Prekariate - das "neue Proletariat" des 21.Jh. - "scheiß drauf Baby, Pension gibts für dich keine mehr"

Das neue “Proletariat” heißt jetzt “Prekariat” oder sie nennen sich auch “digitale Nomaden”, die neuen , arbeitsrechtlich ungeschützten “globalisierten Arbeitssklaven”.

Über die ungelösten Probleme mit islamistischen Parallelgesellschaften und Flüchtlinge haben wir uns schon genug auf dieser Plattform ausgetobt - mir reichts allmählich.

Deshalb möchte ich ein neues Thema anstoßen, das mich persönlich zwar nicht betrifft, mich jedoch trotzdem mit Sorge erfüllt. Der Blick auf eine andere Parallelgesellschaft , wir haben nicht nur 500.000 Arbeitslose in Österreich (vor mehreren Jahren waren es nur 240.000), sondern zusätzlich eine immer größer werdende Welt der Prekariate, eine Krankheit, die "modernes Elend" heißt:

"Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel!

Keine geregelte Arbeitszeit, viele Wochenenden gehen drauf, die neuen Selbständigen. Es fehlen die Sozialleistungen eines Angestellten, keine automatische Arbeitslose, keine Gewerkschaftsvertretung - man passt nirgendst hinein, man darf nicht krank werden, ein Leben in Unsicherheit. Man arbeitet über 40 Stunden die Woche, wacht oft in der Nacht auf, die ausständigen Steuererklärungen, die ausständige Miete, man wird von Sorgen befallen. Es gibt wenig Aufstiegsmöglichkeiten, von Gehaltssprüngen keine Rede und auch große Firmen wollen die Kreativen nur auf Werkvertragsbasis.

Das Arbeiten in der Cloud, Cloudworking, Co-Working Spaces bedeutet ungeregeltes Arbeitsleben ohne gewerkschaftlichen und arbeitsrechtlichen Schutz. Das Web bietet Grafikdesigner schon mit 3€ Stundenlohn auf freelancer.com an, absolut ruinös für die Kreativbranche. Großkonzerne, wie IBM haben vor Jahren 8000 Stellen abgebaut, um sie mit schlecht bezahlten externen Crowdworkern zu besetzen.

Man hat studiert und fragt sich, wofür. Den Jahren der Euphorie sind die Jahre der Sorgen insb. zwischen 30 und 40 Lebensjahr gewichen.

o Noch nie war die Jugend so gut ausgebildet wir heute o Trotzdem stehen junge Menschen unter starkem Druck, wie kaum eine Generation vor ihnen o “Generation Praktikum”, “Digital natives”, “Kinder der Krise”, “Generation Y” etc.. werden sie genannt.o Die Finanzkrise ab 2008 hat gezeigt, dass die bisher gewohnten Sicherheiten zu bröckeln beginnen o Der ansteigende Konkurrenzkampf (Egoshooting statt Teamorientierung) , immer besser als der andere sein zu müssen, mehr Zertifikate zu haben, als der andere um am Arbeitsmarkt überhaupt noch eine Chance zu haben

o Prekariate der Jugendlichen, sie kommen vom Hotel Mama nicht weg, schieben Kinder und Familiengründung immer weiter hinaus, weil ihnen das Geld und die Sicherheit für den Aufbau einer eigenen Existenz fehlt. Die Hemmschwelle, eine eigene Existenz zu gründen, wird immer größer und nur mehr WG’s sind noch leistbar.

o Der Leistungsdruck geht immer mehr auf Kosten der Gesundheit und sozialen Kontakte o Über 50% meinen, dass der Stress von Jahr zu Jahr größer werde (Studie Jugendkulturforschung Wien) o Best ausgebildete, fertige UNI-Absolventen absolvieren ein Praktikum nach dem anderen - Generation Praktikum o Praktika müssen wie normale Dienstverhältnisse auch bezahlt werden, dazu wäre eine klare gesetzliche Regelung einmal nötig. Unbezahlte Praktika sind ein Skandal, eine postmoderne Sklaverei. o Die prekäre Einkommenssituation der Jugendlichen und auch demografische Entwicklung destabilisieren unser Pensionssystem in einem beängstigenden Ausmaß.

o Was tut die Politik?? Wo bleibt die "Generationenfairness"?? Wo bleibt die "intergenerative Gerechtigkeit" - die Rucksäcke für die Nachkommen werden immer schwerer. Alle Konzepte und Analysen liegen in den Schubladen, wir brauchen keine Arbeitskreise mehr, nur wird nichts umgesetzt!!! Wir stehen vor einem riesigen Reformstau!!

o Die Besitzstandsdenker müssen endlich aus ihren Nestern geworfen werden!! Die österr. Klientelpolitik hat an Penetranz eher zugenommen! 500.000 Arbeitslose - wie gehts weiter?

Zu den größten Blockierern gehören in meinen Augen die so hochgelobten “Sozialpartner”, ein Besitzstandswahrerclub.

o zuwenig Geld für Forschung, Bildung und Innovation - Korea, China, etc..geben doppelt soviel (5 bis 6% vom BIP) dafür aus.

o Der Kuchen wird nicht mehr größer, sondern kleiner - sodass die Verteilungskämpfe zunehmen werden. o Die Bunkermentalität der Besitzstandsdenker und Klientelpolitiker, angefangen mit der ÖVP und jetzt auch Häupl zementieren und vergrößern dadurch die Probleme. Der Häupl-Schwenk (keine Vermögensbesteuerung) war der Todesstoß für die Glaubwürdigkeit der SPÖ, obwohl sogar die OECD eine Vermögensbesteuerung empfiehlt und dafür steuerliche Entlastung des Leistungseinkommens. Warum der STANDARD das nie klarer ausspricht, wundert mich und lässt möglicherweise Rücksichtnahmen vermuten.

o Es gibt unzählige Konzepte und auch Vorschläge des Rechnungshofes, sie werden nur nicht umgesetzt. o Die österreichische Föderalismusbürokratie stinkt zum Himmel (Der burgenländische Schulpräsident soll sogar mit Dienstwagen und Chauffeur das Land bereisen). Die Schulbürokratie mit ihrem neuen “Kompetenzenwahn” (der Lehrer muss jeden Schüler auf hunderte Teilkompetenzen beim kompetenzorientierten Unterricht checken und dies dokumentieren auch wegen möglicher Berufungen. Wissen dagegen darf nicht mehr gefragt werden bei Prüfungen - fast alle Lehrer haben die Nase voll und sind frustriert ), ein völlig pervertiertes System und jeder schaut zu. Die Lehrer-Personalvertretung interessiert nur das Besoldungsschema, alles andere ist ihnen völlig egal und davon haben sie auch keine Ahnung. Profilierungsneurotiker in der Bildungspolitik tragen das System zu Grabe. Sie produzieren keine Wertschöpfung, sondern exzessive Schul-Bürokratie.

o An der Jugend ist zu kritisieren, dass sie sich in die Politik mit ihren Anliegen nicht einbringen - die meisten sind zu bequem und leben ihren noch von den Eltern gesponserten Hedonismus aus. Auf die Straße gehen, um politischen Druck zu erzeugen wäre der Anfang……o In den Parteizentralen werden die Anliegen der Jugendlichen immer überstimmt, aber wählen dürfen sie schon ab 16. Zu den Jugendsprechern im Parlament ist zu sagen, die Kucharowitz von der SPÖ ist sehr engagiert, der Jugendsprechen von den Grünen (Schmid aus Kärnten) steht komplett daneben, der Rest ist unauffällig und angepasst.

“Cloudworking”, “Crowdworking”, www.freelancer.com, www.upwork.com …….die neuen Selbständigen im Netz ohne arbeitsrechtlichen Schutz machen sie sich gegenseitig die Preise kaputt. Ein neues, gebildetes Dienstleistungs-Proletariat ist im entstehen. Die Cloud vervielfacht die Konkurrenz, ein Verdrängungs-u. Preiskampf nach unten. Crowdworker gelten bei uns formal als Selbständige. Die Arbeitsverhältnisse werden meist durch die AGB's der Vermittlungsplattformen geregelt, die sehr Arbeitgeber freundlich sind. Sie dürfen Leistungen ohne Lohn und Angabe von Gründen ablehnen. Oder Wettbewerbe ausschreiben und dann nur den Gewinner bezahlen. Das neue “Proletariat” heißt jetzt “Prekariat” oder sie nennen sich auch “digitale Nomaden”, die neuen , arbeitsrechtlich ungeschützten “globalisierten Arbeitssklaven”

Sie haben auch zuwenig Zeit sich politisch zu engagieren. Wir leben im Zeitalter des neoliberalen Spätkapitalismus mit vielen Verlierern, einem vom Abstieg bedrohten Mittelstand und nur wenigen Gewinnern. Zu den Gewinnern zählt die Erben-Community, welcher ohne Leistung und noch dazu steuerfrei in Österreich der Reichtum zufällt. Allein durch Leistung kann man es zu keinem Vermögen in Österreich mehr bringen.

Als Exbanker beobachte ich schon seit Jahren diesen "degenerierten Finanz-und Casinokapitalismus", diese abgehobenen neoliberalen Eliten mit ihren unverschämten Jahresboni und unsere lobbyierten Eurokraten, welche die Bodenhaftung zum Volk und auch ihr Vertrauen völlig verloren haben und eine immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich.

Hohe, dreistellige Millionenbeträge sind vor Jahren für das Abschmettern einer Grün-Gelb-Roten Lebensmittel-Ampelregelungskennzeichnung ( Konsumenten-und Ärztevertretern haben diese Ampelregelung befürwortet) von den Nahrungsmittelkonzernen mit Erfolg ausgegeben worden. Sie wurde nach 3 Jahren zum Schaden der Konsumenten, wie ein EU-Abgeordneter behauptete, zu Fall gebracht. Wofür dieses Geld verwendet wurde, dazu braucht es nur wenig Fantasie.

Die extrem hohe Jugendarbeitlosigkeit , ob Spanien oder Griechenland hat sich in keinster Weise geändert, es sind nur viele schon in anderer EU-Länder ausgewandert, was die Statistiken schönfärbt. Und wenn Irland als Vorbild für Krisenbewältigung hingestellt wird, dann nur durch Steuerdumping (12% KÖST, wir haben 25%) für die Großkonzerne zum Schaden der EU.

Auch in der USA nimmt die Spaltung der Gesellschaft immer hässlichere Formen an und das verblendete Volk frisst einem falschen Propheten, wie dem Multimillionäre Trump mit seinem unverschämt luxeriösen Lebenstil https://www.google.com/search?site=&tbm=isch&source=hp&biw=1220&bih=690&q=Trump+Luxus&oq=Trump+Luxus&gs_l=img.3...4577.12834.0.14239.19.10.2.7.2.0.170.942.8j2.10.0....0...1ac.1.64.img..0.11.775.DscVDtKX2zU aus der Hand.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/usa-gespaltene-gesellschaft-analyse-17685

Berlin, die "digitale Boheme":

Den Montmarte der Vergangenheit gibt es nicht mehr, jedoch den der Gegenwart findet man heute im Berliner Stadtteil Neukölln ,so die Berliner Journalistin und Musikerin Christiane Rösinger:

Berlin als Stadt der „digitale Bohème“ , ein Schlagwort des deutschen Zeitgeistdiagnostikers Sascha Lobo , das von Medien und Trendforschung dankbar angenommen worden ist. Die schöne neue Arbeitswelt verspricht Selbstverwirklichung und mündet meist im Prekariat. Am gentrifizierten Prenzlauer Berg tummeln sich eine Flut von Webdesignern und meist mit dem Geld der Eltern. Er zieht junge Leute und alternative Lebensformen an, vornehmlich Studenten und Künstler. Gewisse Kieze sind aber mittlerweile nur noch für Gutbetuchte erschwinglich.

Dafür machen zahlreiche trendige Cafés , Kneipen, Clubs, Restaurants, Bars, Galerien, Theater den Tag zur Nacht und ließen den Stadtteil zum Touristenmagnet werden, besonders die Gegenden um den Kollwitz- und Helmholtzplatz. Das multikulturelle Flair kommt hier eher von Franzosen, Amerikanern oder auch Spaniern als orientalischen oder asiatischen Migranten. Jedoch wovon soll der "digitale Behemien" leben?.

Nachstehend eine musikalische Einstimmung in diese Welt:

"Noch zu warten ist Wahnsinn"

Transskript:

››› willst du, musst du, sollst du, darfst du arbeiten / darfst du hier leben, kannst du überleben / von dem scheissdreck etwas bisschen das dir zur verfügung steht / oder musst du überlegen, woher du was zum essen kriegst / wo du heute schlafen wirst, ob du heut noch schlafen gehst / musst noch was erledigen, du darfst doch noch nicht müde werden / noch was kreatives tun, die suche nach dem glück auf erden / du darfst noch nicht aufgeben, musst was für dein netzwerk tun / du kannst dich doch nicht ausruhen du musst das formular ausfüllen / noch einen antrag stellen auf lächerliche förderung / auf recht hier zu leben, auf recht dich zu bewegen / auf das recht für etwas einzustehen und lautstark in die gegend schreien / noch zu warten ist wahnsinn / mayday mayday ♥ dich prekarisierung / mayday mayday scheiss auf bundesregiereung / mayday mayday wir organisieren uns / und machen der vereinzelung den strich durch die rechnung / schau dich doch mal um am ams zum beispiel / in all den warteräumen der behörden zum beispiel / am sozialamt, magistrat oder den parks zum beispiel / den callcentern, supermärkten oder bars zum beispiel / sozialversicherungslos und undokumentiert / erwerbsarbeitslos und uninspiriert / selbstausgebeutete projektarbeiterin / befristet beschäftigt oder leiharbeiterin / verstört zerstört gestört sind unsere bindungen / uns gehören nur frust und überforderungen / depressionen schiebe ich dem staat in die schuhe / ich liebe illegales und ich störe gern die ruhe / "scheiss drauf baby, pension gibts für dich keine mehr "/ ich lebe so wie du und ihr und wir total prekär / neoliberale idioten maskerade / ich bin extra vulgär für diese parade / noch zu warten ist wahnsinn / Mayday mayday ♥ dich prekarisierung / mayday mayday scheiss auf bundesregierung / mayday mayday wir organisieren uns / und machen der zersplitterung nen strich durch die rechnung ››› an alle langschläfer_innen, drückeberger_innen, arme leute, querulanten_innen, faulenzer_innen, sofa-wärmer_innen, illegalisierte, dilletanten_innen, langzeitstudierte, owzaara_innen, praktikant_innen, an die ladendiebinnen und berufsdemonstranten_innen.

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fischundfleisch

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