In der "London Review of Books" schreibt David Bromwich, ein Yale-Professor, über die "political-correctness-Hysterie" und damit einhergehend mit der zunehmenden Einengung der "freien Rede" als wichtiges Menschenrecht. Die Gefühle der anderen sind zu schützen – auf Kosten der Meinungsfreiheit. Euphemismus und krampfhaft neurotische Beschönigungen kommen immer mehr in Mode. Wenn ich zB. die Religion kritisiere, verletze ich die Gefühle eines religiösen Menschen und der "Gefühlschutz" scheint sich zu einem neuen Recht zu entwickeln, welches stärker als die Meinungsfreiheit wiegt. Dabei sprechen wir aber noch lange nicht von Blasphemie, die Herabwürdigung religiöser Lehren. Dies wäre auch nach unserem Recht strafbar, nicht aber Religionskritik.
Die Hausordnungen auf den US-Unis befördern diese neue Entwicklung bereits jetzt schon ganz massiv, bald können Gesetze nachfolgen ("crazy Americans!").
In diesem ungeheuer langen, sehr lesenswerten Essay bringt David Bromwich sein ganzes Unbehagen an der amerikanischen Debattenkultur zum Ausdruck, in der die Meinungsfreiheit mehr und mehr einem scheinbaren Recht auf "Gefühlschutz" Dritter weichen muss, nicht gekränkt zu werden. Die Gefühle der Zuhörer werden zur entscheidenden Instanz, während der Sprecher selbst seine Emotionen unterdrücken soll. Anhand von Beispielen, die ich hier nicht aufzählen möchte, betreibt Bromwich Gesellschaftskritik und verurteilt diese neue Entwicklung.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
"Das heroische Bild des Häretikers, der allein gegen die Kirche steht, des Dissidenten gegen den Staat, des Künstlers gegen die Massenkultur, verblasst immer mehr. Wenige fühlten sich durch die Zwänge der Zensur in ihren Rechten beschnitten; Immer mehr zeigen ein Interesse daran, unangenehme Reden von Politikern und Angehörigen der 'dominanten Kultur' (die auch Weiße mit bescheidenem Einkommen umfasst) zu zensieren", heißt es im Text.
Mit Verweis auf einen Artikel des Soziologen Jonathan Cole im Atlantic erklärt Bromwich die neue Repression an amerikanischen Elite-Universitäten damit, dass die Tugend- und Redenwächter bisher ein Leben "in sehr engen und geraden Bahnen" geführt haben: "Sie waren immer gut in Betragen und haben es nicht bereut. Sie sind schlecht gerüstet, irgendetwas zu verteidigen, das bei Autoritäten oder aktivistischen Kommilitonen als schlechtes Betragen zählt."
"Meanwhile, since the fall of Soviet communism, liberal bureaucrats in the North Atlantic democracies have kept busy constructing speech codes and guidelines on civility to soften the impact of unpleasant ideas."
Thatcher hat sich in GB gegen die Verfolgung bzw Auslieferung Rushdies wegen Blasphemie in seinen "Satanischen Versen" gestellt. Die muslimische Gesellschaft sprach jedoch die Fatwa aus und Rushdie musste unter Polizeischutz gestellt werden. Nur wann beginnt die Blasphemie, schon jede Religionskritik würde zur Gefahr werden. Die indische Regierung hat den Verkauf der satanischen Verse wiederum verboten.
Zwangsneurotisch und inquisitorisch:
Welche Blüten der political-correctness-Wahn auf US-Hochschulen bereits treibt, ist ja völlig abstrus und es besteht die Gefahr, dass wie so vieles auch die PC zu uns herüberschwabbt und ähnliche Blüten zu treiben beginnt. Dazu ein immer guter Beitrag einer Serie im "Karriere-STANDARD" von Michael Mayer aus Stanford:
http://derstandard.at/2000036304305/Silicon-Valley-Der-Ort-der-Extreme?ref=rec
Sprechverbot an US-Unis..."US-Unis auf dem Weg zum Streichelzoo"
Über die sozialen Netzwerke verbreiten sich solch neue gesellschaftliche Entwicklungen in Windeseile, wir sollten auf diese neue Kultur nicht nur verzichten, sondern uns dagegen proaktiv wehren.