlustangst, das halte ich für eine gerechtfertigte Kritik.
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Seit sich vor einem Jahr die Grenzen öffneten und Millionen Menschen auf der Flucht nach Deutschland waren, hat sich nicht nur das Land verändert, sondern auch der Journalismus. Zuerst gab Merkel den Mainstream mit ihrer "Willkommenskultur" vor und bald schwappte die Berichterstattung ins Gegenteil um. Ein schon lange unter der Oberfläche schwelendes Medienleiden ist offen zutage getreten: Vertrauensverlust.
Viele Journalisten haben das Vertrauen in sich, in ihre Fähigkeiten und Aufgaben verloren, ebenso wie das Vertrauen in die Zukunft ihrer Zunft. Vor allem aber haben sie das Vertrauen in ihre Leser, Zuhörer und Zuschauer verloren – weil diese vermeintlich allen Journalisten nicht mehr vertrauen.
Die Zweifel auf beiden Seiten wiederum wurzeln in der digitalen Umwälzung unseres Nachrichtenwesens und im Misstrauen der politisch Enttäuschten gegenüber dem, was sie gerne pauschal „das System“ nennen, was wiederum auch zum Aufstieg von rechtspopulistischen Parteien (Pegida, AfD, etc..) führte.
Die ankommenden Flüchtlinge, es waren Millionen in ganz Europa. Journalisten hatten Angst, auch von der nachteiligen und gefährlichen Seite dieser Entwicklung zu warnen. Man traute sich nur über die Hilfsbereitschaft zu berichten aus Angst, die für sie "Falschen" könnten das für richtig finden und der Journalist könnte damit ins rechtspopulistische Eck gestellt werden.
Die Lügenpresse-Schreier finden keine Mehrheitsmeinung im Publikum, solange Journalisten ihrem Gewissen und nicht dem Mainstream folgen. Wenn ich auf die Journalistenseiten von Twitter schaue, wie sie sich gegenseitig und ihre Kommentare empfehlen, oft penetrantes Selbstmarketing.
Journalisten sollten sich nur einem einzigen Kriterium, nämlich der Wahrheit verpflichtet fühlen – auch im Bewusstsein, dass uns die Wahrheit nie ihr volles Gesicht zeigt, oft ein bisschen verschleiert ist oder bleibt. Trotzdem sollte die Suche nach der Wahrheit immer ein asymptotisches Ziel bleiben, nur so kann Vertrauen zum Leser wachsen.
Niemandem war gedient, wenn etwa das öffentlich-rechtliche Fernsehen von einem vermeintlichen Terrorangriff in München nichts berichtet. Und die anfangs gehemmten Berichte aus Köln über die Übergriffe von Migranten schadeten dem journalistischen Image, es zeigte sich, wie Journalisten aus Angst, gleich ins rechte Eck gerückt zu werden oder die Political Correctness zu verletzen, die Wahrheit mieden.
"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar" (Ingeborg Bachmann). Nur so können Medien ihrer Aufgabe in der Demokratie gerecht werden.
© Arne Müseler / arne-mueseler.de / CC-BY-SA-3.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Euro_2008_press_tribune_salzburg_4.jpg