Maurische Erbe Europas und die "Reconquista" - Kampfbegriff der Identitären

Weil eine neue rechtsextreme Identitären-Bewegung das Label "Reconquista" auf ihre Fahnen geschrieben hat, habe ich den Eindruck gewonnen, man ist sich nicht bewusst, wie hypothekbeladen dieser Ausdruck in Wirklichkeit ist. Bedauerlicherweise kann man aber auch mit Fakten nicht immer überzeugen, zumindest nicht die Identitären. Denn diese richten ihr Handeln nicht nach der Vernunft, sondern archaischen Trieben aus. https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/die-identitaeren-neuen-rechten-sind-intelligent-gebildet-und-brandgefaehrlich-exnzz-29187. Nachstehend ein kurzer Abriss über den geschichtlichen Hintergrund der "Reconquista" (= katholische Rückeroberung) in Spanien, nicht mit der ebenso grausamen "Conquista" (spanische Eroberung) in Lateinamerika (Pizzaro) zu verwechseln.

1) Süd-Spanien 8. bis 14.Jh (Maurische/arabische Herrschaft):

Im 8.Jh. n.Chr. drangen aus Nordafrika arabische Völker (=Mauren) in Südspanien (Andalusien) ein und beherrschten die Städte Cordoba (siehe Mesquita-Moschee, damals 500.000 EW, heute bedeutungslos als Folge der Rekonquista), Granada (Alhambra), Sevilla (Giralda-Minarett), Toledo (erste Unis in Europa), etc....Granada war damals viel größer, als London und Paris und geistiges Zentrum Europas neben Bagdad und Byzanz. Die Reconquista hat dort fast alles vernichtet.

Die maurische Zeit führte zu einer kulturellen Blüte, weil Christen, sephardische Juden und Araber (Mauren) zwar unter maurischer Herrschaft, aber mit für damalige Verhältnisse doch unter weitgehender Toleranz zusammenlebten. Von Multikulturalität -bei uns zunehmend abgelehnt - kann daher eine Gesellschaft massiv profitieren, wenn sie richtig gelebt wird und die Politik dabei nicht so versagt, wie bei uns. Cordoba war neben Byzanz und Bagdad damals bedeutendstes Kulturzentrum der Welt und ist heute abgesehen arabischer Kulturdenkmäler nach seiner Vernichtung durch die Reconquista ein Nichts.

Als ich die Mesquita-Moschee in Cordoba besuchte, empfand ich in der einzigartigen Schönheit der Säulengänge durch den nachträglich errichteten, gotischen Altar in das Herz dieser Moschee (Quibla-Wand, wo die Gedbetsrichtung nach Mekka zeigte) als eine beispiellose Schändung der Kunst.

Erst im 14.Jh. n.Chr. (Granada erst 1492) haben die Christen die Mauren und Juden im Zuge der Reconquista (= Rückeroberung des spanischen Maurenlandes durch die Christen) wieder vertrieben geprägt durch christl. Intoleranz und Fanatismus und Inquisition (Doninikanermönche = "domini canes"/Hunde des Herrn genannt) unter grausamster Folter, Genoziden, Mord und Vernichtung arabischer und jüdischer Kultur (Bücherverbrennungen!! = Schriftrollen). Der katholische Erzbischof Jimenez ließ alle arabisch geschriebenen Bücher (= ca. 1 Mio.) verbrennen, ein unvorstellbarer kultureller Verlust.

Auch die Juden (schon damals gelbe Kennzeichungspflicht auf Kleidung) wurden grausamst vertrieben (Judenprogrome!).

Spanische Familien mussten unbefleckt von maurischem und jüdischen Blut sein (Blutreinheitsgesetze/ "Lamieza de Sangre").

Warum hasste man die Juden?

Wiederum ein europäischer Minderwertigkeitskomplex des damals kulturell am Tiefpunkt stehenden Mittelalters, denn die Juden waren die besseren Ärzte, besseren Kaufleute, Verwalter und Träger der Intelligenz und unterlagen nicht dem kanonischen Zinsverbot (daher Banker!). Die Schuld der Pest schob man den Juden zu (Sündenbock-Suche). All die passierte unter dem Namen des heiligen St. Jakob (Maurentöter, Symbol der Reconquista ),weshalb ich auch den verkaufsorientierten, esoterischen Schriftsteller Coelho ablehne, weil er zB. in seinem Bestseller "Der Jakobsweg" kein einziges Wort über diese historische Hypothek und kulturelle Schande der "Reconquista" verlor.

Die gleiche Grausamkeit haben spanische Christen im Zuge der Eroberung Lateinamerikas (=Conquista) an den Tag gelegt, Indigene (=Indios) und Negersklaven wurden wie Tiere behandelt. In Mexiko sagte der hohe, spanische Geistliche Juan Sepulveda über die Indios: "Son animales, Senior, no son gentes"

"Es sind Tiere, mein Herr, keine Menschen". Damit galt für sie das Gebot der christlichen Nächstenliebe nicht.

Seit 1978 (Tod Francos) gibts Demokratie in Spanien und die letzten 1 bis 2 Jahrzehnte erst überall in Südamerika, somit Religionsfreiheit und weitgehend Trennung von Kirche und Staat (gottseidank!). Zu meinem Bedauern nimmt die Jugend die Werte der Demokratie als etwas Gottgegebenes hin, wofür man nicht täglich (auch im Kleinen) kämpfen muss. Der Abgesang der politische Kultur u.a. in Österreich (insb. Kärnten) spricht Bände, aber jeder schaut zu.

2) Was war nun dieses arabaische (maurische) Erbe in Europa:

o Es wurden die ersten Universitäten (Übersetzerschulen/arabisch und jüdisches ins lateinische), Spitäler und Bibliotheken in Granada, Cordoba, Toledo, etc... errichtet. Es gab Schulen, ein Fürsorgewesen, Kulturzentren und Architektur wurde großgeschrieben. Wissenschaften blühten, es gab Dichter, Astronomen, Historiker, Musiker, etc....

o Die Mauren hatten großartiges Wissen in Philosophie(Lehren Aritoteles/Dialektik/Scholastik wurde in die europ. Kultur übernommen), Mathematik (arab. Zahlen, Logarithmus, Geometrie,

Winkelfunktionen, Landvermessung, etc....).

o Medizin (Operationen; Hygiene). Im europ. Mittelalter wuschen sich die Leute nicht, auch nicht am Hof. Die "Hygiene", das tägliche Waschen zur Vermeidung von Krankheiten (Pest!!!!) kommt vom Arabismus (Bäder, Massage, Reinigungsrituale).Die Christen schlossen die Bäder wieder als Teufelswerk, allein in Cordoba gabs um 1000 n.Chr.noch 600 öffentl. Bäder und 50 Spitäler.

Maurische Ärzte mussten auch Philosophen sein und durften dem Kranken niemals sagen, dass er bald sterben würde, wie das heute manchmal die mod. Medizin glaubt. Dabei gehts um die Prägekraft des Geistes, wonach der Arzt bis zum letzten Atemzug immer noch Hoffnung auf Heilung geben soll, ein altes Prinzip arab. und jüd. Ärzte. Die kathol. Kirche sah sogar manchmal Krankheit als Folge der Sünde (zB. AIDS bei Homosexuellen)

o Andalusien wurde zum Ort eines gebildeten Weltbürgertums, wo Mitteleurope gerade im tiefsten, perversen Mittelalter steckte mit grausamsten Bestrafungen (Hexenprozesse, Inquisition, Folter) und wo Frauen als Hexen verbrannt wurden.

3) Stellung der Frau:

In der arabischen Aristokratie des 1. Jahrtausends wurde sie hoch geachtet. Die kluge, gebildete , selbstbewusste Frau war das Vorbild für den noblen Araber. Minnedienst, ritterliches Benehmen ggü. der Frau und der heute in Wien noch verwendete Ausdruck : "gnä(dige) Frau" geht überliefert auf die arab. Welt des 1. Jahrtausends zurück. "Don Quichote" = der (maurische) Ritter bittet um die "Gnade der Frau" (Dulcinea), daher der heute noch übliche Ausdruck "gnädige Frau".

Nachfolgendes, erotisches Gedicht einer andalusischen Frau des 11.Jh. soll die damalige Freizügigkeit zeigen, dass mitunter sogar ihre Seitensprünge vom Mann toleriert wurden:

"Lass doch meine Fußspange und fass mich um die Hüften,mein Freund Ahmed; steige mit mir auf das Bett, mein Leben und leg dich nackt zu mir. Komm mein Freund, entschließe dich, komm doch her und liebe mich, so küss mich auf den Mund, und drücke fest meine Brüste; bieg meinen Fußring hoch zum Ohrgehänge, mein Mann hat keine Zeit"

4) Niedergang der Kultur des Arabismus im 2. Jahrtausend n.Chr.

Damit hat sich auch radikal die Stellung der Frau geändert.

Die arabische Kultur versank in Bedeutungslosigkeit (keine Wissenschaft, keine Nobelpreisträger heute bis auf wenige Ausnahmen, keine Schriftsteller von Weltrang, etc...). Dieser Niedergang hat bei den stolzen Arabern starke Minderwertigkeitsgefühle im kulturellen Vergleich mit der übrigen,

heutigen Welt ausgelöst, in meinen Augen die Wurzel des Hasses und Terrorismus gegenüber dem Westen. Ziegler schrieb sogar ein Buch darüber: "Der Hass auf den Westen".

Die Perser mit ihrem engstirnigen Kalifen al-Kadir Billah, der um das Jahr 1000 in Bagdad herrschte, sind schuld an der Degradierung der Frauenwelt und im Laufe des 2. Jahrtausends gind es in der arabischen Welt kulturell tief bergab.

Erst mit den persischen Sklavinnen eroberten schrittweise der Schleier und Harem die arabische Gesellschaft. Alte Traditionen der Unterordnung der Perserin werden nun im gesamten, arabischen Raum wirksam. Das Schleiergebot wurde vom Kalif Billah erlassen, die Frau soll zu Hause bleiben (Haremzwang, Araber hatten immer viele Frauen) und sich vom öffentlichen Leben und selbstverständlich jeder politischen Partizipation fernhalten. Sie darf das Haus nur ausnahmsweise und nur in Begeleitung des

Mannes verlassen.

Der heutige Islam hat also nichts mehr mit dem alten Arabien

des 1.Jahrtausends zu tun. Auch die Mehrehe des Mannes benachteiligt die Frauen und hatte den Zweck , insb. bei Wüstenstämmen reiche Nachkommenschaft zu zeugen, um dadurch

die Macht und das Überleben der Familie zu stärken, weil es immer Stammesfehden gab.

Was verlangt Mohammed:

Zu Zeiten Mohammeds durfte die Frau selbstverständlich ihr Gesicht

ohne Schleier zeigen.

a) Koran, Sure 24, Vers 30:

Hier verlangt er von den gläubigen Männern gleichermaßen

wie von den Frauen, dass sie "ihre Blicke zu Boden schlagen und

ihre Keuschheit wahren sollen"

b) Koran, Sure 24, Vers 31:

"Die Frau soll ihre Reize nicht zur Schau tragen bis auf das , was davon notwendig sichtbar wird, und ihre Schleier über ihre Busen ziehen und ihre Reize vor niemandem enthüllen als vor ihren Gatten und Vätern"

Frauenfeindliche, arabische Theologen - obwohl Mohammed nur von

Busenbedeckung sprach - interpretier(t)en hinein, dass auch das

Gesicht bis zu den Fußknöcheln zu den verbotenen Reizen gehöre und zu bedecken sei - die Purka war damit perfekt.Es blieben also nur die Arbeitshände über als notwendiger Bereich, der "notwendig sichtbar sein müsse".

6) Arabische Worte als Erbe im Deutschen, im Spanischen finden sich etwa 3000 maurische Worte wieder:

Trigonometrie (Landvermessung), Algebra, Algorithmus. Integral, Diffential, Astronomie, Gitarre (Qitar), Alkohol, Benzin, Atlas, Aprikose, Orange, Cafe (arab. "quahwa), Bluse (pelusia = ägypt. Stadt Pelusium, wo gefärbte Kittel für Kreuzfahrer unter der Rüstung hergestellt wurden), Diwan, Droge, Gala (Ehrengewand),

Gazette, Jacke/Sakko (arabisch "sakk" = Rüstung, Panzerhemd), Kamin, Kittel, Koffer, Konditor (arab. "quand"= Kandiszucker), Magazin, Limone, Marzipan, Massage,Matratze ("matra" = Ort, wo man etwas hinlegt), Mokka, Reis, Sofa, Spinat, Tarif, Tasse,Trafik, Watte, Zucker (sukkar), Zwetschke,Estragon, Duane (Zoll), Henna, Kattun (cotton), Lack, Limonade, Mütze ("mustakah" ), Rakete, Razzia, Spinat, Sofa,etc................

Der von den Spaniern verehrte Volksheld "El Cid" kämpfte übrigens auch gegen den asturischen König Alfons VI, der sein Volk unterdrückte und El Cid fand Zuflucht beim muslimischen König von Saragossa. Die Reconquista führte zu einem beispiellosen, kulturellen Verfall in Spanien, das Wissen und Können einer ganzen Kultur auch durch die Verbrennung von über 1 Mio. Schriftrollen vom Erzbischof Jimenez angeordnet, ging verloren. Von der Kulturschande der Reconquista, dem Fanatismus und der Intoleranz hat sich Spanien bis heute nicht ganz erholt, es verlor seine kulturelle und ökonomische Machtstellung und auch der klerikale, spanische Faschismus unter General Franco ist bis heute nicht aufgearbeitet. Nur das aristotelische Gedankengut und das Gedankengut der Dialektik und des logisch vernünftigen Denkens konnte gerettet werden.

Das Gedankengut der europäischen Aufklärung ( von den Identitären bekämpft) ist ohne die aristotelische Philosophie, ohne die "ketzerischen" Gedanken eines Spinoza nicht vorstellbar. Für die Juden und Mauren gehörte der Tod auf dem Scheiterhaufen durch die Reconquista zum Alltag, viele konnten flüchten und siedelten sich verstreut über Europa an. Auch in Ungarn gab es viele sephardische Juden, bis sie dann am Todesmarsch ("Eisenerzer Todesmarsch" googln) durch Österreich in die KZ's dezimiert wurden.

Die Reconquista und der Jakobsweg sind Irrwege. Mit Reliquienhandel machte man damals große Geschäfte und das es sich bei den Gebeinen des Heiligen Jakob in Santiago de Compostela. Jakob de Campostella um seine echten handeln soll, darf als Unsinn gewertet werden. Mit dem Jakobsweg verband sich eine blutige Geschichte, auf die auch der esoterische Coelho in seinem Buch "Der Jakobsweg" mit keinem Wort einging, weil es in seinen Esoterikkram nicht hineingepasst hätte. In Spanien war die Vertreibung der Juden und damals noch in Hochkultur befindlichen Mauren ein schmerzlicher Aderlass für Wissenschaft und Kultur, der bis heute nachwirkt. Der Jakobsweg ist ein Symbol kirchlicher Macht, die mit Schwert, Folter und Scheiterhaufen durchgesetzt wurde. Warum Pilger gerade dort bei den gefälschten Beinen des Hl. Jakob ihr Seelenheil dinden, kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen. Auch der Eroberer von Mexiko Cortez, einer der größten historischen Bluthunde, massakrierte die Eingeborenen mit dem Schlachtruf "Hie St. Jakob".

Cortez schrieb:

"Mit dem Schlachtruf "Hie Sankt Jakob" ritten wir über den weiten Platz und stachen alles nieder, was uns vor die Lanze kam"

Quelle: das Buch von Roland Girtler "Irrweg Jakobsweg". Girtler schreibt immer in der Sonntags-Krone und will mit diesem Buch ein leidenschaftliches Plädoyer für ein tolerantes und friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen liefern .

Das Outfit der Identitären: "Reconquista" und "Reimigration", die

Kampfbegriffe

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Spinnchen

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