Im Jahr 2016 hat sich der Gebrauch des Wortes "postfaktisch" ("post-truth") drastisch erhöht. Besonders oft ist das von den Oxford Dictionaries gewählte Wort des Jahres im Zusammenhang mit dem Brexit gefallen.
"Wir leben im postfaktischen Zeitalter", sagte Angela Merkel im September in Berlin. Sie prägte damit den Begriff «postfaktisch».
Postfaktisches "Nicht-Denken" führt zum gefährlichen Zustand erkenntnistheoretischer Verantwortungslosigkeit. Das «Sapere aude» Kants -den Mut zu haben, alles zu hinterfragen, Aussagen zu prüfen, Gründe zu hinterfragen - aus und vorbei im postfaktischen Zeitalter. Subjektive Gefühle und Befindlichkeiten ersetzen die objektive Wahrheitssuche. Die Demokratie ist der politische Raum, wo das Recht, diese Fragen zu prüfen, stattfindet. Die Zertrümmerung dieses öffentlichen Raumes und damit die Zersetzung der erkenntnistheoretischen Grundlagen, ist gleich der Zertrümmerung der Demokratie per se.
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Die Oxford Dictionaries haben das Wort «post-truth» (postfaktisch) zum internationalen Wort des Jahres 2016 gewählt, teilte der Verlag auf seiner Webseite mit. "Das Adjektiv beschreibe Umstände, in denen die öffentliche Meinung weniger durch objektive Tatsachen als durch das Hervorrufen von Gefühlen und persönlichen Überzeugungen beeinflusst werde", heisst es in einem Auszug aus dem Wörterbuch.
"Angetrieben von dem Aufstieg der Sozialen Medien als Nachrichtenquelle und einem wachsenden Misstrauen gegenüber Fakten, die vom Establishment angeboten werden", habe das Konzept des Postfaktischen seit einiger Zeit an Boden gewonnen, sagte Oxford-Dictionaries-Chef zur Begründung. Er sei nicht überrascht, "wenn postfaktisch eines der prägenden Wörter unserer Zeit würde". Gebrauch des Wortes um das Zwanzigfache erhöht
Vor allem im Zusammenhang mit dem BREXIT-Referendum und den Präsidentschaftswahlen in den USA habe der Begriff einen Höhepunkt erlebt. Zum ersten Mal sei "postfaktisch" in einem Essay aus dem Jahr 1992 nachzuweisen, teilte Oxford Dictionaries mit.
Oxford Dictionaries ist in seiner Bedeutung für die englische Sprache vergleichbar mit dem Duden und gehört zum Universitätsverlag Oxford University Press. Die Jury wählt jedes Jahr ein Wort, das "soziale, kulturelle, politische, wirtschaftliche oder technologische Trends oder Ereignisse" des Jahres widerspiegle, heisst es auf der Website.
"Flüchtlinge", "Gutmensch" (ist nicht das Gleiche wie ein moralisch guter Mensch), "Smombie" (Das Wort wurde gebildet aus Smartphone Zombie und und beschreibt Menschen, die ihre Umwelt völlig ausblenden und nur auf ihr Smartphone fokussiert sind. Wer kennt sie nicht bzw. wer ist nicht manchmal selbst so?)
In Deutschland kürt jedes Jahr im Dezember eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden ein "Wort des Jahres". 2015 war es "Flüchtlinge".
Eine andere Jury aus Sprachwissenschaftern und Journalisten kürt zudem jedes Jahr ein "Unwort". Mitte Januar wird mit einer Entscheidung für 2016 gerechnet. Vergangenes Jahr wurde der Begriff "Gutmensch" ausgewählt.
Über das "Jugendwort des Jahres" entscheidet ein Gremium unter Leitung des Langenscheidt-Verlags. Die Entscheidung fällt an diesem Freitag. Das Jugendwort 2015 war "Smombie" und bezeichnet wie gesagt Personen, die nur auf ihr Smartphone starren.
Alte Beiträge, die auch in das THEMA postfaktisch hineinspielen: