USA
Die von Scheinheiligkeit geprägte US-Gesellschaft ist moralisch am Ende. Das Duell zwischen Clinton und Trump zeigt schonungslos auf, wie morbid diese Gesellschaft geworden ist und wie schlimm es um das amerikanische Gemeinwesen bestellt ist. Das Werteethos eines korrupten, degenerierten Kapitalismus hat Amerika zwar nicht ökonomisch, jedoch dafür umso mehr moralisch zerstört. Amerika ist so tief gefallen, dass sogar Lügner, Betrüger, Bankrotteure und psychisch instabile Menschen zum Präsidenten gewählt werden können und somit auch Herr über das größte nukleare Waffenarsenal werden.
In Amerika tobt ein neuer, auch nach dem Wahltag nicht enden werdender politischer Bürgerkrieg. Schwarze Bürger kämpfen gegen weiße Polizisten, Demokraten gegen Republikaner und was am schwersten wiegt: Die Angehörigen einer sich um den amerikanischen Traum betrogen fühlenden Unter- und Mittelschicht kämpft gegen das politische und ökonomische „Establishment“, gegen Korruption und Vetternwirtschaft – und sogar die Eliten sind gespalten.
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Wie lange ist das Volk noch bereit, hier zuzuschauen? Der amerikanische Missionsglaube, seine Bigotterie und das „America First“ sind ein Trugbild geworden. Hillary Clinton mit ihrer korrupten Clinton-Stiftung als Repräsentantin der US-Eliten gegen einen widerwärtigen Millionär Trump und gleichzeitigen Bankrotteur, der sich von seiner Frau deswegen trennte, weil sie ihm 3 Kinder gebar und deswegen sexuell nicht mehr attraktiv für ihn gewesen sei. Verfolgt man die Medien, so kommt klar zum Ausdruck, dass das Volk am 8. November nur die Wahl zwischen zwei Übeln hat.
Das Duell Clinton/Trump zeigt in aller Schonungslosigkeit, wie es um den Zustand der amerikanischen Demokratie und Gesellschaft und die Gemütsverfassung der Amerikaner bestellt ist.
Zerrissen, gespalten, hasserfüllt, vergiftet – und das soll die Führungsmacht des demokratischen Westens sein? Über die Autoimmunerkrankung Amerikas freuen sich auch bei uns nicht wenige Bürger, die in den Vereinigten Staaten schon immer das wahre Reich des Bösen sahen.
EUROPA:
Das Fatale daran ist jedoch, dass bei nüchterner Betrachtung auch in Europa alles andere als ein Grund zum Jubeln besteht. Die Pastorentochter Merkel hat mit ihrer rigiden Politik wesentlich zum BREXIT und Spaltung der europäischen Gesellschaft beigetragen. Ihr Netzwerk hält sie aus Angst, denn wenn der Kopf fällt, dann fallen auch viele Mitläufer.
Außenminister Steinmeier schlägt in einem kürzlichen FAZ-Interview Alarm: Die sich häufenden Symptome der Selbstzerstörung unserer Demokratie und des europäischen Einheitsgedankens jenseits des Atlantiks seien kein Grund mehr für Jubel. Die „immer aggressivere Abneigung gegen Fakten“ könne für das vernunftbasierende politische Gemeinwesen das Ende bedeuten. Steinmeier gibt auch der zunehmenden Komplexität unserer Welt die Schuld. Die Welt gerate derzeit an zu vielen Stellen aus den Fugen, als dass es uns egal sein könnte, wie unerbittlich sich dieser Prozess auch innerhalb der Vereinigten Staaten selbst abspielt.
Zu Putin:
Der russische Präsident Putin betreibt eine aggressive, remilitarisierte Außenpolitik unter Missachtung internationaler Regeln und Prinzipien, um sein Regime zu sichern und um von den katastrophalen wirtschaftlichen Missständen im Inland abzulenken.
Das von den USA hinterlassene Machtvakuum nach Abzug ihrer Truppen, ob Lybien, Irak und insb. den Bürgerkrieg in Syrien nützt Putin brutal für seine neoimperialen Interessen aus – unter Missachtung der Menschenrechte zusammen mit Assad. Sogar Spitäler werden bombardiert.
Erdogan ist gerade dabei, die Türkei in ein faschistisch autoritäres System ohne Rechtsstaatprinzipen und Meinungsfreiheit umzuwandeln und er lässt Professoren und Journalisten einsperren. Die Türkei ist jedoch der Flügelmann der Nato im Südosten Europas und wird nun selbst eine islamistische Präsidialdiktatur. Durch die türkischen Auffanglager wurden Flüchtlingsströme gebremst, jedoch scheint auch dieses Abkommen mit der Türkei demnächst zu zerbrechen.
In der Migrationsfrage herrscht tiefste Zerstrittenheit in der geschwächten EU. Die EU steckt in der schlimmsten Krise seit ihrer Geschichte.
China lässt seine Muskeln im pazifischen Raum spielen und achtet ebensowenig die Menschenrechte. Von einer Demokratie kann auch dort nicht die Rede sein. Es will im pazifischen Raum zur Supermacht werden und erzielte schon erhebliche Geländegewinne.
Die freie Welt wird von Lähmung und Spaltung und Zerfall geplagt:
Das frustrierte Volk ist noch dazu blöd genug, es mit den rechtspopulistischen Perteien zu versuchen. Die Fehlbarkeit freier Gesellschaften und die politische Mühsal und Errungenschaft demokratischer Systeme will man gegen die bloß behauptete Unfehlbarkeit neuer rechtspopulistischer Diktaturen in all ihren Erscheinungsformen eintauschen.
Populisten versuchen mit einfachen "Wahrheiten" in einer komplizierten Welt das Volk zu ködern und der im Konsumismus und Wohlstandsgesellschaft zunehmend verdummende Bürge frisst ihnen aus der Hand. In den USA zählt der politische Horrorclown Trump dazu.
Auf diesem Terrain beginnt fast unmerklich die schiefe Ebene, auf der Demokratien talwärts rutschen. Die Geschwindigkeit, mit der dies derzeit in der Türkei geschieht, müsste trotz der Besonderheiten dieses Falls allen die Augen für die Gefahren solcher Prozesse öffnen.
Die Freiheit, der Rechtsstaat mit seiner Gewaltentrennung im Sinne einer Machtbalance ("checks & balances" ) und die unter großen Opfern erkämpfte Demokratie mit ihren vernunftbasierten Regeln sind nicht in Stein gemeißelt, wir müssen täglich mit Civilcourage darum kämpfen. Das tun wir aber nicht und wenn ich mir allein auf "f+f" einige inzwischen vom FischundFleisch-Team entfernte Kommentatoren so ansah, stiegen mir die Haare zu Berge. Viel schlimmer geht es in den anderen sozialen Netzwerken gefüllt mit Hasspostings zu. Dabei fallen besonders die Facebookseiten rechtpopulistischer Politiker negativ auf.
Auch für die USA ist es fatal, wenn dort vergessen wird, dass die Errungenschaften der Demokratie immerfort respektiert, gepflegt und verteidigt werden müssen, oder sie gehen verloren.
In der Öffentlichkeit sei „eine immer aggressivere Abneigung gegen Fakten“ zu beobachten, mahnt Steinmeier, eine „tödliche Gefahr für unser politisches Gemeinwesen“. Es sei „überlebenswichtig für unsere demokratische Gesellschaft“, dass "Debatten auf der Grundlage von Fakten und nicht (niedrigen) Gefühlen geführt würden". „Nur so erhalten wir unsere Fähigkeit zum produktiven, wahrheitssuchenden Dialog“, schreibt der SPD-Politiker und Kanditat für das deutsche Amt des nächsten Bundespräsidenten in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Mit Blick auf den US-Wahlkampf, die Brexit-Kampagne, die Lage in Russland und auch die Debatte in Deutschland klagt Steinmeier, die „Ruchlosigkeit“ lasse einen „fast sprachlos zurück, mit der im grellen Licht der Öffentlichkeit Fakten verbogen und abgestritten werden, ... ja schlicht gelogen wird“. "Gefühlte Wahrheiten treten an die Stelle von überprüften Fakten“ - fatal in einer vernetzten Welt mit zunehmender Komplexität.
Die digitale Revolution habe einen nicht enden wollenden Schwall von Informationen aus einer neuen, schwer zu verstehenden Welt erzeugt. Darauf seien wir weder intellektuell noch kulturell vorbereitet. „Wir müssen mehr in Systeme, die Wahrheit produzieren, investieren“ (Bildung, Forschung, etc..).
Reale Abstiegsängste der Mittelschicht, wachsende Arbeitslosigkeit bei uns und insbesondere in südlichen Ländern, Angst vor Identitätsverlust, Rückbesinnung auf Nation, Ethnie, Religion, auf das, was allerdings nur scheinbar leichter Sicherheit und festen Boden unter den Füßen verschafft. Es ist aber auch der Boden, auf dem neue Konflikte und Kriege wachsen.
Identität sei auf der anderen Seite für den Menschen lebenswichtig und gewinne in der Entgrenzung der globalisierten Welt noch an Bedeutung. Wenn sie gepaart sei mit Abgrenzung, Ausgrenzung und Ablehnung des Fremden, erst recht mit Angst vor der Zukunft und dem Bild einer vermeintlich großen Vergangenheit, dann wird es für uns alle gefährlich und ist es zum Teil schon.
Ich persönlich bin mir nicht mehr so sicher, ob es noch 5 vor 12 und nicht schon bereits 5 nach 12 ist.
---Nachtrag---
Da in den Kommentaren mir jemand sie Frage stellte, was können wird dagegen tun? Versuch einer Antwort; wüsste ich eine Lösung, wäre ich vielleicht ein reicher Mann:
Die Lösung liegt beim Bürger selbst, mehr Civilcourage, mehr Selbstengagement in politischen Systemen, mehr Bürgerinitiativen, mehr Druck auf die Parteiapparate, den Kampf gegen das Krebsgeschwür des aus dem niedrigen Triebleben aufsteigenden Populismus aufnehmen. Wo Populismus endet, dazu gibt es genug Anschauungsmaterial aus der Zeitgeschichte - er endet jedenfalls nicht im Guten.
Er bietet nur die Plattform dafür, Hassgefühle und jene Triebe in unserem Unbewussten (Aggressionstrieb, Neid, Hass, Egoismus, Wut auf die anderen - die mehr haben, etc.) auszuleben, die am Ende des Tages zwangläufig im Unglück enden (Hasspostings nur als ein Indiz dafür).
Schuld sind immer die anderen. Das beginnt schon beim Lehrer-Bashing und natürlich nie im Elternhaus. Bei den Eltern sind immer die anderen schuld, wenn ihre "kleinen verwöhnten Prinzessinnen und Prinzen" nichts taugen. Da meine Frau Professorin ist, krieg ich aus ihren Erzählungen so einiges mit. Die Versager boxt man dann mit Berufungen gegen Noten und Teilleistungsstörungs-Zertifikaten von irgendwelchen schwindligen psychiatrischen Gutachtern durch.
Auf f+f ist Maria Lodyn eine Expertin im schulischen Bereich, die das besser erklären kann und als größere Idealistin vielleicht zu anderen, erfreulicheren Schlüssen als ich kommt.
Das Hauptübel beginnt in meinen Augen bereits im Elternhaus und in der zunehmenden Verdummung unserer Wohlstandgesellschaft, die den Konsumismus in ihren Lebensmittelpunkt gestellt haben. Ein weiterer Hauptgrund ist das neoliberale Wertesystem, das unser Arbeitsleben immer mehr beschleunigt hat. Der Arbeitsdruck und Konkurrenzkampf ist viel härter und teilweise unzumutbar geworden. Wir sind Arbeitssklaven eines sich immer schneller drehenden Hamsterrades und Teil einer zunehmend der Solidaridät verlustig gewordenen Gesellschaft geworden.
Der Druck am Arbeitsplatz zerstört jene Ressourcen, die wir dann zu Hause für die Beschäftigung und Erziehung der Kinder noch dringend nötig hätten, aber es muss halt auch der Lebensunterhalt verdient werden. So werden die Kinder zum Fernseher und iPad abgeschoben. Die Verhaltensauffälligkeiten haben in den Schulen massiv zugenommen und der Lehrer soll bei 30 Schülern Erziehungsersatz und Psychotherapeut für die Schüler sein und wird dafür nicht nur von den Eltern, sondern auch der Schulbürokratie in noch üblerem Ausmaße traktiert. In der Ministerialbürokratie sitzt "Ausschussware" - Günstlinge politischer Parteien, die immer mehr werden und beschäftigt werden müssen (siehe Google: "Parkinson'sches Gesetz" des Bürokratiewachstums: https://de.wikipedia.org/wiki/Parkinsonsche_Gesetze . Ihr Output an Erlässen und sich laufend ändernden Richtlinien und ins. das vom BiFie entwickelte neue Evaluierungssystem ist ein Krebsgeschwür, dass den Vogel abschießt und unser Bildungssystem zerstört und völlig gegen den verfassungsmäßigen Grundsatz der "Verhältnismäßigkeit" verstößt.
Der Materialismus und die Gier hat jeglichen Humanismus und alles Geistige in unserer Gesellschaft an die Wand gedrängt und was wir jetzt erleben, ist der Scherbenhaufen eines degenerierten Kapitalismus. Er zerstört nicht nur unsere Seelen, sondern auch unsere Umwelt und es ist in meinen Augen bereits 5 nach 12!.
Gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen zum Guten oder zum Bösen sind einer Eigendynamik unterworfen, die ein Einzelner praktisch nicht ändern kann. Das Gleiche gilt im Kampf gegen unsere Bürokratie. Da muss eine kritische Masse mittun, die ich aber nicht sehe. Solange jeder die Schuld beim anderen sucht, wird sich nichts ändern und es wird viel gejammert, aber wenig getan. Ein drittes Übel ist die österr. Mentalität der Mieselsucht, wie es schon Hugo Portisch einmal richtig konstatierte.
Eine "kritische Masse" müsste den Spruch Mahatma Ghandi's beherzigen, der da sagte: "Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünscht für diese Welt.“
-----Nachtrag "Liberale Arroganz, Elitenarroganz":-----
Die ZEIT bringt 18 Erklärungen, wie es zum Aufstieg Trumps als wichtigstes, politisches Phänomen 2016 kommen konnte. Eine davon möchte ich herausgreifen, ich nenne es die "Arroganz der Eliten". Diese pflegten einen "herablassenden, defensiven Spott gegenüber allen Personen oder Bewegungen außerhalb ihres eigenen Konsens", und täten dabei so, als würden sie nur "das Monopol der Vernunft verteidigen". Die Arbeiterklasse aus der demokratischen Partei verschwunden und die Partei ist so zu einem Club der liberalen Akademiker geworden sei. Gleiches könnte man bei unserer Sozialdemokratie konstatieren.
Die politische Polarisierung, unter der die USA leiden, sei daher nicht nur von der Tea Party und anderen Protagonisten der Rechten ausgegangen ist, sondern auch der "liberalen Teil Amerikas" hat dazu beigetragen. In der New York Times beschreibt Nicholas Kristof sein Eingeständnis liberaler Intoleranz. Darin geht es um eine selektive Toleranz weißer, progressiver Amerikaner. Kristof schreibt: "Wir haben nichts gegen Menschen, die nicht aussehen wie wir, solange sie denken wie wir."
Im "New Yorker" bringt Pankaj Mishra einen der größten Philosophen der Aufklärung - Rousseau - in Stellung:
"Wie Rousseau Trump vorhergesehen hat", lautet der Titel des Textes. Jean-Jacques Rousseau habe, selbst aus einfachen Verhältnissen stammend, die Bourgeoisie und das Milieu der vermögenden Intellektuellen verachtet. Mishra verweist auf Rousseaus "Abscheu für großstädtische Eitelkeit, sein Misstrauen gegenüber Technokraten und gegenüber dem internationalen Handel und sein Eintreten für traditionelle Sitten". Alles Dinge, die sich heute in den Wutreden von Trump-Anhängern auf "die da oben" in Washington und überhaupt die ganze Klasse der Experten und Globalisierungsgewinner, wiederfinden. Trump nutzt diese Frontstellung offensiver aus als je ein Kandidat zuvor. Rousseau stellte die moralisch überlegene, weil ursprüngliche Landbevölkerung gegen den städtischen, verkommenen Moloch, in dem jeder nur an sich denkt. Die moderne Gesellschaft verderbe den guten Menschen, fand Rousseau. Das Ergebnis: "Ehre ohne Tugend, Verstand ohne Weisheit, und Vergnügen ohne Glück." Dahinter steht die Sehnsucht nach einem irgendwie unkorrumpierten Leben und in der Globalisierung verlorengegangene Heimat.