MEDIENKRISE (-20% Jobabbau, Bilanzziffern) und BANKENKRISE - die ersten und nicht letzten Opfer der digitalen Revolution.

Die Publizitätsscheue unserer Medien, wenn es um Bilanzziffern geht, lässt nie etwas Gutes erahnen, die Verlustgebarungen haben dramatisch zugenommen.

Bei den Banken findet infolge des Online-Bankings ein Kahlschlag bei den Bankfilialen statt und Draghi’s Nullzinspolitik ließ die Zinsmargen zusammenbrechen. DieUniCredit baut 12.000 MA (davon Bank Austria inkl. Tz-Kräfte bis zu 2000).

Internationale Qualitätsmedien schreiben nachhaltige Verluste. Der Verlust der NZZ-Gruppe betrug im Vorjahr 27 Mio. bei 1550 Mitarbeitern und noch immer hoher EK-Decke mit 66%.

Der britische (stiftungsgestützte) Guardian verbucht jährlich um die 30 Mio. Verlust. BBC baut 1000 Mitarbeiter ab.

Die (stiftungsgeförderte)FAZ strich 100 Stellen, und hat neben Verlusten 2015 und Umsatzeinbruch von 1 Mrd. auf 0,9 Mrd. (=10%) u. starke Einbrüche bei der Reichweiten in Höhe von 13,5% und verlor seit 2010 sogar 25% ihrer Leser. Bis 2017 werden weitere 200 Stellen!! gestrichen von 900 (über 20%).

Die Bild-Zeitung (Springer-Verlag) verlor im 3.Qu. 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast zehn Prozent ihrer Leser. Insgesamt setzte das Flaggschiff des Springer-Konzerns mehr als 200.000 Exemplare weniger ab. Die verkaufte Auflage liegt nun bei 2,2 Millionen. Seit 2010 hat die Bild-Zeitung damit fast ein Drittel ihrer Leser verloren.

Der Spiegel verlor 5,5% bei den verkauften Auflagen und will dauerhaft 150 Stellen (= über 20%) der 727 Vz-Stellen in Hamburg abbauen und 15 Mio. einsparen, obwohl er angeblich! noch 25 Mio. Gewinn schrieb.

Gruner&Jahr (Brigitte, GEO, Stern) baut 400 Stellen von 2400 (= -17%) ab mit  75 Mio. Einsparung.(ex taz). Schön ist das alles nicht,  aber in Zeiten, in denen Anzeiigenerlöse und Gewinne einbrechen,  wohl kaum zu vermeiden.

Die NYT kämpft mit hohen Verlusten und strich über 100 Stellen . Die “New York Times”, wichtigste Tageszeitung der USA, hat im ersten Quartal 2015 fast 15 Millionen Dollar Verlust gemacht. Weil die Print-Anzeigen weiter wegbrachen, schrumpften die Werbeerlöse um 5,8 %.

Die Financial Times Deutschland (FTD) musste 2014 wegen Riesenverluste (ca. 40 Mio.) eingestelltwerden.

Der neue Eigentümer Nikkei der britischen FT will jetzt auch ein Costcutting-Programm fahren, die Gewerkschaft sei schon auf den Plan gerufen.

28 Mio. Verlust schrieb 2014 bei den Österr. Medien die STYRIA-Gruppe (Kleine Zeitung, Presse und Wirtschaftsblatt) ,slow.- kroat. Beteiligungsabschreibungen und beinahe 4% Konzernumsatz-Einbruch. 2013 erzielte man noch rd. 11 Mio. Gewinn . Presse und Wirtschaftsblatt sollen die noch gesunde “Kleine Zeitung” als “cash-cow”die letzte Dekade dem Vernehmen nach mit einem zweistelligen (kreativ verbuchten) Millionenbetrag gemolken haben.

Der Standard schreibt seit zwei Jahren um die 3 Mio. Verluste. NEWS-Verlag soll 5 Mio. Verlust verbucht haben. Die seit 2015 als reines Onlinemedium gelaunchte "NZZ.at" soll ihr Auflagenziel von 10.000 drastisch verfehlt haben. Der „Fleischhackerismus“ scheint nicht ausreichend gezogen zu haben und irgendwann wird die NZZ.ch das Taschengeld für das Österreichprojekt einstellen.

Die KRONE hat ihre Reichweite von vor Jahren noch 44% auf nunmehr 31,6% !! eingebüßt, schreibt jedoch noch ausreichende Gewinne. Ihr Chefredakteur macht gerade ein Auszeitjahr in New York.

Die Salzburger Nachrichten (SN) haben einen Verlust von über 3 Mio.

Regionalmedien punkten mit ihrem Regionalbonus und werden selektiv überleben.

Die im internationalen Wettbewerb stehenden Qualitätsmedien Presse und Standard haben in meinen Augen keine allzu große Online-Zukunft zu erwarten.

Für wirtschaftlich Interessierte bieten das „Deutsche Handelsblatt“ oder „Wirtschaftswoche“ (sieht man von der „Financial Times“ ab) viel mehr Qualität . Sie haben ein viel größeres Netzwerk und bessere Recherchen. Die Weltpolitik findet in NZZ.ch, FAZ, WELT, SZ eine viel bessere Heimat und für Feuilleton-Freaks hat neben dem „perlentaucher.de“ vor allem „Die ZEIT“ die Nase vorne, wobei „Die ZEIT“ äußerst erfolgreich ohne Auflagenverluste agiert.

Das überstrapazierte Qualitätsargument greift auch nicht so richtig, wie können ansonsten Guardian, FAZ oder NZZ so hohe Verluste haben.

User- generierter, unverbraucht frischer Content gewinnt zunehmend das Interesse der Leser . Am Irrglauben der journalistischen Schleusenwärterfunktion wird immer noch festgehalten, darüber wundere ich mich am meisten.

Die Print-Dinosaurier haben bis heute die interaktive, multimediale Funktionsweise der Onlinewelt des Web 2.0 nicht verstanden oder wollen nicht. Der Onlinejournalismus ist im Prinzip ein Printjournalismus geblieben ohne aktive Interaktion mit den Usern, man geht auf Leser nicht reaktiv ein und wird den vielen multimedialen Möglichkeiten des Mediums nicht gerecht.

Die User sind mittlerweile die größten Konkurrenten der Journalisten geworden. Trotzdem wird selbstgefällig auf die Blogger und Poster herabgeblickt.

Jüngere Konsumenten vertrauen ihren Social Networks mit User-generiertem Content (Weblogs, Facebook, Whatsup, Twitter, etc…). Für sie schwindet die Bedeutung klassischer Medien rasant und sogar die Onlineausgaben der klassischen Printmedien ziehen nicht mehr. Gefragt sind künftig in die Social Networks implementierten „instant articles“.

Nicht immer gerechte Vowürfe, wie „Lügenpresse“ aus dem Pegida-Eck, oder „Mainstreamjournalismus“nagen trotzem am Image der Medien, wobei ich das Wort „Lügenpresse“ zurückweise, jedoch der „Mainstreamjournalismus“ gelten lasse. Er ist ein Problem geworden und hat die Medien fad gemacht.

Was Journalisten stärker beachten sollten, mir ist das beim Flüchtlingsthema immer wieder aufgefallen. Die Wahrheit ist nicht Weiß oder Schwarz, sondern hat viele Grautöne und die Unterscheidung zwischen "Realpolitik" und "Idealpolitik" funktioniert auch nicht so richtig.

Sie sollten die Aussage der Indianer vom ewigen Geiste Manitu beherzigen, wonach:„Ich meinen Nachbarn nicht eher tadeln solle, bevor ich nicht mindestens eine Meile in seinen Mokassins gewandert bin“ (to put yourself in someones shoes).

Putinversteher ist zum Schimpfwort geworden, man schaut vom Westen auf das böse Russland herab, man würdigt es bei jeder Gelegenheit herab. Mit westlicher Arroganz verletzt man die Gefühle der russischen Bevölkerung und im Zuge des IS-Terrors erkennt man inzwischen, das Realpolitik gefragt ist. Ein neuer, auch medial neuer Umgang mit Russland ist höchst an der Zeit.

Kein Journalist scheint den § 7 des Assoziierungsabkommens der EU mit der Ukraine gelesen zu haben, wo von „militärischer Zusammenarbeit mit der NATO“ die Rede ist. Natürlich tangiert das massiv russische Interessen. Dieses permamente Putin-Bashing führt zu realpolitischen Problemen mit Moskau.

„Blendle“ als neuer digitaler Zeitungskiosk macht von sich reden, woran die NYT zu 23% beteiligt ist und Spiegel, FAZ, NXT, SZ, etc..mit von der Partie sind. Solange es genügend Gratisangebot gibt, wird auch Blendle wieder einschlafen. ImGGs. zu „perlentaucher.de“ ist Blendle ein schwacher, wenig ambitionierter Auftritt.

Eines fällt mit zum „Mainstreamjournalismus“ noch auf. Journalisten, die ihren Job nicht riskieren wollen, halten sich in ihren Kommentaren lieber an den Mainstream, denn wer abweicht, wird schnell abgeschossen. Der mündige Bürger durchschaut das natürlich.

“Weniger Moralisieren, weniger Mainstream- und Betroffenheitsjournalismus. Wiedergewinnung eines Journalismus, der sich in erster Linie den Ideen der Aufklärung, der Vernunft und der Wahrhaftigkeit verpflichtet sieht“. Nachschulung in “dialektischem Denken” und weniger Selbstgefälligkeit wäre für Journalisten eine wahrzunehmende Chance.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:17

fischundfleisch

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