Als ich heute morgen mit der U-Bahn in die Arbeit gefahren bin, habe ich beobachtet, wie Kinder, sie waren wohl keine 12 Jahre alt, mit ihren Smart Phones spielten. Sie taten das mit einer Selbstverständlichkeit, die mich zugleich faszinierte wie erschreckte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mein erstes Mobiltelefon in Händen hielt, ich war schon im fortgeschrittenen Alter, hatte meine Ausbildung beendet und blickte voller Stolz auf ein großes, stattliches Gerät. Waren das Zeiten! Und jetzt? Jetzt sind die Handies schlank, modern, stylisch und haben komplexe Funktionen, die man vor einigen Jahren noch für unmöglich gehalten hätte.
Dieses einfache Beispiel zeigt, vor welchen unglaublichen Veränderungen wir stehen. Die digitale Revolution beeinflusst Lebens- und Arbeitswelten so stark, dass manche Experten bereits ein zweites Maschinenzeitalter ausrufen. Ich habe dieses Thema im letzten Wahlkampf in Österreich, aber auch in Deutschland, sehr vermisst, denn kaum ein Politiker hat offen und ehrlich gesagt: "Die Digitalisierung stellt Unternehmen vor immense Herausforderungen, viele Jobs werden verloren gehen!" Natürlich wollte das Thema niemand ansprechen, denn es fehlen Lösungen gegen eine mögliche Massenarbeitslosigkeit. Hier gewinnt die Diskussion ums bedingungslose Grundeinkommen einmal mehr an Bedeutung, stellt sich doch die Frage, wovon die vielen hunderttausenden Arbeitslosen leben sollen.
Ich kann selbstverständlich nicht für alle Berufsgruppen und Unternehmenssektoren sprechen, aber auch uns Banken stellt die Digitalisierung vor Herausforderungen. Ein Bericht der Tageszeitung "die Presse" vor knapp drei Monaten ließ mich aufhorchen. Dort heißt es:
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Kaum eine andere Branche steht vor so großen Herausforderungen wie der Finanzsektor. Österreichs Banken sind im internationalen Vergleich nach wie vor zu wenig profitabel, und auch die Kapitalausstattung ist niedrig, stellte die OECD vor kurzem in einem Bericht fest. Mit der Nutzung neuer Technologien könnten die Banken im Privatkundengeschäft ihr Ertragspotenzial deutlich heben.„Österreichs Banken verschlafen derzeit noch zu viele Chancen der Digitalisierung“, sagt Lukas Haider, Experte der Boston Consulting Group (BCG) für Financial Services in Österreich. Haider untermauert seinen Befund mit der neuen Studie „Global Retail Banking 2017“, für die 42.000 Privatkunden in 16 Ländern befragt wurden.
Bereits 51 Prozent der Österreicher wickeln ihre Bankgeschäfte vorwiegend digital ab, nur elf Prozent der Kunden gehen in die Filiale. Da dürfen wir uns dann alle auch nicht wundern, wenn Banken Jobs abbauen. Ich stelle mir hier vor allem die Frage: Wie können wir für Kunden attraktiv bleiben? Welche Erwartungen haben Kunden in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung an Banken?
Die digitale Revolution kann Menschen nicht ersetzen.
Die Kinder in der U-Bahn haben mir gezeigt, dass die digitale Revolution nicht aufzuhalten ist – und von den Menschen gewünscht ist. Nur glaube ich, dass wir uns der weit reichenden Folgen der Digitalisierung nicht ausreichend bewusst sind.
Im Bankensektor wird sich die digitale Revolution neben täglichen Überweisungen vor allem beim Investieren bemerkbar machen. Über das Handy bekommen Bankkunden aktuelle Informationen, so genannte "Push-Mitteilungen", welche Aktien, Wertpapiere oder Anleihen sich gut entwickeln. So kann man rasch und schnell Investments tätigen – doch die Frage, ob eine persönliche Beratung durch einen Profi nicht besser ist, bleibt. Denn der Nachteil ist nun einmal, dass die Inhalte dieser Mitteilungen nicht ausreichend – bis gar nicht – interpretiert werden. Daher bin ich persönlich ein absoluter Befürworter eines aktiven Portfolio Managements, da ein aktives Management mehr Sicherheit bringt.
Es gibt auch bereits „Robo Advisor“, die Kunden in Geldfragen beraten. Aber auch hier bezweifle ich, dass ein Anlageroboter aktiv Trends erkennen und proaktiv agieren kann. Hinzu kommt die Erfahrungen, die Menschen im Laufe ihrer beruflichen Laufbahn sammeln. Und diese sind unbezahlbar. Ein guter Berater oder eine gute Beraterin kann, egal, in welchem Sektor, einen vor so manchem Fehler bewahren, und die vermeintlich höheren Kosten werden durch die Vermeidung von Verlusten kompensiert.
Ich bleibe dabei: Der Digitalisierung schreitet voran, aber Menschen bleiben auch im Bankensektor weiterhin unersetzlich!
Liebe Grüße, Eduard Berger