Jungendliche - Opfer des neoliberalen Systems und Ökonomisierung des Freiheitsbegriffes (dazu auch "Neoliberalismus" - Gerfried Sperl/Cerninverlag) Es ist höchst an der Zeit, einen politischen Systemwandel einzufordern.
Sperl gab ein Buch mit acht verschiedenen "Neoliberalismusbeiträgen" heraus, wo der Neoliberalismus von seinen Wurzeln her (akademisch) beschrieben wird. EineMarktreligion, die Arm und Reich immer weiter auseinandertreibt, die Spreizung immer größer macht. Der Neoliberalismus ist der Feind einer sozialen Demokratie, ein Kapitalismus ohne menschlichem Antlitz und ohne Verantwortung für das Gemeinwohl.
Auf dieWurzeln des Neoliberalismus möchte ich zunächst stichwortartig eingehen: In einem transatlantischen Club der 30er-Jahre namens"Monte Peterin Society" (ähnlich den heutigen Bilderbergern) wurde die neoliberale Idee geboren, die unbeschränkte, reine Herrschaft des Marktes.
In denUSA herrscht(e) eine panische Angst vor dem Kommunismus, daher auch "Marshallplan" und "roll back policy" und "containment-policy" für dasNachkriegseuropa.
Zur Bewältigung der Folgen der Weltwirtschaftskrise wurde unter Roosevelt einkeynsianisches, sozialverantwortliches Programm, der"New Deal" gefahren. Ende der 70er-Jahre stiegen Inflation, Arbeitslosigkeit und Benzinpreis dramatisch. Die USA reagierten auf das Gefühl des Abstieges mit einer Absetzbewegung von bisherigen sozialen Arrangements, die seit den 30er Jahren zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftseliten bzw. Regierung bestanden.
Auf Dauer führte keynsianische Politik auch zu hoher Staatsverschuldung und der Pendelschlag bewegte sich um die80er-Jahre mit Reagan, Thatcher (Leitspruch: "there is no alternative") und dem Ökonomen Milton Friedmann ("Monetarismus") in einen"radikalen Kapitalismus ohne menschlichem Antlitz", auch mit"Neoliberalismus" umschrieben. InDeutschland war Kohl ein moderater Anhänger und Merkel ist es ebenso als Kämpferin für das TTIP. In Österreich kam mitSchüssel dieneoliberale Wende.
1989 berichtet das prominente US-Magazin "The New Yorker" unter dem Einfluss des Falles der Berliner Mauer:"Der Kampf zwischen Kapitalismus und Sozialismus ist beendet. Der Kapitalismus hat gesiegt". Die "Fukujuma" Thesen "Ende der Geschichte" besagten, dass für die Zukunft keine andere Ordnung, als eine Kombination aus "Marktwirtschaft" und "Demokratie" zu erwarten sei.
Neoliberalismus - Merkmale
sind die freien Kräfte des Marktes ("Gleichgewichtstheorie", wonach Ungleichgewichte über Angebot und Nachfrage immer wieder "von selbst" durch unsichtbare Hände"invisible hands" in Gleichgewichte gebracht würden),ohne eine staatliche Intervention entfalten zu lassen, also der Glaube an die parareligiöse A.Smith-Formel von den"invisible hands" und"sich selbst regulierenden Marktkräfte". Als weitere Merkmale gelten dieMinimierung der Unternehmenssteuern, möglichts keine Vermögenssteuern, radikaler Abbau der Sozialgesetzgebung auch durch die Idee einer "flat tax" ohne Steuerprogression, Maximum an individueller Freiheit
ohne Gemeinwohlverantwortung, etc...
Das ideologische Unterfutter kam abgesehen vom Klassiker A. Smith primär von der"Chicago School" (Hajek, Mises, Menger - in die USA in der Nazizeit geflüchtete Österreicher, daher auch"The Austrians" bezeichnet). Sie waren dieintellektuellen GegenspielerzuKeynes. Im You Tube finden sich interessante Videos zu den "The Austrians".
Der sog. "Washington Consensus" von US-Kongressmitgliedern und US-Finanzminister ausgeheckter Plan mit 10 neoliberalen Geboten, dem sich insb. die Entwicklungsländer unterwerfen mussten, wollten sie Geld vom IWF/Weltbank. Es ging um eine brutale Austerity- Policy mit Herunterfahren er Sozialsysteme, Deregulierung, Liberalsierung der Märkte, Privatisierung, globaler Finanzkapitalismus,Handelsschrankenbeseitigung, etc...
Zur Erhöhung der globalen Dynamik hat man mit diversen Indizes ein Wettbewerbssystem unter Ländern zur Profilierung ihrer Politikereingeführt, nämlich:
o "Emerging Market Index" vom Economisto "Open Market Index" vom Wall Street Journalo "Global Competitive Index"o "International Property Rights Index"o "Easy of Doing Business Index"
usw.
Ein sozialpolitisch ruinöser, internationaler Wettbewerb, welches Land die freieste Marktwirtschaft und die niedrigsten Steuern einführt. Beim KÖSt-Steuerdumping taten unsere neuen Ost-Reformländer brav mit. Aber auch Länder, wieIrland, Luxemburg, etc...
Niedergang des Neoliberalismus infolge massiven Vertrauensverlustes:
Nur denKopf hat man ihm noch immer nicht abgehackt. Auch der Ökonom Stiglitz stellte fest, dass es trotz größter Krisen noch immer nichtzu einem klarenBruch mit demNeoliberalismus kam.
Der Zenit des Neoliberalismus um die Jahrtausendwende bekam zunehmend Risse:
o Börsencrash 2000 ("Dot.com"-Blase), Absturz der Technologieböres NASDAQ um 80% und mehr
o Enron-Bilanzfälschungsskandale,
o astronomische Manager-Bonifikationen,
o Finanzkrise/Subprimekrise 2007 bis 2010 - beginnend mit Kollabieren des US-Immobilienmarktes,toxische Hypothekar-Kreditforderungen wurden in Pakete verpackt und am Markt als Wertpapiere begeben Und der"Lehmann-Pleiteschock" allein vernichtete 860 Mrd. USD.
o Staatsverschuldenskrise 2010 bis datound Folgejahre mit der GREXIT-Krise Griechenlands. Auch andere mediterrane Staaten kamen ins trudel, 2012 musste ein Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM = European Stability Mechanism) zur Rettung mit 700 Mrd. EURO! installiert werden zuzüglich massiver EZB-Unterstützung ("Expansive Geldpolitik", "Quantitativ Easing", "Anleihenkäufe")
o Die EZB kauft Zeit mit ihrer expansiven Geldpolitik, löst aber nicht das Problem, sodass
dienächste Krise vor der Tür steht.
Wir müssen unsere Hoffnung in die Hände der Jugend trotz ihrer parteipolitischen Abstinenzlegen.Es geht primär um ihre Zukunft und wenn sie es verabsäumt, dafürprokativ!! Verantwortung zu übernehmen, ist es um unsere Zukunft schlecht bestellt. Dazu muss man sich politisch, jedoch nicht unbedingt parteipolitisch engagieren.
Die Digitalökonomie wird noch starke Eruptionen am Arbeitsmarkt verursachen,bis zu 50% bestehender Jobs die nächsten 2 Jahrzehnte vernichten. Bei Banken und Medien hat der Kahlschlag bereits mit- 30% Stellenstreichungen begonnen.
Die Job-Substitutionseffekte des Internets sind gering. In diesem Zusammenhangverweise ich auf meinen ersten Beitrag "Digitalökonomie" auf dieser Plattform.
Bei den dzt.bereits bestehenden 430.000 Arbeitlosen mit steigender Tendenz in Österreich, der hohen bis zu 50%-igen Jugendarbeitslosigkeit in einigen mediterranen Ländern und die steigende Anzahl der Prekariate beunruhigen mich, jedoch noch mehr beunruhigen sollte es die primär betroffenen Jugendlichen.
Österreich hat keine wehrhafte Demokratie, ein faschistischer Systemwandel (siehe Ungarn) kann schneller kommen, als man denkt, umso mehr auch der Zulauf zu populistischen Parteien rasant zunimmt.
Das sozialistisch Experiment (Berliner Mauerfall) ist genau so gescheitert, wie das neoliberalistische (Finanz- u. Verschuldungskrise), dem jedoch erst der Kopf abgehackt werden muss. Die Digitalökonomiebietetzwar große Chancen,nochviel größer sind jedoch dieRisken für den Arbeitmarkt und politischen Frieden.
Eine zu spannende Zukunft steht uns allen bevor!