„Take back control“ - Verlierer der Globalisierung wählen Trump, Marine Le Pen, votierten für BREXIT.

Die Globalisierung hat Gewinner, aber noch viel mehr Verlierer hervorgebracht, bei denen sich deswegen eine die Wut im Bauch sammelt.

Eine Verliererin, die Arbeiterin einer niedergegangene Textilindustrie in England meint, die EU schaffe Regeln für ihren Wasserkocher, aber keinen Wohlstand. Sie ärgere sich über die vielen Zuwanderer , die den Druck am Artbeitsmarkt und auf das Gesundheitssystem vergrößern.

Einem Trumpanhänger mit tätowierten Oberarmen und Bart in USA sind die Freihandelsabkommen (NAFTA, etc..) ein Dorn im Auge, sie würden die Arbeitsplätze (50 Nähmaschinen-Frauen verloren kürzlich ihren Job) von Tennessee nach Mexiko verlagern.

Hillary Clinton sei korrupt und von den Konzernen gekauft, wogegen Trump nie ein Politiker gewesen sei. (Anmerkung: Trump fabrizierte 3 Konkurse, lebt einen unverschämten Reichtum und es gäbe genauso viel Negatives über ihn zu erzählen, aber er versteht es im GGs. zu Hillary das Volk zu manipulieren). Trump verspricht auch : „I make America great again“. Und gäbe es Trump nicht, würde er Bernie Sanders wählen, weil beide gegen „das System“ auftreten.

Ein Phänomen jetzt verstärkt durch BREXIT erobert die westlichen Demokratien, die “Wutwähler“.„Take back control“ – die Kontrolle zurückgewinnen war die Parole der BREXIT-Wähler.

Ihre Wut richtet sich gegen die Eliten in Politik und Wirtschaft, weil sie eine andere ausschließende, abgehobene Gesellschaft geworden sind. Die neue Elitenkultur heiß Exklusion statt Inklusion, die Verlierer werden gänzlich (=Exklusion) von ihrem wachsenden Reichtum ausgeschlossen. Ähnliche Motive gelten für die Le Pen Wähler in Frankreich.

Die Wut richtet sich gegen:

o die etablierten Parteien und Wirtschaft

o gegen die Mainstreammedien

o gegen Freihandel, der Arbeitsplätze in Billiglohnländer abwandern lässt

o etc…

Der Freihandel schuf einerseits mehr Wohlstand, hat aber andererseits Grenzen erreicht, wo viele sagen, wir wollen wieder über unsere eigenen Lebensbedingungen bestimmen, wir sehnen uns wieder nach Grenzen, wir wollen nationale Gesetzgebung nicht von Brüssel gesteuert. Die zunehmende, globale Komplexität ist vielen nicht mehr geheuer. Befeuert von Finanz-und Eurokrise und Flüchtlingsströmen aus dem Nahen Osten hat die Wut ihren Siedepunkt erreicht. Der Aufstieg Chinas und der Niedergang der Industrie hat das Ihre beigetragen.

Das Internet ist Forum für Wutbürger und hat darin einen Verstärkereffekt ("Echokammern";) gefunden. Erst das Internet scheint vieles möglich gemacht zu haben, jeder kann seine Wut in Foren sichtbar machen.

Diese Wut führt dazu, dass sich viele Wähler von den traditionellen Parteien abwenden und sich neuen, populistischen Bewegungen zuwenden, die ihnen etwas versprechen, was sie einmal an der Macht dann genauso wenig halten.

Wut gefährdet unsere Demokratie von innen heraus, weil sie sich immer linken oder rechten Extremen zuwendet. Demokratie lebt aber von ausgeglichenen "checks & balances" (= ein System gegenseitiger Kontrolle der Macht). Was jetzt abläuft, ist wie eine "Autoimmunerkrankungen", die sich plötzlich gegen die demokratische Gesellschaft richtet.

Nationalistische, fremdenfeindliche und autoritäre Bewegungen sackeln jetzt die Wählerstimmen ein. Als gebildeter Mensch kann man sich da nur auf den Kopf greifen. Anstatt die Demokratie zu erneuern, wird sie zerstört.

Das Hauptproblem in meinen Augen ist, dass sich in unserer Wohlstandsgesellschaft massenhaft Vermögen angesammelt hat mit dem Hacken, dass es völlig ungleich (befördert durch das Erbrecht) verteilt ist. Die Vorteile der Globalisierung gelten nicht gleichermaßen für alle gesellschaftlichen Schichten, es gibt viel mehr Verlierer, als Gewinner insb. in den Arbeiterklassen, Prekariaten, und beim absteigenden Mittelstand.

Das durchschnittliche Jahreseinkommen ist seit 1999 um rd. 5000 USD gefallen, anstatt gestiegen.Der amerikanische Traum ist ausgeträumt, finanzielle Impotenz, nicht jeder kann den Aufstieg mehr schaffen. 400 Amerikaner besitzen heute soviel Vermögen, wie zwei Drittel der restlichen US-Gesellschaft.

Das System sei "rigged" (=US-Wahlkampfslogan von Sanders und Trump), daher von Eliten zu ihrem Vorteil manipuliert.

In Pennsylvania haben die Handelsbeziehungen mit Asien fast 70.000 Arbeitsplätze gekostet.

Die Welle der Globalisierung hat unsere Mittelklasse ausgelöscht, sagen mit Recht die übrigen Populisten. Trump ist gegen NAFTA (=Freihandel Kanada, USA, Mexiko)oder TTP oder TTIP, die noch nicht in Kraft getreten sind. Die Aufnahme Chinas in die cWHO hat die Schleusen für Preisdumping Richtung Westen und ihren Folgen für unsere Arbeitsplätze geöffnet (Soziologe Galston).

Die heutige postindustrielle Gesellschaft hat ihre Werkbänke und Arbeitsplätze nach Asien (China, Malaysia, Taiwan, etc...) verlagert. Strukturwandel am westlichen Arbeitsmarkt, neue Qualifikationen werden gebraucht. Mobile, vernetzte, weltoffene, teamorientierte Experten werden gebraucht für die Arbeitsplätze der Zukunft des techologischen Wandels.

Die heutigen Weltanschauungen reduzieren sich heute primär auf Modernisierungsgewinner und Verlierer. Die im Stich gelassen wurden, empfinden diese Wut im Bauch und es werden immer mehr. Das reiche London und die arme Peripherie, der Einbruch in der Stahlindustrie mit tausenden von verloren gegangen Arbeitsplätzen wegen chinesischem Stahlpreisdumping. Die USA hat reagiert und erhebt hohe Zölle, nicht so die EU. Den Arbeitern läuft die Arbeit weg.

Ich persönlich sehe das große Problem darin, dass wir nicht in die 60er-Jahre zurückkehren können, eine tödliche Illusion, die von den Populisten erzeugt wird.

Ich habe bis heute noch kein klares Wirtschaftskonzept seitens der populistischen Parteien gesehen, sie bedienen nur die negativen Emotionen der Wutbürger, das ist jedoch zuwenig.

Andererseit hat die ökonomische Oligarchie dem Volk tiefe Wunden zugefügt und es hat mit Recht das Gefühl, von der Politik vergessen worden zu sein. Die Politik beförderte ihre eigenen Interessen und nicht die des Volkes und haben es verabsäumt, auf die Folgen der Globalisierung angemessen zu reagieren.

Der Wutschrei gegen Entfremdung, Exklusion der Mittel und Unterschicht und nicht greifbare Autoritäten in Brüssel werden der EU weiterhin zusetzen, davon bin ich überzeugt.

Die Eliten sind zu unverschämt geworden, weshalb die Geschichte jetzt wieder in die andere Richtung geht, schrieb die NYT (David Brooks). Damit dürfte er Recht behalten. Der französische Soziologe Michel Wievirka spricht sogar von einem Erdbeben ("Le seisme";), wenn Marine Le Pen am 8.Mai 2017 als Siegerin am Place de la Concorde stehen wird.

Bis dato hat die Politik keine Antwort gefunden, die Zeit läuft genen sie.

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