Starke Worte eines jüdischen Philosophen des 17.Jh., der den Mut hatte, gegen den Strom seiner Zeit zu schwimmen und die rigiden, jüdischen Glaubenvorschriften in Frage zu stellen. Als von Beruf Linsenschleifer in Amsterdam hatte er einen scharfen Blick für die religiösen Phantasien seiner Mitmenschen.

Nicht Gott habe den Menschen nach seinem Abbild geschaffen, sondern der Mensch habe Gott nach seinem Abbild geschaffen.

Spinoza ebnete den Weg in die Aufklärung, war seiner Zeit weit voraus und leitete die Säkularisierung ein. Er war ein Abkömmling sephardischer Juden, die noch friedlich in der maurischen "Convivenca" Spaniens mit Christen und Muslims friedlich zusammenlebten. Zur Vernichtung kam es erst durch die grausame Reconquista der Christen im Namen des Hl.Jakob. Der von mir wenig geschätzte esoterische Schriftsteller Coelho hat in seinem Buch"Der Jakobsweg" diese schwere historische Last in keinem Satz erwähnt.

Der US-Schriftsteller und PsychiaterIrvin D. Yalom, Sohn jüdisch-russischer US-Einwanderer schrieb neben "Nietzsche weinte" oder "Die Schopenhauer Kur" auch einen bemerkenswerten Roman mit tiefenpsychologischen Einflechtungen: "Das Spinoza Problem".

Spinoza ereilte der ewige, unwiderrufliche jüdische Bannfluch (""Cherem";), weil er zu sehr gegen den Strom seiner Zeit und Glaubensbrüder schwamm. Kein Jude durfte mit ihm mehr sprechen, ihm nicht näher als 4 m kommen und mit ihm keine Geschäfte machen, auch nicht die eigene Familie. Im Christentum gabs die "Exkommunikation" und im Islam die "Fatwa" mit tödlichen Folgen. In der Synagoge musste sich Spinoza entkleiden, erhielt 39 Peitschehiebe und nach Beendigung der Bannzeremonie sich auf die Türschwelle legen und alleMitglieder der jüdischen Gemeinde traten auf ihn ein und er wurde bespuckt.

Was hat SPINOZA angestellt ?

Er hat mit seinen Überzeugungen die jüdischen Glaubensbrüder überfordert, nämlich:

o Die Bibel weise Irrtümer auf, sei nicht fehlerfrei und großteile als Allegorie und nicht 1:1 Wahrheit zu verstehen

o Spinozalehnte das Dogma von der göttlichen Auserwähltheit des jüdischen Volkes ab

o Es gäbe keinen persönlichen Gott, Gott habe keine menschlichen Attribute, sondern sei ein immanenter Wirkmechanismus in Natur und Kosmos.

   Es bestehe auch keine unmittelbare Interaktion zwischen Gott und den Menschen....eine Art pantheistisches Gottesbild, einen Radikal-Universalismus.

   Die menschen sollen ohne Religion eins werden mit den Gesetzen der Natur und des Kosmos ("Logos";) - defacto eine stoische Philosophie!

o Es gäbe keine Unsterblichkeit der Seele

o Er glaubte auch nicht an die Menschwerdung Gottes oder Dreifaltigkeit.

o Es gäbe auch nur wertneutrales Wissen, keine Gut und Böse - Kategorien.

o Der vornehmste Teil unserer Seele sei die Vernunft, welche von unseren Affekten geknechtet wird.

SPINOZA hatte prominente Anhänger:

Goethe - er verlor den Glauben an der ungelösten Theodizeefrage und wegen der vielen Toten des Lissaboner Erdbebens. Goethe hielt auch die 

von Augustinus erfundene "Dreifaltigkeit"§ für einen Unsinn. Die Gotteseigenschaft von Jesu wurde ja erst beim Konzil von Nicäa 325 n.Chr. im Zuge 

der konstantinischen Wende zum Christentum dogmatisiert. Für Juden und Moslems hat Jesus nur den Status eines Propheten.

Einstein - war Spinozianer und tat sich in der bigotischen US-Gesellschaft - wo Atheismus verpönt war - schwer, die er auch nicht sehr schätzte.

Die Religion verstehe es, mit ihren Narrativen (=Gschichterln) die Emotionen der Menschen zu vereinnahmenund vielfach auch zu missbrauchen.

Schopenhauer, Nietzsche, Freud, Lessing, Schlegel, Herder, etc....alle waren sie von Spinoza beeinflusst.

Lessing:"Es gibt keine andere Philosophie, als die Spinozas"Leibnitz:Spinozas "Ethik" sei eine unerträglich freche Schrift"Herder:"Ich muss gestehen, mich macht Spinozas Philosophie sehr glücklich, mir geht dabei das Herz auf"

SPINOZA starb mit 44 Jahren an Schwindsucht.

Goethe: "Ich fühle mich Spinoza sehr nahe, obgleich sein Geist viel tiefer und reiner, als der meinige ist"