Der Stoizismus gewinnt auch heute mehr denn wieder an Aktualität, obwohl seine Lehre zwei Jahrtausende alt ist. Die Denker der Stoa, wie der Grieche Seneca (1.Jh.n.Chr.) und der römische Kaiser Marc Aurel haben heute noch viele Anhänger, unter anderem war Helmut Schmidt einer davon, sein Lieblingsbuch "Selbsterkenntnisse" vom röm. Kaiser Marc Aurels, tiefsinniger als die Bibel.
Nach Ansicht der Stoiker sind der Kosmos und die Wirklichkeit vernünftig geordnet (=logos) und wir müssen diese Ordnung mit unserer Vernunft erkennen, uns ihr unterwerfen und uns nicht von den bösen Trieben immer wieder davon abbringen lassen. Nur dann finden wir durch das Vertrauen in die Vernünftigkeit der Weltordnung jene Gelassenheit, mit der die Stoa dem Schicksal gegenüber tritt. Handlungen seien nicht nach dem Erfolg, sondern sittlich zu bewerten. Die Stoa beeinflusste das Vernunft-Denken von Descartes, Kant, Spinoza, etc.. ganz wesentlich
Worum geht es dabei aus heutiger Sicht?
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o Selbstbeherrschung und die beruhigende Wirkung des klaren Denkens. Es geht auch darum, wie wir mit der wachsenden Unruhe der Welt umgehen sollten.
Im Zuge oft unverständlicher Akademisierung auf den UNI's ist die Stoa als Ratgeberliteratur vermurkst worden. Schon Kant unterschied zwischen einer "Schulphilosophie" (Akademisierung) und "Weltphilosophie" (Praxistauglichkeit). Die "Schulphilosophie" hat viel zu sehr ihren argumentativen und methodischen Bedürfnissen nachgegeben, hat sich immer mehr verästelt und verfeinert und sich damit von den praxistauglichen Auskunftsbedürfnissen der Menschen viel zu weit entfernt.
So wie ein Nietzsche oder Schopenhauer oder Karl Marx auch Nicht-Philosophen in ihren Bann zogen, war das auch mit der Stoa als praktische Lebenshilfe, weil sie sich den Lebensfragen der Menschen stellte. Es gibt daher eine umfangreiche Rezeptionsgeschichte des Stoizismus.
Besonders beeindruckend im frühen 17. Jahrhundert, in der Handelsmetropole Antwerpen, im katholischen Milieu von Kaufleuten und Unternehmern, die aus der engen Dogmatik des Katholizismus ausbrechen wollten, ohne die Glaubensgrundlagen aufzugeben. Einer der führenden Köpfen war auch Rubens, der dem sterbenden Seneca ein berühmtes Gemälde widmete. Der Stoizismus hatte die Fähigkeit, dogmatische Grenzen aufzusprengen, Lebensnähe herzustellen und Sicherheit des Handelns zu ermöglichen.
o „Reduktion von Komplexität“ (Soziologe Luhmann)
Die Stoa fordert gerade in unserer modernen Welt eine „Reduktion von Komplexität“ , wie es der Soziologe Niklas Luhmann nannte. Aber nicht willkürliche, sondern sachlich gebotene Reduktionen,
situationsangemessen.
Seneca versteht sich nicht nur als Ethiker, sondern auch als Naturphilosoph. Daher müssen seine ethischen Vorgaben nicht besonders „moralisch“ sein, etwa im Sinne der christlichen Nächstenliebe, sondern im Einklang mit der „Natur der Dinge“ und dem „Sein der Welt“ heraus konstruiert als Teil eines kosmischen Ganzen.
o Die jüngere Stoa, vor allem Seneca will das Wesen der Welt erkennen, um die Menschen zu kurieren. Hier wird Philosophie zur Therapie.
Das "vernünftige" Erkennen selbst hat etwas Therapeutisches, es beruhigt - ein emphatisches Bekenntnis zur Philosophie. Ich erkenne, geleitet durch die Vernunft, Sachverhalte und gewinne Einsichten, die sich künftig bewähren sollen, wenn ich nur die Kraft aufbringe, ihnen zu folgen und mich an ihnen zu orientieren. Dadurch gewinne ich Halt. Halt und Haltung, Halten und Gehaltenwerden, Durchhalten und Standhaltens ist sehr bezeichnend für die Stoa und bezieht sich auf die innere wie äußere Welt des Einzelnen.
o Die große Welt hält mich, wenn ich aufhöre, eigenwillig gegen ihre vorgegebene Verfasstheit zu rebellieren.
Wir sollen uns anpassen, sagt Seneca, freilich nicht an irgendwelche Despoten im Sinne des Nachgebens an eine blanke Macht auf Kosten unserer Freiheit.
Seneca empfiehlt die Anpassung an die Gegebenheiten der Welt, so dass wir uns nicht aufreiben, uns keine Verletzungen zuziehen, sondern uns geschickt, vor allem klug verhalten. Dabei hilft uns die Philosophie durch vernünftige Einsicht in die Verhältnisse.
o Die Unruhe der Welt.
92. Brief an Lucilius: „Was ist das glückliche Leben? Sorgenlosigkeit und beständige innere Ruhe.“ (92.Brief an Lucilius). Die Freiheit von Sorgen.
Ein Abwehrgestus, die Dinge auf Abstand halten, die sich mir zu sehr aufdrängen. Der Mensch ist unvollkommen, er ist schwach, die Welt ist nicht für ihn gemacht. Erfahrungen, die jeder von uns aus seiner Perspektive nachvollziehen kann. Die Gefahr des Scheiterns, der Unsicherheit, des Bedroht-Seins ist immer gegeben. Die Stoa knüpft genau hier an und sie fragt:
Wie befreie ich mich aus den Sorgen, aus den Bedrängnissen des Lebens? Ihre Ethik ist der Versuch, einen Ausweg zu zeigen, ohne billige Lösungen, die unser Dilemma nur verschärfen. Die innere Ruhe und Gelassenheit ist dazu das positive Gegenstück. Man könnte sie fast als Vorgabe des zu beschreitenden Weges interpretieren:
Indem ich Bürden und Belastungen abstreife, finde ich allmählich zur Ruhe. Eine Haltung, um die ich mich bemühen muss, um sie ringen muss, die nicht passives Verhalten sondern aktives Tun erfordert.
Seneca scheut nicht Metapher aus der Welt des Militärischen: "Wir sind Krieger, Leben heißt kämpfen, heißt sich freikämpfen". Klingt auf den ersten Blick unstoisch. Nur scheinbar, denn zur Stoa gehört auch ein kämpferischer Zug, die Zähigkeit, sich nicht beirren zu lassen von Verführungen.
Zum Beispiel die Werbung mit ihren Wohlfühlformeln und Suggestionen, wonach man nur das Richtige kaufen müsse, die richtige Versicherung wählen müsse, etc..., um ein sorgenfreies Leben zu führen. Da macht der Stoiker nicht mit. Er wählt auch nicht immer den einfachstenen Weg, den Weg des geringsten Widerstands. Der stoische Weg kann auch ein harter, beschwerlicher Weg sein wird, einzig und allein getragen von der Zuversicht, dass er sich am Ende gelohnt haben wird trotz Rückschlägen und bitteren Erfahrungen.
o Seelenruhe wird durch Anstrengung erworben, ist ein Resultat vernünftiger, man könnte auch sagen methodischer Lebensführung
Man denke nur an die Forderungen der protestantischen Ethik, wie Max Weber sie beschrieben hat:
o Tagebuch-Führen
o tägliche Gewissensprüfung und Rechenschaft-Ablegen
o etc...all das sind stoische Implikationen, die wiederum auch zeigen, wie rigide diese Ethik auch sein kann. In dieser Askese berühren sich Stoa und Teile des Protestantismus.
o Worauf kommt es auf dem Weg zur Seelenruhe an?
Es geht um regelrechte Exerzitien, um seelische und körperliche Übungen. Seneca empfiehlt etwa harte Matratzen für die Nachtruhe :)Man soll sich keine Weichheiten, keinen Luxus leisten, keine Delikatessen. Erst Selbstdisziplin, die freiwillige Unterwerfung unter das, was man für notwendig hält, das konsequente Nicht-Abweichen vom Weg verspricht Erfolg.
o Ebenso wichtig aber ist das Vermögen der richtigen Interpretation der Welt.
Dass ich lerne, die Welt richtig anzusehen, dass ich mir die Dinge zurechtlege, um etwas mit ihnen anfangen zu können. Auch hier bewährt sich wieder die therapeutische Funktion des Denkens: zu zeigen, dass die Welt mich nicht bedroht...
Für den stoischen deutschen Philosophen Wilhelm Schmid ist Gelassenheit ist eine Frage der Übung. Die Menschen sehnen sich nach Gelassenheit. Warum fällt uns Gelassenheit so schwer? Warum versetzt uns auch der Tod so in Angst und Schrecken?.
o Der Tod ist in der gesamten antiken Philosophie ein bevorzugtes Beispiel, wie wichtig das richtige Interpretieren des Todes ist. Ich muss dem Tod Bilder und Erzählungen abringen, die ihn mir erträglich, vielleicht sogar als Erlösung erscheinen lassen. Und da sind die Stoiker ganz stark, das hat zu ihrer Rezeption enorm beigetragen: Dass sie Formulierungen gefunden haben, den Tod nicht als Schrecknis, sondern als eine Art Übergang, als Entlastung und Erleichterung zu sehen, die es uns erlaubt, bis zur letzten Sekunde des Lebens stark zu sein.
Genau das fängt Rubens in seinem Seneca-Bild ein: Während alle um ihn herum verzweifelt sind, beweist der sterbende Seneca Standhaftigkeit, er bleibt stehen bis zuletzt. Der Stoiker bleibt gelassen, er entgeht der Unruhe der Welt, indem er sie angemessen interpretiert?
Rubens: Der sterbende SENECA:
GoogleImages
Mit der Interpretation allein ist es nicht getan, ich muss auch die Konsequenzen daraus ziehen. Wenn die Welt mich bedroht, wenn sie mich verunsichert, wenn sie mir ernsthaft Schaden zufügen kann, durch Unfälle, Krankheit, Kriege, Naturkatastrophen, Verlust naher Menschen, etc... dann hat die Distanz des Stoikers nicht den Zweck, sich der Betroffenheit zu entziehen. Er muss diese Schicksalsschläge auch aushalten lernen, das "Aushalten-Können" lernen.
o Gelassenheit bedeutet für den Stoiker nicht Teilnahmslosigkeit:
Er entwickelt einen Schutzpanzer, der aus stoischer Sicht insofern erlaubt, ja geboten ist, als er extreme Situationen zu überstehen hilft, er ist aber nicht teilnahmslos. Seneca spricht von Extrembeispielen Gefolterter, die ihre Folterknechte ausgelacht hätten.
Das ist für ihn eine ganz große Leistung der Selbstbeherrschung, des Sich-nicht-unterkriegen-Lassens, des Sich-nicht-zum-Opfer-machen-Lassens durch andere.
o Eine ungewisse, bedrohte, unruhige Welt - wie gehen wir damit um?
Im Zentrum von Senecas Denken steht die Selbsterhaltung, die Sorge um sich selbst in einer ungewissen, bedrohten Welt. Das ist eine große Herausforderung: Wir leben ins Offene hinein, wissen gar nicht, was auf uns zukommt. Wenn ich es wüsste, wäre alles viel einfacher. Die Situation der Unruhe bedeutet immer auch Unwissenheit. Aus stoischer Sicht müssen wir mentale Vorkehrungen treffen, eine mentale Selbstorganisation , die uns auf alles gefasst macht und uns nicht beirren lässt.
o Das Bild des Stoikers als eine Burg umgeben mit der Mauer der Philosophie.
Seneca spricht von der Festung jedoch als ein missverständliches Bild, weil es das Abschotten ("splendid isolation") in den Vordergrund stellt nach dem Motto: „Macht, was ihr wollt, ich halte mich raus“. Das ist jedoch nicht die Position des Stoikers.
Denn genauso wichtig wie Distanz ist für das Gelingen des stoischen Lebens die Teilnahme an der Welt, der Versuch, Verantwortung für sich und die Welt wahrzunehmen, jedoch ohne durch die Exponiertheit der eigenen Position Schaden zu nehmen.: "Es gibt jedoch keine moralische Pflicht, sich für andere zu opfern". Jedoch verschwimmen die Grenzen oft zwischen Richtig und Falsch.
o Ruhe und Unruhe müssen ausbalanciert werden?
Seneca zeigt, dass wir von jeher in einer "unruhigen Welt" leben, dass sie schwierig ist, zumutungsreich und unzulänglich, uns aber auch die Chance der Bewährung bietet, der Vervollkommnung. Dem Stoizismus liegt in Wirklichkeit eine tiefe Weltbejahung zu Grunde.
Im Gegensatz zum frühen Christentum, das die Welt verneint, das sie vor dem Hintergrund des verlorenen Paradieses die Welt als unvollkommen verurteilt und sich nach paradiesischer Vollkommenheit zurücksehnt.
Seneca möchte sich mit der Unzulänglichkeit der Welt arrangieren, er sieht sie als sportliche Herausforderung, an der wir wachsen und uns verwirklichen können.
Während die christlich-jüdische Tradition die Ruhe an den Anfang stellt und dann eine Art Verfallsgeschichte erzählt, nach der wir immer tiefer in die Unruhe hineingeraten sind, ohne zu wissen, wie uns geschieht, versucht Seneca das umzukehren:
Wir waren und sind in der Unruhe und können, wenn wir den richtigen Weg wählen und uns konsequent an ihn halten, in die Ruhe finden.
Wenn Seneca von „beständiger innere Ruhe“ spricht, meint er nicht Untätigkeit, nicht Stillstand, sondern erfüllte, tätige Muße (nicht Passivität, sondern aktives Tun!). Es geht bei Seneca um die richtige Dosierung: die Unruhe nicht grenzenlos werden zu lassen, es mit der Ruhe aber auch nicht zu übertreiben, so dass sie in Antriebslosigkeit, in Trägheit ausartet. Es ist so etwas wie eine „ruhige Hand“ gemeint: Überlegtes Handeln, Bedächtigkeit, Nachdenklichkeit, kombiniert mit den Möglichkeiten der Unruhe, des Gestalten-Könnens, des weitsichtigen Handelns.
Bundeskanzler Gerhard Schröder warb während seiner Regierungszeit für eine Politik der „ruhigen Hand“ und Helmut Schmidt war ein Anhänger Marc Aurels (sein Lieblingsbuch "Selbstbetrachtungen").
Politiker nehmen immer noch Maß an der "stoischen Haltung". Das müssen sie auch, denn Politik bedeutet Gestaltbarkeit der sozialen Welt. In einer pluralistischen Gesellschaft gibt es auch viele Gegensätze, wo Unruhe ertragen werden muss, in Kunst und Kultur vielleicht sogar erwünscht ist. Der Politiker muss mit "ruhiger Hand" steuernd und lenkend eingreifen mit Blick auf das Ganze. Das Bild der „ruhigen Hand“ eines Politikers soll suggerieren, dass es da so etwas gibt wie ein Zentrum gibt, das über alles wacht und genau weiß, wann es wie einzugreifen hat.
o Balance und Rebalancing zwischen dem ICH und der sich permanent verändernden WELT.
Die stoische Haltung zielt auf die richtige Balance von ICH und WELT im Zeichen der Vernunft. Überschätzt die Stoa nicht die Selbstkräfte der Rationalität? Traut sie dem Individuum zu viel zu? Ein wichtiger Einwand, denn der Stoizismus macht eine starke Vorannahme, die wir heute nicht mehr ohne weiteres teilen: dass es eine Verzahnung von Mikro- und Makrokosmos gibt.
Nach dem stoischen Kalkül garantiert die Vernunft, dass die individuelle Entscheidung, das kluge Handeln des Einzelnen in Harmonie mit dem Weltgesetz steht. Es geht im Stoizismus im Grunde nur darum, diese Konvergenz herzustellen, also nicht dem Logos der Welt entgegenzuhandeln, sondern Anpassungsleistungen zu erbringen, die dann eben auch belohnt werden, weil ich mich mit der Welt im Einklang befinde. Diese Zuversicht, dass die Welt mit uns im Bunde ist, dass wir gut beraten sind, wenn wir uns auf diese Weltgesetze einlassen, diese Zuversicht haben wir verloren.
o Die Welt kommt uns nicht einmal auf halbem Wege entgegen.
Deshalb liegt es an uns, sie zu gestalten und zu verbessern. Aber dann sind wir eben auch für alles verantwortlich, auch für die Schäden, die wir anrichten. Eine Überforderung des Menschen, denn die Möglichkeit, eigene Verantwortung an überweltliche Instanzen zu delegieren, besteht nicht mehr.
Das „rechte Maß“ zu finden, das zuträglich für uns ist, ergab sich für die Stoiker immer aus der Rücksicht auf die natürlichen Verhältnisse und dem Ausgleich zwischen dem, was wir möchten, und dem, was natürlicherweise möglich ist.
Die Ökologie-Bewegung stellt sich permanent die Frage: Was sind die Bedürfnisse, die wir ernst nehmen müssen? Und wo überschreitet die Befriedigung dieses oder jenes Bedürfnisses eine Grenze, so dass wir Schaden nehmen? Am Beispiel von Fernreisen ist zu klären, wieviel uns noch guttut, wo wir einen persönlichen Vorteil für einen größeren Schaden eintauschen. Die Ökologie-Bewegung müsste ein zentrales Interesse an der Stoa haben, gerade im Interesse des Ideals vom rechten Maß: Was wäre dieses rechte Maß heute? Wenn Trump den Klimawandel als Folge des industriellen CO2-Ausstoßes leugnet, vertritt er eine vernunftwidrige Position zum Schaden unserer Nachkommen.
o Der Neid und das Geben:
Warum es gut tut, sich auf die Tugend des Gebens zu besinnen. Weil
Neid, Missgunst, Geiz zerstörerische Seelengifte sind, die unserer Freiheit Ketten anlegen.
o Was wir wirklich brauchen und welche Rolle dabei weibliche Qualitäten spielen. Der Kosmologe Seneca ist uns fremd geworden, der Pragmatiker Seneca hingegen ist immer noch aktuell:
Die Frage ist, wer die Lücke zwischen beiden füllen kann ohne Übervorteilung des einen oder anderen Geschlechts.
Seneca war ein erfolgreicher Politiker und Philosoph und richtete sich an diejenigen, die keine andere Ressource mobilisieren konnten als ihre Charakterstärke, ihre Bereitschaft, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Nicht alle Stoiker waren reich und gesellschaftlich so erfolgreich wie Seneca. Epiktet zum Beispiel war Sklave. Auch bei ihm spürt man den unmittelbaren Lebensbezug: Wie halte ich ein Leben in der Sklaverei aus? Der Wunsch nach Selbstbestärkung und Selbstbestätigung ist hier ganz elementar.
Die Stoa ist keine Lebenslehre für Begüterte und Privilegierte, sie ist und will ein Angebot sein für jedermann - ob reich oder arm - sein.
Ausgewählte Seneca - Zitate:
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Jeder will lieber glauben statt nachdenken, und so wird nie über das Leben nachgedacht.(Primat der Vernunft)
Halte nie einen für glücklich, der von äußeren Dingen abhängt.(Statussymbole, nein danke)
Muße ohne Bücher ist der Tod und des lebenden Menschen Grab.(Bildung)
Zwei Dinge verleihen der Seele am meisten Kraft: Vertrauen auf die Wahrheit und Vertrauen auf sich selbst.(Wahrhaftigkeit)
Das höchste Gut ist die Harmonie der Seele mit sich selbst.(Glückseligkeit)
Nicht dafür, dass wir lange leben, müssen wir sorgen, sondern dass wir genug leben (Lebenszeit nicht vergeuden). Jeder, der sagen kann: «Ich habe gelebt», steht täglich mit Gewinn auf.
Es kann niemand ethisch verantwortungsvoll leben, der nur an sich denkt und alles seinem persönlichen Vorteil unterstellt. Du musst für den anderen leben, wenn du für dich selbst leben willst.(Kampf dem EGO, es zerfrisst unsere Seele)
Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Übeln, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus; er versetzt uns in jene Ruhe zurück, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden (Tod als Erlösung).
Immer müssen wir unser Herz daran erinnern, daß jene Dinge, die wir lieben, wieder entweichen werden, ja, schon bereits entweichen.
(Leben ist Veränderung, loslassen lernen)
Ganz besonders sollte man jedoch die Verdrießlichen und Mieselsüchtigen meiden, die alles bejammern und denen jeder Anlaß hochwillkommen ist zum Lamentieren.(Sich vor Mieselsüchtigen hüten)
Ich halte den nicht für arm, dem das wenige, das er noch übrig hat, genügt.(Leichtes Gepäck)
Ein Habsüchtiger läßt sich durch keinen Gewinn sättigen (Seelengift Gier).
Das größte Lebenshemmnis ist das Warten, das sich an das Morgen klammert und das Heute verliert (= Hier und Jetzt).
So werden auch manche Begierden den Geist schärfen; aber sie müssen eine Grenze haben und ihn nicht ins Maß- und Ziellose fortreißen (rechtes Maß).