Die ersten Jahre sind gemeistert, habe so einiges gelernt, Sitzen, Krabbeln, Laufen - die wichtigen Dinge eben, aber auch dass es ratsam ist, sich mit dem Hofhund zu verbünden und diesen als Beschützer vor "Gutzigu" und Wangenkneifern von allen möglichen Tanten zu haben. Insofern notwendig, da die 4 noch lebenden Schwestern meiner Oma ein Wohnrecht im alten Bauernhaus hatten. Das heißt, egal wann sie vorbeikamen, ein Zimmer musste frei sein. Was für Freude sorgte beim Vater:" Es werd Zeit, dass i des neie Haus fertig kriag. De Walpurgisnächte dauernd tua i ma nit an!" und auch beim Opa :"Wann se schon zschirch san dass an Mann kriagn, dann kinatn se wenigstns den Anstand habn und unter die Erdn gehn!" Ich persönlich fand es ja toll, die brachten Schokolade mit!
Irgendwann kommt für jeden der Zeitpunkt wo er eine wichtige Entscheidung treffen muss. Windel oder Topf ist ja einfach, aber Kindergarten... Ja...nein...vielleicht. Also wurde ich ins Auto geschnallt und es ging bergab. Richtung Kindergarten.
Im Kindergarten: Nach eingehender Studie von zwei Stunden dem Kind die Entscheidung abgenommen. Es ist nicht Kindergartenkompatibel. Als das Thema Mittagsschlaf angesprochen wird, erklärt es der Betreuerin, dass "i nit schlafn geh lei weil mir irgendwer des anschafft. Miadig bin i a nit und du bist nit mei Mama, und Angst hab i vur dir a kane!" Missmut regt sich bei der Betreuerin und als das Kind ihr eine Freude bereiten will :" schau, i hab a Maus gfangen. Mitn Schlapf getroffn. Daham habma kane im Haus, da is sauba. Nur im Stall san se, aber da is a dreckig!" wirkt sie nicht begeistert. Also muss jemand das Kind nach Hause bringen. Es geht also Berg auf. Zu Hause stellt es vehement fest, dass "singen, spielen und zeichnen daham a geht" und droht mit Konsequenzen, falls morgen das Thema wieder aktuell werden sollte. Die Eltern wählen den leichteren Weg und das Kind wird nicht im Kindergarten angemeldet.
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Danke!
Ein weiteres Jahr vergeht und ich hatte beschlossen dass es von Vorteil ist schon vorzeitig Lesen und Schreiben zu lernen. Gesagt getan. Opa hatte Zeit und brachte mir Lesen bei, zumindest versuchte er es...blöd nur dass er keine Geduld hatte "des is ja nit so schwer, des Dachl da is a großes A" - "Aber Dachl fangt ja mit Deee an!" Er gab auf. "Gegn di is ka kraut gwachsn, wann so gscheid bist, dann lern dirs selba!" Guter Lehrer wär er wohl keiner gewesen. Also kramte ich die Schulbücher des Bruders hervor und fing an zu schreiben und zu lesen, was von einigen Misserfolgen nicht verhindert werden konnte. Den Eltern fiel es irgendwann auf und so sahen sie sich genötigt Lesestoff zu besorgen. "In da Schul hättest des a fria gnuag gelernt!" (Ich versteht heute noch nicht das Problem) "Dann will i in die Schul!" Es gab nur ein Problem, das Geburtsmonat. Nach August geborene Kinder mussten das Vorschuljahr machen. Ich hatte damit ja kein Problem. Früh aufzustehen war ich ja gewohnt, da ich ja auch mitarbeiten durfte im Stall. Meine beiden Hasen mussten versorgt werden - klar hätte das nicht um sechs Uhr morgens sein müssen aber wie Opa sagte :" a richtiga Bauer wecktn Hahn und nit umgekehrt!" Und ich war ein richtiger Bauer - mit zwei Hasen. Die Vorschulzeit war nicht aufregend genug um groß erörtert zu werden - mir war durchgehend langweilig. Als einzig evangelischer in der Klasse musste ich dem katholischen Religionsunterricht beiwohnen. Naja. Zwei Monate lang. "Mir gfallt de Halskettn (Rosenkranz) nit, und i mag dem Pfarrer nit erzähln (Kinderbeichte) ob i schlimm war, und unser Pfarrer sagt es gibt kane Heiligen des is Blasemie (Blasphemie)" genügten um Dienstags eine Stunde früher Schulschluss zu haben. Eine Stunde weniger Ermüdung vor dem 6km langen Heimweg.
Die erste Klasse Volksschule und ich war gefordert. Schreiben konnte ich ja schon und wenn ich schnell genug fertig war durfte ich in der Leseecke ein Buch aussuchen. Da die aber bald ausgelesen waren fragte ich "ob i nit a dickares habn kinat"! Alles war machbar und so wurden Bücher besorgt für mich.
Doch wenn ich ins Lesen vertieft war gab ich das Buch freiwillig nicht mehr her. Als eine Lehrerin nach dem " Michel aus Löhneberg" griff sagte ich "Geh lass du mi hiatz fertig lesen" was mir meine erste Strafaufgabe einbrachte. Nicht weil ich das Buch nicht hergeben wollte, sondern weil ich sie geduzt hatte. 25 mal den Satz "Ich darf meine Lehrerin nicht duzen" - ich war ihr nicht böse deswegen und schrieb den Satz 50 mal. Auf die Frage warum erhielt sie die Antwort :" ja, weil i di halt mag Frau Lehrerin!". Da gab sie auf...irgendwie zog sich das Problem mit der Autorität durch die ganze Schulzeit, hauptsächlich in der Hauptschule eckte ich einige Male an.
Dazu mehr im nächsten Teil, in dem auch mit dem bäuerlichen Tagesablauf abgerechnet wird.