Aufgewachsen in Wien neben der Börse war er Sohn eines jüdischen Textilhändlers. Er schrieb für das Feuilleton der "Neuen Freien PRESSE", deren Redakteur Theodor Herzl war. Zweig pflegte einen großbürgerlichen Lebensstil und unternahm auch Reisen nach Indien, Amerika, Russland - war im Briefwechsel mit Maxim Gorki.
Was würde Zweig zu Hofer, Le Pen, Trump, Wilders, Erdogan, etc.. sagen?:
"Geschichte ist Ebbe und Flut, ewiges Hinauf und Hinab; nie ist ein Recht für alle Zeiten erkämpft und keine Freiheit gesichert gegen die immer anders geformte Gewalt. Gerade wenn von uns Freiheit schon als Gewöhnung und nicht mehr als heiligster Besitz empfunden wird, entwächst aus dem Dunkel der Triebwelt ein geheimnisvoller Wille, sie zu vergewaltigen.“(Stefan Zweig,"Castellio gegen Calvin")
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Das berüchtigte, später abgerissene Hotel Métropole, das ab 1938 als Wiener Gestapo-Hauptquartier diente, spielt in Zweigs berühmtestem Werk, der «Schachnovelle» (Spätwerk Petropolis 1942), eine tragende Rolle. Der im Hotelzimmer in Isolier-Haft gehaltene Dr. B., der später auf einem Atlantik-Dampfer einen Kampf gegen einen dumpfen Schachweltmeister erfolgreich antritt, erhält sich durch einsame Schachpartien in der Isolierhaft die geistige Widerstandsfähigkeit gegen seine Nazi-Peiniger und besiegt den Schachweltmeister. Als Schutz vor dem Irrewerden in der Isolationshaft spielte er geistige Schachartien. Nachkriegsverfilmung mit Curd Jürgens in einzigartiger Charakterrolle.
Zweig zitiert Shakespeare: “Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht”. Gerade auch Qualitätszeitungen sollten dem Leser die Wege dahin öffnen, dazu braucht es geeignete Journalisten, die schon in der Welt von morgen leben.
Auf Seite 495/"Fouche" schrieb Zweig u.a.:
“Jeder Schatten ist im letzten doch auch ein Kind des Lichts und nur wer Helles und Dunkles, Krieg und Frieden, Aufstieg und Niedergang erfahren, nur der hat wahrhaft gelebt”.......“Nur wer auch die Tiefen des Lebens kennengelernt hat, hat wirklich gelebt”.
Die historischen Momentaufnahmen der "Sternstunden der Menschheit" zählen bis heute zu seinen erfolgreichsten Büchern. Darin finden historische Persönlichkeiten von Ferdinand Magellan, Leo Tolstoi (Flucht zu Gott in seinen letzten Tagen), Fjodor Dostojewski (Begnadigung in letzter Sekunde), Napoléon Bonaparte - die Weltminute von Waterloo, Napoleons schwere Niederlage - und Georg Friedrich Händels Auferstehung (Entstehung des Oratoriums Messias), und eigene Bücher zu Joseph Fouché und Marie Antoinette in einer stark subjektiv personalisierten Geschichte Eingang. Goethes unerfüllte Liebe zu Ulrike in den Marienbader Elegien. Goldrush in Kalifornien mit Suter und der Wilde Westen. Der Kampf um den Südpol mit Robert Scott. Das erste transatlantische Kabel in "Worte über den Ozean". Lenins Rückkehr 1917 nach Russland "Der versiegelte Zug".
Es handelt sich bei den Erzählungen um keine exakt historischen Analysen, sondern um novellistisch zugespitzte Analysen, wo der Heroismus der agierenden Personen im Vordergrund steht.
(Bücherregal: "Brief einer Unbekannten", "Schachnovelle", "Ungeduld des Herzens" - es geht um das falsche Mitleid eines jungen Offiziers mit einem gelehmten Mädchen, dass sich in ihn verliebte - der Offizier empfindet aber nur Mitleid für sie - Mitleid kann auch schaden*), "Sternstunden der Menschheit", "Marie Antoinette", "Maria Stuart", "Die Welt von Gestern, Erinnerungen eines Europäers", "Drei Dichter ihres Lebens", etc...).
*)Edith von Kekesfalva, ein siebzehnjähriges gelähmtes Mädchen verliebt sich in den jungen Offizier, ohne dass er ihr Gefühl erwidern kann. Doch ihre Zuneigung schmeichelt ihm. Der Arzt des Mädchens, dem deutlich wird, dass nur "das schwachmütige und sentimentale Mitleid, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist", den Leutnant bewegt, fordert seinerseits nun von ihm das "andere, das einzig zählt – das schöpferische Mitleid, das weiß, was es will und entschlossen ist, alles durchzustehen bis zum Letzten". Der Offizier glaubt formal und äußerlich der Verlobung zu genügen, ist aber unfähig, Edith auch nur einen einzigen Schritt wirklich entgegenzugehen, ja er streitet seinen Kameraden gegenüber sogar diese Verbindung ab. Sein Schuldbewusstsein erwacht sofort, aber erst allmählich wird er bereit, Verantwortung zu tragen. Doch unglückliche Umstände lassen Edith erfahren, dass er sie verleugnet hat – da stürzt sie sich vom Turm. Der Offizier lebt von nun an in dem Bewusstsein, daß "keine Schuld vergessen ist, solange noch das Gewissen um sie weiß".
Zweigs Vorbild war Montaigne/"Essays", sein höchstes Ideal war:
“Die Freiheit in der unendlichen Vielfalt des Lebens”. Er war auch ein viel Gereister, denn “Reisen verändere die Distanz zur Heimat und verändert auch das innere Maß”. Erschütternde Erlebnisse im 1.Weltkrieg machten ihn zu einem konsequenten Pazifisten.
Seine zweite Frau Lotte Altmann begleitete den damals 52-Jährigen Zweig auf einer Recherchereise nach Schottland für sein Buch über "Maria Stuart". Anschliessend schrieb ihr Stefan Zweig:
"Manchmal habe ich das Gefühl, als ob Ihnen Ihr eigenes Glück nicht wichtig genug wäre, als ob Sie nur nehmen wollten, was Ihnen zufällt, ohne ihm einen Schritt entgegenzugehen, als ob Sie nicht genug Mut hätten, glücklich sein zu wollen. Wenn ich Ihnen da doch helfen könnte und ein Beispiel geben."
Zweigs Bücher wurden in der Nazizeit verbrannt, sein letzter Zufluchtsort war nach Zwischenstationen Stationen in England und New York Brasilien (Petropolis/RIO). Seinem Freund Sigmund Freud - der auch vor den Nazis nach London flüchten musste - hielt er nach dessen Tod bei der Trauerfeier 1939 im Krematorium von "Golder’s Green" in London eine Abschiedsrede, die unter dem Titel "Worte am Sarge Sigmund Freuds":...........
Von seinem Freund Freud beeinflusst verbindet er in seinen Erzählungen einfühlsame Analysen und psychische Beweggründe der handelnden Personen.
Brasilien:
Petropolis etwa 2 Stunden von Rio entfernt. Zweig weinte dem alten, wohlgeordnete humanistische Europa der Monarchie nach. Jedoch war diese Welt im "fin de siecle" schon längst in Unordnung.
Hitlers Rassenwahn nach Brasilien in der Nähe von Rio flüchten (Petropolis). Er kam mit der neuen Welt auch dort nicht mehr zu Recht. Die Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ hatte ihn für sein Empfinden entwurzelt, seine Kräfte seien „durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft".
ZWEIG:
"Ich glaube an ein freies Europa. Ich glaube, dass Grenzen und Pässe eines Tages der Vergangenheit angehören werden."
Ein womöglich brüchiger Glaube angesichte jüngster, politischer Entwicklungen auf der Welt:
BREXIT, Renationalisierung, Wiedererstarken des Rechtspopulismus, Trump, degenerierter Raubtierkapitalismus, Flüchtlingskrise, etc.)
Wir erleben jetzt, dass Zwiegs Utopie inzwischen wahr geworden ist und inzwischen mehren sich wiederum die Anzeichen eines Verfalles.
"Wie sollen wir das nur aushalten?" fragt sich Zweig. Er findet darauf keine Antwort tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt, wohl wissend, dass in seiner Heimat seinen Verwandten und vielen Freunden der Tod droht und welche Zerstörung ihrer Kultur widerfährt.
Stefan Zweig war zunehemend von Depressionen geplagt und beendete zusammen mit seiner Frau 1942 das in der Casa Stefan Zweig in Petropolis das Leben (Suizid). Im Abschiedsbrief heisst es: "Ich grüsse alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht!"
Stefan Zweigs Novellen und Romanbiografien beschreiben minutiös das Denken und die Gefühle der handelnden Personen in den Romanen und er taucht immer wieder in die untergegangene Welt der Habsburger Monarchie ein, der er nachtrauerte und mit dem Untergang dieser Welt kam er für sich nicht mehr klar.
Was würde Zweig zu Hofer, Le Pen, Trump, Wilders, Erdogan, etc.. sagen?:
"Geschichte ist Ebbe und Flut, ewiges Hinauf und Hinab; nie ist ein Recht für alle Zeiten erkämpft und keine Freiheit gesichert gegen die immer anders geformte Gewalt. Gerade wenn von uns Freiheit schon als Gewöhnung und nicht mehr als heiligster Besitz empfunden wird, entwächst aus dem Dunkel der Triebwelt ein geheimnisvoller Wille, sie zu vergewaltigen.“(Stefan Zweig,"Castellio gegen Calvin"):
Stefan Zweig-ZITATE:
"Der Sinn des Lebens ist mehr als das Leben selbst".
"Der Hass hat ein besseres Gedächtnis, als die Liebe"
"Die halbe Wahrheit ist nichts wert"
"(Freud) als Denker (war) keineswegs verwundert über diesen fürchterlichen Ausbruch der Bestialität (unter Hitler) – seine Meinung, daß das Barbarische, daß der elementare Vernichtungstrieb in der menschlichen Seele unausrottbar sei, sei auf das entsetzlichste bestätigt."
"Jede Krise ist ein Geschenk an den schaffenden Menschen"
"Wer sich Ziele setzt, geht am Zufall vorbei".
"Des geistigen Menschen höchste Leistung ist immer Freiheit. Freiheit von den Menschen, Freiheit von den Meinungen, Freiheit von den Dingen, Freiheit nur zu sich selbst".
"Freilich unsere Gegenwart macht es uns nicht leicht, sie zu lieben; selten ist es einer Generation auferlegt gewesen, in einer so gespannten und überspannten Zeit zu leben wie der unseren, und wir haben wohl alle manchmal das gleiche Verlangen, einen Augenblick auszuruhen von der Überfülle der Geschehnisse, Atem zu holen in der unablässigen politischen Bestürmung durch die Zeit".
"Wir mussten Freud recht geben, wenn er in unserer Kultur, unserer Zivilisation nur eine dünne Schicht sah, die jeden Augenblick von den destruktiven Kräften der Unterwelt durchstoßen werden kann". …
"Wer einmal sich selbst gefunden, der kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren".
"Gedanken leben ebenso von der Bestätigung wie vom Widerspruch"
"Wahrheit und Politik wohnen selten unter einem Dach".