Für den sehr eloquente Grazer (Rechts)Philosophieprofessor Peter Strasser (66) und Autor vieler Bücher ("Morgengrauen" ) gibt es in seinem NZZ-Gastbeitrag in Bezug auf die Menschenrechte eine Menschheit "erster" und eine Menschheit "zweiter" Klasse, was dem Gedankengut des postmodernen Relativismus eigentlich wiederspricht.
Seine Schlussfolgerung im Spannungsfeld zwischen "westlichem Vernunftrecht" (UNO-Menschenrechtsdeklaration und EMRK und europ. Grundrechte-Charta) und "islamisierter Kairoer Menschenrechtsdeklaration" mit Primat der Scharia:
Artikel 24 der "Kairoer Deklaration" 1990:
"Alle Rechte und Freiheiten, die in dieser Erklärung genannt wurden, unterstehen der islamischen Scharia".
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Einerseit verweist Strasser auf Stuart Mill: "Alle Menschen wollen möglichst glücklich und jedenfalls möglichst leidlos leben. Niemand will sich von Tugendwächtern drangsalieren lassen".
Andererseits kritisiert Strasser den Eurozentrismus insofern, als er geopolitisch nicht für die gesamte Menschheit unter dem Motto: "Alle Menschen sind gleich" zu gelten scheine, sondern in eine Herablassung einer westlichen Menschheit "erster Klasse" und einer afrikanisch-islamische Menschheit "zweiter Klasse" mündet.
Als Lösung bietet Strasser an:
Kein geografischer, kein historischer Ort entscheidet über die Vorzugswürdigkeit einer Weise des Zusammenlebens, sondern allein der "freie Wille" und das "mitfühlende Herz" geleitet durch die "autonome Vernunft".
Zum "mitfühlenden Herz" fällt mir dazu noch Herman Hesse ein, der in der "Güte" die höchste Stufe der Weisheit des Menschen erblickt.
Die westliche Welt lässt im Umgang mit "unterentwickelten" oder "anderskulturellen" Nationen, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, oft eine fragwürdige Toleranz erkennen. Man dürfe, so das postmoderne Argument, die Mentalitäten im "arabischen" und "afrikanischen" Raum nicht überfordern. Hinter diesem Argument steckt jedoch auch eine fatale Herablassung. Man wisse es eben "dort" nicht besser, weil "dort" mangels besserer Einsicht die ethischen Standards der Aufklärung unverstanden blieben.
Toleranz dem Gegenüber zu zeigen kann oft auch Zeichen dafür sein , dass man das jeweilige Gegenüber ohnedies nicht für "voll" nimmt; man verhält sich, als ob man es mit einem geistig Minderbemittelten oder einem Kind zu tun hätte.
"Jemanden zu respektieren, seine Geschichte zu respektieren" (Maalouf) verlangt, dass man ihn als Angehörigen derselben Menschheit betrachtet und nicht als Angehörigen einer zweitklassigen Menschheit." Diesem Verlangen zu genügen, war eines der deklarierten Ziele der postmodernen Eurozentrismus-Kritik.
Jedoch führt der pseudoreligiöse Einzigartigkeitsglaube zweifellos immer wieder zu mörderischen Auseinandersetzungen, die vermeintlich kollektiver Selbsterhaltung galten:
Wir Deutschen, wir Russen, wir Japaner; wir Christen, wir Muslime, wir Juden, wir Chinesen, etc... eine schier endlos fortsetzbare Liste nationaler, ethnischer und konfessioneller Entitäten. Diese "Identitäten" sind zu oft Phantasmen, die sich um historische Mythen ranken (Narrative, Erzählungen). Zugleich befördern sie eine schicksalsträchtige und im worst case kriegerische Mobilisierung und Auseinandersetzungen der Massen.
Toleranz kann überdies auch so gelebt werden, dass man das jeweilige Gegenüber nicht für "voll" nimmt. Daher setzt der Postmodernist (dtsch. Marquard, amerik. Rorty, österr. Feyerabend) auf "kulturellen Polytheismus".
Zwar hatte man in der griechischen und römischen Antike jeweils seine eigenen religiösen Gepflogenheiten; doch man ließ jene der "Barbaren" pragmatisch gelten. Um des lieben Friedens willen war man im Idealfall bereit, fremde Gottheiten gleichsam zu "adoptieren", ihnen einen begrenzten Respekt zu erweisen und Opfer darzubringen.
Beim Juden-Christentum, dessen Gott keine anderen Götter neben sich dulden wollte, sondern diese im Gegenteil verteufelte, hörte der imperiale Grossmut auf. "Entweder – oder", das war die Losung der dann dekadent gewordenen Römer. Entweder die Aufsässigen konvertierten zum verhassten Vielgötterglauben ihrer Unterdrücker, oder sie fanden den schmachvollen Martertod am Kreuz.
In den Augen der Postmodernisten bringt erst der "kulturelle Polytheismus" den Gedanken der Toleranz zur Vollendung. Dieser Gedanke verhält sich abweisend, was unsere tief eingewurzelte westliche Neigung betrifft nach objektiven Wahrheiten zumindest zu streben auf Basis säkularer Vernunft. So gesehen brächte der "Westen" - der im Namen absoluter Wahrheit einst selbst die schlimmsten Menschheitsverbrechen rechtfertigte - damit die Frohbotschaft eines gedeihlichen Miteinander.
Die Botschaft der Avantgarde lautet: "Es gibt nicht die Wahrheit, sei es in Form einer Religion, eines Ethos oder einer Kultur; es gibt nur die vielen regionalen Wahrheiten, denn alles hat seinen spezifischen Ursprung und individuellen Kontext". Avantgardist Feyerabend spricht von "Anything goes" . Der "Hexenhammer" aus dem späten 15. Jahrhundert wäre demnach nicht weniger rational gewesen als ein gegenwärtiges Lehrbuch der Physik .
Der Wahrheitsrelativismus ist bei uns eine Schrumpfform, wie man sie im sogenannten "liberalen Diskurs" oft bemerkt. Demnach entspricht es zwar unseren Standards, dass die Unantastbarkeit der Menschenwürde und die Unveräußerlichkeit der Menschenrechte zum Kern einer jeden staatlichen Räson gehören. Ihre Umsetzung gilt als Bedingung der Humanität.
Dennoch kann man immer wieder die Forderung hören, man solle die "Authentizität" kultureller Gegenpositionen anerkennen, die aus historisch und geistig anders fundierten Quellen gespeist werden, heute vornehmlich aus dem theokratischen Erbe des Islam. Derlei Bereitschaft zur "Diversion" mag zum Ziel haben, einer weiteren zivilen Verhärtung des Westens entgegenzuwirken.
Jedoch kann daraus auch ein Kollateralschaden entsstehen, nämlich eine Schwächung jener Prinzipien des Guten und der Gerechtigkeit, die mit wohlerwogenen Gründen den Anspruch erheben, nicht bloss regional, sondern universell gültig zu sein (zB. UNO-Menschenrechtsdeklaration).
Die "Kairoer Variante" versus säkularer "UNO-Menschenrechtsdeklaration" 1948(als Deklaration eine nicht rechtlich, jedoch moralisch verpflichtende Völkerrechtsnorm, sieht man von Völkergewohnheitsrecht ab). Die "Kairoer Variante" 1990 bestätigt zwar die absoluten Rechte für alle Menschen , jedoch mit der Einschränkung, dass sie den Geboten des Islam nicht widersprechen dürfen!! (=Primat der Religion).
Der Universalitätsanspruch der Ethik steht quer zu allen Herrschaftsforderungen, die von Männern gegenüber Frauen, Priestern gegenüber Laien, Nationen gegenüber anderen Nationen, auch geburtlich oder Elternhaus-Privilegierten sind, gegenüber einfachen und armen Leuten aus den Unterschichten erhoben werden.
Paradoxerweise muss jedoch gerade dieser Anspruch – aus der Perspektive des multikulturellen Credos – mit dem Vorwurf rechnen, eine ganz bestimmte Moral, nämlich die westliche, absolut setzen zu wollen.
Atilay Ileri spricht von glückender und missglückender Integration von Muslimen, ein System der Teilhabe hier und weltweit.
Erstens liegt der aufgeklärten Ethik das Postulat zugrunde, wonach alle Menschen "gleich" sind, ein Postulat, das den Staat verfassungsgemäss bindet. Keinen willkürlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern, Rassen, Religionen und der sozialen Herkunft eines Menschen zu akzeptieren.
Zweitens gilt, dass jeder erwachsene und geistig gesunde Mensch aufgrund der ihm eigenen – allgemeinmenschlichen – Vernunft über eine Autorität verfügt, die ihn nicht zuletzt in moralischen Angelegenheiten zum obersten Richter seiner Überzeugungen macht.
Kein Gottesbild kann ein Bild des Gottes aller Menschen sein, wenn es einschliesst, dass nicht alle Menschen gleich sind.
Demgegenüber existiert seit 1990 neben der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte"1948 die sogenannte "Kairoer Variante". Darin werden die absoluten Rechte für alle Menschen bestätigt, indessen mit der Einschränkung, dass sie den Geboten des Islam nicht widersprechen dürfen. In Artikel 24 heisst es: «Alle in dieser Erklärung festgelegten Rechte und Freiheiten sind der islamischen Scharia nachgeordnet.»
Kein Menschenrecht wird als solches – als autonomes Recht des Menschen – anerkannt, weil alles Recht im Grunde göttliches Recht ist. Das kommt jedoch - unverblümt ausgedrückt - einer Aufhebung der Menschenrechte gleich!
Was gilt jetzt?
Dürfen wir angesichts der hier festgeschriebenen Fundamentaldifferenz trotzdem "eurozentrisch" darauf beharren, dass in ethischen Angelegenheiten dem menschlichen Urteil die höchste Autorität beizumessen sei? Kurz gesagt: Ja!!.
Da kein Mensch die Missachtung seiner natürlichen Selbstachtung und seines Strebens nach Wohlbefinden freiwillig als gerecht akzeptiert, sind Traditionen, in denen Ungerechtigkeiten geheiligt werden, unmoralisch. Wird der unbefragbare Wille Gottes über das menschliche Vernunfturteil gestellt, dann ist darauf, wiederum "eurozentrisch", zu erwidern, dass kein Gottesbild ein Bild des Gottes aller Menschen sein kann, wenn es einschliesst, dass nicht alle Menschen gleich sind.
Wer einer derartigen Sicht der Dinge ihre westliche Signatur vorhält, übersieht, dass es um eine Moral geht, die der menschlichen Natur, ihren Bedürfnissen, Nöten und Freuden am besten entspricht.
John Stuart Mill (Buch "Utilitarianism"/1861) hat auf einfache Weise formuliert: "Alle Menschen wollen möglichst glücklich und jedenfalls möglichst leidlos leben. Niemand will sich von Tugendwächtern drangsalieren lassen, niemand will eine Not erdulden müssen, die einzig der Befestigung einer Tyrannei, ob göttlich oder irdisch, dient".
"Eurozentrismus" kann jedoch auch nur dann überzeugen, wenn dieser den Verzicht auf Eurozentrizität im Sinne einer geopolitischen Standortfixierung umfasst, weil es ethisch um die ganze Menschheit geht.
Kein geografischer, kein historischer Ort entscheidet über die Vorzugswürdigkeit einer Weise des Zusammenlebens, sondern allein der "freie Wille" und das "mitfühlende Herz" geleitet durch die "autonome Vernunft".
Apropo "mitfühlendes Herz": Herman Hesse sieht in der "Güte" die höchste Weisheit des Menschen.
Unsere verfassungsgeschichtliche und von der Aufklärung geprägte Auffassung, wonach alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, bedeutet nicht, untereinander gleich zu werden. Die bestehenden Unterschiede zwischen Menschen werden durch die verfassungsmässige Gleichheit vor dem Gesetz nicht eingeebnet.
In Europa haben wir unsere Religionskriege (30-jährige Krieg hat neben der Pest die halbe europäische Bevölkerung vernichtet) ausgefochten und weitestgehend beigelegt. In anderen Gesellschaften steht das noch aus. Und es sieht so aus, als würden fremde Religionskriege nach Europa hineingetragen, und zwar insbesondere durch den Islam, wie es sich wohl auch aus der Kairoer Erklärung ergibt.
Für mich persönlich ist das Konzept der "Kairoer Erklärung" völlig unakzeptabel, weil die "UNO-Charta der Menschenrechte" das universellere ist. Die ganze (nicht nur westliche) Welt hat mit den von den Vereinten Nationen deklarierten Menschenrechten einen Maßstab zur Hand, an dem sich jegliches menschliches Handeln universell bewerten lässt. Nicht mehr und nicht weniger - causa finita.
Man kann sich von den aufgeklärten Völkern keinen archaischen, mittelalterlichen Rückwärtssaldo im Namen der Toleranz erwarten.
Sondern ganz im Gegenteil sollten wir mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln unsere Freiheit verteidigen.
Eine vermutlich nur Minderheit von islamistischen Migranten bringen ihre Steinzeit Ansichten eines Islams der Intoleranz und der Unterwerfung eben mit und sind zur Integration nicht bereit. Denen ist klar zu machen, dass sie bei uns nicht willkommen sind.
Dazu käme noch der Hohn das dieser Islam von uns genau jene Toleranz fordert, die er uns umgekehrt aber niemals zubilligen würde. Es ist nicht unser Fehler, dass diese intolerante Ansicht in seinen mittelalterlichen Strukturen und Vorstellungen gefangen geblieben ist und daher nicht in unsere moderne Gesellschaft passt. Fazit? "Viele Islamisten verachten unser Land und lachen über unsere Justiz.“ Ich erinnere mich auch an das Buch von Jean Ziegler (siehe Bild): "Der HASS auf den WESTEN"!!
Eine wichtige Bedingung zur Durchsetzung von Menschenrechten ist die DEMOKRATIE mit Rechtsstaatlichkeitsprinzip und Gewaltentrennung als Regulativ für einen pluralistischen Völker-Kommunikationsraum, deren "gemeinsame Schnittmenge" die Anerkennung der Prinzipien der Demokratie sein muss.
Diese Prinzipien müssen - ich nehme uns nicht aus - auch gegen degenerative, eigene Entwicklungen des neoliberalen Kapitalismus und einer Lobbyismusdemokratie oft korrupter politischer Eliten durchgesetzt werden.
Der Art. 24 der "Kairoer Erklärung" muss kategorische abgelehnt werden. In einer aufgeklärten Demokratie gilt das Prinzip der Trennung zwischen "Kirche und Staat" und dem Primat des staatlichen Rechtes . Darüber brauchen wir in Kenntnis der Geschichte wohl nicht mehr diskutieren, oder?
Dass es eine Menschheit erster und zweiter Klasse nicht geben sollte, ist wohl auch klar. Das zu ändern, ist ein schwer und nur asymptotisch erreichbares Ziel, würde ich aus pragmatischer Sicht meinen.
Persönlich bin ich auch der Meinung, dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ein normativ niederrangigeres Grundrechts-Prinzip werden sollte aus empirischen Erfahrungen der Geschichte.