"Das ist keine Nationalmannschaft!"

Es gibt da diese Leute, die den Genpool der deutschen Bevölkerung gerne einschränken würden, zu erkennen an Kommentaren wie "Das ist keine deutsche Nationalmannschaft".

Ähm...doch!

Deutschland war bereits vor dem ersten Weltkrieg ein Einwanderungsland. Der damalige Erfolg der deutschen Industrie beruhte nicht zuletzt auf massenhafte Zuwanderung aus Böhmen, Polen und osteuropäischen Ländern. Zu erkennen ist das heute noch an den vielen Familiennamen eben mit dieser Herkunft. Heute bezweifelt niemand mehr, dass es sich bei den Nachfahren um Deutsche handelt. Anders ist das bei Menschen, die bestimmten Volksgruppen angehören. Ich denke da insbesondere an Sinti, Roma, aber auch Jüd*innen und Sorben. Es gibt sogar immer noch Journalist* innen, die in ihren Artikeln z.B. zwischen Jüd*innen und Deutschen unterscheiden und die Mehrheit der Bevölkerung denkt bei Sinti und Roma an Menschen aus Rumänien und Bulgarien. Dabei ist die Mehrheit dieser Bevölkerungsgruppen oft seit mehr als 5 Generationen hier heimisch. Es ist in den meisten Fällen auch so, dass man einer dieser Bevölkerungsgruppen angehört und Deutsche(r) ist.

Ganz problematisch ist es auch bei P.O.C. Oft sind sie Nachkommen von us-amerikanischen Soldaten und sind ebenfalls seit Generationen hier heimisch. Genauso ist es mit Menschen mit türkischen Namen. Auch sie sind oft bereits in der 3. Generation hier, ihre Kinder in der 4. und haben damit per Definition keinen Migrationshintergrund mehr, gehören zur autochthonen Bevölkerung. Nach dem zweiten Weltkrieg wäre es wieder ohne die Zuwanderer und ihre Nachkommen nie möglich gewesen die drittgrößte Volkswirtschaft nach USA und China zu werden. Dabei liegen wir im Ranking der Bevölkerungszahl mit Platz 19 weit hinter China (Platz 1) und den USA (Platz 3).

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde über die Heimatvertriebenen nicht anders gehetzt als heute über Geflüchtete. Sie waren die Ersten, die verdächtigt wurden, wenn irgendeine Straftat stattfand, galten als "Schmarotzer", die nur kosten und nichts einbringen, wurden auch nicht als Deutsche anerkannt (ich selber als Nachfahrin von Heimatvertriebenen wurde noch in den 70ern als "Polacken-Balg" beschimpft, dabei hat weder meine Großmutter noch ich jemals polnisch gesprochen) und überhaupt waren sie alleine an Hilter schuld. Das änderte sich erst als man mit den Türk*innen ein neues Hassobjekt fand. Heute würde keiner mehr auf die Idee kommen, Heimatvertriebenen und ihren Nachfahren das Deutschstein abzusprechen.

Aber auch biologisch betrachtet ist dieses völkische Denken, dieses Einschränken auf eine bestimmte ethnische Abstammung völliger Quatsch. Nachweislich ist es ein möglichst breiter Genpool, der für das Überleben einer Art wichtig ist.

Aber im Grunde ist das Alles egal. Wer in der deutschen Nationalmannschaft spielt, ist Deutsche(r). Definiert wird das einzig durch die Staatsangehörigkeit, Punkt.

Knapp 30 % der Bevölkerung dieses Landes hat selber Migrationserfahrungen oder stammt direkt von Menschen mit einer solchen ab. Ob es den Braunies nun gefällt oder nicht, die Fußball-Nationalmannschaft der Männer spiegelt die Migration der letzten 200 Jahre Deutschlands wieder. Wir sind, waren und bleiben Einwanderungsland und die Braunies müssen sich daran gewöhnen, dass man als Deutscher auch Gündoğan, Boateng oder Sané mit Familiennamen heißt, dunkle Haut, Haare und Augen hat (was übrigens auch auf viele Heimatvertriebenen zutrifft) und nicht dem Christentum angehört.

Was das Anerkennen und Leben unserer Werte angeht, nun damit tut sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der selbsternannten Deutsch-Deutschen auch schwer, denn Menschen je nach Aussehen, Herkunft, Religionszugehörigkeit, Namen, Geschlecht, sexueller Orientierung unterschiedliche Wertigkeiten und Rechte zuzusprechen, ihnen bestimmte Eigenschaften wegen einem oder mehrerer dieser Merkmale zuzusprechen, ist weder mit unseren Werten noch unserem Grundgesetz vereinbar. Ach ja, Deutschsein macht einen übrigens nicht zu einem besonders wertvollen oder besseren Menschen. Als Deutsche(r) ist man nicht automatisch wertvoller als Kongoles*innen, Rumän*innen oder Menschen sonstiger Staatsangehörigkeiten, denn das was im Pass steht sagt gar nichts über einen Menschen aus.

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