"Kapovaz-Arbeitsverträge", eine neoliberale Unsitte

Was ist das eigentlich? Es handelt sich dabei um "kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit", die immer stärker in den öffenlichen Fokus rückt.

Das österr. Arbeitszeitgesetz erlaubt eine Vielzahl von Flexibilisierungsmöglichkeiten der Arbeitszeiten. Warum also der Ruf der Wirtschaft nach immer mehr Flexibilisierung? Nach dem Trommelfeuer der neoliberalen Parteien im Nationalrats-Wahlkampf war die Strategie der Arbeitgeber bei den Kollektivvertrags-Verhandlungen im Herbst 2013 vorherzusehen. Sie forderten den 12-Stunden-Arbeitstag. Die ÖVP verkündet freudestrahlend, dass es ein Übereinkommen gäbe, die tägliche Arbeitszeit teilweise auf zwölf Stunden zu erhöhen. Die Industriellenvereinigung jubelte über diesen "ersten Schritt" und Christoph Leitl freute sich über die "Entlastung der Betriebe", die nun "das Arbeitszeitvolumen besser an ihre Auftragslage" anpassen können.

Was ist "kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit" (Kapovaz)?

Angestellten wird nur eine Mindeststundenzahl zugesichert, für den Rest müssen sie abrufbereit sein je nach momentaner Auslastung der Firma und haben dadurch ein niedriges und noch dazu schwankendes Einkommen oft 800 Euro, mal 900 Euro netto. Mit dem Geld kommt man gerade eine günstige Single-Wohnung bezahlen, zu Fuß zur Arbeit gehen, um sich die Busfahrkarte sparen. Es bleibt kein Cent zum Sparen übrig. Wenn etwas kaputt geht, wie zum Beispiel die Waschmaschine, muss man einen Kleinkredit aufnehmen. An eine Pension gar nicht zu denken.

Die Spielzeugkette Toys"R"US (typisch amerikanisch) soll es damit am buntesten treiben mit fast 90% der Arbeitnehmer, aber auch Firmen wie "H&M", "Peek-Cloppenburg", "Esprit", etc....

Die Arbeitsgerichte sind mit dieser Thematik zunehmend befasst in Krankenpflege, verarbeitenden Gewerbe, Handel, Gastgewerbe. Trotzdem sind solche Verträge grundsätzlich legal.

Diese Art von Verträgen führen zu Löhnen, die oft nicht einmal die Mindestlohngrenze erreichen. In Deutschland gabs bei Toys"R"Us sogar Streiks, wo die Firma für Streikbrecher Prämien von 100 bis 200 € bezahlte (ex WELT).

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 19.05.2016 01:55:44

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