Der Politikwissenschaftler, Rundfunkredakteur und Medienexperte Ulrich Teusch stellt in seinem Buch "LÜCKENPRESSE" die Frage, ob die Kritik an den etablierten Medien berechtigt oder nur eine Paranoia à la "Lügenpresse“ ist?
Die etablierten Medien stecken in einer massiven Glaubwürdigkeitskrise. Teile des Publikums proben den Aufstand, "öffentliche Meinungen" und "von Medien veröffentlichte Meinung" driften immer weiter auseinander (Beispiel "Flüchtlingskrise", "Ukraineberichterstattung", etc...). Die ständig steigende Entfremdung zwischen öffentlicher Meinung und Mainstream-Medien und deren "Verlust der Deutungshoheit" werden immer deutlicher; Nicht nur hierzulande, auch in vielen anderen Ländern geraten die angeblichen Leitmedien unter Beschuss. Stein des Anstoßes sind die Inhalte – man hört auch den Vorwurf der "Lügenpresse". Doch sind Lügen wirklich das Problem?
Ulrich Teusch stellt noch andere, weit gravierendere Faktoren ins Zentrum seiner Analyse:
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o Unterdrückung wesentlicher Informationen. Vieles wird nicht oder nur sehr "selektiv" und "einseitig" berichtet. Die Medienlandschaft bei den Qualitätsmedien leidet unter zunehmender "Homogenisierung". Die Medien haben ihre "Pluralität verloren". Die heute mögliche Kontrolle durch das Internet mit seiner "Außenpluralität" hat diese Mängel erst sichtbar gemacht.
Der Autor schreibt über Manipulationen der führenden Medien, die durch das Verschweigen wichtiger Informationen, tendenziöse und sehr einseitige Berichterstattung betreiben und durch Halbwahrheiten Einfluss auf das Denken der Bevölkerung nehmen. Dieser Vorwurf bezieht sich nicht nur auf die Boulevardblätter, sondern wo man es weniger erwartet auf die Leit- und Qualitätsmedien. Breitere Meinungsvielfalt kann nur dadurch erreicht werden, dass in Demokratien nicht andere Meinungen ausgegrenzt werden, sondern durch Abwägung von sachlichen Argumenten.
Mir persönlich fällt auf, dass mit "Elitenkritik sehr sparsam" bis gar nicht umgegangen wird, weil sich Journalisten selbst ihnen zugehörig fühlen. Kritik am Brüsseler Eurokraten-Lobbyismus findet sich nur sehr sparsam und an deren Abgehobenheit.
Ulrich Teusch benennt "Peter Scholl-Latour als unabhängigen Journalisten", der gegen den Mainstream schrieb. Er sieht in Russland auch ein Opfer einer systematischen Kampagne durch die ferngesteuerten westlichen Medien Europas. Der NATO-Drang nach Osten -geplant bis an die Krim- sei eine historische Fehlentscheidung gewesen, sagte Scholl-Latur und wenige Aufgeklärte würden dem heute widersprechen.
Ein tugendhaftes Vorbild sind die USA längst nicht mehr. Im schonungslosen Rückblick erscheinen sie als dubioser, ja gefährlicher Partner, weil Irakkrieg, Afghanistankrieg und Nahostpolitik uns erst recht die Flüchtlingskrise beschert haben.
Die Rettung Deutschlands vom Faschismus und danach der Marshallplan waren nach wie vor eine große Tat der Amerikaner, aber eben auch immer mit Eigeninteressen verbunden und diese Taten führten zu einem verschleierten Medienblick auf die heutigen USA-Aktivitäten rund um die Welt. Syrien, Libyen und der ganze arabische Frühling – all das zeigt das Versagen der USA und der begleitenden westlichen Medien. Man zerstörte gewachsene gesellschaftliche Ordnungen, konnte jedoch keine neue Ordnung installieren und es blieb Chaos und Gewalt.
Medien ebenso wie die Politik nehmen große Teile der Realität und die "Sorgen und Ängste der Menschen" gar nicht mehr wahr und klammern diese vollkommen aus (Flüchtlingsthema). Die Berichterstattung fällt oft auch durch plakativen, tendenziösen, sehr flachen und oft staats- und wirtschaftsnahen Journalismus auf.
Oft wird auch mit zweierlei Maß gemessen und es erfolgt oft eine sehr "einseitige Positionierung auf der Seite des Establishments".
Diese Defizite sind in unserem Mediensystem auch strukturell verankert. Wenn sich daran nichts ändert, wird sich das Siechtum der Mainstreammedien fortsetzen und der Journalismus, wie wir ihn kannten, wird bald der Vergangenheit angehören.
Der Vorwurf Lügenpresse ist insofern nicht richtig, als nicht die "Lüge" den tendenziellen Mainstream dominiert, sondern die "Lücke", das Vorenthalten von wichtigen Informationen und dass Nachrichten oftmals gezielt unterdrückt oder in tendenziöser weise bewertet werden.
"Wir sind keine Fachidioten, sondern Idioten in allen Fächern" meinte einmal eine Radiojournalistin dazu. „Nicht die Lüge kennzeichnet den Mainstream, sondern die Lücke.“ Nachrichten im „Lückenjournalismus“ sind gekennzeichnet durch spezifische Gewichtung, tendenziöse Bewertung (Doppelmoral) und teilweise gezielte Unterdrückung, was durch die "gängigen Narrative in den Mainstream-Medien" quasi systemimmanent geschieht (Seite 39).
Die mediale Doppelmoral kam in "Ukrainekonflikt" laut Teusch klar zum Ausdruck, wo alles Russische schlecht und böse war und auf Seiten der Ukrainer nur Gutes geschah. Jedoch auch das russische Volk hat seinen Stolz und will nicht permanent vom Westen gedemütigt werden. Eine Richtigstellung der Berichterstattung in den Medien hat nie stattgefunden. Bei diesem Statement habe ich persönlich den Eindruck, Teusch hat zuviel das russische Popaganda-Medium "Russia Today" gelesen. Natürlich ist die "VOA" ("Voice of America") nicht viel besser.
Bezeichnend ist es auch, dass sich Frau MERKEL am Höhepunkt der Flüchtlingskrise mit den Intendanten des öffentlichen Rundfunks getroffen hat. Thematisiert werden von Teusch auch "Rudeljournalismus", "Trendjournalismus", "Meinungskorridor-Journalismus"- überall steht oft das Gleiche drinnen.
Er beschäftigt sich auch damit, ob seriöser Journalismus eventuell größere Krisen und Kriege hätte verhindern können. Das dies möglich wäre, zeigt er am Beispiel des Irakkrieges auf. Heute weiß man dass uns nachweislich 935 Lügen im Bezug zum Irakkrieg US-Präs. Bush aufgetischt wurden - eigentlich ein Skandal - niemand aus Politik und Medien wurde jemals dafür zur Rechenschaft gezogen. Die Frage, wie denn unsere Welt aussehen würde, wenn die Medien ihren Job richtig gemacht hätten, ist berechtigt.
Vielen Journalisten tut man mit der generellen "Journalisten-Schelte" aber auch Unrecht. Oftmals haben sie mit Repressalien zu rechnen oder sind mit Jobverlustangst konfrontiert, wenn sie Skandale aufdecken oder nicht der politischen Ausrichtung des Mediums entsprechen.
Es gibt andererseits auch die abgehobenen Journalisten. Was ohnedies schon die Spatzen von den Dächern pfeifen ist das Ende der Printmedien, die auf kurze Sicht von den Internetmedien verdrängt und ersetzt werden. Die Mainstream-Medien erleiden genau dasselbe Schicksal wie die großen Volksparteien, sie schaffen sich nach und nach selbst ab.
Hausverstand:
So bleibt am Schluss als Empfehlung an seine Leser, sich mit Hilfe von Alternativmedien im Internet schlau zu machen. Wir sollten mündige und misstrauische Bürger sein und das hinterfragen, was man uns vorsetzt. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass etwas der Wahrheit entspricht, nur weil es in den Medien berichtet wird. Wer die Zeit dazu hat, kann auch viel durch Mediawatching und Internet-Blogs erfahren (genannt "Außenpluralität" im Medeinjargon.
"Alphajournalisten" sind oft von der Macht korrumpiert und möchten sich nicht um ihre gut bezahlten Jobs bringen, indem sie sich gegen die gewünschten Meinungen stellen und zu kritisch sie fütternde Eliten berichten. Viel zu viele Menschen lassen sich noch manipulieren, weil sie so naiv sind und alles was ihnen von den Medien vorgesetzt wird für bare Münze nehmen!
Wie es mit den Printmedien bergab geht, zeigen aktuelle Ziffern vom 3.Quartal 2016 aus Deutschland:
Bild .....................-12%
Welt, FAZ(aSo), ND .......-10%
Taz, FAZ, SZ ............. -5 bis-6%
Relativ stabil blieben das "Handelsblatt"(Wirtschaftsqualität) und "ZEIT"(Feuilletonqualität). Beide Medien zeichnen sich in meinen Augen um bemühte Qualität aus.
o Wer sich für weitere Beiträge von mir zum Journalismus interessiert:
https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/journalismus-die-wahrheit-ist-den-lesern-zumutbar-25054
https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/medien-u-technologietrends-2016-16532
https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/wie-haben-oesterr-medien-2015-abgeschnitten-22517
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