Schnädelbach/Philosoph - WDR 5 - TALK mit Herbert Schnädelbach (Philosoph/Humboldt-UNI Berlin/Präs. der dtsch. Philosoph. Gesellschaft):
Schnädelbach nennt “sieben Geburtsfehler des Christentums”:
die Erbsünde, die Rechtfertigung als blutigen Rechtshandel, den Missionsbefehl, den christlichen Antijudaismus, die christliche Eschatologie, den Import des Platonismus und den Umgang mit der historischen Wahrheit.
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Wenn das Christentum einmal seine sieben Geburtsfehler hinter sich gelassen haben sollte, werde von ihm fast nichts übrig geblieben sein; vor allem werde es sich dann kaum noch von einem aufgeklärten Judentum unterscheiden lassen. Was im Christentum etwas tauge, sei ohnehin jüdisch.
Zum WDR-Talk:
Philosophie definiert er als “eine Kultur der Nachdenklichkeit, der Reflexion”. Aber auch die “Freude an Denkerfahrungen”. Auch die Literatur bietet Denkerfahrungen. Es geht auch um Lebensorientierung, Lebenshilfe und Lebensdeutung.
„Verachte nur Vernunft oder Wissenschaft oder beides, des Menschen allerhöchste Gaben - so hast dem Teufel dich ergeben und mußt zugrunde gehn.“
(Herbert Schnädelbach)
Er war ein Schüler Adornos und auch von Habermas. Seine rationale Diskursphilosophie und Debatten zur Erkenntnistheorie, Atheismus - er ist Atheist, Willensfreiheit, etc.. haben ihn bekannt gemacht. Früher glaubte man, nur die “großen” Philosophen können philosophieren. Nein, jeder Mensch kann es und vor allem die Kinder mit ihren Fragen.Kinder sind oft viel nachdenklicher, als wir.
Adorno: “Als Kinder philosophieren wir alle, das wird uns aber später ausgetrieben”
Wenn Probleme entstehen, wir uns nicht mehr auskennen, dann soll uns die Philosophie helfen, gedankliche Orientierung zu finden. Statt Äpfel und Birnen auch einmal abstrakt von Obst reden.
Aber auch bedeutende Wissenschafter (Singer, Roth, etc..) der Neuroscience kommen ohne Philosphie nicht aus. Philosophie ist kein fixes System. kein Korsett.
Die heutige Infoflut macht es wieder notwenig, herauszufinden, was davon Wahrheit ist und gibt es wirklich Wahrheit oder nur Meinungen.
“Man muss die Welt nicht verstehen, sondern sich nur darin zurechtfinden” (Einstein), Kant hat in der Ethik versucht, eine letzte Begründung zu finden. Was wir aber brauchen, ist eine Praxisethik: Utilitarismus, Rawls-Gerechtigkeitstheorie (Differenzprinzip = bei Einkommenserhöhungen müssen die wenigst Begünstigten am meisten Nutzen haben). Die Frage, was ist gerecht. Schnädelbach sieht in der gerechten Gesellschaft allerdings eine Utopie. Heute gibt es vielfach die “Bindestrich-Lehrstühle” - schöne lange Namen, wenig praxistauglich. Philo soll kein Orchideenfach werden.
Schnädelbach ist Atheist, sein Zeitungsartikel Der Fluch des Christentums. Die sieben Geburtsfehler einer alt gewordenen Weltreligion in der Wochenzeitung ZEIT löste 2000 eine überregionale Kontroverse aus (s.u.).
Die Pluralität hebt er als Stärke der Philosophie hervor und verurteilt Fachkollegen, die mit Pseudophilosophie diesen Anspruch der Pluralität verlassen und so die Philosophie ruinieren. Im Rahmen seiner Abschiedsvorlesung im Jahre 2002 bezeichnete Schnädelbach diejenigen, die zum Gespräch der Philosophie mit dazugehören, aber an ihrem Rande stehend enttäuschen, als „die „»Mono-logen«, Phänomenologen und Krypto-Theologen“ der (Pseudo-)Philosophie. Den sokratisch-platonische Dialog (Sokratik, Maieutik etc.) hält er darum für einseitig ohne (empirisch-aristotelische) Wissenschaft sei er auf Explikation von Begriffen beschränkt. Der Foucaultsche Diskurs lasse wegen seiner subjektlosen Diskursformen, die an ein Wittgensteinsches Sprachspiel erinnern, ebenfalls den allgemeineren Geltungsanspruch vermissen.
Schnädelbach löste im Jahr 2000 mit einem Artikel in
Die ZEIT große Aufregung aus: „Der Fluch des Christentums“
Link:
http://www.zeit.de/2000/20/200020.christentum_.xml