Donald Trump beherrscht offenbar auch die Technik des Zurückruderns und hat in meinen Augen die Unterschichtwähler und den "white trash" ganz schön an der Nase herumgeführt. Gottes "zweite Garnitur" hat auch Trump gewählt, weil er ihnen versprach: „I make Amerika great again“!.
Gestern ernannte er zwei seiner Kritiker zu Regierungsmitgliedern und auch die Erderwärmung wird von ihm plötzlich nicht länger mehr geleugnet.
Beim gestrigen Besuch der von ihm so oft geschmähten „New York Times“ präsentierte er sich somit als der Wolf im Schafspelz. Er weiß genau, dass es für ihn auch nicht opportun ist gegen die Eliten der NYT-Leser zu opponieren. Welcher von den beiden Trumps wirklich der echte ist, scheint nicht ganz klar zu sein, vielleicht nicht mal Trump selbst.
Wenn man sich die Entwicklung des US-Leitindex Dow Jones Index an der Wallstreet ansieht, so legte er in den letzten zwei Wochen einen fulminanten Anstieg von 17.888 (4.Nov.) auf 19083 (23.Nov.) hin. Auch der S&P-500 Index erreichte beinahe wieder sein Rekordhoch.
In meinen Augen hat Trump seine Wähler ganz schön hinters Licht geführt, denn er wird genau jene Wirtschaftspolitik wiederholen, die unter dem Namen "Reagenomics" schon einmal dazu führte, dass durch massive Senkung der Unternehmenssteuern es zu einem massiven Abbau der ohnedies in den USA schwach ausgeprägten sozial-und arbeitsrechtlichen Standards kam.
Rd. 50 Mio. sind in den USA arm oder armutsgefährdet, das sind über 16%. Die 400 reichsten Amerikaner besitzen lt. Forbes ein Vermögen von 2.340 Mrd. USD und ist innerhalb eines Jahres wieder um 50 Mrd. gewachsen. Die Gehälter selbst der Leistungseinkommensbezieher stagnieren real. Auffällig ist der Abstieg der Mittelklasse und damit größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich.
Der Mittelklasseanteil - Inbegriff Amerikas - ist deutlich unter 50% gerutscht (lt. Pew Research Center). Für 20% ist das Einkommen für einen Dreipersonen-Haushalt um die 30.000 USD. Viele können von ihrer Arbeit nicht leben und sich eine deckende Krankenversicherung nicht leisten. Zugleich werden die Reichen immer reicher. Wo Sonne ist, gibt es auch Schatten und das mehr, als erwünscht. Eine Supermarktkassierin schuftet 60 Stunden in der Woche und kann sich trotzdem keine Krankenversicherung leisten. 45 Mio. Amerikaner erhalten aus Armut Lebensmittelkarten (15%!).
Trumps neuer Protektionismus führt zum Aus für die Freihandelsabkommen (TTIP). Global gesehen wird China der große Gewinner sein, nachdem Trump auch den Rückzug aus dem transpazifischem Handelsabkommen TPP ankündigte. Der Republikaner hatte den TPP-Pakt zwischen den USA, Australien, Japan, Mexiko und acht anderen Ländern im Wahlkampf als "Katastrophe" für die USA bezeichnet. Die USA haben das unter Obama verhandelte Abkommen zwar unterzeichnet, die erforderliche Ratifizierung durch den US-Senat steht aber noch aus.
Der japanische Regierungschef Shinzo Abe erklärte , ohne die USA werde TPP bedeutungslos. China - das nicht an TPP beteiligt ist - könnte Nutznießer sein. Die Volksrepublik setzt auf andere Handelsabkommen (FTAAP und RCEP) ohne Beteiligung der USA.
Persönlich erwarte ich mir von Trump genau das, was man von einem Milliardär - der seit Jahren keine Steuern zahlt mit windigen Immobilen-Verlustvorträgen - zu erwarten hat, einen weiteren Anstieg der Arm/Reich-Schere und Abbau sozialrechtlicher Standards. Die Trump-Wähler sind auf ihn hineingefallen, das werden sie noch hart zu spüren bekommen, sofern sie nicht der Minderheit vermögender Eliten angehören.