Zu erkennen, dass sich viele Hoffnungen nicht erfüllt haben. Das Altern verliert die Leichtigkeit der Jugend. Man hat immer noch keine Familie, immer noch keinen sicheren Job, immer noch kein festes Leben. Die Zukunft ist immer noch offen, und trotzdem kann man den Gedanken nicht abschütteln, dass die Optionen, Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten mit jedem Tag ein bisschen geringer werden. Das schmerzt.

Die Möglichkeit, es sich fest einzurichten, existiert nicht mehr.Und dann kommt der Schock. Der Schock um die Erkenntnis, dass die Zeit abläuft. Dass man falsche Entscheidungen getroffen hat. Dass man jemand ist, der man nicht werden wollte und dass man nicht jeder werden kann.

Die jüngere Generation genießt die wachsende Freiheit, die mit der Flexibilität einhergeht, doch zugleich leidet sie an den bindungslosen Verhältnissen – finanziell, sozial, psychisch. Das erzeugt ein Gefühl des permanenten Widerspruchs. Viele gebildete, unterbezahlte 30-Jährige empfinden diese Paradoxie: Einerseits lehnen sie ein geregeltes Leben ab, andererseits realisieren sie, dass die Zeiten, in denen die Gründung einer Familie eine ehrliche, finanzierbare Alternative wäre, größtenteils vorbei sind.

Einerseits können und wollen wir nicht mehr so leben wie unsere Eltern. Andererseits plagt uns die Verunsicherung, wohin uns der Weg des permanenten Zweifelns schließlich führen wird. Es ist traurig, zu wissen, gerade mit 30, dass viele Wünsche und Hoffnungen unerfüllbare Träume bleiben. Viele junge Menschen zB. in Berlin und anderen Großstädten leben von rund 1.000 Euro netto im Monat – und das nach intensiven, aufreibenden Studiengängen. Sie sind freigeistig und lethargisch; irgendwie zufrieden und doch melancholisch. Man wird sich nicht wundern dürfen, dass dieser prekäre Zustand das ganze marktwirtschaftliche System in Zweifel zieht, dieses frei erkämpfte, bürgerlich gefeierte System. Nicht aus purer ideologischer Überzeugung, sondern aus heimlicher, persönlicher Frustration.

Ein 30-Jähriger in LONDON:

London gehört immer weniger den Londonern, sogar die Mittelschicht stöhnt infolge der hohen Mieten von 1500 .- aufwärts und Eigentumswohnungen mit bald 1 Mio und mehr. Die Gentrifizierung durch reiche Ausländer ( Chinesen, Russen, etc. investieren ihr Geld in Immobilien, die dann oft leerstehen) zerstören den urspr. Charakter und die Coolness des multikulturellen Londons. So funktioniert London, die härteste Stadt Europas.

Es sind Probleme entstanden, wie man sie aus Schwellen- oder Entwicklungsländern kennt: chronische Wohnungsnot, überforderte soziale Dienste – vor allem in der Gesundheitsversorgung –, eine darbende Infrastruktur, sinkende Schulqualität. Die Stadt platzt aus allen Nähten, weil sie von einem Grüngürtel umgeben ist, den sie nicht bebauen darf. Und die traditionelle Baustruktur – zwei-, höchstens dreistöckige Reihenhäuschen, so weit das Auge reicht – setzt London Grenzen aus Backstein. Zugleich ist wahnsinnig viel Geld da. Geld, das sich seine Wege sucht.

Nach wie vor fließen Tag für Tag viele Milliarden Pfund, Euro und Dollar nach und durch London. Am London Stock Exchange, der Börse, setzen Geschäftsleute täglich 2,2 Milliarden Euro um, fast die Hälfte des weltweiten Handels und so viel wie an den Börsen in New York und Tokio zusammen. Nirgends auf der Welt leben so viele Milliardäre wie an der Themse: 72, laut der jüngsten “Super-Rich List” der “Sunday Times”. Die US-Investmentbank Goldman Sachs zahlte ihrem Londoner Führungspersonal für das vergangene Jahr einen Bonus von rund drei Millionen Euro – jedem Manager, versteht sich.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 18.05.2016 05:45:53

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